Reisen Band 2. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 2 - Gerstäcker Friedrich

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ist er fast ganz frei von Stämmen, hier und da zacken aber doch einige Äste hinein, und er wäre selbst hier wenigstens zu revidieren. Jenes Holz muß aber sämtlich, wenigstens im obern Teil des Flusses, durch Menschen oder Pferdekraft, mit Sägen und Tauen entfernt werden, denn dort sind die Biegungen viel zu kurz und das Fahrwasser ist zu schmal, den Gebrauch von Dampfschiffen, sogenannten /87/ Eradicatoren, zu erlauben, die jedoch weiter unten vielleicht anwendbar wären.

       Das Entfernen jener Stämme ist auch möglich, und die Amerikaner haben in manchen ihrer Flüsse, z. B. dem Redriver oder Rioroxo, schon bedeutend mehr Schwierigkeiten besiegt. Werden aber die Ufer des Murray je im Stande sein, nicht allein solch' bedeutende Auslagen wieder zu ersetzen, sondern auch eine Dampfbootlinie teils durch herauf zu schaffende Bedürfnisse, teils durch hinunter zu sendende Producte zu unterhalten? Das ist eine Frage, die ich allerdings jetzt nicht beantworten könnte, eben so wenig wie irgend ein Ansiedler am Murray die Garantie deshalb übernehmen würde. Für jetzt sieht es sogar eher aus, als ob das Land in seiner entsetzlichen Dürre wenig einen solchen Kostenaufwand rechtfertigen und pecuniäre Aufopferungen lohnen möchte. Nichtsdestoweniger ist es aber auch fähig, noch Manches zu erzeugen, woran bis jetzt, der hohen Transportkosten wegen, noch Niemand hat denken können.

       Für jetzt beschäftigen sich die dortigen settler oder Stationshalter ausschließlich mit der Viehzucht, und diese wird auch in späteren Zeiten, wenn überhaupt nicht der einzige, doch der Haupterwerbszweig bleiben müssen, aber größerer, ja sogar sehr bedeutender Nutzen ließe sich daraus ziehen, würde die Fracht billiger und bedeutende Versendung möglich.

       Von den Schafen wird jetzt fast gar nichts benutzt als die Wolle, von den Rindern, die sich hier eigentlich zu stark vermehren, fast nur das Fleisch zum eigenen Bedarf der Stationen. Hier und da werden sie auch zu Talg eingekocht, das aber könnte weit eher als ein Mißbrauch wie Verbrauch angesehen werden, und jedenfalls ließe sich das Fleisch dieser zahlreichen Herden, sobald der Murray wirklich einmal befahren würde, trefflich benutzen.

       An den Ufern des Murray gibt es nämlich Massen von kleinen Salzseen, die das vortrefflichste Salz, welches jetzt sogar noch in die Colonie eingeführt wird, enthalten. Der Murray könnte deshalb eine ungeheure Masse des schönsten Pökelfleisches liefern, sähen sich die Settler an den Ufern desselben nur erst einmal veranlaßt, solchen Erwerbszweig zu /88/ eröffnen. Das Salz selber könnte dann ausgeführt, Hammelkeulen geräuchert, Häute eingesalzen und überhaupt Artikel verwertet werden, die jetzt ungenutzt verderben. Aus den Gumbäumen, die zum Räuchern der Hammelkeulen vortrefflich dienen könnten, ließen sich ebenfalls Holzkohlen brennen, und wer weiß, ob nicht selbst aus den zahlreichen Lagunen und Seen das Einsalzen der vortrefflichen Fische des Murrav einen Handelsartikel liefern würde.

       Hiergegen hörte ich allerdings einen erheblichen Einwand - wenn er nämlich vollkommen gegründet und durchaus erprobt wäre - und zwar von Seiten einzelner Ansiedler selber, daß nämlich das Salz jener Seen sich nicht zum Einsalzen von Fleisch und Häuten, auf die Länge der Zeit - also bei weiten Verschiffungen, eigne - und daß damit angestellte Proben unglücklich ausgefallen und die damit eingepökelten Fleischmassen verdorben wären. Einzelne Versuche - und ich glaube erst ein einziger für eine wirklich lange Strecke - mögen damit gemacht sein, der Murray durchfließt aber einen sehr weiten Landstrich, und diese Salzseen finden sich an sehr verschiedenen Stellen, sind also deshalb auch sehr wahrscheinlich verschieden gehaltig und jetzt nur noch nicht so genau untersucht worden, weil eben bis jetzt gar keine Aussicht war, das Salz von da, wo es in Masse gefunden wird, fortschaffen und verwerten zu können. - Dieser Erwerbszweig müßte also deshalb auch noch jedenfalls erst einer genaueren Prüfung unterworfen werden.

       Ackerbau wird der Murray wohl kaum zu treiben gestatten, nicht daß das niedere und überschwemmte Flußland nicht im Stande wäre, ziemlich gute Ernten zu tragen, aber das allherbstliche Austreten des Stroms zerstört jedesmal die Ernten, und dazu ist das Talland nicht breit und fruchtbar genug, Levees oder Dämme, wie sie zum Beispiel die Wasser des Mississippi in den Ufern zurückhalten, zu gestatten. Übrigens läßt sich im Voraus auch eigentlich gar nicht bestimmen, was der Murray noch Alles fähig wäre zu leisten, da eine Schiffbarmachung desselben auch jedenfalls einen neuen Eifer in seinen Uferbewohnern schaffen, und Viele dorthin ziehen würde, die jetzt gar nicht daran denken, sich in einem District /89/ nieder zu lassen, der mit der zivilisierten Welt nur durch Ochsenkarren in Verbindung steht.

