Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk
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»Ein Fehler, Helderim, mein Guter und Bester, ein arger Fehler, wenn du
mich fragst.« Gunwyn drehte sich und stützte sich auf, um sich dann ächzend
zu erheben. »Er ist kein feinfühliger Mensch, dieser Garwin, ganz gewiss
nicht.«
»Man munkelt, er solle an der Aufgabe, den Beritt zu führen, wachsen«,
erwiderte Helderim und strich hastig Schmutz von Gunwyns Gewand. »Und
es heißt, Nedeam und Dorkemunt sollen ihn dabei beraten.«
»Was für ein Unsinn«, erwiderte Gunwyn entschieden. »Dann hätte unser
Pferdefürst den Wimpel doch besser gleich in Nedeams Hand gelegt.«
»Mag sein, ich kann das nicht beurteilen«, wich Helderim aus.
Die bisherige Reise war in höchstem Maße unerfreulich verlaufen. Die
Kolonne bestand aus dreißig schweren Frachtwagen und fünf Fahrzeugen, auf
denen sich Vorräte und Ausrüstung befanden. Mehr als hundert Männer
waren nötig, um die Wagen und Tiere zu lenken und zu versorgen. Neben den
zweihundertfünfzig Zugtieren wurden noch fünfzig Ersatzpferde mitgeführt.
Hinzu kam ein voller Beritt der Schwertmänner Garodems. Die Karawane
hatte sich von der Hochmark aus auf der nördlichen Handelsroute bewegt,
war dann durch die südlichen Ausläufer des Gebirges gezogen und am
Hammerturm vorbei zu den Furten des Eisen gelangt, wo sie nach Südosten
auf die mittlere Route abbog, um am Fluss Rorin entlang die Königsstadt
Enderonas zu passieren. Die Straße verlief dann weiter durch die Südmark
mit ihrer Hauptstadt Hedan, und ein Stück hinter Lheonaris waren sie
schließlich auf die Straße von Gendaneris gewechselt, die sie über Rhokaris
nach Gendaneris führen würde. Bis sie ihr Ziel erreichten, würden sie eine
Strecke von insgesamt fast tausend Tausendlängen bewältigt haben. Mit den
schweren Wagen bewältigten sie rund sechs Tausendlängen am Zehnteltag und
knapp sechsunddreißig in einer Tageswende.
Garwin hatte sie unermüdlich angetrieben und Mensch und Tier nur wenig
Ruhe gegönnt, obwohl die Luft heiß und drückend war. Man war froh, dass
die alten Handelsstraßen meist in der direkten Nähe eines Flusses verliefen
und es dort, wo sie vom Flussverlauf abwichen, gute Wasserstellen gab.
Warum der Sohn des Pferdefürsten sie derart antrieb, wusste keiner zu sagen.
Vielleicht war er einfach, wie die anderen Pferdelords des Beritts auch, von
ihrem quälend langsamen Vorankommen frustriert, denn ohne die Fahrzeuge
wären die Reiter bequem sechsmal so rasch gewesen, aber sie mussten
Rücksicht auf die Kolonne nehmen, schließlich waren sie ja zu ihrem Schutz
abgestellt.
»Es kann weitergehen«, rief einer der Männer vom Wagen herüber. »Das
neue Rad ist aufgezogen und sitzt fest. Wollt Ihr die Zügel wieder selber
führen, guter Herr Helderim?«
Der Händler nickte und half seiner Gunwyn auf den Bock. »Du solltest von
nun an vorne bei mir sitzen, Gunwyn, meine Liebe, auch wenn es dort etwas
beengt sein mag. Wenn wieder eine Steinplatte vorsteht …«
Sein geliebtes Weib seufzte missmutig. »Wenn Garwin nicht diese
ungebührliche Hast zeigen würde … Wir konnten nicht einmal eine einzige
der Städte besuchen, an denen wir vorbeigekommen sind. Ich finde das nicht
richtig. Wann haben wir schon einmal die Gelegenheit, andere Orte zu
sehen?«
»Auf der Rückfahrt werden wir das nachholen«, erwiderte Helderim und
nahm die Zügel auf.
»Nicht, wenn wieder dieser Garwin den Beritt führt«, orakelte Gunwyn.
Unter lauten Zurufen begann sich die Kolonne schließlich zögernd in
Marsch zu setzen. Erneut war das knirschende Mahlen der Räder zu hören
und das Klappern der Hufe, begleitet vom Schnauben der Zugtiere und den
Stimmen der Mitreisenden.
Helderim musste sich eingestehen, dass Gunwyn in gewisser Weise recht
hatte. Die wenigsten Männer und Frauen der Hochmark hatten Gelegenheit,
die anderen Marken des Pferdevolkes zu besuchen. Allenfalls, wenn der
Pferdefürst die Losung gab, rückten die Beritte aus, aber dann mussten sie
zum Kampf eilen und hatten wenig Muße für die Schönheit des Landes oder
die Sehenswürdigkeiten anderer Marken. Inzwischen hatten sie jedoch das
Land des Pferdevolkes längst hinter sich gelassen und die Grenze zum Reich
Alnoa überschritten. Diese war nicht befestigt, da beide Reiche miteinander
verbündet waren. Doch gab es kleinere Wehranlagen, die als Stützpunkt für
Streiftrupps der alnoischen Truppen und zur Signalübermittlung dienten.
Gefahr drohte hier, an der inneren Grenze, nur von kleinen Banden
umherstreifender Räuber. Kein ernst zu nehmender Kriegstrupp konnte bis
hier vordringen, ohne von den Besatzungen der äußeren Grenzfesten entdeckt
und von sofort alarmierten