Feinde der Ashari. Lina-Marie Lang

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Feinde der Ashari - Lina-Marie Lang Die Ashara-Chroniken

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wusste, was jetzt von ihr erwartet wurde. Sie sollte eine kleine Menge Ashara in den Fokusstein fließen lassen und ihn zum Leuchten bringen. Der Beweis, dass sie wirklich eine Ashari war, und mehr als das, eine Dynari. Der Beweis für diejenigen, die das Ashara nicht selber sehen konnten.

      Nadira sammelte behutsam eine kleine Menge ihres Ashara und sandte es in den Fokusstein. Der Effekt war überwältigend. Der Fokusstein verstärkte das Ashara, und der Effekt war viel stärker als Nadira es erwartet hatte. Es war nicht nur Licht, das von ihrer Stirn erstrahlt, Nadira sah auch das Glühen des Ashara selbst.

      „Willkommen Dyna Nadira", sagte Dyn Arthos, und der Saal wiederholte den Gruß. Der ganze Saal, bis auf eine Person: Brancus Gesicht war noch finsterer geworden.

      ***

      Nadira war die letzte gewesen, die ihren Fokusstein erhalten hatte und in den Stand einer Dynari erhoben worden war. Jetzt war es an der Zeit zu feiern. Diener brachten Tischen und Bänke in den Saal, und bald knirschten die Tische unter der Last der Leckereien, die aufgetragen wurden. Es gab Braten vom Schwein und vom Rind, gegrillte Hähnchen, es gab frisches Obst, das aussah, als wäre es erst vor einigen Minuten geerntet worden. Es gab Gemüse in allen möglichen Formen und Farben. Es gab viele exotische Gerichte, die Nadira nicht kannte. Die Dynari aus den Städten am Meer hatten edle Fische mitgebracht, die man in Seraint sonst nur selten zu sehen bekam.

      Die Stimmung war ausgelassen, alle waren fröhlich und genossen das Festessen. Nadira probierte viele verschiedene Gerichte, aber nur kleine Portionen. Die Diener befürchteten, dass Nadira das Essen nicht schmeckte, aber diese wollte einfach nur so viele verschiedene Köstlichkeiten probieren wie möglich.

      Immer wieder kamen Dynari, oder Würdenträger aus anderen Ländern, z.B. Fürsten aus Androtor, zu ihr, um ihr zu gratulieren. Die meisten dieser Leute kannte Nadira nicht. Zwar stellten sich ihr alle vor, aber die schiere Anzahl der neuen Gesichter und Namen überforderte Nadira schnell, und bald hatte sie komplett die Übersicht verloren.

      Schließlich waren alle Gäste satt. Trotzdem türmten sich die Leckereien noch immer auf den Tischen. Dyn Arthos hatte für ein wirkliches Festessen gesorgt.

      Nadira beschloss sich eine Pause zu gönnen, und sich, zumindest für kurze Zeit, in den Innenhof zurückzuziehen. Ein wenig frische Luft würde ihr gut tun. Sie musste bald feststellen, dass der Plan nicht so einfach in die Tat umzusetzen war, wie sie gedacht hatte. Auf dem Weg zum Ausgang wurde sie immer wieder in Gespräche verwickelt. Schließlich brauchte sie mehr als eine halbe Stunde, um den Ausgang zu erreichen.

      Doch damit war es nicht getan. Vor dem Saal tummelten sich Diener, und auch Schaulustige aus dem normalen Volk von Seraint. Sie waren zwar nicht zu den Feierlichkeiten eingeladen, aber viele kamen trotzdem, um zu gucken.

      Als Nadira den großen Saal verließ, stand sie also keineswegs in einem leeren Raum, sondern in einer großen Halle, die fast genau so voll war wie der Saal selbst. Aber die Leute hier waren keine Würdenträger. Als sie Nadrias edle Gewänder und vor allem das Diadem sahen, gingen sie ihr aus dem Weg und wagten es nicht, sie anzusprechen. Sie brauchte nur fünf Minuten um die Halle zu durchqueren (normalerweise brauchte man dafür aber nicht einmal zwanzig Sekunden).

      Als sie endlich in den Innenhof kam, seufzte Nadira tief. Endlich frische Luft. Aber Ruhe würde sie hier auch keine finden. Zwar herrschte hier kein solches Gedränge wie im großen Saal oder in der Eingangshalle, trotzdem war der Hof voller Leute.

