Reisen Band 2. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 2 - Gerstäcker Friedrich

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zu werden. Van-Diemensland und Neu-Seeland sollen übrigens viel bedeutendere Wälder haben als Neu-Holland. Die Bäume selber sehen sich fast alle ähnlich, gehören auch meist alle zu dem Geschlecht der Eucalypten-, Gummi- oder Harzbäume mit lanzettförmigen harten langen Blättern, und teilen sich nur in die allein an der verschiedenen Rinde kennbaren „Stringy Bark", gewöhnliche Gums und „Blackbuts". Einen ordentlichen Stringy Bark bekam ich aber hier gar nicht zu sehen; die Ansiedler benutzen die zähe, starke Rinde derselben zu den Dächern ihrer Häuser und manchen anderen Zwecken, und die Bäume selber gehen dann, sobald sie der schützenden Rinde beraubt sind, natürlich ein. Andere Gummibäume werfen im Winter ihre Rinde freiwillig ab und stehen nun, zwar mit grünem Laub, aber sonst so nackt und häßlich wie die wilden, trotzigen Einge-/57/borenen des Landes, zwischen ihren mehr auf Anstand haltenden Brüdern.

       Australien ist uns fast stets als das Land des Widerspruchs geschildert, und der Europäer denkt sich nicht selten, daß auch die geringsten Kleinigkeiten mit der alten Welt in Widerspruch stehen müßten; kommt man aber wirklich selber her, so treten diese anscheinenden Außerordentlichkeiten sehr in den Hintergrund zurück, und aus den ersten Anblick kommt Einem die ganze Umgebung wirklich alltäglich vor. Eigentümlichkeiten stellen sich aber bei näherer Besichtigung doch bald genug heraus, und neben den rindenlosen Bäumen paßt da unter anderen auch die Kasuarine mit ihrem Eichenstamm und Tannennadeln vortrefflich hierher. Das Holz der Kasuarinen kommt dem Eichenholz an Härte und Ansehen fast vollkommen gleich, die Nadeln aber gleichen nur von Weitem denen der Tannen, und sehen in der Nähe ganz wie Schachtelhalm aus, nur daß sie nicht dessen Eigenschaften haben? Das Holz aller Gumbäume ist hart und so schwer, daß es im Wasser wie Blei untersinkt - dabei sollen die größeren Bäume meist alle im Herzen faul sein. An der Küste wächst aber in einigen, doch nur sehr wenigen Tälern eine Ceder, die vortreffliches Holz liefert, und drinnen im Lande steht eine sehr hübsche Art von Tannen. Von den Gumbäumen spalten nur einige Arten gut.

       Gegen Mittag erreichte ich, die wenigen Meilen zu Fuß marschierend, Mr. King's Farm, und wenn ich ihn auch nicht selber zu Hause fand, hörte ich doch, daß er jeden Augenblick erwartet werde, und wurde indessen auf das Freundlichste von Mrs. King empfangen. Gastfreundschaft herrscht hier in Australien noch im echt patriarchalischen Sinne, und je weiter im Busch drin, desto lieber sehen die Ansiedler den Fremden, den sie oft nur höchst ungern wieder scheiden lassen.

       Herr King beschäftigt sich besonders mit dem Weinbau, und er bestellt auch wirklich nur zu diesem Zweck Land - das übrige hat er, wie ich später erklären werde, an Pächter ausgcliehen, und bezieht nach abgeschlossenen Accorden und bestimmten Jahren eine gewisse Rente davon. Ich kostete hier /58/ den Irrawang 47er, einen weißen Wein, der schon eine Zeit lang in Flaschen gelegen hatte, und fand ihn vortrefflich. Er hat einen ganz dem Hochheimer ähnlichen, höchst angenehmen Geschmack, und dabei fast noch mehr Feuer als der Hochheimer. Einen roten Wein, von eben derselben Farm, stellte ich dem Aßmannshauser vollkommen gleich. Herr King denkt Proben dieses Weines nach Deutschland zu senden. - Er kam erst Abends nach Hause, und am nächsten Tag ritten wir über seine sämtlichen ausgebreiteten Besitzungen. Das Land ist ziemlich gut und die Weiden sind vortrefflich, doch soll der Boden dicht am Fluß, wie sich auch leicht denken läßt, noch viel besser sein, da er besonders in manchen Jahren Über- schwemmungen ausgesetzt ist, die vortrefflichen Schlamm zurücklassen, ohne durch zu starke Strömung gefährlich zu werden. Er hatte hier etwa 4000 Acker in einem Strich liegen, und wenn auch von diesen ein kleiner Teil steiniges Hügelland war, so schien doch ein sehr großer Teil zu Mais und Weizen und das Übrige säst alles zu Weinbergen oder Wiesen verwendbar.

