In Amerika. Gerstäcker Friedrich

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In Amerika - Gerstäcker Friedrich

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indem er den Rest in seinem Glas schwenkte, um den Zucker los zu bekommen, und es dann hinterschlüfte, „General Sherman ist einer der gefährlichsten Gegner, die wir haben, und noch frisch bei der Stange. Ja, wenn es McClellan wäre, dann wollte ich nichts sagen, und das Ganze hätte keine besondere Gefahr, aber der Teufel traue d e m Burschen, und die Besatzung von Charleston mag nur auf ihrer Hut sein, bis unsere Truppen nachrücken können, oder sie bekommen einmal eines Nachts unwillkommenen Besuch.“

       „Bah! So viel für Sherman“, sagte auch Taylgrove, „er wird sich hüten, sich ohne Reserve so weit nach Süden zu wagen.“

       „Und wenn er es doch täte?“, meinte der Sheriff. „Haben wir hier etwa Truppen, die wir ihm entgegenstellen könnten? Hol’s der Henker! Die ganze Geschichte hier kommt mir beinah so vor wie so ein Laden in den Städten drunten, wo sie auch ihre sämtlichen Waren in den Schaufenstern liegen und keinen Vorrat haben, aus dem sie das Verkaufte ergänzen können. Hier bei uns könnte er mit der größten Ruhe durchmarschieren, und wir wären wahrhaftig nicht imstande, ihn zu hindern.“

General McClallen

      Links: General William Tecumseh Sherman , rechts General

      George Brinton McClellan

       „Bah, Unsinn“, sagte Bool, der Apotheker, „aller Wahrscheinlichkeit nach existiert Sherman mit seiner ganzen Bande gar nicht mehr, denn sonst müssten sie doch wenigstens im Norden wissen, wo er geblieben ist. Die letzten neuen Zeitungen, die wir von dort bekommen haben, zerbrechen sich aber selber den Kopf, wo er möglicherweise stecken könne, und suchen sich einander über sein Schicksal zu beruhigen. Zehn gegen eins will ich wetten, dass wir in den nächsten Tagen Nachricht bekommen, wie er von dem Volk unterwegs gefasst und aufgerieben ist, und wenn wir etwas hier von ihm zu sehen bekommen, so werden es Gefangene sein, die unsere Truppen vielleicht nach Savannah durchtransportieren.“

       „Ich will’s wünschen“, meinte Lesley, „aber recht trauen tue ich ihm auch nicht. Es soll ein zäher, rücksichtsloser Gesell sein, der sein eigenes Leben keinen Pfifferling wert achtet, und ein Kunststück wär’s wahrhaftig nicht, hier durch das Land zu ziehen, wenn einer nur den richtigen Mut dazu mitbringt.“

       „Ach, lasst den Unsinn“, sagte Taylgrove, „was kümmern uns die albernen Gerüchte, die schon seit Wochen im Staat umlaufen und nur von solchen Leuten geglaubt werden, die vielleicht ein Interesse an der Sache haben. Den N e g e r n wäre es vielleicht erwünscht, das glaub’ ich, aber denen müssen wir jetzt dafür auch desto fester den Daumen aufs Auge drücken, dass sie nicht wagen, sich zu mucksen oder zu rühren, denn ihre Zahl schon ist uns hier gefährlich, und unser einziger Schutz nur ist bis jetzt gewesen, dass sie selber nicht an den Sieg des Nordens geglaubt haben. Helfen wir selber aber noch solche Gerüchte verbreiten, dann sind wir natürlich keinen Augenblick mehr sicher und dürfen uns auf das Schlimmste gefasst machen.“

       „Bah“, sagte der Sheriff verächtlich, indem er ein Streichholz an seinen Beinkleidern abstrich und dann seine Zigarre damit entzündete, „was wir von denen zu fürchten hätten! Haben sie denn Waffen? Zehn oder zwölf entschlossene Männer schießen die ganze Bande zusammen.“

       „Ich danke Ihnen“, lachte Taylgrove, „aber damit wäre uns verwünscht wenig gedient, denn ich habe Neger, die ihre 12-1400 Dollar wert sind, und wer trägt den Schaden, wenn wir sie zusammenschießen müssen? – Wer anders als die Eigentümer? Nein, da ist es besser, dass wir ein mögliches Übel gleich im Keim ersticken, und deshalb bin ich auch dafür, diesen Hills, wie sich der schuftige Mulatte nennt – ich glaube, sogar Reverend Hills, hol’ der Teufel Se. Ehrwürden – ohne weiteres an dem nächsten besten Baum aufzuhängen. Dann wissen die Kanaillen nachher, was sie zu erwarten haben, wenn sie nur eine irgend verdächtige Stellung einnehmen und fremde Vagabunden werden sich in Zukunft zweimal besinnen, ehe sie sich in solche Gefahr begeben. Muss es sein und verlangt es die Form, so lasst uns hinüber in das Gerichtshaus gehen um dort die Sache zu erledigen; meiner Meinung nach könnten wir es aber hier, bei einem Glas Sherry, ebenso gültig fertig bringen und hätten die Umstände nicht nötig.“

