Feinde der Ashari. Lina-Marie Lang

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Feinde der Ashari - Lina-Marie Lang Die Ashara-Chroniken

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hatte das Gefühl, keinerlei Fortschritt gemacht zu haben. Immer noch war sie abends völlig erschöpft. Eines Abends kam sie in ihr Gemach, legte das Diadem zur Seite und lies sich auf das Bett fallen. Sie seufzte tief und schloss die Augen. Es war, als hätte sie den ganzen Tag in die Sonne gestarrt. Sie konnte selbst durch die geschlossenen Augen noch das Glühen des Ashara sehen.

      Plötzlich fühlte sie, dass sich jemand neben sie setzte. Erschrocken riss sie die Augen auf. Es dauerte einen Moment, bis sie klar sehen konnte, aber es war nur Aurel.

      „Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken."

      „Ich hab dich gar nicht bemerkt."

      „Das hab ich bemerkt."

      „Tut mir leid. Ich bin einfach so erschöpft." Nadira schloss wieder die Augen. Es war einfach so entspannend, die Augen zu schließen und nur auf dem herrlich weichen Bett zu liegen, alle Sorgen für einen Moment zu vergessen.

      „Ist es immer noch das Diadem?"

      „Ja."

      „Ich hab darüber nachgedacht", sagte Aurel.

      Darüber nachgedacht? Sie hatte doch keine Ahnung von Ashara, woher wollte sie wissen, wie es war eine Ashari zu sein? Woher wollte sie wissen, welche Probleme Nadira hatte? Fast im selben Moment, in dem sie diese Gedanken hatte, bereute Nadira sie wieder. Aurel war den ganzen Tag von Ashari umgeben, und sicherlich kannte sie viele ihrer Probleme. Wenn auch nicht aus erster Hand. Aber es war unfair, so über sie zu denken.

      „Kann es sein, dass du zu viel kämpfst?"

      Nadira schlug die Augen auf, und schaute Aurel überrascht an. „Wie meinst du das?"

      „Ich habe den Eindruck, dass du gegen das Diadem kämpfst. Dass du … versuchst es mit Willenskraft zu beherrschen."

      Nadira dachte darüber nach, sagte aber nichts. Sie war sich nicht ganz sicher, ob Aurel recht hatte.

      „Ich habe gehört, dass man nicht dagegen kämpfen darf. Dass man sich …" Aurel zögerte. Sie wusste nicht, wie sie das ausdrücken sollte, was sie sagen wollte. „Dass man … es in sich aufnehmen soll, nicht versuchen, es zu kontrollieren."

      „Du hast eine schlaue Dienerin", sagte plötzlich eine männliche Stimme. Nadira schoss vor Schreck förmlich in die Höhe, Aurel zuckte erschrocken zusammen und drehte sich dann zur Türe um. In der Türe stand Dyn Arthos.

      „Entschuldigt bitte. Ich wollte euch nicht erschrecken. Ich hatte geklopft, aber niemand hat reagiert."

      Aurel stand auf und machte einen Knicks vor Dyn Arthos, Nadira mühte sich, wieder auf die Füße zu kommen.

      „Ich sehe, du trägst deinen Fokusstein wieder nicht."

      „Ich brauche eine Pause", sagte Nadira und war erschrocken wie müde sie klang."

      „Deine Dienerin hat ganz recht, mit dem, was sie sagte", fuhr Dyn Arthos fort. „Du darfst nicht gegen den Fokusstein ankämpfen. Du kannst ihn nicht mit deinem Willen beherrschen. Du musst ihn zu einem Teil von dir machen. Du musst ihn akzeptieren und in dich aufnehmen."

      Nadira sah Aurel nachdenklich an. „Sie hatte wirklich recht?" Aurel sah stolz aus, auch wenn er das Lob nicht direkt an sie gerichtete hatte, hatte er sie doch gelobt.

      „Ja. Das hat sie."

      „Du schnappst wohl mehr auf, als du zugeben willst", sagte Nadira zu Aurel.

      „Ich bin nur aufmerksam."

      „Ich wollte sehen, wie es dir geht", sagte Dyn Arthos zu Nadira. „Ob du inzwischen besser mit dem Fokusstein zurechtkommst. Und ich wollte dir einige Tipps geben, falls das nicht der Fall ist." Er warf Aurel einen Blick zu und lächelte sie an. „Aber ich sehe, du bist in guten Händen."

