Reisen Band 2. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 2 - Gerstäcker Friedrich

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mich überall umgab, verging mir übrigens der Tag ungemein rasch und bildete einen freundlichen Abstand gegen mein bisheriges, manchmal wirklich trostloses allein in der Welt Umherstreifen.

      Erst spät wieder von dort zurückgekehrt, bemühte ich mich am nächsten Tag, etwas über das innere Land und die Mög-/44/lichkeit einer Landreise nach Adelaide zu erfahren - den Adelaidedistrict wollte ich jedenfalls, schon der Auswanderung wegen, besuchen, zur See mochte ich aber auch nicht dorthin gehen. - Eines Teils hatte ich mich gerade genug in der letzten Zeit auf Salzwasser herumgetrieben, und bekam, wieder zu Schiff, auch eben nichts weiter von dem innern Land zu sehen als die Hafenstädte, die sich über die ganze Erde gleich sind. Auf einer Reise durch das ganze bis jetzt unbekannte Innere lernte ich dagegen Alles, oder doch wenigstens einen großen Teil von Dem kennen, was mir einst über diesen Weltteil nützlich sein konnte, und ich beschloß, wenigstens die genauesten Nachforschungen deshalb anzustellen.

      Darüber hörte ich denn nun freilich im Anfang wieder gar wenig Tröstliches - die schrecklichsten Wildengeschichtcn kamen vornweg, und tausend andere Schwierigkeiten nicht allein, sondern gleich Unmöglichkeiten für den Einzelnen, folgten nach. - Das war ich aber nun nachgerade gewohnt und wußte, was ich davon zu glauben hatte; so hielt ich es denn für das Notwendigste, erst vor allen Dingen einmal einen Mann zu sprechen, der jene Gegenden oder wenigstens einen Teil derselben aus eigener Anschauung kannte, und ich wurde zu dem Zweck zu einem Mr. Shepherd gewiesen, der schon einmal früher mit einer Herde Vieh und einer kleinen Caravane die Tour gemacht haben sollte.

      Dieser teilte mir auf das Freundlichste alles mit, was er darüber wußte, aber selbst die Nachrichten, die ich von ihm darüber erhielt, waren keineswegs ermutigend. - Die Jahreszeit sollte gerade die ungünstigste im Allgemeinen, vorzüglich aber in diesem Jahr, zu einer Landreise sein, da es in dem letzten Jahr, und wohl noch einige Monate länger, a m M u r r ay g a r n i c h t g e r e g n e t h a b e; Gras gab es deshalb gar nicht - die Reise konnte nicht gut anders gemacht werden wie zu Pferde, und die Tiere fanden unter diesen Umständen wenig oder gar keine Nahrung im Freien. Nachts mußte man sie natürlich, da Futter in jenen Gegenden gar nicht überall, ja wohl sehr selten zu bekommen ist, mit zusammengebundenen Vorderfüßen (hobbled) frei laufen lassen, und Morgens konnte man sich dann ziemlich fest darauf ver-/45/lassen, Stunden, ja halbe Tage oft nach ihnen umhersuchen zu müssen. Außerdem ermüdet einen Reiter nichts mehr und auf angreifendere Weise, als das Bewußtsein, ein hungriges, abgemattetes Thier unter sich zu haben, die ewige Sorge deshalb verleidet ihm den ganzen Ritt, und er geht am Ende lieber ganz, ehe er sich von einem ewig müden Tiere langsam fortschleppen läßt. Unter diesen Umständen, meinte denn Herr Shepherd, dürfte ich kaum darauf rechnen, Adelaide in weniger als drei Monaten zu erreichen -, es wäre möglich, daß ich die Tour in etwas kürzerer Zeit zurücklegen könnte, Alles gerechnet, kämen aber doch am Ende drei Monate heraus, wobei ich noch das Vergnügen hätte, fast alle jene Stämme oft sehr feindseliger und verräterischer Wilden am Murray selber, zu dem ich mich des Wassers wegen halten mußte, anzutreffen. Drei Monate im Sattel, und noch dazu auf solche Art, war eine entsetzlich lange Zeit, und die Sache ging mir den ganzen Tag im Kopf herum.

