Reisen Band 2. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 2 - Gerstäcker Friedrich

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Schafe hier ist übrigens das sogenannte pigs face (Schweinsgesicht), ein jedenfalls höchst unpoetischer Name; es ist dies eine Cactusart, die im Herbst, nach roter Blüte, eine kleine, ebenfalls rote, höchst wohlschmeckende Beere tragen soll. Das pigs face selber kommt in dreieckigen dicken, fleischigen Blättern oder Stangen /100/ aus der Erde heraus, und die Schafe fressen es sehr gern; es gibt übrigens verschiedene Arten davon, die sich im Äußern allerdings gleichen, im Geschmack aber einen genauen Unterschied zulassen. Eine Art schmeckt sehr salzig, eine andere bloß wässerig mit leisem Bitter, etwa wie rohe Gurken, und eine dritte, von der ich selbst mehrmals bedeutende Mahlzeiten gehalten, hat einen Nachgeschmack fast wie reife Herzkirschen. Die Blacks verzehren dies pigs face in großen Quantitäten, aber auch von den Schafen wird es sehr viel gefressen, und ich glaube, daß es einen vorzüglichen Salat geben würde. Mancher Verirrte hat sich schon das Leben damit erhalten.

      Die Vegetation blieb sich sonst ziemlich gleich: Gumbäume in der Nähe des Flusses, und Tee- und Besenbüsche mit dem Salzbusch in den sogenannten Flats. Die traurigste von allen Pflanzenarten ist aber das Lignum, das in den der Überschwemmung ausgesetzten Ebenen gedeiht. Es sieht genau so aus, als ob die dürren Stangen von dem Vieh abgefressen und ihrer Blätter total beraubt wären; es wächst aber gleich abgefressen, und das Vieh ist ganz unschuldig an dem trübseligen Aussehen desselben - es rührt die holzigen, bitteren Zweige nicht an.

      Das Land zu beiden Seiten des Eduard war flach und von zahlreichen Lagunen durchschnitten, der Boden ein grauer, in feuchtem Wetter klebriger Lehmboden, der aber halb trocken schon wieder aufspringt und, der ganzen dort wuchernden Vegetation nach, kaum einer besondern Cultur fähig sein möchte.

      Durch diese Wälder nun begann ich meinen einsamen Weg, jetzt aber noch inmitten einer verhältnißmäßig ganz ansehnlichen Zahl von Stationen, die, wenn man auch nicht immer darauf rechnen konnte, jede Nacht eine zu erreichen, doch gewissermaßen schon in dem Bewußtsein ihrer Existenz eine Art Schutz gegen etwaige freche Raubanfälle der Schwarzen bildeten.

      Schon die erste Nacht lagerte ich im Freien am Eduardriver in einem kleinen Gehölz von sogenanntem Borwood - Gumbäumen ebenfalls, nur mit etwas anderer Rinde – und /101/ mein Abendbrot war ein Kakadu. Das Fleisch derselben ist übrigens hart, dunkelrot und trocken, und nur der äußerste Hunger vermochte mich dazu, den mir überdies widrigen Papageiengeruch zu überwinden. Ich zog dem Burschen, den ich Abends schon in tiefer Dämmerung aus einem Gumbaum herausgeholt hatte, das Fell ab und briet ihn auf den Kohlen. Ich hatte mir nämlich ein tüchtiges Feuer angemacht, denn obgleich ich den Tag Wilde getroffen, sollten sie in dieser Gegend doch noch nicht gefährlich sein; wenigstens war kein Beispiel bekannt geworden, wo sie einen Weißen ermordet hätten. Am nächsten Morgen wollte ich nicht wieder einen Kakadu frühstücken, mußte aber zwölf starke Meilen Marschiren, ehe ich an eine Station kam, und erlabte mich hier nicht wenig an kaltem Rindfleisch, Tee und Dämpfer, oder damper, wie es die Engländer nennen.

       Zur Verständigung, da das Wort Damper wahrscheinlich noch öfter vorkommen wird, möge hier dienen, daß der Damper ein gewöhnlicher, einfach mit Wasser, ohne Hefen, angerührter Weizenteig ist, der nur flachgedrückt und in der Asche gebacken wird, und auch wohl, nach civilisirten Begriffen, etwas schwer zu verdauen sein möchte, den „Buschmägen" aber vollkommen gut zusagt.

      Bis zum 23. Mai passierte mir nun nichts Besonderes. Die Gegend war monoton genug, meistens Salzbuschebenen und Borwoodwaldungen, niederes apfelbaumartiges Holz mit mattgrauer Rinde und mattgrünen Blättern; die ganze Natur sah aus wie ein abgetragener steyermärkischer Jagdrock, und der Himmel spannte sich mit einem correspondirenden nebligen Stahlgrau darüber hin. Das Wetter drohte dabei immer Regen und erhielt mich in fortwährender Angst, denn hatte es hier in dieser Gegend geregnet, so befand ich mich in einer höchst schauerlichen Lage. Der Boden bestand hier nämlich durchgängig ans dem grauen staubigen Lehm, der sich bei der mindesten Anfeuchtung mit einer ganz unbeschreiblichen Bosheit an die Sohlen hing. Ein langer Stock brachte die bleischweren Massen dann auch gar nicht wieder ab, und ich mußte später, hatte ich solche Strecken im Regen zu passiven, mein Messer offen in der Hand tragen, um die Hacken /102/ frei zu halten, oder doch wenigstens dann und wann von den entsetzlichen Anhängseln zu reinigen.

