Feinde der Ashari. Lina-Marie Lang

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Feinde der Ashari - Lina-Marie Lang Die Ashara-Chroniken

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und immer innerhalb der Innenstadt. Die Innenstadt, oder auch alte Stadt, war von einer Mauer umgeben. Es war die alte Grenze der Stadt gewesen. Aber die Stadt war gewachsen, inzwischen um ein Vielfaches, und schließlich waren erneut Mauern um die Stadt gezogen worden. Seraint bestand also aus zwei Kreisen, deren Zentrum der Berg, und damit das Haus von Dyn Arthos, bildete.

      Inzwischen war aber auch der Bereich innerhalb der äußeren Mauer zu klein, und erste Leute fingen an, sich außerhalb der Mauer anzusiedeln. In der näheren Umgebung von Seraint gab es eine ganze Menge kleine Dörfer. Sie gehörten nicht direkt zur Stadt, waren aber nah genug an den Stadtmauern, dass die Bewohner sich, im Falle eines Angriffs, in die Stadt in Sicherheit bringen konnten.

      Nadiras Ziel lag im äußeren Ring, also noch in der Stadt, aber nicht in der Innenstadt. Es war eines der ärmeren Gebiete innerhalb von Seraint und es war ein weiter Weg.

      Am Ende des Weges, am Fuße des Bergs, befand sich ein weiteres Tor. Da es aber keine Mauer um den Berg herum gab, hatte es eher symbolischen Charakter als eine Verteidigungsfunktion. Auch die Wachen an diesem Tor verneigten sich vor Nadira als sie das Tor passierte. Nadira war diese Respekterbietung unangenehm. Sie war froh, als sie das Tor hinter sich ließen und in die Menge eintauchten.

      Das „in die Menge eintauchen" glückte aber nicht so gut, wie Nadira sich das vorgestellt hatte. Die Menschen gingen ihr und ihrem Wächter respektvoll aus dem Weg. Viele Menschen die sie passierten verbeugten sich oder machten einen Knicks.

      Nicht alle Menschen waren so zurückhaltend. Ein paar wollten mit der Dyna reden, sie um einen Gefallen bitten, aber Bainus machte seinen Job gut und lies niemand an Nadira heran. Er würde einen guten Hüter abgeben, dachte Nadira. Und früher oder später würde sie einen wählen müssen.

      Am Rande der Innenstadt, an der inneren Mauer, kamen sie wieder an ein Tor, und wieder verneigten die Wachen sich von der Dyna. Nadira versuchte es zu ignorieren oder als normales Verhalten abzutun. Aber das wollte ihr nicht so ganz gelingen.

      Im äußeren Ring wurde es noch schlimmer. Die Leute hier waren nicht nur respektvoll, viele waren sogar ängstlich. Wenn Nadira jemand ansah, verbeugte dieser sich schnell und versuchten dann wegzukommen. Dieses Verhalten verletzte Nadira ein wenig, obwohl sie selber nicht genau wusste wieso. Die Leute verhielten sich ja nicht ihretwegen so, sondern nur wegen ihres Standes.

      Schließlich kamen sie an einen Marktplatz. Er platzte schier aus den Nähten vor Menschen. Hier waren so viele Menschen, dass selbst eine Dynari kaum auffiel. Einige Male wurde sie von jemand angerempelt. Diese Leute wurden dann regelrecht bleich, als sie sahen, wen sie da angerempelt hatten. Sie entschuldigten sich überschwänglich und Nadira versuchte sie zu beruhigen und ihnen zu versichern, dass alles in Ordnung war.

      Schließlich kamen sie an eine Stelle, die offenbar so vollgestopft war, dass die Menschen nicht ausweichen konnten. Die Leute hier waren außerdem zu beschäftigt, nicht zerdrückt zu werden, sodass sie die Dyna gar nicht bemerkten. Immer wieder mussten sie anhalten und Bainus trieb die Leute lautstark auseinander. Nadira fand dieses Verhalten ziemlich unangebracht. Aber es gab noch eine Steigerung. Mehrere Leute machten auch nach mehrmaliger Aufforderung keinen Platz. Bainus packte die Leute schließlich einfach und stieß sie aus dem Weg.

      Ein paar der Männer wollten das nicht auf sich sitzen lassen und begannen einen Streit mit Bainus. Der Streit drohte zu eskalieren, als dieser plötzlich sein Schwert zog. Jetzt war es Nadira zu viel geworden, sie ging dazwischen.

      „Hört sofort mit diesem Unsinn auf", schrie sie. „Ihr alle." Dabei sah sie Bainus scharf an.

