Reisen Band 2. Gerstäcker Friedrich

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Reisen Band 2 - Gerstäcker Friedrich страница 15

Автор:
Серия:
Издательство:
Reisen Band 2 - Gerstäcker Friedrich

Скачать книгу

an seiner eigenen Tür ab, wo der gute, etwas feuchte Mann von Frau, Kindern und Hunden aus das Herzlichste empfangen wurde, und dort bekamen wir auch zum ersten Mal, seit wir Sidney verlassen hatten, drei Stunden Rast, wurden aber um zwei Uhr schon wieder herausgeholt, und galoppierten nun in stockfinsterer Nacht bei wahrhaft schauderhaften Wegen unserem leider noch so fernen Ziel entgegen.

       Etwas interessant wurde die Fahrt übrigens noch durch das Gerücht von „Buschrähndschern", die sich in neuerer Zeit wieder auf der Straße gezeigt und die Post schon mehrere mal angefallen hatten. Ich hielt meine Büchse auch deshalb fortwährend geladen: gerade hier hinter Goulbourne sollte die gefährlichste Stelle sein. An Passagieren waren wir noch ein Mann in einer blauen Blouse - einem sogenannten Buschhemd - und eine der Damen, „die letzte Rose" und wahrscheinlich meine Schutzbefohlene, eine Frau, vielleicht achtundzwanzig bis dreißig Jahre alt, ebenfalls mit einem kleinen Kind, o h n e welches ich bis jetzt hier sehr wenig /70/ Frauen gesehen hatte. Die arme Frau wollte übrigens noch bis Gundcgay, und mußte von Wind und Wetter nicht wenig aushalten, ja ich weiß in der Tat nicht, wie es das Kind wenigstens in dem Unwetter, Tag und Nacht auf dem offenen Kasten, ausgehalten haben könnte, hätte ich nicht glücklicher Weise meine wollenen Decken für die Landreise mitgeführt, die das Schlimmste wenigstens von Mutter und Kind abhielten.

       Vier bis fünf Meilen mochten wir so etwa im Dunkeln gemacht haben, und unser Weg lag durch einen dichten Gumwald - der Leser darf sich auch nicht etwa denken, daß wir eine ordentlich gebahnte Poststraße unter uns gehabt hätten; nein, wie es der bergige Boden und die ziemlich dicht stehenden Bäume gestatteten, hatten sich die Wagen mit der Zeit ihre Bahn gesucht, denen waren andere gefolgt, und so bildeten sich nach und nach Poststraßen, auf denen man allerdings vollkommen sicher und nur der Gefahr ausgesetzt war, entweder von Buschrähndschern angefallen und totgeschossen zu werden, oder - das Wahrscheinlichere - bei dem tollen Fahren der Kutscher den Hals oder sonst einige notwendige Gliedmaßen zu brechen. Ich hatte schon mehrere mal vergeblich versucht, dem unsichern Sitz mit einer kaum vier Zoll hohen Rücklehne ein paar Minuten Schlaf abzustehlen, die Gefahr war aber zu groß, herunter und zwischen die Räder zu stürzen, und ich suchte mich zuletzt mit Gewalt munter zu erhalten, als plötzlich die Frau, die sich schon die ganze Zeit ängstlich umgesehen hatte, meinen Arm faßte und mir zuflüsterte, sie hätte eine Gestalt eine kurze Strecke hinter uns über die Straße gleiten sehen. Kurzes Aufpassen überzeugte mich bald, daß ein Reiter, jetzt links von uns, nicht mehr auf der Straße, sondern durch den Wald galoppierte und allem Anschein nach uns vorzukommen schien; er hielt sich jedoch mehr links und ein kleines Gebüsch verbarg ihn bald unseren Augen. Der Kutscher, dem ich das Gesehene mitteilte, stieß einen leisen Fluch aus und meinte, die verwünschten Kerle hätten schon neulich seinen Kameraden angefallen und, als ihnen dieser mit den Postpferden zu schnell gewesen sei, ein Pistol auf's Geratewohl dem Wagen nachgefeuert, ohne jedoch irgend Jemand zu verletzen. /71/ Natürlich hatte ich indessen meinen Poncho vom rechten Arm zurückgeworfen und die Büchse, zum Gebrauch fertig, auf's Knie genommen, glücklicher Weise sollte ich aber keinen Gebrauch davon machen; hatten die Burschen vielleicht in Goulbourne erfahren, daß wir bewaffnet waren, oder hatten wir dem nächtlichen, vielleicht höchst moralischen Reiter überhaupt Unrecht getan, ihn für einen Räuber zu halten - genug, wir bekamen nichts weiter von ihm zu sehen, und nur einmal glaubten wir rasche Hufschläge vor uns auf der Straße zu hören.

