Die Pferdelords 10 - Die Bruderschaft des Kreuzes. Michael Schenk

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Die Pferdelords 10 - Die Bruderschaft des Kreuzes - Michael Schenk Die Pferdelords

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hoffte, diesem Anspruch gerecht zu werden.

      Bei diesen Gedanken musste der junge Pferdefürst unbewusst lächeln. Vielleicht hatte seine Llaranya wirklich recht und er war kein ungestümer Krieger mehr. Jedenfalls nahm er sich vor, jeden dieser Männer wieder in die Hochmark zurückzubringen.

      Ein seltsamer Gedanke, wo es doch nur zu einer Waffenübung ging.

      Kapitel 5

      Zu einer Zeit, welche selbst die Elfen nicht benennen konnten, überragte ein beeindruckender Bergkegel das Land. Dann erschütterten Beben die Erde und der hohe Berg verschwand unter einer Wolke aus Feuer und Asche. Glühendes Gestein floss seine Flanken hinab und das Land versank für lange Zeit in Finsternis, bis die Sonne erneut hervorbrach. Aber das Antlitz des Landes hatte sich gewandelt und aus dem hohen Bergkegel war ein großer Krater geworden. Seine Wände stiegen steil empor und an seinem Grund sammelte sich gelblich grüne Nässe. Erneut verging eine lange Zeit und die Erosion forderte ihren Tribut. Ein kleiner Teil der Felswand gab nach, stürzte ein und das Wasser des großen Flusses strömte in den Krater und bildete einen kristallklaren See. Viele Menschenalter später gab es den See noch immer, aber sein Anblick hatte sich abermals verändert.

      Wenn man sich dem Berg vom Land näherte, sah er nun wie ein flacher Kegel aus, dessen oberes Ende man abgetrennt hatte. Das Gestein wies die verschiedensten Schattierungen von Schwarz über Grau bis Braun auf, war scharfkantig und stieg vom Fuß des Berges immer steiler an. Oben, auf dem Rand des Kraters, erhob sich in strahlendem Weiß das typische, glatte Mauerwerk menschlicher Baukunst. Eine hohe und massive Wehrmauer, die sich um den gesamten Krater zog, unterbrochen von achteckigen Türmen mit Plattformen, auf denen schwere Dampfkanonen standen. Überragt wurde diese Anlage von dem gewaltigen Turm, der sich inmitten des Kratersees auf einer Insel erhob. In seiner enormen Größe erschien er trotz seines Durchmessers schlank und filigran, unterbrochen von zierlich wirkenden Balkonen und Brüstungen, bis die Spitze des Turms in der Plattform endete, auf der sich die Signalstation befand.

      Der Turm war umgeben von säulengetragenen Gebäuden und Grünflächen. Hier wirkten König und Kronrat des Reiches von Alnoa. Geschwungene Brücken führten über den großen Kratersee hinweg zu seinem Rand. Die Häuser der Stadt folgten dem Verlauf der Felswände, zogen sich ringförmig herum und stiegen immer höher an, sodass die Stadt ein wenig den Eindruck vermittelte, die Gebäude seien die Zuschauer eines riesigen Amphitheaters, dessen Bühne der Königspalast bildete. In der Stadt dominierte der weiße Stein, den die Bauherren des Reiches bevorzugten, und dies hatte dazu geführt, dass man sie auch die „Weiße Stadt“ nannte. Sie war das politische und kulturelle Zentrum des Königreiches von Alnoa und trug den Namen Alneris.

      Es gab nur einen Zugang zur Stadt. Dort, wo einst ein Teil der Kraterwand eingestürzt war und nun die Verbindung des Sees mit dem Meer bestand. Die breite Straße und die Zufahrt des Hafens von Alneris waren durch schwere Tore und mächtige Batterien geschützt. Der Fluss Genda verband die Stadt mit dem offenen Meer und der Hafenstadt Gendaneris. Seit dem Seefrieden mit den Schwärmen der See blühte der Handel mit anderen Völkern, doch in Alneris machte sich dies nur indirekt bemerkbar. Der begrenzte Raum des Kratersees war Hauptankerplatz der königlichen Flotte, und die Schiffe aus fremden Ländern nutzten das ferne Gendaneris als Anlaufstelle. Ein reger Warentransport herrschte zwischen der Hauptstadt und dem Handelszentrum des Reiches.

      Das Königreich von Alnoa bestand aus Provinzen mit deren Hauptstädten und Dörfern, die dem König Tribut zollten. Ansonsten blieben sie überwiegend eigenständig. Sie unterhielten eigene Stadtmilizen, die nicht dem Oberbefehl des Königs unterstanden, und entsandten ihre Ratsherren, um sich durch diese im Kronrat vertreten zu lassen. Nur die Präsenz der königlichen Gardekavallerie zeigte an, dass die Provinzen Bestandteil eines geeinten Reiches waren.

