Reisen Band 2. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 2 - Gerstäcker Friedrich

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Die Stämme wissen aber vortrefflich damit umzugehen, und die Genauigkeit, mit der sie besonders die leichten Speere werfen, ist außerordentlich.

      Diese bestehen aus zwei verschiedenen Teilen: der etwa zwei Fuß lange Stiel ist von einer Art festem Rohr, oder meistens von dem sogenannten Grasbaum, einem Gewächs, das am meisten mit unserer schilfigen Plumpkeule (ich weiß wirklich in diesem Augenblick weiter keinen als unsern Kindernamen dafür) Ähnlichkeit hat, und die ebenfalls drei bis vier Fuß lange Spitze besteht gewöhnlich aus dem harten Holz des hiesigen Eisenbaumes. Die Spitzen derselben sind glatt und haarscharf, und sie schleudern die Speere nicht bloß durch den Schwung des Armes, sondern geben ihrem Wurf noch weit mehr Stärke durch ihr sogenanntes Wurfholz, die Midla. Es ist dies ein etwa zwei Fuß langes schmales Stück Holz, an dem obern Ende mit einer Art Widerhaken versehen; in diesen Widerhaken wird das untere Ende des Speeres gelegt, und der Speer so gewissermaßen durch Hebelkraft fortgeschleudert. Sie führen gewöhnlich vier oder fünf /113/ solcher Speere bei sich. Außer diesen haben sie noch die Keule - ein kurzes schweres Stück Holz mit dickem Knopf in den verschiedensten Formen, und den schmalen langen Schild, die Speere und Keulenschläge zu parieren; dann die Wurfkeule, ein schmales gebogenes, sehr dünnes und scharfes Instrument von hartem Holz, mit breitem, rasiermesserartigem Kopf, und das Eigentümlichste von allen, die Womera, wie sie Dieselbe, glaube ich, in Vandiemensland nennen, oder die Bumerang, wie sie am Murray heißt. Diese Bumerang ist schon oft von Engländern beschrieben worden, ich habe mir aber beim Lesen nie einen recht deutlichen Begriff davon machen können, und will hier versuchen, ob ich im Stande bin, sie etwas begreiflicher zu erklären.

       Der Bau der Bumerang, so einfach wie nur etwas sein kann, gründet sich auf ein streng mathematisches Princip, das von diesen Blacks gewiß nicht durch Berechnung oder Über- legung, sondern nur durch Zufall gefunden ist. Die Bumerang ist ein etwa zwei bis drittehalb Zoll breites und vielleicht achtzehn bis zwanzig Zoll langes, aber nicht mehr als etwa einen halben Zoll dickes Stück hartes Holz, an beiden Enden nicht spitz, sondern mehr scharf abgerundet, aber fast zu einem Halbmond, wie eine Sichel, und nicht ganz so rund gebogen, mit der innern Seite ebenfalls ziemlich scharf. Von diesen Bumerangs gibt es zwei Arten: die eine ist ein gewöhnliches Wurfgeschoß, das durch die Biegung nur schärferen Nachdruck erhält, an dieser sind die beiden Schenkel der Sichel vollkommen gleich. Die andere aber, bei welcher der eine Schenkel ein klein wenig kürzer und das Instrument selber auch etwas mehr gebogen ist, wird nicht allein ebenso vorwärts geschleudert, sondern kehrt auch, wenn sie nirgends Widerstand getroffen, also den Gegenstand, nach welchem sie geschleudert wurde, verfehlt hat, durch eine eigene Schwingung zu ihrem Werfer, und zwar mit fast noch vermehrter Gewalt zurück. Diese Bumerang wird aber nicht direct nach dem Gegenstand, den sie zu treffen bestimmt ist, geworfen, sondern sie berührt erst, in etwa zwanzig Schritt Entfernung, die Erde, und prallt nun von dieser wie mit neugewonnener Kraft ab, dem bestimmten Ziele zu. Trifft sie hier Mann /114/ oder Tier - und der Werfende weiß ziemlich genau die Höhe zu bestimmen, in welcher das von der Erde sein muß - so schlägt das scharfe harte Holz in der gewaltigen Schwingung eine bösartige Wunde. Diese hölzerne Sichel schneidet selbst durch das dickste Tuch, und ist auch in ihrem unregelmäßigen Flug fast gar nicht zu parieren. Trifft sie aber ihr Ziel nicht, so fliegt sie etwa bis hundertundzwanzig Schritt Entfernung weiter und steigt dabei bis zu zwanzig Fuß Höhe vom Boden empor, beschreibt hier einen kurzen Bogen zur Linken, wobei es ein paar Secunden lang fast aussieht, als ob sie total feststünde, und schwirrt nun plötzlich zischend und sausend wieder durch die Luft heran, fast in gerader Linie über die Stelle hin, und wohl noch zehn, zwölf Schritt weiter zurück, von der aus sie geworfen wurde.

       Diese Bumerang ist weiter unten am Murray und in Südaustralien nur sehr wenig gekannt und gar nicht im Gebrauch, während sie jedoch, Doktor Leichhardt's Bericht nach, bis im hohen Norden von Australien vorkommt. Bei den Stämmen in der Torresstraße habe ich sie nicht gesehen, es kann aber deshalb doch fein, daß sie sie eben so gut zu führen wissen, denn auf den Inseln gibt es kein Wild für diese Waffe, und es läßt sich denken, daß sie Alles, was sie nicht eben notwendig für ihren dortigen Aufenthalt brauchten, am festen Land zurücklassen werden.

