Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk
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seltsame Schiff wird, desto länger wird es schwimmen.«
Zwei andere Korsaren traten vor und stießen zwei der Gefangenen zu dem
Verletzten hinüber. »Packt ihn und dann raus mit ihm. Oder ihr geht
zusammen mit ihm über Bord.«
Der Verletzte wimmerte vor Schmerzen und Furcht, denn er begriff, dass
er keine Gnade finden würde. Trotz seiner erfolglosen Gegenwehr mussten
die beiden Alnoer ihren Kameraden packen und unter Bewachung aufs Deck
bringen.
Nunnes spürte das Blut, das über die linke Hälfte seines Gesichtes rann,
aber er machte sich nicht die Mühe, es abzuwischen. Von heißem Zorn erfüllt,
starrte er den Wortführer der Korsaren an.
»Was ist?«, brüllte der. »Füttere dieses fauchende Ungeheuer mit
Brennstein, oder ich mache dir Beine.«
Es war drückend heiß unter Deck. Unentwegt hatten sie Brennstein in den
gierigen Schlund des Kessels geschaufelt, und die Maschine lief mit höchster
Leistung, um die »Aivaar« durch den Sturm zu treiben. Nunnes und seine
Leidensgefährten wussten nicht, welchen Kurs die Korsaren genommen
hatten, aber im Augenblick interessierten sie sich nur dafür, am Leben zu
bleiben. Folgsam hoben sie frischen Brennstein aus den Lagerbuchten, die
sich entlang der Maschine an den Bordwänden erstreckten, und schoben ihn
mit den Ladeschaufeln in die offene Feueröffnung des Kessels.
Über dem Fauchen des Kesselfeuers war das Stampfen zu hören, mit dem
die massigen Kolben das Schaufelrad im Heck des Schiffes antrieben. Immer
wieder ließ der hohe Dampfdruck den Ventilhebel nach oben springen, und
ein durchdringendes Pfeifen und Zischen ertönte, wenn der Überdruck durch
die Öffnung unter dem Hebel entwich. Für Nunnes und seine Gefährten war
es eine gewisse Genugtuung, wenn die Korsaren bei diesem Geräusch noch
immer erschrocken zusammenzuckten.
Die beiden alnoischen Matrosen, die ihren verletzten Leidensgenossen an
Deck gebracht hatten, kamen die breite Holztreppe, die in den Bauch des
Schiffes führte, wieder herunter und würdigten die Korsaren keines Blickes.
»Sie haben Niederträchtiges vor, diese Bestien der See«, raunte einer von
ihnen Nunnes zu. »Die Männer an Deck tragen die Rüstungen unserer
erschlagenen Soldaten.«
Nunnes vergewisserte sich, dass die Korsaren mit sich selbst beschäftigt
waren, und nickte dann. »Ja, sie lieben unser Schiff nicht. Für sie ist es keine
wertvolle Beute, und es gibt nur einen Grund, warum sie noch an Bord sind.
Sie wollen es benutzen, um unsere Truppen zu täuschen. Deshalb tragen sie
auch unsere Kleidung.«
»Meinst du, sie wollen noch ein Schiff nehmen?«
Nunnes schüttelte den Kopf. »Nein, Schiffe haben sie genug, und sie
mögen die unseren nicht besonders. Sie wollen größere Beute machen.«
»Bei den Finsteren Abgründen.« Einer der Brennsteinmänner sah Nunnes
betroffen an. »Du meinst, sie wollen … sie wollen eine Stadt überfallen?«
»Nicht irgendeine Stadt.« Nunnes spuckte wütend aus, und sein Speichel
verkochte zischend an der heißen Kesselwand. »Ich wette, sie wollen
Gendaneris nehmen.«
»Das wird ihnen nicht gelingen«, ächzte einer der anderen.
Erneut spuckte Nunnes aus. »Warum sollte es nicht gelingen? Sie kommen
mit unseren Schiffen und unseren Rüstungen. Keine der Wachen wird eine
Gefahr wittern, bis es zu spät ist.«
»Sie sind zu wenige«, raunte ein Mann überzeugt. »Man wird sie
erschlagen und uns befreien.«
»Du Narr.« Nunnes warf einen vorsichtigen Blick zu den Korsaren, die
sich zu einer Gruppe zusammengefunden hatten und miteinander sprachen.
»Der ›Aivaar‹ und der ›Shanvaar‹ folgen noch andere Schiffe. Mit sehr viel
mehr von diesen Schlächtern an Bord.«
Einer der Matrosen erblasste. »All die Frauen und Kinder … Wenn die
Bestien Stadt und Festung nehmen, liegt der Westen des Reiches offen vor
ihnen.«
»Die Truppen des Königs werden sie vertreiben.«
»Ja, doch bis sie sich gesammelt haben und gegen sie vorrücken können,
werden die Bestien viel Elend über unser Volk gebracht haben.«
»Wir müssen etwas unternehmen. Wir müssen sie daran hindern.«
»Schön, und wie soll das gehen?« Nunnes sah die anderen an. »Wir sind zu
wenige, um die ›Aivaar‹ wieder in unsere Gewalt zu bekommen …«
Der Anführer der Wachen wurde auf sie aufmerksam und sah sie drohend
an. »Füttert den Kessel, ihr Landmänner, oder wir füttern die Dornfische mit
euren unnützen Leibern!«
Die fünf Männer, mehr waren von der alnoischen Besatzung