       Durch das Ausmieten an Einwanderer oder ärmere Leute, die eben mit der Landwirtschaft beginnen wollen, bekommt er sein Land nach und nach urbar gemacht, und die Pächter selber stehen sich vollkommen gut dabei, da sie wenig Auslagen haben und die ersten zwei Jahre den gemieteten Platz, den sie freilich auch erst urbar machen müssen, rentenfrei erhalten. Die spätere Pacht ist dann ebenfalls mäßig genug und der Ansiedler stets im Stande, sich nach und nach Geld genug für sich selber zu verdienen, um auf eigenem Grund und Boden anzufangen. Ebenso brauchte in damaliger Zeit der arme ordentliche Arbeiter, der australischen Boden betrat, selbst wenn er ohne Pfennig da ankam, nie zu fürchten, daß es ihm an Beschäftigung fehlen werde. - Arbeiter waren im Gegenteil das, was gerade fehlte, und Alle fanden ohne Unterschied - der Eine allerdings besser als der Andere - ein Unterkommen. - Das war freilich vor der Entdeckung des Goldes, und die Verhältnisse haben sich in der Hinsicht bedeutend geändert - doch auf alles Das komme ich später zurück. /59/Ich fand hier zwei deutsche Familien, welche von Regierungsgeldern, mit vielen anderen zu derselben Zeit, nach Australien gerufen waren, und hier nun ihr Passagegeld durch einen zweijährigen Contract mit den Ansiedlern hatten abarbeiten müssen. Sie sprachen sich sehr günstig über das Land ans und versicherten mir, wer hier nur arbeiten wolle, komme durch, und könne sich dabei ganz wohl befinden. Freilich gefiel ihnen das stille „Buschlcben" nicht besonders - wer in Deutschland das Geräusch oder auch nur das geselligere Leben der größeren oder kleineren Städte gewohnt war, und dessen Herz vielleicht gar etwas stark an den dortigen Vergnügungsplätzen hing, der wird in a l l e n Ländern, wohin er auswandert und wo sich, eben nur deshalb, seine Verhältnisse so viel besser gestalten als im alten Vaterland, weil es gerade an Arbeitern - also auch an Menschen und deren geselligem Treiben - fehlt, das stets vermissen. Das Waldleben ist eine eigene Sache und muß, wie jedes Andere, erst erlernt, jedenfalls aber auch verstanden werden, und Der, welcher sich, nicht selbst genug sein kann, wird sich selten wohl darin fühlen. Der Einwanderer braucht es ja aber auch nur als eine Vorbereitung zu besseren Verhältnissen anzusehen, denn sein eigener Fleiß ruft ihm Nachbarn herbei, und mit der Zeit bildet sich die „Gesellschaft" eben von selber.

       Es ist versucht worden, von China Arbeiter einzuführen, und in manchen Gegenden, am Clarenceriver zum Beispiel und noch an mehreren anderen Orten, haben die Farmer wirklich schon Chinesen in den Wäldern zu Schäfern und anderen Arbeiten. Mit Einigen scheinen sie auch vollkommen zufrieden zu sein, im Ganzen aber glaub' ich nicht, daß ihnen die Chinesen - mancher Eigentümlichkeiten, ja sogar Laster wegen - gefallen, und Alles sehnt sich nach Einwanderern von Europa. Die Deutschen sind ganz besonders gern gesehen.

       Ich hatte noch im Sinn, das weiter oben am Fluß liegende Maitland und einige dort in der Nähe wohnende Farmer zu besuchen, wohin mich Herr King sehr freundlich mit einem Einführungsschreiben versah; leider versäumte ich aber das an diesem Morgen durch eine scharfe Brise außergewöhn-/60/lich begünstigte Dampfboot aufwärts, und da mir meine Zeit ein wenig knapp zugemessen war und das Weiter unverkennbar zum Regen einsetzte, so beschloß ich, lieber mit dem gleich darauf stromab kommenden Dampfer nach Sidney zurückzugehen.

       Besonderes Interesse erregte damals unseres Landmanns, des Doktor Leichhardt, Schicksal, der auf seiner zweiten Entdeckungsreise - die erste machte er, wie bekannt, unter unsäglichen Gefahren von Moretonsbai nach Port Essington - von demselben Punkt aus gen Westen vordrang, um einen Communicationsweg zu Land nach dem westlichen Teil Australiens aufzufinden, und dessen Zeit zur Rückkehr schon so lange verflossen war, daß man fast fürchten mußte, cs sei ihm in der traurigen Öde des innern Landes ein Unglück zugestoßen. Leichhardt war aber in Sidney viel zu bekannt und zu beliebt, um ihn jetzt seinem Schicksal so ruhig zu überlassen, und mehrere Meetings wurden gehalten, in denen sich die Bürger auf das Energischeste dafür aussprachen, daß eine Petition an die Regierung aufgesetzt würde, um sich der Sache anzunehmen. Se. Excellenz der Generalgouverneur Australiens, Sir Fitz Roy, bewilligte auch 200 Pf. Sterl. zu diesem Zweck, um eine neue Expedition auszurüsten, und ihn entweder aufzusuchen oder über seinen Tod gewisse Kenntniß zu erlangen. Natürlich sollten nur Freiwillige dazu genommen werden, und ich würde mich ungemein gern einem solchen Zuge angeschlossen haben, hätte ich überhaupt noch eine so lange Zeit aus meine Reise verwenden können. Die Expedition konnte kaum unter achtzehn Monaten vollendet sein, mußte dabei erst vollzählig gemacht werden und dann auch noch eine günstigere Jahreszeit abwarten, da die lange anhaltende Dürre im Innern den Tieren jedenfalls verderblich gewesen wäre. Nach Anbruch und wirklichem Eintreten der Regenzeit - denn das vorige Jahr hatte bewiesen, daß im Innern Beides nicht stets zusammen eintrifft - war dann schon besseres Futter zu erwarten.

      Überhaupt

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