Reisen Band 2. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 2 - Gerstäcker Friedrich

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- und überlassen den Überwundenen dann höchst freundlich seinem Schicksal. Mit diesem Fett bestreichen /78/ sie sich alsdann, und glauben törichter Weise damit die Stärke des Überwundenen zu erhalten. Und solch eines albernen Vorurteils willen soll man sich den Leib aufschneiden lassen? Es ist himmelschreiend!

      Das, was ich von den Blacks in meiner nächsten Umgebung sah, war nicht geeignet, mir größeres Vertrauen zu ihnen einzuflößen. In Albury lief ein mit weißem Ton (ein Zeichen der Trauer) und roter Erde bemalter Schuft herum, der zwei Tage vorher ohne die mindeste Veranlassung seiner eigenen Frau den Schädel eingeschlagen, und von dem Zeder wußte, daß er schon sieben Weiße teils selber ermordet, teils bei ihrer Ermordung hülfreiche Hand geleistet hatte. Dennoch ließen ihn die Gerichte ruhig und frei herumgehen, ja verhinderten sogar, daß sein eigener Stamm ihn des Frauenmordes wegen bestrafte. Das hochweise Gericht steckte ihn nur - und welchen moralischen Eindruck das auf den Schuft gemacht haben muß! -eine Nacht auf die Wache.

      Während ich noch dort war, trat ihm ein Pferd die mittlere Zehe des einen Fußes ab, er lief aber an dem ordentlich frostigen Morgen mit dem blutenden Stumpf so ungeniert herum, als ob seinem Fuße nicht das Mindeste fehle.

      Sonntag den 27. marschierte ich mit einer dieser schwarzen Seelen in die Hügel hinein, wir fanden aber nur sehr wenig Stringybarkbäume, die groß genug waren, um ein Canoe auszuhauen. Nur etwa eine halbe Meile vom Fluß ab standen mehrere, und ich beschloß, einen Versuch mit dem besten von diesen zu machen. Am Montag nahm ich mir einen Arbeiter, einen jungen Australier, zu Hilfe, um einen Baum umzusägen und mir beim Aushauen zu helfen. Der beste Stringybark aber, den wir fällten, war hohl und brach beim Sturze morsch entzwei, und mein Gehülfe versicherte mir, wir würden nicht einen einzigen gesunden Stringybark in der Nähe des Flusses finden. Um nun nicht noch mehr Zeit unnütz zu verlieren, blieb also nichts weiter übrig, als einen der schweren und hart zu bearbeitenden Gumbäume zu fällen, und mit diesem zu versuchen, wie weit er sich eben aushöhlen und dünn machen lasse. Gesagt getan, rüstig gingen wir /79/ daran, zwei Stunden später hatten wir einen passenden Baum gefunden und gefällt, schlugen an dem Abend noch die Rinde herunter und begannen nun am nächsten Morgen die ordentliche Arbeit des Aushöhlens.

      In der Zwischenzeit machte ich in Albury einige sehr interessante Bekanntschaften, so unter anderen die eines Mr. Roper, der Doktor Leichhardt's erste Entdeckungstour nach Port Essington mitgemacht und dort durch einen Speerwurf der Blacks ein Auge verloren hatte. Die Bewohner Alburys interessierten sich aber ebenfalls für meine zu unternehmende Fahrt, denn dadurch wurde ein schon lange liebgewonnenes Projekt wieder in Anregung gebracht, die mögliche Befahrung des Murray und Hume, die für ihr kleines Städtchen von unberechenbarem Nutzen sein mußte. Man beschloß denn auch, mein Canoe bei seiner Abfahrt feierlich zu taufen, und Einzelne meinten, es wäre nur schade, daß sie nie das Ende des Unternehmens zu hören bekämen, denn die Schwarzen würden mich jedenfalls irgendwo „anspießen“.

      Sonnabend den 3. Mai bekam ich mein Canoe fertig und ins Wasser, und nahm es den Fluß, der hier entsetzliche Biegungen machte, etwa sieben Meilen hinunter, bis unter den Landungsplatz von Albury, von wo aus ich am Montag mit Provisionen und sonstig Nötigem vollkommen gut ausgerüstet, aufbrechen wollte. Viele wollten mir selbst j e t z t noch abreden, die lange beschwerliche Reise so ganz allein anzutreten; mein Entschluß war aber einmal gefaßt, zurück konnt' ich ja auch gar nicht mehr, denn von Sidney aus waren meine Sachen schon sämtlich nach Adelaide gesandt, und mein Geld, lieber Gott, das war schon gar bös zusammengeschmolzen, und eine lange, lange Strecke lag vor mir. - Doch ich hatte Pulver und Blei genug, und fürchtete nichts als die vielleicht zu großen Beschwerden, wenn ich in von Wilden gefährdete Gegenden kommen sollte und dann Niemanden hatte, mit dem ich Nachts abwechselnd Wacht halten konnte.