      Am 3. April war eine Ausstellung weiblicher Arbeiten zum Besten der Armen im botanischen Garten, und da fast ganz Sidney hinausströmte, strömte ich natürlich mit. Die Ausstellung befand sich in einem im Grünen aufgeschlagenen großen Zelt, und enthielt, was ich wenigstens davon zu sehen bekommen konnte, gerade nichts Besonderes. - Die besseren Sachen waren aber, glaub' ich, schon verkauft oder verlost worden, doch selbst um das Übrige erhielt sich, um die beiden langen Tische her, ein solch' entsetzliches Gedränge, daß man nur wirklich mit Lebensgefahr hineindrängen konnte. Die ganze schöne Welt von Sidney schien hier versammelt, und es tat dem Auge ordentlich wohl, eine solche Menge reizender Gestalten auf einem Punkt vereinigt zu sehen. Mir war es besonders wieder einmal etwas ganz Neues, und fast wie ein Anklang aus der Heimat. Ein gar wunderliches buntes Gemisch von Leuten trieb sich unter den duftenden Blütenbüschen und den hier aus allen Zonen gesammelten Bäumen herum; das schöne Geschlecht zeigte sich aber jedenfalls am stärksten vertreten - Wohltätigkeit war ja auch die angegebene Hauptursache - und seit langer Zeit hatte der botanische Garten wohl keinen so herrlichen Farbenschmelz und /46/ prangenden Blütenschmuck gezeigt, als gerade heute. Ermüdet vom langen Umherstreifen, warf ich mich zuletzt unter einen der Bäume auf den Rasen, um mir das Leben und Treiben um mich her ruhiger zu betrachten. Dies Leben und Treiben mochte mir auch fremd sein, aber der Baum selber, unter dem ich lag, war ein alter Bekannter aus Louisiana, eine Akazienart, mit dolchähnlichen, vom Stamm ausstehenden Dornen. Mein Pferd hatte mich einmal in den Redriversümpfen im wilden, gefährlichen Sprung, auf einer Bärenhetze, zwischen zwei solchen, nur eben weit genug auseinanderstehenden Bäumen, um uns durchzulassen, hingetragen, und ich weiß mich noch genau des Schauders zu erinnern, der mich durchrieselte, als ich daran dachte, wie ich aussehen müsse, wenn mich rechts oder links jene furchtbaren Dornen erfaßt hätten. Im Augenblick war ich am Ufer des Mississippi, unter den schattigen Pekans und Cypressen, dem grau wuchernden Moose und den duftenden Magnolienblüthen jenes schönen Landes, und lag dort so lange, bis ein aufsteigendes Gewitter mich daran mahnte, ein Obdach zu suchen.

      Der Regen dauerte aber nicht lange, bald stand die Sonne wieder in voller Pracht am Himmel, und ich kehrte in die Stadt zurück, schrieb ein paar Briefe und warf mich dann zeitig auf mein Bett.

      Die Landreise nach Adelaide ging mir aber wieder im Kopf herum. Wieder hatte ich Leute gesprochen, die mir ab rieten, sie in jetziger Zeit zu unternehmen, da die Pferde fast nichts zu fressen fänden. Der alte bekannte Dornenbaum aus den Redriversümpfen hatte dabei alte liebe Erinnerungen geweckt - es war gar eine schöne, wilde Zeit, als ich in den prachtvollen Wäldern des Westens den Hirsch und Bär jagte, und die stillen, raschen Fluten des mächtigen Riororo in dem schlanken, leichten Canoe hinabglitt - Canoe? - ich sprang bei dem Gedanken ordentlich im Bett empor. - Und was hinderte mich, den Murray ebenfalls in einem Canoe hinabzufahren? - Die Entfernung? - konnte ich damals 500 Meilen auf dem Redriver zurücklegen, waren die 2000, die der Murray hier etwa fließen mochte, auch keine Unmöglichkeit. - Die Schwarzen? - ich führte eine vortreffliche Büchse, /47/ und die Schwarzen werden nur zu oft, und nicht selten sehr ungerecht, zu Popanzen gebraucht. - Der Weg war gefunden - eine Canoefahrt den Murray hinunter - eine Fahrt, die noch Keiner vor mir, wenigstens bis Adelaide hinunter, gemacht hatte, und dann die Jagd am Fluß selber: Kängurus und Kasuare, wilde Hunde und schwarze Schwäne - Gott weiß, was mir die Nacht all' für grauses Zeug träumte; der nächste Morgen fand mich aber noch eben so warm für den Plan, als der gestrige Abend, und Erkundigungen, die ich an diesem Tag über den Strom selber einzog, ließen mich keinen Augenblick zweifeln, daß, ich die Tour ausführen könne - mein Entschluß war gefaßt.

      Am andern Tag, einem Sonntag, fuhr ich mit Herrn Dreutler, dessen Nichte, dem Capitain des erst vor einigen Tagen eingelaufenen und wieder nach Hamburg bestimmten Schiffes Dockenhuden, und einem mit dem Dockenhuden gekommenem Passagier nach Botanybai, dem interessantesten Punkte Sidneys, hinaus, und wir verlebten dort einen sehr angenehmen Tag. Bei einer reizenden Lage am Ufer der kleinen, aber freundlichen Bai ist dort ein wirklich vortrefflicher Vergnügungsort angelegt, der neben einem sehr hübschen Garten noch dadurch besonderes Interesse gewinnt, daß der Wirth einen großen Teil der einheimischen Tiere gesammelt hält und dadurch seinen kleinen Platz gewissermaßen in einen zoologischen Garten verwandelt hat. Außer den Kasuaren oder Emus befinden sich da drei wilde Hunde, ganz tüchtige Burschen von gelbrother Farbe mit ordentlichen Schäferhundsköpfen und Fuchsschwänzen, die wohl aussehen, als ob sie den Schafherden beträchtlichen Schaden zufügen könnten, eine Menge sehr schöner großer Raubvögel, mit den wunderlichsten Arten der hiesigen Tauben, Papageien und Kakadus. Ferner das Opossum, das sich übrigens von dem nordamerikanischen Opossum wesentlich unterscheidet. Es ist dieses ein viel freundlicheres Thier, nicht mit dem fatalen Rattenäußern und kahlen Schwanz, wie das amerikanische, sondern mehr einem fetten, behäbigen, pensionierten grauen Eichhörnchen gleichend, nur natürlich größer. Dann zwei schwarze Schwäne, prachtvolle Tiere mit dem schwarzbraunen Gefieder und den roten /48/Schnäbeln, moskowitische Enten, ebenfalls hier einheimisch, und die Hauptsache von Allem: fünf Kängurus, die mit zwei Rehen (erst kürzlich von Manila importiert) in einer kleinen Einfriedigung zusammengesperrt

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