      Dyn Arthos verabschiedet sich und Nadira legte sich wieder auf ihr Bett. Aurel strahlte noch immer bis über beide Ohren, und Nadira dachte über das nach, was sie heute erfahren hatte. Aber bald holte die Erschöpfung sie ein, und sie schlief ein.

      Vom nächsten Tag an versuchte sie anders mit dem Fokusstein umzugehen. Aber es gelang ihr nicht. Sie wusste einfach nicht, wie sie ihn zu einem Teil von sich machen sollte. Das ist doch Unsinn. Er ist nur ein Objekt, ein Ding, das an meiner Stirn klebt, sagte sie sich. Sie brauchte noch einige Tage, um zu verstehen, dass der Fokusstein mehr war. Er war auch Ashara. Der Fokusstein verband sich mit dem Ashara seines Trägers, oder genau gesagt, der Person auf die er eingestellt war.

      Nachdem sie das verstanden hatte, schaffte sie es, sich zu öffnen. Und mit der Zeit fiel es ihr leichter sich mit dem Fokusstein zu verbinden. Er war nicht mehr eine Kraft, die von außen auf sie einwirkte, sondern er wurde zu einer Unterstützung ihrer Kraft. Als sie das geschafft hatte, fing sie an Spaß daran zu haben. Sie fing an, mit dem Fokusstein zu experimentieren. Sie bemerkte, dass sie weniger ihrer eigenen Kraft aufwenden musste und das Verwenden des Ashara somit weniger anstrengend wurde. Auch die Probleme mit ihrer Gabe verschwanden. Schon bald konnte sie die Gabe wieder kontrollieren. Und so wurde sie, ohne es wirklich zu bemerkten, zu einer echten Dynari.

      ERSTE AUFTRÄGE

      

      

      Nadira saß an ihrem Schreibtisch und wollte etwas lesen. Aber sie schaffte es nicht, sich auf das Buch zu konzentrieren. Sie machte sich zu große Sorgen um Darec. Er und seine Gruppe waren nun schon mehrere Wochen überfällig. Hauptmann Selius machte sich noch keine Sorgen. Nach wie vor galt, dass bei so einer Reise der Zeitplan leicht durcheinandergeraten konnte. Aber für Nadira sah die Sache anders aus, sie machte sich Sorgen. Sie wusste, dass Darec zuverlässig war. Dehalb befürchtete sie, dass der einzige Grund für seine Verspätung der sein konnte, dass ihm etwas zugestoßen war.

      Dabei spielte natürlich auch Nadiras Unerfahrenheit mit Reisen eine Rolle. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es manchmal schwierig war einzuschätzen, wie lange eine Reise dauern würde. Darec war nicht nur auf einer Reise, er war auf einer Prüfung und dabei ergaben sich noch viel mehr mögliche Verzögerungen. Außerdem bestand die Gruppe aus jungen Männern, die sicherlich auch den einen oder anderen Tag in Tavernen verschwendeten. Auch wenn es offiziell niemand zugab, diese Prüfung hatte auch den Zweck, dass die jungen Männer sich die Hörner abstoßen konnten. Dadurch sollten sie zuverlässiger werden, um ihre Pflicht bei der Wache besser ausfüllen zu können.

      Lautes Klopfen riss Nadira aus ihren Gedanken. Da Aurel nicht hier war, musste sie die Türe selbst öffnen, davor stand Dyn Arthos.

      „Ich habe eine Aufgabe für dich", sagte er.

      Nadira bedeute ihm hereinzukommen. Sie bot ihm einen Stuhl an, aber er lehnte ab. „Ich bleibe nicht lange. Ich habe nur eine Aufgabe für dich."

      „Und was für eine Aufgabe?"

      „Eine Frau aus der Stadt hat sich an uns gewandt. Sie ist überzeugt, dass ihre Tochter über Ashara verfügt", sagte Dyn Arthos.

      „Bekommen wir nicht oft solche Hinweise?" Viele Menschen wünschten sich, dass ihre Kinder Ashara besaßen. Es bedeutete nicht nur einen Aufstieg für das Kind, sondern auch für die Familie. Die Dynari unterstützten die Familien der Kinder, die als Novizen aufgenommen wurden. Allerdings wurden die

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