       Doch mit Gott! Ich war schon aus so verschiedenen Klemmen herausgekommen, und würde also in dieser auch nicht stecken bleiben; überdies hatte ich schon so mehrfache Erfah-/80/rungen, daß Gefahren gewöhnlich in der Entfernung bedeutend übertrieben werden und viel von ihren Schrecknissen verlieren, wenn man ihnen gerade auf den Leib rückt. Es war ja ebenfalls so in Südamerika gewesen, wo nur ein einziger alter Spanier mir die Möglichkeit einräumte, durch die empörten Stämme der Pampas und über die schneegefüllten Kordilleren zu kommen, und ich doch frisch und gesund Chile erreichte.

      Sonntags suchte mich da plötzlich ein junger Deutscher auf, der, eben nach Albury gekommen, von meiner etwas abenteuerlichen Fahrt gehört hatte und nun, selber von allen Mitteln entblößt und eigentlich ungewiß, wohin sich zu wenden, sich erbot, mich zu begleiten. Es war ein junger Seemann, und er versicherte mir, mit einem Canoe ebenfalls ganz gut umgehen zu können. Allerdings wurde dadurch mein Canoe, das eigentlich nur auf eine einzige Person mit ihren Bedürfnissen eingerichtet war, so viel schwerer, und meine Provisionen mußten natürlich auch so viel knapper werden, während ich nicht im Stande war, noch größere Quantitäten anzukaufen; nichtsdestoweniger ging ich gern daraus ein, den jungen Burschen, der ein offenes und ehrliches Gesicht hatte und überhaupt aus guter Familie zu sein schien, zum Begleiter anzunehmen, erleichterte es ja mir selber, wenn er sich nur ein klein wenig brauchbar anstellte, die Reise, und machte sie für Zwei, die an bedrohten Stellen abwechselnd wachen konnten, weit weniger gefährlich. Unsere Abreise wurde deshalb auf den nächsten Tag festgestellt, und ich sah jetzt dem Augenblick ordentlich mit Ungeduld entgegen.

      Den Sonntag streiften wir noch ein wenig in der Nachbarschaft Alburys herum, aber die Gegend sah trostlos aus: nicht ein Grashalm war in Berg oder Thal zu sehen, das Vieh ging herum, als ob ihm die scharfen Knochen jeden Augenblick durch die Haut stoßen müßten, und an den Lagunen im Innern lagen überall halbversunkene und dann verhungerte Rinder. Sie waren dort in den Schlamm geraten und so schwach und matt gewesen, daß sie sich nicht wieder hatten herausarbeiten können. Dabei war auch bei mehreren Schafzuchten! die so bösartige Rotzseuche, der soge-/81/nannte Katarrh, ausgebrochen, so daß einer allein, um nur den Rest seiner Schafe zu retten, neunhundert Stück in einem Strich hatte totschlagen und verbrennen lassen. Andere hatten zwei-, vier- und mehr tausend verloren, und wußten nicht, wie viel sie von den ihnen übrig gebliebenen noch würden erhalten können.

      Weiter zurück im Lande sollte etwas Gras sein, so kam alles Vieh, das in Albury geschlachtet wurde, vom Billibong herunter und mußte hier teuer bezahlt werden. Es war übrigens auch kein Wunder; seit sechzehn Monaten kein anständiger Schauer gefallen, wo sollte die Vegetation da herkommen? Die Gumbäume - an und für sich und in den besten Verhältnissen traurige Gewächse - standen trübselig in dieser Dürre und rasselten mit den langen, trockenen, lanzettförmigen Blättern. Diese Blätter selber enthalten auch nicht die geringste Feuchtigkeit, und brechen wie Glas, wenn man sie in die Hand nimmt. Wegen eines stark cajeputöligen Geschmacks, den sie haben, frißt sie aber auch nicht einmal das Vieh, und die kleinen Gumbüsche standen deshalb, trotz dem gänzlichen Mangel an jedem grünen Futter, unberührt.

      Und das war das australische Paradies, von dem ich so unendlich viel gehört und gelesen? Das jene üppigen Weiden, jene parkähnlichen Rasenflächen? Oh heilige Phantasie komm mir zu Hülfe, um diese graue Staubfläche mit saftigem Grün und das saftige Grün dann wieder mit wohlgenährtem wiederkäuenden Vieh zu bedecken; gieb diesen Flächen - doch nein, diese Flächen sollen wirklich in nur einigermaßen günstiger Jahreszeit das schönste Gras tragen und bedeutende Viehherden ernähren; nur jetzt, jetzt lagen sie in trostloser, trauriger D ü r r e da, und die Kühe standen verzweifelnd zwischen den trockenen Gumbäumen und kauten in Gedanken lange verdaute Speise wieder. Armes Vieh, so weit das Auge reichte kein Grashalm, und selbst den Durst zu löschen mit Todesgefahr verbunden.

      Der Murray selbst ist ein ziemlich bedeutender Fluß, der bedeutendste wenigstens oder vielmehr der einzige, den Australien hat, da er allein in diesem trockenen Jahr noch wirklich /82/ ein Fluß mit laufendem Wasser blieb, und die anderen nur durch eine Kette stehender Lachen ihr sonstiges Bett bezeichneten. Der Murray ist etwa sechzig bis hundert Schritt breit und von sehr unbestimmter Tiefe; hier Kies- und Sandbänke mit nur zehn bis zwölf Zoll Wasser, dort Stellen, auf denen ein dreimastiges Schiff flott treiben würde. Das Wasser selbst ist von reinem, schönem Geschmack und soll

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