      Nadira schlüpfte hinter einige Büsche, dort befand sich eine „geschützte" Stelle. Sie war von drei Seiten von Büschen umgeben, und an der vierten Seite befand sich die Mauer des Hauses der Dynari. Es war ein ruhiger Platz, an den man sich zurückzog, wenn man einige Minuten Ruhe brauchte.

      Der Platz war jedoch nicht leer. Ein junger Mann saß im Gras und schien es zu genießen, dem Treiben ein wenig entkommen zu sein. Seine Kleidung wies ihn als einen Diener aus. Als er Nadira sah, lächelte er ihr zu. „Hallo", sagte er fröhlich. Aber dann wurde aus seinem Lächeln Schrecken, als er ihr edles Kleid und vor allem ihr Diadem bemerkte.

      „Ich … Dyna. Bitte entschuldigt", sagte er, und war ganz bleich geworden. „Ich gehe sofort wieder an die Arbeit."

      „Nein. Bleib", sagte Nadira.

      „Wie ihr wünscht, Dyna."

      „Das war kein Befehl", sagte Nadira amüsiert. „Aber du kannst gerne bleiben. Ich verstehe gut, weshalb du hier bist. Vermutlich aus demselben Grund wie ich."

      Er lächelte verunsichert. „Ich brauche eine kleine Pause. Ich habe es mit den anderen abgesprochen, wirklich."

      „Du brauchst mir nichts zu erklären", sagte Nadira und setzte sich neben ihn ins Gras. „Ich brauche auch eine Pause von dem Chaos da drin."

      Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Der junge Mann war immer noch nervös, aber er schien sich ein wenig zu beruhigen, nachdem Nadira ihm immer noch nicht den Kopf abgerissen hatte.

      „Ist das herrlich", sagte Nadira.

      „Die Stille?"

      Von Stille konnte man nicht wirklich sprechen. Es waren heute einfach zu viele Gäste hier, und das Haus von Dyn Arthos schien schier überzuquellen vor Meschen. „Zumindest wird man nicht dauernd von Leuten angerempelt, und auch nicht alle zwei Schritte von jemandem angesprochen."

      „Dann sind wir wirklich aus demselben Grund hier", sagte er.

      Nadira lächelte ihm zu. „Sagte ich doch."

      Sie saßen noch eine Weile schweigend nebeneinander, dann machen sich beide wieder auf den Weg in den Kampf. Als Nadira wieder im großen Saal angekommen war, fing gerade der nächste Teil des Abends an: der große Tanz. Die Musiker waren schon da und spielten die ersten Stücke und erste Paare fingen an zu tanzen.

      Im Laufe es Abends musste Nadira viele Tänze tanzen. Den Ersten mit Dyn Arthos, dann mit vielen anderen Dyns und Fürsten und reichen Händlern und anderen wichtigen Leuten. Ein paar Mal entdeckte Nadira Aurel und Larana im Gewühl, aber sie hatte keine Gelegenheit mit ihnen zu sprechen. Es war spät, als Nadira sich endlich zurückziehen konnte. Sie schleppte sich die Treppe hoch in ihr Gemach, schloss die Türe hinter sich, lies sich auf das Bett fallen, und schlief fast augenblicklich ein.

      ***

      Die nächsten Tage verbrachte Nadira hauptsächlich damit, sich mit ihrem Fokusstein vertraut zu machen. Es fühlte sich komisch an ihn zu tragen. So oft wie möglich zog sie sich in ihre Gemächer zurück und legte das Diadem ab.

      Dyn Arthos erfuhr natürlich davon, und er war nicht begeistert. „Der Fokusstein ist es, der uns zu Dynari macht", sagte er. „Du musst lernen damit umzugehen, und dich daran gewöhnen, ihn zu tragen." Natürlich wusste Nadira, dass er recht hatte, aber wirklich helfen tat ihr dieses Wissen nicht. Wenn sie den Fokusstein trug, konnte sie ihre besondere Gabe kaum kontrollieren, überall sah sie das feurige Leuchten des Ashara.

      Im Haus von Dyn Arthos leben viele Ashari und alle strahlten dieses Licht aus. Nadira konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, es andauernd zu sehen. Das Licht war an sich nichts neues für sie, doch bisher hatte sie diese Gabe bewusst steuern, sie mühelos an- und ausschalten können. Doch der Fokusstein verstärkte ihr Ashara und damit auch ihre Gabe. Sie nahm das Ashara viel intensiver wahr, und sie war kaum noch in der Lage diese spezielle Wahrnehmung auszuschalten. Natürlich war ihr klar, dass es eine Sache der Übung war, aber es fiel ihr einfach unglaublich schwer. Jeden Abend war Nadira mit ihren

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