Reisen Band 2. Gerstäcker Friedrich
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Am Montag Morgen hatte ich denn endlich Alles in Ordnung , das Boot auswendig geteert und alle Ritzen und Wurmlöcher, womit dies vortrefflichste aller Holzarten, nebst anderen Tugenden, ebenfalls reich gesegnet ist, verstopft; unsere Sachen lagen unten an der Landung, und unter einem herbeigeeilten Menschenschwarm — ein ordentlicher Volksauflauf für ein so kleines Städtchen — schoben wir das Canoe in's Wasser; Mrs. Heaver zerbrach eine Flasche Brandy über dem Bug und taufte es Bunyip3, wir stiegen ein, stießen vom Lande ab und ruderten, unter drei donnernden cheers der Zurückbleibenden, in den stillen Wald hinein.
Mein Canoe war das erste Boot, das den Versuch machte, den Humeriver, wie der Murray bis zu seiner etwa drei-/83/hundert Meilen entfernten Vereinigung mit dem Murrumbidgee genannt wird, hinabzugehen.
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Canoefahrt auf dem Hume.
Als ich zum letzten Mal ein Canoe steuerte, war es in Arkansas, den Fourche la fave hinab, das Canoe aus einem leichten Fichtenstamm gehauen, daß es wie ein Pfeil kaum durch-, sondern fast über das Wasser hinschoß. Welcher Unterschied dagegen hier! Mein Canoe war allerdings in den rechten Verhältnissen gebaut, etwa fünfzehn Fuß lang und etwas über zwei breit im Spiegel, und so dünn gearbeitet, wie es das spröde Holz nur immer erlaubte; dennoch ging es tief, sehr tief der eigenen Schwere wegen im Wasser, und unser beiderseitiges Gewicht mit Provisionen und sonstigem Gepäck half außerdem nicht wenig nach. Die Biegungen des Flusses waren dabei so kurz, und die dadurch aufgeschwemmten Kiesbänke so hoch und ausgedehnt, daß sie das Fahrwasser gewöhnlich dicht unter dem weitesten Bogen des Ufers hinüberdrängten. Dieser war dann natürlich mit überstürzten und halb oder ganz gesunkenen Stämmen und Ästen gefüllt oder wenigstens bedroht, und die Fahrt blieb an solchen Stellen nicht allein ungemein beschwerlich, sondern auch gefährlich.
Unsere Vorräte bestanden hauptsächlich in hartem Brod oder Schiffszwieback, Tee, Zucker und Satz; mit frischem Fleisch waren wir nur ans meine Büchsflinte angewiesen. Gar bald sollte ich aber herausfinden, daß die Jagd am Murray oder Hume nicht so leicht oder bequem werden würde, wie ich sie mir im Anfang gedacht hatte. Durch seinen gekrümmten und stets von Hindernissen unterbrochenen Lauf hat /84/ er nämlich fast gar keine Ähnlichkeit mit den so schönen amerikanischen Flüssen, und an ein leises, geräuschloses Hinabgleiten auf seiner Fläche, um etwa zu Wasser kommendes Wild zu beschleichen, war gar nicht zu denken. Fortwährend mußte ich, oft mit Aufwendung aller Kraft, den im Wege liegenden Snags oder Baumästen auszuweichen suchen, und das dadurch verursachte Geräusch, wie auch schon die notwendige Bewegung im Boote selbst, hätten jedes etwa herabgekommene Wild verscheuchen müssen. Wie mir jetzt schon schien, waren wir möglicher Weise nur auf Enten angewiesen, von denen es allerdings eine sehr große Anzahl und der verschiedensten Arten gab, und ich schoß denn auch, mit sorgsamer Berücksichtigung schwer wieder zu erlangender Munition, zwei auf einen Schuß zu unserem Abendbrot und Frühstück.
Die Nacht lagerten wir am linken Ufer, trugen unsere Sachen an Land und schliefen, trotz einem leichten Regen, der zwischen zwölf und zwei Uhr fiel, wahrscheinlich durch die ungewohnte Anstrengung erschöpft, sanft und süß. Der Fluß machte übrigens entsetzliche Krümmungen, und wir waren fest überzeugt, daß wir uns noch nicht sehr weit von Albury entfernt haben könnten.
