Reisen Band 2. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 2 - Gerstäcker Friedrich

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mehr gestattete darunter durchzugehen. Über den unter der Oberfläche liegenden Stamm kamen wir noch glücklich hinweg, dadurch war aber auch der Fortgang des Canoe, dem zweiten, weit gefährlicheren Baum auszuweichen, total gehemmt worden; dort trieben wir jetzt mit voller Breitseite an, und die ganze Strömung, hier in wenige Fuß zusammengedrängt, preßte gegen unser Canoe und drückte es trotz Allem, was wir aufbieten mochten es frei zu halten, halb unter den Stamm.

       Ein paar Minuten stemmten wir auf solche Art die Strömung und suchten es nach vorn zu ziehen, um dort frei zu werden und wieder in gefahrloses Fahrwasser zu kommen; das sollte uns aber nicht gelingen; plötzlich preßte der Druck des Wassers die ihm nächste Seite etwas nieder, daß ein schmaler Wasserstrahl hineinschießen konnte; ich suchte auf der andern Seite das Gegengewicht zu halten und die bedrohte Seite wieder in die Höhe zu bringen, doch vergebens. Das Wasser hatte einmal Eintritt gewonnen und ließ sich nicht mehr zurückweisen; stärker und stärker quoll es herein, in wenigen Secunden war unsere kleine Barke gefüllt, und ich weiß mir von dem Augenblick nur noch zu erinnern, daß ich nach dem neben mir liegenden Gewehr griff, um das wenigstens zu retten.

       Das Boot war in etwa sechs Fuß Wasser gesunken und alles daraus fortgeschwemmt; da die Kiesbank aber dicht daneben war, gelang es uns, das vorn befestigte Seil zu fassen, und mit nicht geringer Anstrengung zogen wir wenigstens das leere Boot, in dessen Boden die langstielige eiserne Bratpfanne und eine Harpune, die sich im Holze festgehakt, allein liegen geblieben waren, auf's Trockene. Die Bratpfanne war übrigens unser Glück; mit dieser schöpfte ich nun das Canoe rasch aus, um wenigstens noch etwas von unseren Sachen zu retten, und sie als Ruder gebrauchend, wurde ich wieder flott. Freilich war aber indessen wenigstens eine halbe Stunde vergangen, und ich konnte nur noch das auffischen, was an den vorstehenden Ästen in nächster Nähe hängen geblieben war. Zu diesem gehörten zwei unserer leichtesten /92/ wollenen Decken, meine kleine Zinnbüchse mit meinen Briefen und Papieren, mein Rock und die Teebüchse.

       Mein Begleiter brachte indessen durch Waten, Schwimmen und Tauchen noch einige andere Kleinigkeiten, unter diesen den allerdings fast aufgelösten Brodsack, herauf, und nach etwa zwei Stunden fischten wir nach zehn mißglückten Versuchen und nachdem wir uns endlich aus dem mit Kies gefüllten Brodsack einen Anker gemacht, mit der Harpune meine Jagdtasche auf, in der unser ganzes Pulver, Tabak, Fischhaken, einige Medicinen und sonstige Kleinigkeiten staken.

       Damit schifften wir uns nun auf's Neue ein, gingen noch etwa zwei Meilen den Strom hinunter, bis wir an einen guten Lagerplatz kamen, und zündeten dort vor allen Dingen einmal ein gutes Feuer an, uns erst wieder zu trocknen und auszuruhen, und den erlittenen Schaden übersehen zu können. Leider Gottes war er bedeutend genug, und, was das Schlimmste - jetzt unersetzbar. - Unser Pulver war total durchnäßt und unbrauchbar geworden, und sogar unsere Schuhe - eine wirklich interessante Lage, in der wir uns befanden - waren zum Teufel. Überdies sahen wir liebenswürdig aus, kalt und naß wie ein paar gebadete Ratten und barfuß, kaum im Stande, unsere wenigen Halbseligkeiten an's Land zu tragen, um sie dort an der lodernden Flamme zu trocknen.

       Ich brachte jetzt erst meine Büchsflinte wieder in Stand, schraubte die Pistons los, schüttete frisches Pulver ein - denn das, was ich noch im Pulverhorn hatte, war wenigstens trocken geblieben - schoß sie ab, ließ sie am Feuer ordentlich austrocknen und lud sie von Neuem. Das getan, spannten wir die Decken zum Trocknen auf und breiteten ebenfalls unsern geretteten Tee vor dem Feuer aus. Das Pulver in den Kanistern war aber rettungslos verloren, ebenso das Meiste unserer übrigen Sachen, und ohne Schuhe konnten wir nicht einmal unsere Reise zu Fuß fortsetzen - was nun tun?

       Geld hatte ich nicht genug bei mir, alles von Neuem zu kaufen, und ohne Provisionen und Pulver, ohne hinreichende Decken durften wir ja gar nicht daran denken, noch mehrere /93/ Monate lang in der schlimmsten Jahreszeit auf dem Wasser zu bleiben. Selbst unsere Ruder waren weggeschwemmt, und unsere Situation wäre zum Verzweifeln gewesen, hätte sie nicht auch wieder so unendlich viel Komisches gehabt. Mein guter Mut verließ mich auch nicht einen Augenblick - ich war nun wieder einmal in einem Extra-"scrape" wie es die Amerikaner ziemlich passend nennen, und hatte für den Augenblick gar nichts weiter zu tun, als zu sehen, wie ich wieder hinauskäme.