       „Ja, Mr. Taylgrove“, sagte jetzt der andere Advokat, Johns, ein Creole,21 aber von englischen Eltern im Lande geboren, „das ist alles recht schön und gut, aber was ich bis jetzt über den Fall habe erfahren können, so liegen eigentlich gar keine weiteren Beweise von Schuld gegen den Mulatten vor, als was der Neger Benjamin gegen ihn ausgesagt hat, und das ist eine so nichtswürdig durchtriebene und boshafte Kanaille, wie nur je eine den Boden von Georgia ihre Fährten eingedrückt hat. Der Schuft war früher mein Eigentum und kein schlechter, sogar ein recht geschickter Arbeiter; ich habe ihn nur deshalb verkauft, weil er auf meiner Plantage nichts als Stänkereien machte, bald den, bald jenen verdächtigte und zahllose Male dabei überführt und gepeitscht wurde. Ich selber möchte kein Wort von dem glauben, was der Schuft aussagt.“

       „Darauf kommt es hier aber gar nicht an“, rief Urguard heftig. „Haben wir dem Nigger Erlaubnis gegeben, hier auf offenem Platz zu predigen und eine Ansprache an unsere Sklaven zu halten, und sollen wir verpflichtet sein, solche Versuche, die Leute abtrünnig zu machen, zu überwachen oder uns der Gefahr eines solchen frevelhaften Erfolgs aussetzen?“

       „Das ist alles wohl wahr“, bemerkte Lesley, „aber ein gewisses Verfahren muss doch jedenfalls stattfinden und irgendeine Klage muss gegen ihn vorgebracht und – bewiesen werden, denn wir dürfen einen Menschen nicht allein deshalb hängen, weil er eine gelbe Haut und keinen Eigentümer hat.“

       „Mr. Lesley“, bemerkte Urguard ziemlich scharf, „Sie haben jetzt schon ein paar Mal, auch neulich bei einer ähnlichen Veranlassung, Äußerungen getan, die in dem Munde eines südlichen Gentleman – und dafür gelten Sie doch – das Wenigste zu sagen, wunderlich klingen.“

       „Mr. Urguard“, sagte Lesley ruhig, „ich bin Advokat und gehe allein vom Rechtsstandpunkt aus. Hat sich der Gefangene gegen unsere Gesetze versündigt, dann wäre ich der Letzte, der ihm das Wort reden würde; wollen Sie aber, ohne genügenden Grund, einfach ein Exempel an ihm statuieren nur der anderen Sklaven wegen, dann würde ich seine Verteidigung übernehmen und Ihnen keine Gelegenheit geben, ihn, ohne offenes Lynchgericht, an seinem Leben zu schädigen. Ich glaube, Judge Rogers ist darin gewiss ebenfalls meiner Meinung.“

       „Oh, sicher – sicher“, sagte der Richter doch etwas verlegen, denn da er selber einen sehr bedeutenden Sklavenstand besaß, lag ihm am wenigsten daran, große Umstände mit dem Mulatten zu machen; Lesley gegenüber, der volle Aussicht hatte, in nächster Zeit zum Staatsanwalt ernannt zu werden, mochte er sich aber auch keine Blöße geben. „Und wenn es ein Nigger ist, so muss seine Schuld erst bewiesen werden.“

       „Und indessen haben Sie den Burschen mit Bluthunden gehetzt“, lachte Johns.

       „Wenn er sich nicht schuldig fühlte, so hätte er auch nicht die Flucht ergriffen“, rief Taylgrove, dem die Ironie in den Worten nicht entging, heftig. „Sollten wir erst hier lange untersuchen und ihm Zeit lassen, seine Haut in Sicherheit zu bringen? Verdammt, nein. Übrigens glaube ich fast“, setzte er finster und drohend hinzu, „dass ihm eine Verteidigung verwünscht wenig Nutzen bringen würde. Wenn w i r, die wir unsere Pflanzungen hier haben, seine Schuld einsehen und ihn verurteilen, dann könnten sämtliche Advokaten östlich vom Mississippi zusammenkommen und würden seinen Hals doch nicht aus der Schlinge retten.“

       „Sie sind jetzt aufgeregt, Mr. Taylgrove“, sagte Lesley ruhig, „und glauben deshalb selber, was Sie behaupten; aber ich denke, die eigene Klugheit müsste Sie schon davor bewahren, gerade in jetziger Zeit die überdies beunruhigten Schwarzen durch eine entschiedene Ungerechtigkeit vielleicht gar selber zu Gewalttätigkeiten zu reizen, die für

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