      „Sie sind respektlos", rief er. „Sie wollten keinen Platz machen."

      „Das ist aber kein Grund sie anzugreifen", sagte Nadira, dann wandte sie sich an die anderen. „Und was ist mit euch? Wieso wollt ihr uns nicht durchlassen?"

      Ein Mann trat hervor. Er war in einfache Sachen gekleidet und etwas verschwitzt. Ein einfacher Mann. Er verneigte sich vor Nadira und sagte: „Bitte verzeiht uns, Dyna. Wir hatten Euch nicht gesehen. Diese Gasse hier ist sehr eng. Wir haben nur gesehen, dass dieser Mann handgreiflich wurde."

      „Ich habe gesagt, ihr sollt Platz für die Dyna machen", schrie Bainus den Mann an.

      „Genug", sagte Nadira. „Es tut mir leid, dass meine Wache so überreagiert hat. Aber würdet ihr uns nun bitte durchlassen?"

      „Natürlich." Der Mann verneigte sich und begann die anderen Leute aus dem Weg zu scheuchen.

      „Ihr hättet Euch nicht entschuldigen dürfen", sagte Bainus zu Nadira.

      „Willst du mir sagen, was ich tun soll?"

      Bainus wurde erst bleich, dann knallrot. „Nein, natürlich nicht, Dyna. Tut mit Leid." Einige der Leute, die in den Vorfall verwickelt waren, grinsten ihn jetzt schadenfroh an, während sie die Engstelle passierten.

      ***

      Die meisten Häuser in Seraint bestanden aus Stein, oder hatten zumindest ein Geschoss aus Stein. Bei vielen Häusern war später noch ein erster Stock aus Holz oben drauf gebaut worden, aber die Grundmauern bestanden aus Stein. Nicht so in einem kleinen Bereich im Süden der Stadt, in der Nähe der äußeren Mauer. Hier lebten die ärmsten Einwohner von Seraint. Ihre Häuser bestanden nur aus Holz. Die meisten dieser Häuser waren durchaus gemütlich, aber sie waren eben nur aus Holz. Ein Haus aus Stein war ein Zeichen für einen gewissen Wohlstand. Ein Holzhaus dagegen war ein Zeichen, dass dieser Wohlstand fehlte.

      Auch dieser Teil von Seraint war relativ wohlhabend, im Vergleich zu vielen anderen Orten in Alluria. Innerhalb von Seraint war es aber das Armenviertel. Bainus führte Nadira zielsicher durch die Straßen. Die Häuser hier standen dichter zusammen als in anderen Teilen der Stadt und woben so ein dichtes Netz aus engen Gassen. Nur wenige Straßen waren breit genug, um diesen Namen auch zu verdienen. Nadira war erst einmal in diesem Teil der Stadt gewesen und das auch nur kurz.

      Die Leute hier waren offenbar sehr neugierig. Offen wurde Nadira angestarrt, einige Leute folgten ihr sogar ein Stück. Aber niemand sprach sie an, oder machte den Eindruck, dass sie nicht erwünscht war. Es war eher so, als fragten sie sich, was eine Dynari in diesem Teil der Stadt machte.

      Sie blieben vor einem kleinen Haus stehen. Wie die anderen hier, war es komplett aus Holz gebaut. Es war so klein, dass Nadira vermutete, dass es nur aus einem oder vielleicht zwei Räumen bestand.

      „Hier ist es", sagte Bainus und drehte sich zu Nadira um. Er schien auf etwas zu warten und als Nadira ihm zunickte, klopfte er fest an die Türe und rief: „Aufmachen, im Namen der Dynari."

      Nadira seufzte und schüttelte den Kopf. Bainus schien sie gehört zu haben. Er drehte sich zu ihr um und sah sie fragend an. Aber Nadira kam nicht dazu, etwas zu sagen, denn in diesem Moment wurde die Türe einen Spalt weit geöffnet.

      Eine junge Frau blickte durch den Spalt nach draußen, sie sah verängstigt aus und wagte es nicht etwas zu sagen.

      „Lass uns rein, Weib", rief Bainus. Nadira schob ihn einfach zur Seite und sprach die Frau selber an. „Ralma?"

      „J-ja", stammelte die Frau.

      „Ich bin Dyna Nadira. Du hast dich an die Dynari gewandt, weil du vermutest, dass dein Kind über Ashara verfügt."

      Die Frau schien sich ein wenig zu entspannen. Sie öffnete die Türe ein Stück weiter und Nadira konnte erkennen, dass sie kaum älter sein konnte als Nadira selbst. Sie trug ein einfaches Kleid, dass ein wenig

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