Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk
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fremd war. Auch wenn ihnen die Landschaft hier der ihren sehr ähnlich
erschien, unterschieden sich die Siedlungen doch von denen des Pferdevolkes.
Die Gehöfte und Ansiedlungen waren größer, und die Ackerflächen dehnten
sich scheinbar unendlich aus. Die meisten Häuser bestanden nicht aus Holz
oder Naturstein, sondern aus einem weißen, glatten Stein, der in den Marken
nahezu unbekannt war. Zudem waren die Fenster hier mit durchsichtigem
Klarstein verschlossen und die Städte von weißen Mauern und hohen Türmen
umgeben.
Aus der vierzig Reiter starken Nachhut lösten sich soeben zwei Männer
und trabten an der Kolonne entlang nach vorne, wo der Wimpel des Beritts
lustlos im schwachen Wind flappte. Die Handelsgehilfen und Begleiter riefen
ihnen aufmunternde Worte zu, als sie Nedeam und Dorkemunt erkannten.
Beide dirigierten ihre Pferde neben Garwin, und Nedeam grüßte den Sohn
des Pferdefürsten mit einer lässigen Bewegung. »Auf ein Wort, Hoher Herr
Garwin.«
»Was gibt es?« Der Angesprochene nahm seinen Helm ab und wischte sich
Schweiß von der Stirn. »Meldet mir nur nicht, es sei erneut ein Rad
gebrochen. Wir kommen langsam genug voran.«
»Habt Ihr den Rauch gesehen, Scharführer Garwin?«
»Den Rauch?« Garwin blickte über Nedeams Schulter zurück. Links der
Handelsstraße stand in weiter Ferne eine dunkle Rauchsäule am Himmel.
»Sicher habe ich ihn gesehen. Was ist damit?«
»Dort müsste die alnoische Stadt Mintris liegen.« Nedeam sah nun
ebenfalls in die Richtung.
Garwin nickte. »Ja, das denke ich auch. Worauf wollt Ihr hinaus, guter
Herr Nedeam?«
»Wo Rauch ist, da ist auch Feuer.«
»Ah, wirklich?« Garwin lachte amüsiert. »Ich glaube, davon hörte ich
schon einmal.«
Nedeams Blick wurde ernst. »Es muss ein großes Feuer sein. Nicht bloß
ein Feld, das von einem Bauern abgebrannt wird. Nein, Hoher Herr, dies dort
ist ein sehr ausgedehntes Feuer, denn der Rauch steigt besonders dicht auf.«
»Und er muss schon längere Zeit aufsteigen«, fügte Dorkemunt hinzu.
»Ich weiß, was Ihr meint.« Garwin lächelte hintergründig. »Vielleicht
brennt es dort in der Stadt. Aber das ist nicht unsere Sache, Ihr guten Herren.
Die Herren des Reiches der weißen Bäume werden eine Brandwehr
eingerichtet haben, so wie es auch in unseren Städten üblich ist.« Sein Blick
wurde spöttisch. »Oder glaubt Ihr, von dort drohe uns Gefahr?«
»Wir wissen nicht, was dort wirklich brennt und wie weit das Feuer
entfernt ist«, sagte Nedeam eindringlich. »Vielleicht ist es nicht die Stadt,
sondern die Grasebene, die sich bei der Hitze entzündet hat. Es könnte ein
Lauffeuer sein, das sich ausbreitet.«
»Und Ihr, guter Herr Nedeam, meint nun, das sollte ich erkunden lassen?«
Garwin setzte den Helm wieder auf und schüttelte den Kopf. »Der Wind treibt
es nicht auf uns zu, und es ist weit entfernt. Ich werde unsere Kräfte nicht
vergeuden und sinnlos eine Streife durchs Land jagen.«
»Eine Streife und etwas Bewegung könnten aber nicht schaden.« Nedeam
zuckte die Schultern. »Unsere Männer sind eine solch langsame Reise nicht
gewöhnt, ebenso wenig die Pferde. Sie lassen sich immer schwieriger im
langsamen Schritt halten. Reiter und Pferd drängt es nach Bewegung, Hoher
Herr. Die Männer des Beritts wären froh, wenn sie Streife reiten und der
Kolonne, wenn auch nur für kurze Zeit, den Rücken kehren könnten.«
»Es ist üblich, auf einem Marsch mit Geleitschutz zu reiten«, meldete sich
Dorkemunt erneut zu Wort. »Vorhut, Nachhut und Flankenschutz zählen
dazu. Und eine Streife, die ungebunden das Gelände erkundet und nach
Gefahren Ausschau hält.«
»Nichts gegen Eure Fähigkeiten als Züchter von Wolltieren und Hornvieh,
guter Herr Dorkemunt, und ich will auch nicht Eure Verdienste im Kampf
schmälern, aber dies ist kein Kriegsmarsch, auf dem die Losung gilt.« Garwin
seufzte. »Aber ich gebe Euch insofern recht, als den Männern ein wenig
Bewegung nicht schaden kann. Gut, stellt also eine Streife auf, Dorkemunt.
Acht Pferdelords unter Eurer Führung, wenn es Euch beliebt.«
»Wenn es Euch beliebt«, murmelte der kleinwüchsige Pferdelord
missmutig, als er und Nedeam zur Nachhut zurückritten. »Nedeam, mein
Freund, ich sage dir, es war ein Fehler, Garwin den Wimpel zu überlassen. Er
trägt ihn nicht einmal selbst, sondern hat die Lanze einem anderen Mann
übergeben, der sie hinter ihm herträgt. Das ist nicht richtig. Verdammt,
Nedeam, ich wäre stolz darauf, die Wimpellanze in deiner Hand zu sehen. Du
hättest sie verdient.«
»Garwin