       Am 25. Mai näherte ich mich dem Murray wieder, den ich, dem Eduard folgend, verlassen hatte, und wanderte jetzt am Logan, der nur eine kurze Strecke diesen Rainen führt, und durch den Eduard und den Wakool, beides Überschwemmungsarme des Murray, gebildet wird. Hier schoß ich den ersten schwarzen Schwan, obgleich ich schon mehrere vorher gesehen, aber keinen hatte zum Schuß bekommen können. Ich balgte ihn ab und nahm die Haut mit mir.

       Diese schwarzen Schwäne haben ein vortreffliches Gefieder, der Rücken ist ziemlich schwarz und der Bauch mehr in ein dunkles Silbergrau hinüberspielend. Das Wertvolle an ihnen ist aber der schneeweiße, fast anderthalb Zoll starke Daun, der zum Vorschein kommt, wenn die schwarzen Federn ausgezogen werden, und der das zarteste, wunderschönste Pelz-/115/werk für Damen liefert. Die großen Schwungfedern sind weiß, und ein roter Ring liegt ihm um die Augen.

       Jagdbares Wild gibt es hier freilich äußerst wenig, und die Kängurus sind vielleicht das Einzige, was auf den Namen Wild Anspruch machen könnte, da man sie nicht allein hetzt, sondern auch auf der Bürsche schießen kann, und darin hat diese Jagd viel Ähnlichkeit mit der des Hirsches. Kängurus bekam ich aber nur sehr wenige zu sehen; sie hielten sich bei der entsetzlichen Dürre des Landes, da sie selber lange ohne Wasser leben können, tief in den Malleybüschen auf, wo ziemlich gutes Futter wachsen soll, und wo sie sich besonders an dem eben jetzt herauskommenden jungen Gras letzten. Kängurujagden sind schon viel zu oft beschrieben und zu einförmig, um darüber noch ein Wort zu verlieren; interessanter sollen aber die Emu- oder Kasuarjagden der Eingeborenen sein, die diesen australischen Strauß gewöhnlich, wenn sie ihn auf den Ebenen entdecken, mit einem ganzen Stamm umzingeln und ein förmliches Kesseltreiben darauf anstellen.

       Dieser Emu hat viel Ähnlichkeit mit dem südamerikanischen Avesturz oder Kasuar, scheint aber doch eine andere Gattung zu bilden, und ist auch etwas größer als der amerikanische. Der eine wenigstens, mit dem ich an diesem Tage fast zusammenrannte, stand gewiß über sieben Fuß hoch und war ein kolossaler Kerl. Ich ging nämlich durch ein kleines Borwooddickicht, wo mein Schritt aus dem weichen, staubigen Boden kaum hörbar war, und kam eben an einen der lausend kleinen trockenen Creeks oder Schluchten, die das flache Land nach allen Richtungen hin durchziehen, als ich in der Schlucht ein Geräusch hörte. Schon der Indianer wegen trug ich die Büchse immer schußfertig; im Nu hatte ich sie im Anschlag und blieb lauschend stehen, um durch ein zweites Geräusch die Richtung und Natur desselben mehr bestätigt zu bekommen; ich sollte aber nicht lange darüber im Zweifel bleiben. Im nächsten Moment schon fuhr irgend etwas, das ich im ersten Augenblick natürlich für nichts Geringeres als einen mordsüchtigen Indianer hielt, wie ein Ungewitter aus dem Teebusch auf mich los. Ich riß, in einem mir selber /116/ kaum bewußten Gefühl der Selbstverteidigung, die Büchse an die Backe, ehe ich aber irgend ein Ziel visiren, ja selbst das, was sich aus dem plötzlich Leben gewinnenden Teebusch zu entwickeln schien, erkennen konnte, fuhr eine dunkle Gestalt an mir vorbei, so dicht, daß es mir die Büchse bald berührt hätte, und ich erkannte jetzt einen gewaltigen Kasuar, der die langen Beine nicht schlecht gebrauchte und mit wirklich fabelhafter Schnelle über den weichen Boden hinflog, daß er den Staub hoch hinter sich auswarf. Das Alles kam so schnell, daß ich wahrhaftig zu schießen vergaß, und zwei Secunden später wäre es auch zu spät gewesen, denn die ganze Erscheinung ging wie ein Blitz an mir vorüber.

       Dies hatte übrigens insofern sein Gutes, als es mich für die Zukunft vorsichtiger machte, denn wo ich den langen Emu vorher in der Schlucht nicht gesehen hatte, der gar nicht daran gedacht sich zu verstecken, da hätte auch ein halbes Dutzend von den Blacks in bequemster Art und Weise im Hinterhalt liegen und mir ihre fatalen Speere in den Leib jagen können. Ich fing jetzt an, weit sorgfältiger aufzupassen, und die Folge davon war, daß ich schon am nächsten Tage ein Känguru belauerte, das zum Wasser an den Logan hinuntergekommen war.

      Die Emus werden von den Schwarzen gegessen; die Jungen sollen auch ganz gut schmecken. Die Haut mit dem Gefieder ist aber zu weiter nichts als Fußdecken zu gebrauchen. Die Schwarzen benutzen sie höchstens manchmal zum Draufliegen.

      

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