      Waren wir den Tag in Wassergefahr gewesen, so kamen wir die Nacht über fast, zur Abwechselung einmal, in Feuersgefahr. Kalt wie wir waren, hatten wir uns den größten Haufen Holz angesteckt, den wir nur in der Nähe finden konnten, und das erwies sich zufällig als die Stelle, wo neben einem hohlen, etwa sechzehn bis achtzehn Fuß hohen Baum- stamme die Wipfel von drei oder vier trockenen Bäumen niedergebrochen waren. Das Feuer loderte, gegen Abend besonders, lustig empor, und wir mußten sogar das dürre Gras rings darum her abbrennen, damit wir nicht auch noch die Ursache eines Waldbrandes würden, der auf der Melbourne-Seite schon so entsetzlichen Schaden angerichtet. So hatten wir uns in unsere Decken gewickelt und schliefen vortrefflich, und mir träumte, ich hätte einen feuerspeienden Berg bestiegen, und sähe den Krater Lava und Flammen ausstoßen, ja ich konnte deutlich sogar das dumpfe Brausen in seinem Innern hören. Gegen Mitternacht mochte es sein, als ich endlich durch das ganz eigentümliche, aber fortgesetzte Geräusch geweckt wurde, und als ich die Augen aufschlug, lag ich erst eine ganze Weile, und hätte darauf schwören wollen ich träume fort, denn dicht vor mir sah ich klar und deutlich - wie ein Mensch nur mit offenen Augen und anscheinend vollem Bewußtsein etwas sehen kann - Flammen und Funken in die dunkle Nacht hinein stieben. - Ich war doch nicht etwa aus Versehen nach Hawaii geraten!

      Als ich etwas bestürzt emporsprang, und nun auch vollkommen munter wurde, sah ich die helle glühende Lohe aus dem alten Stamm wie aus einem Schlot züngelnd heraus /94/schlagen, und die blitzenden Funken hochauf und über uns hin senden. Damit aber nicht zufrieden, fielen sie auch, von einer leichten Brise getragen, gerade über uns hin, und hatten schon mehrere Löcher in unsere Decken gebrannt.

       An Schlafen war nun gar nicht mehr zu denken, Einer mußte wenigstens fortwährend Wache halten, daß uns die paar Kleinigkeiten, die wir aus dem Wasser gerettet hatten, nicht auch noch verbrannten, und es blieb nur noch ein Glück, daß diese Nacht wenigstens kein Regen fiel, wir hätten sonst alle Strafen des Wald- und Flußlebens mit einem Male durchgemacht.

       Am nächsten Morgen hielten wir einen kurzen Kriegsrat; aber es blieb uns dabei eben nicht viel zu beraten. Wir konnten nur einen Weg einschlagen, und zwar den zu Wasser, bis wir entweder ein Haus erreichten und uns dort Schuhe verschafften, oder irgend ein Tier schossen, aus dessen Fell ich uns dann Moccasins gemacht hätte.

       So schifften wir uns denn um neun Uhr etwa auf's Neue ein, und ich ruderte den ganzen Tag, ohne daß wir wieder an irgend eine so gefährliche Stelle als gestern gekommen wären, mit der entsetzlichen Bratpfanne weiter. Es war dies übrigens einer der traurigsten Tage meiner ganzen Reise, denn nicht allein daß ich fast meine ganze Ausrüstung mit einem Teil meiner kleinen Barschaft verloren hatte, nein, das Bewußtsein war es besonders, was mich niederdrückte, die W a s s e r f a h r t dadurch unmöglich gemacht zu sehen, und wenn ich auch fest entschlossen blieb, meinen Marsch unter jeder Bedingung zu Fuß fortzusetzen, mußte ich doch nun meinen lange gehegten und lieb gewonnenen Plan aufgeben, die stillen Wasser- des Murray länger zu befahren.

       „Wer weiß, wozu 's gut ist!" sagte ich mir wohl oft, aber ich wußte es wahrhaftig nicht, und mußte es der Alles lindernden Zeit überlassen, das Ganze zum guten Ende zu führen.

       Den Tag über schoß ich wieder ein paar Enten, diese aber zu beschleichen, mußte ich aussteigen und am Ufer mehrere Mal hinlaufen. Das Gras war hier niedergebrannt und die kurzen scharfen Stümpfe desselben, dem Auge nicht /95/ sichtbar aber den weichen Füßen nur zu fühlbar, stachen überall empor und verwundeten mir die Sohlen auf das Empfindlichste.

       Die Nacht lagerten wir am linken Ufer, und Morgens war der Fluß über zwei Fuß hoch gestiegen. Glücklicherweise hatten wir unser Canoe den Abend vorher gut befestigt gehabt, der Ast, an dem es angebunden lag, stand aber schon unter Wasser. Mit der Bratpfanne ruhig weiter rudernd, trafen wir endlich gegen Mittag eine Fenz, und bald darauf sahen wir das helle Dach einer der

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