       Doch ich will den Leser nicht mit den Daten der allerdings nicht langen, aber desto monotoneren Fahrt langweilen, und gleich zum Schluß derselben, zu der traurigen Katastrophe springen. Wie ein Gumbaum dem andern, so sah eine Biegung der andern sprechend ähnlich, fortwährend dabei dieselbe Arbeit mit aus dem Boot springen und das schwere Holz über die Steine schleppen, oder in Mühe und Gefahr den drohenden Stämmen auszuweichen, die an jeder andern Stelle fast unsern Fortgang zu hemmen drohten. Der Weg wurde, eben durch die ungeheuren Biegungen und Hindernisse, so entsetzlich lang und mühsam, daß ich mir schon eine ziemlich sichere Berechnung machen konnte, wie wir solcher Art - von den Wilden wirklich nicht gefressen - kaum in drei bis vier Monaten im Stande sein würden, Adelaide zu erreichen, als unsere Wasserfahrt auf eine schon lange befürchtete und trotz aller Fatalität noch immer glückliche Art ihr Ende erreichte und uns zwang, unsern Weg zu Fuß fortzusetzen.

       Von Schwarzen waren wir allerdings noch nicht belästigt worden, hatten auch nur erst sehr wenige gesehen, und so ganz in der Nähe weißer Ansiedelungen mochten sich die wilden Bursche doch wohl auch ein wenig genieren; wir hielten wenigstens die Nacht nicht einmal Wache. Doch ein schlimmerer Feind als die Wilden sollte uns der Strom bald selber werden.

       An einem heitern Morgen, nachdem wir die Nacht besonders gut geschlafen und uns an einer reichlichen Mahlzeit Enten delectirt hatten, schifften wir uns wieder ein, und ruderten wohlgemut den hier gerade eine Strecke lang ungewöhnlich offenen Strom hinunter. Unsere Freude sollte aber nicht lange dauern. Plötzlich schien es, als ob vor uns der ganze Strom mit einer soliden Masse umgestürzter Baumstämme und Wurzeln völlig blockiert und abgeschnitten wäre, und selbst beim Näherkommen zeigte sich noch keine Durchfahrt, so daß wir vor allen Dingen landen mußten, und ich mich nur, auf den Stämmen hinlaufend, nach einer Öffnung um /90/ sah, durch die wir unser schmales Fahrzeug hindurchlaviren konnten. Ich fand auch eine solche Stelle, die Ein- und Durchfahrt war aber hier so schmal und gefährlich, daß wir mehr als zwei Stunden brauchten, durch diesen fatalen Platz zu schlüpfen, und unser Canoe dabei sich noch oberdrein zweimal halb mit Wasser füllte. Endlich, und nach schweren Mühen, erzwangen wir uns die Durchfahrt zwischen zählenden Wirbeln und riesigen dunkeln schleimigen Stämmen und Stumpfen durch, die hier der gegen sie ankochenden Flut ingrimmigen Trotz boten. Es war ein unheimliches Gefühl, ein paar Mal so dicht gewissermaßen am Abgrund zu stehen, wo unser Sinken oder Schwimmen immer nur von einer leisen Bewegung des Körpers abhing, und wäre unser Canoe hier gesunken, so glaub' ich kaum, daß Einer von uns das Ufer erreicht hätte. Das tolle Gewirr von spitzen drohenden Ästen war zu arg, und die Strömung hätte uns unrettbar dahinein geworfen. So weit sollte es aber doch nicht kommen.

       Unter dieser fatalen Stelle bekamen wir wieder, etwa eine Meile Weges, ziemlich freies Wasser und glaubten schon aller Gefahr entgangen zu sein, als wir plötzlich eine Biegung des Flusses erreichten, wo die Strömung rasch und beengt an der rechten Seite durchschoß, während mehrere Bäume dort hinüberhingen und an dem linken Ufer eine hochangeschwemmte Kiesbank hartnäckig jede Durchfahrt verwehrte.

       Ich rannte das Canoe vor allen Dingen, auf eine inmitten des Stromes liegende Sandbank, um vorher einmal zu recognoscieren, wie das Fahrwasser eigentlich aussähe, und schickte zu diesem Zweck meinen Begleiter auf die Bank hinaus. Dieser kam auch bald zurück und versicherte: es sähe hinter dem Baum Alles gut aus. Unser Canoe also den Geistern des Murray empfehlend, wurden wir flott, und ich steuerte nun mitten in das hier ziemlich reißende Fahrwasser hinein, das gerade unter dem darüber hinhängenden Baum durchschoß. Unter dem Baum durch ging es auch ziemlich gut, die Bahn war dort, wenn auch kaum drei Fuß breit, doch frei, gleich dahinter lag aber, etwa sechs Zoll unter Wasser, ein anderer Stamm, und ungefähr dreißig Schritt weiter hing ein anderer Baum,

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