       Lange hatte ich mich schon darauf gefreut, einmal eine ordentliche australische Landschaft und den Urwald in seiner ganzen Eigentümlichkeit zu schauen, denn oben am Huntcrsriver war cs mir vorgekommen, als ob die Natur dort schon zu sehr von Menschenhänden im Zaum gehalten sei, ich konnte wenigstens keinen großartigen Baumwuchs, wie das schon so oft geschildert worden, finden, und statt eines Wechsels in den Gruppen lösten sich nur immer und immer wieder Gumbäume einander ab. Die Leute dort vertrösteten mich auf den Murray, und ich fing jetzt selber an mich darauf zu vertrösten, denn hier im Innern wurde die Scenerie nur immer trostloser. Bis Goulbourne schienen in den letzten Wochen ziemlich starke Regen gefallen z« sein, und das Gras wuchs voll und üppig, das Vieh sah gut aus und grüne Büsche in einem ziemlich starken Unterholz gaben der ganzen Landschaft etwas Freundliches, wenn auch Monotones in der zu großen Ähnlichkeit des Laubes. Je weiter wir aber nach Westen zogen, desto dürrer wurde der Boden, desto dünner die Vegetation, desto magerer das Vieh, das wir an der Straße trafen, und als wir das kleine Städtchen Jas erreichten, schien Alles aufzuhören.

       In Yis sollte uns aber noch etwas Anderes bevorstehen. So schlecht die Wagen nämlich bis jetzt gewesen waren, so hatte man doch wenigstens darauf sitzen können, ohne der steten Gefahr ausgesetzt zu sein, herauszufallen, hier in Yis sollte aber auch dies aufhören. Von da aus bekamen wir einen zweirädrigen Karren, auf dem Zwei nach vorn und Zwei nach hinten (die auf dem Rücksitz mit dem Rücken den /72/ Pferden zugewandt) sitzen k o n n t e n, Drei nach vorn und Drei nach hinten aber aufgenommen werden, wenn sich Schlachtopfer genug dazu finden. Die vorn saßen, hatten sich noch nicht zu beklagen; der Karren hing auf ziemlich guten Federn, und der Vordersitz war, wenn auch nicht bequem, doch leidlich, es war, als ob man bei einer gewöhnlichen Kutsche mit auf dem Bock saß. Die Hintersitze erwiesen sich aber in der Tat lebensgefährlich, und wie ich später gehört habe, soll auch schon mehrfaches Unglück, besonders mit Damen, vorgefallen sein, die nicht im Stande waren, sich gegen das furchtbare Rütteln des Kastens an dem niedern eisernen Geländer und mit fast keinem Fußbord festzuhalten, und dann rettungslos herabgeschleudert wurden, wobei sie noch ihrem Gott danken konnten, wenn sie nicht auf das herumwirbelnde Rad stürzten.

       Die Wege sind dabei, Hügel auf und nieder und durch trockene Lagunen und Schluchten, wahrhaft lebensgefährlich, was etwas die zwei Räder entschuldigt; denn ein vierrädriger Wagen würde noch mehr dem Umwerfen ausgesetzt sein. So, steilen Abhang hinauf oder hinunter, geht es fortwährend im Galopp, so daß beim Wiederaufführen die hinten Sitzenden die ganze Wucht ihres Körpers einzig und allein ihren Händen oder ihren um die schmale eiserne Stange geschlungenen Armen anvertrauen müssen.

       Die Szenerie wurde hier, wenn das seit den letzten Meilen überhaupt möglich gewesen wäre, noch trauriger; kein Grashalm so weit das Auge reichte, kein Busch außer niederen Gumbüschen, und alle, alle ein und dasselbe Laub; ja so verzweifelt gleichförmig sind selbst die Blätter untereinander, daß man, wenn man sie nicht selber vom Zweig bricht, gar nicht bestimmen kann, was die obere oder untere Seite an ihnen ist.

       D i e Annehmlichkeit haben die mit dem Rücken nach vorn Sitzenden, daß ihnen niederhängende Zweige gar nicht selten nicht allein den Hut vom Kopf reißen, sondern den Kopf manchmal fast auch mitnehmen möchten - der Karren rasselt in der Zeit an, bis Ihr Kutscher oder Pferde bewegen könnt zu halten, und von dem Schlag noch halb be-/73/

      täubt, kann der Passagier oft hundert und zweihundert Schritt zurücklaufen, um seine verlorene Kopfbedeckung wieder zu holen.

       „Verliert Ihr manchmal Passagiere von dem Kasten herunter?" - frug ich den Kutscher, als uns das Marterwerkzeug zum ersten Mal vorgestellt wurde.

       „Selten!" lautete die lakonische Antwort.

       Freitag Abend, den 25. April, kamen wir glücklich nach Gundegay, einem kleinen Städtchen am Murrumbidgee. Hier ließen wir unsere letzte Dame, und die arme Frau war durch die anstrengende Tour wirklich mehr tot als lebendig.

       In Gundegay, das wir in der Nacht erreichten, blieben wir etwa eine Stunde und fanden den kleinen Ort noch in voller Aufregung eines Angriffs wegen, den ein benachbarter Murrumbidgee-Stamm auf die friedlichen Indianer oder Blacks gemacht hatte, die sich gewöhnlich in Gundegay selber aufhielten. Mitten in der Stadt hatten sie diese plötzlich überfallen, mehrere verwundet und einen getötet, ohne jedoch einen Weißen, von denen ihnen gerade mehrere in den Weg kamen, zu verletzen. Die Leute waren hier wieder einmal voll von schrecklichen Geschichten über die „treacherous devils", verräterischen Teufel, wie sie überall genannt wurden.

       Wir mußten hier über den Murrumbidgee, den ich, obgleich er ein ganz ansehnliches Bett hat, kaum einen Fluß nennen darf, denn er bestand, in dieser allerdings sehr trockenen

Скачать книгу