Am zweiten Tag hatten wir sehr flaches Wasser, und der ewigen Biegungen wegen, in denen das Fahrwasser manchmal ordentlich voller Spieße stak, sahen wir uns sehr oft genötigt, auszusteigen und das schwere Canoe durch sechs bis sieben Zoll Wasser hindurchzuziehen. Es war dabei ziemlich frisch, und der Leser kann sich wohl denken, daß solche Fahrt, mit stets nackten und nassen Füßen, auch ihre Schattenseiten und nicht bloß das Romantische eines Streifzuges durch die Wildniß zeigte. Eine etwas phantastische Hoffnung hatte ich übrigens bei dieser Fahrt, nämlich den Bunyip oder das australische Ungetüm des Murray, von dem in dieser Gegend besonders viel gesprochen wurde, zu sehen zu bekommen, oder in diesem so außerordentlich niedrigen Wasserstand wenigstens seine Spur und dadurch überhaupt seine Existenz bestätigt zu finden. Bis jetzt lebt er nämlich nur in den etwas abenteuerlichen Sagen und Erzählungen der Blacks, die ihn als ein Ungetüm von der Größe eines kleinen Ochsen mit Pferde-/85/mähne und entsetzlichem Gebiß, wie haarscharfen Krallen schildern. Weiße haben das Tier noch nie gesehen, und die Wilden nennen es Devil-Devil in ihrer englisch-indianischen Aussprache. Existierte es überhaupt, so mußte es an dem Ufer des Murray, oder in den verschiedenen Seen wenigstens, seine Spur eingedrückt haben, oder ich konnte vielleicht einmal gar Nachts sein Schnauben und Brausen hören, womit es die furchtsamen Stämme des Murray nicht selten in Angst und Schrecken setzen soll.
Den Nachmittag fing es nun an auf höchst zweckwidrige Art zu regnen, und die Wolken standen so tief und drohend, daß sich eine sehr böse nasse Nacht nur zu gegründet befürchten ließ. In dieser Jahreszeit auslaufend, mußten wir freilich auch gleich von Haus aus auf so etwas gefaßt sein, und schwammen ruhig weiter, freuten uns aber doch, als wir gerade vor Dunkelwerden eine Hütte am linken Ufer entdeckten. Wir ruderten natürlich rasch darauf los und fanden dort wenigstens ein Obdach gegen den, wie wir es vermutet, fast die ganze Nacht wütenden Sturm. Am nächsten Tag hatte sich das Wetter etwas gelegt, wenn auch noch dann und wann einzelne Schauer fielen; die Sonne vertrieb gegen Mittag die träufende Wolkenschaar und erwärmte unsere von Nässe und Kälte halb erstarrten Glieder.
Der Fluß blieb sich gleich - Biegungen zum Verzweifeln; oft mußten wir Stunden lang rudern und das Canoe über Kies und Sand und im Strom liegende Stämme schleppen, um nur wieder fast zu demselben oder doch wenigstens keine Viertelmeile entfernten Ort zurückzukehren, von dem wir ausgelaufen.
Das Einzige, was mich dabei interessierte, war, das Flußbett zu beobachten und die Schwierigkeiten zu berechnen, die sich einer später doch jedenfalls darauf Bahn brechenden Dampfschifffahrt entgegenstellen könnten. Seit Jahrhunderten waren diese unverwüstlichen Gumbäume schon hier hineingeworfen und - liegen geblieben, und ich zweifelte nicht im Mindesten, daß die meisten der Kiesbarren, die wir mitten im Strom fanden, weiter nichts als dort eingestürzte Stämme waren, an welche sich mit der Zeit Sand und Kies genug /86/ angeschwemmt hatte, um eine ordentliche Barre zu bilden. An den meisten Stellen besteht das Flußbett auch bloß einzig und allein aus diesem Chaos von Stämmen und angeschwemmtem Sand, und daraus starren dann die nackten, zähen und schleimigen Neste jener riesigen Baumskelette hervor.
Durch diese Stämme nun, die, wie ich schon gesagt habe, am häufigsten im Fahrwasser selber, das heißt in den Biegungen, dem weitesten Bogen derselben vorkommen, geht die stärkste oder vielmehr die Hauptströmung des Flusses, und hier ist auch stets das tiefste Wasser - selten flacher, selbst in diesem außerordentlich seichten Wasserstand, als zwei bis drei Fuß. Ein anderer Kanal hat sich aber auch gewöhnlich noch auf der entgegengesetzten Seite des Bettes gebildet, aber natürlich mit weit schwächerer Strömung und seichterem Wasser, manchmal nicht über vier bis fünf Zoll, und läßt dadurch an sehr vielen Stellen eine kleine Kiesbarre als Insel in der Mitte.
Diese Baumstämme, die jetzt mit ihren Ästen und Zweigen die Hauptpassage hemmen, müssen nun freilich aus dem Weg geschafft werden, soll der Fluß jemals selbst für die kleinsten Dampffahrzeugc schiffbar gemacht werden, sie würden und müßten sonst Jedem verderblich werden, der versuchen sollte, sich durch ihre starren, heimtückischen und oft so sicher und doch so gefahrbringend versteckten Reihen die Bahn zu erzwingen.
Der Murray unterhalb seiner Verbindung mit dem Murrumbidgee hat im Verhältniß weit weniger Baumstämme in seinem Bett, als das oben