      Der König Alnoas war eher ein Repräsentant als ein Befehlshaber und musste auf die Wünsche der verschiedenen Interessengruppen Rücksicht nehmen. Nur im Kriegsfall, wenn das Reich unmittelbar durch einen Feind bedroht wurde, war seine Herrschaft uneingeschränkt. Dies führte immer wieder zu Spannungen im Kronrat, der für die goldenen Schüsselchen der Schatzkammer eine bessere Verwendung sah, als sie für die Garde auszugeben. Dies galt vor allem nun, da das Königreich noch immer unter den Folgen des großen Erdbebens litt.

      Der Versammlungssaal des Kronrates lag in einer der obersten Ebenen des Königsturms, der das Beben durch eine wundersame Fügung nahezu unbeschadet überstanden hatte. Die Risse im Wandputz waren übermalt und ein abgestürzter Balkon erneuert worden. Die beiden zu Tode gekommenen Ratsmitglieder hatten inzwischen ihre Nachfolger gefunden. Der Saal war kreisrund und mit weißem Stein ausgekleidet. Die bequem gepolsterten Sitzbänke bildeten ein Rund, welches nur an zwei sich gegenüberliegenden Stellen geöffnet war. Dort, wo sich der Thron des Königspaares erhob, und dort, wo man das Rund der Ratsversammlung betrat. In der Mitte befand sich eine mehrere Längen durchmessende Karte des Königreiches und der angrenzenden Regionen. Es war eine wundervolle Arbeit aus farbigen Mosaiksteinen. Einige von ihnen waren bei den Erderschütterungen geborsten und mussten noch ersetzt werden, doch es gab dringlichere Aufgaben zu bewältigen.

      Die derzeitige Versammlung des Kronrates umfasste sechzehn Mitglieder sowie den König und den Kommandeur der Gardekavallerie.

      Der augenblickliche Redner war Welbur ta Andarat, ein Hochgeborener und somit Adliger des Reiches. Er vertrat keine der Provinzen, sondern gehörte zum Hochadel der Hauptstadt. Als solcher fühlte er sich den anderen Hochgeborenen übergeordnet, und diese Form ausgeprägter Selbstsicherheit verschaffte ihm keineswegs Freunde. Welbur war ein sehr gut aussehender Mann. Er hätte jederzeit für ein Kriegerdenkmal Modell stehen können, doch er kämpfte lieber mit Worten als mit der Klinge. Er galt als Weiberheld und tat vieles, um diesen zweifelhaften Ruf zu nähren. Unbestritten hatte er Verbindungen zu den verschiedensten Kreisen der alnoischen Gesellschaft. Er gehörte zu jenen Ratsmitgliedern, die dem König und der Garde- gerne Knüppel zwischen die Beine warfen. Auch jetzt stellte er sich vehement gegen einen Antrag des Königs und hatte dabei viele der Ratsmitglieder auf seiner Seite, da es um die Belange der Hauptstadt ging.

      „Wie üblich ist Seine Majestät zutiefst um die Sicherheit unserer Grenzen besorgt“, betonte Welbur ta Andarat mit leichtem Spott in der Stimme. „Und wie üblich wird sie in dieser Meinung von unserem geschätzten Gardekommandeur, dem Hochgeborenen ta Enderos, unterstützt. Gleichwohl wissen wir unsere Grenzen durch die vortreffliche Garde gut geschützt. Es will sich mir nicht erschließen, warum wir so viele goldene Schüsselchen zusätzlich aufwenden sollen, um die Grenztruppen zu verstärken, während sie doch so viel dringlicher zum Wiederaufbau unseres Landes und unserer schönen Stadt benötigt werden.“

      Der Mann auf dem Thron hatte nicht die beeindruckende Statur seines Widersachers und sah eher wie ein Kaufmann aus. Venval ta Ajonas, Ajon von Alnoa, König des Reiches und seiner Provinzen, wusste, dass viel Wahrheit in den Worten des Hochgeborenen lag. Viel Wahrheit, doch nicht genug. Er warf dem kleinwüchsigen Gardekommandeur Daik ta Enderos an seiner Seite einen raschen Blick zu, denn er wusste, wie leicht reizbar sein Freund war. Doch Daiks Gesicht blieb nahezu unbewegt. Nur das leichte Wippen auf den Fersen verriet seinen Unmut.

      „Es ist nur zu wahr, wie sehr unser Land und seine Provinzen unter dem Beben gelitten haben“, stimmte der König zu. „Selbst in Alneris sind die Schäden noch nicht beseitigt.“

      „Hört, hört“, warf ein Ratsherr ein und ignorierte die mahnenden Blicke der anderen. „Das will ich wohl meinen, Euer Majestät. Denkt an den Südhang. All die Häuser und Menschen, die in die Tiefe gerissen wurden. Und die großen Trümmer, die noch immer im Hafenbecken liegen. Erst jetzt, zwei Jahre nach der Katastrophe, beginnt sich der Gestank zu verziehen. Wahrhaftig, Euer Majestät, die Schläge, welche wir erlitten haben, sind unübersehbar. Unübersehbar, Majestät.“

      Bei

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