      Am 23. Abends erreichte ich einen kleinen Creek, den Mouleman, der sich ebenfalls in den Eduard ergießt (d. h. wenn er Wasser hat, denn jetzt war cs auch nur das trockene Bett, das den ehrenvollen Namen eines Creek führte). Hier war ein Wirtshaus und eine Polizeistation, und ich hörte hier allerdings nicht tröstliche Nachrichten über die Blacks, die eben in neuester Zeit wieder mehrere Mordtaten an einzelnen Reisenden, welche von einer Station zur andern gehen wollten, verübt haben sollten. Einer dieser Schufte, ,,Billy the Bull“, saß hier in der Polizeistation gefangen; er hatte zwei Mordtaten an Weißen gestanden und die Körper aufgezeigt. Einen derselben hatte er auf wahrhaft teuflische Weise versteckt, damit er von der Polizei nicht aufgefunden werden sollte. Nachdem er den Unglücklichen nämlich erschlagen und sich sein Nierenfett herausgenommen, stieg er mit der Leiche tief in das Bett des Murray hinab, und trieb hier, nachdem er den aufgeschnittenen Leib des Ermordeten zuerst mit Steinen gefüllt, einen Pfahl durch die Brust desselben in den Boden, wohl vierzehn Fuß unter Wasser, so daß der später leichter werdende Körper von der Flut nicht mehr an die Oberfläche gehoben werden konnte. Andere Mordtaten waren noch viele von ihm bekannt, die Beweise aber nicht so leicht zu liefern, da er sich schlauer Weise sämtlicher Zeugen dabei - unter ihnen selbst eine von seinen Frauen - auf sehr summarische Weise mit der Kriegs- keule entledigt hatte.

      Außer diesem war die Polizei noch hinter zwei anderen von den Teufeln, Namens Bill und Peter, her, die ebenfalls Weiße ermordet und die Körper einfach in den Busch geworfen hatten. Es war ihr noch nicht gelungen, sie einzufangen, und einer der Policemen meinte treuherzig: ich würde ihnen wohl auf meinem Weg begegnen.

      Gern hätte ich mir nun, nach diesen allerdings nicht gerade beruhigenden Nachrichten, einen Schwarzen von hier zum Begleiter mitgenommen, aber dasselbe wurde mir darüber hier wie auch schon in Albury und Sidney gesagt: daß ich /103/ erstens keinen bekommen würde, der die Tour mit mir machte, und zweitens, geschähe das wirklich, nur noch größerer Gefahr ausgesetzt bliebe, als wenn ich allein und nur gut bewaffnet ginge, denn nicht sowohl Raublust sei es oft, was die Stämme dazu treibe, den einzelnen Wanderer, besonders aber Einzelne eines andern Stammes anzufallen, als eine Art religiösen Wahnsinns und Aberglaubens, der aber dann, sobald man ihm einmal in den Weg geworfen wird, natürlich noch weit gefährlicher ist, als bloßes Raubgelüste und Blutdurst irgend eines wilden Stammes.

      Diese Wilden hier glauben nämlich an keinen natürlichen Tod, und jeder, der von dem Stamm stirbt, ist - ihrer Meinung nach - das Opfer der Zauberei irgend eines andern Stammes geworden. Diese Zauberei kann auf verschiedene Art ausgeübt werden, doch die Art und Weise bleibt ihnen gleich, sie halten sich an das Resultat. Die Weiber bekleben sich nun mit weißem Thon und heulen und schreien, jammern und wehklagen, bis die Männer - selber zur Verzweiflung getrieben - hinausziehen und das Fett irgend eines erschlagenen Feindes als Sühnopfer dem Toten in das Lager bringen. Nun verwandelt sich der bisherige Jammer plötzlich in Freude, und die Manen des durch Zauberei Hingerafften sind jetzt, ihrer Meinung nach, vollkommen beruhigt.

      Die natürliche Folge hiervon muß sein, daß die einander benachbarten Stämme fortwährend in grimmigster Feindschaft leben und sich gegenseitig nicht über die selbstbestimmten Grenzen wagen, außer um Einfälle in die Besitzungen ihrer Nachbarn zu machen und Todesfälle jener Art zu rächen. Daher wagt sich auch selten ein Schwarzer, selbst in starker Begleitung von Europäern, auf feindliches Gebiet. Hat er aber einmal wirklich die Grenze überschritten, und liegt ein feindlicher Stamm zwischen ihm und dem seinen, so wird es ihm nie einfallen, allein zurückzugehen, und er sieht dann die Weißen als seine einzigen Beschützer an.

       Daher kommt es denn auch, daß Weiße, die mit einem Schwarzen gehen, fast unvermeidlich der Gefahr ausgesetzt sind, von einem andern Stamm angefallen zu werden, wäh-/104/rend ein Weißer allein weit eher Aussicht hat, unbeschädigt durchzukommen.

      Hier sah ich auch

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