Die Spinne. Jean-Pierre Kermanchec

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Die Spinne - Jean-Pierre Kermanchec

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nach den Ausführungen von Georges Ehlinger.

      Es war nicht sehr viel, was sie bis jetzt wussten. Henri Medernach dankte seinen Kollegen dafür, dass sie ihren freien Samstag geopfert und an der Sitzung teilgenommen haben. Henri wandte sich zu seinem Partner Roby um.

      „Wir brauchen etwas mehr Information über den Toten. Wir müssen herausbekommen, wer es ist und was er im Pfaffenthal gemacht hat, was er gearbeitet hat, und in welchem Umfeld er aktiv war. Nur so kommen wir einem möglichen Motiv und damit vielleicht dem Täter näher.“

      „Wir arbeiten ja schon daran, Henri. Sein Bild wird am Montag im Wort erscheinen. Vielleicht meldet sich ja daraufhin jemand, der ihn kannte.“

      Das Wort war die größte Tageszeitung Luxemburgs. In fast jedem Haushalt wird das Luxemburger Wort gelesen. Wenn ihn jemand hier in Luxemburg gesehen hat, oder kennt, würden sie sicherlich Hinweise erhalten und am Montag weiterkommen. Roby Weis sah seinen Chef an. Medernach nickte zustimmend und meinte dann:

      „Wir könnten, um die Sache zu beschleunigen, das Bild aber auch schon auf RTL veröffentlichen, in der Sendung Journal, dann hätten wir vielleicht bereits am Abend erste Reaktionen. Da das «Journal» alle halbe Stunde wiederholt wird, wird die Information mehrfach ausgestrahlt.“

      Warum war er nicht selbst auf diese Idee gekommen? Er ärgerte sich, dass ihm nicht sofort RTL eingefallen war. Roby Weis arbeitete gut, ja sehr gut, er strebte berechtigt, die Nachfolge von Henri an. Henri Medernach würde nicht mehr lange im Dienst bleiben, seine Pensionierung rückte immer näher. Da konnte es nur nützlich sein, wenn auch sein Chef, ihn als Nachfolger befürworten würde.

      Medernach nahm den Telefonhörer in die Hand und ließ sich mit RTL und der Redaktion vom Journal verbinden.

      Die Chefredakteurin, Claudine Kieffer, nahm seinen Anruf entgegen. Weis erklärte ihr den Sachverhalt, und dass man ihr ein Bild von einem unbekannten Toten mailen wird, das am Abend in der Sendung veröffentlicht werden soll.

      Claudine bat ihn, ihr das Bild an ihre private Mail-Adresse zu senden, da sie jetzt nach Hause gehen und in Ruhe die Sendung vorbereiten wollte. Roby Weis notierte sich ihre Mail-Adresse und verabschiedete sich von ihr, nachdem sie ihm versichert hatte, dass das Bild am Abend ausstrahlt wird.

      „Henri, RTL strahlt das Bild am Abend aus“, sagte Roby Weis noch zu Henri Medernach, der sich gerade von seinen Kollegen verabschiedete, um kurz nach Hause zu fahren.

      Die police judiciaire hatte ihren Sitz in Luxemburg-Hamm. Damit war es für Medernach kein Problem, auch mal zwischendurch kurz nach Hause zu fahren. Er brauchte ca. sieben Minuten bis zu seinem Haus in Oetrange. Das einzige was ihn an dem Standort störte, war der Fluglärm des nahe gelegenen Flughafens von Luxemburg. Die Maschinen, die starteten oder im Landeanflug waren, flogen in geringer Höhe über ihr Gebäude hinweg. Andererseits war eine der zwei renommierten Patisserien von Luxemburg nicht weit entfernt. Namur hatte seine neue Produktionsstätte ebenfalls in Hamm errichtet und unterhielt hier auch ein Café. Medernach war ein Fan der beiden bekannten Patissiers, Oberweis und Namur zählten zu seinen Favoriten.

      Kapitel 5

      Claudine Kieffer setzte sich in ihren kleinen BMW und verließ die Tiefgarage von RTL. Sie fuhr den Boulevard Pierre Frieden, an dem die Studios von RTL lagen, hinunter und bog dann in den Boulevard Konrad Adenauer ein. Sie überquerte die Rote Brücke und fuhr über die Avenue Victor Hugo, in die Ancienne Côté d’Eich, in ihre Wohnung. Die kleine Straße lag mitten in der Stadt und doch abseits des großen Lärms. Es gab keinen Durchgangsverkehr, die Straße wurde in der Hauptsache von den Anliegern genutzt. Ihre Eigentumswohnung hatte sie vor vielen Jahren hier gekauft. Inzwischen hatte sich die Anlage mehr als verdreifacht.

      Sie öffnete die Tür zu dem Vorraum, in dem sich die Briefkästen für das ganze Haus befanden. Sie schloss danach die zweite Haustüre auf und betrat den eigentlichen Flur. Der Aufzug war bereits da, so dass sie nur die Tür öffnen musste. Sie drückte auf die fünf und lehnte sich an die Wand der Kabine. Es war mal wieder ein harter Samstagmorgen in der Redaktion gewesen. Jetzt hatte sie vielleicht noch zwei Stunden für sich und für die Vorbereitung der abendlichen Sendung. Die Sendung Le Journal wurde von den meisten Luxemburgern regelmäßig angeschaut. Vor allem die 5 minutes, die Zusammenfassung der wichtigsten Nachrichten, waren sehr beliebt. Das sich anschließende Le Magazine, brachte dann Reportagen aus dem Land. Claudine Kieffer war für den Nachrichtenteil zuständig.

      Nachdem sie das Penthouse betreten und ihre Tasche an der Garderobe abgestellt hatte, ging sie in die Küche, holte sich eine Glas Orangensaft und ging in ihren kleinen Arbeitsraum. Der Laptop stand auf dem Schreibtisch und zeigte ihr den Eingang einer neuen Mail an. Claudine setzte sich an den Tisch, öffnete die Mail und sah sich das Bild an, das Roby Weis, von der police judiciaire, ihr gemailt hatte und wurde leichenblass. Sie sah in die toten Augen ihres Freundes, Walter Wollmann.

      Vor etwas mehr als einem Jahr hatten sie sich kennengelernt, bei einem Ministerratstreffen auf Kirchberg. Der Name Wollmann war ihr, als Leserin des Spiegels, sehr gut bekannt, und so war sie erfreut gewesen, ihren Kollegen einmal persönlich kennenzulernen. Wollmann hatte damals schon nicht mehr beim Spiegel gearbeitet, sondern war als freier Journalist tätig. Sie hatten sich angefreundet und waren mehrmals zusammen Essen gewesen. Dann, vor drei Monaten, hatten sie sich ineinander verliebt.

      Zusammenleben in einer Wohnung wollten sie noch nicht, aber sie sahen sich beinahe täglich. Walter war, als freier Journalist, an keine festen Bürostunden gebunden, und so erledigte er oft die Einkäufe und kochte für sie beide. Er besaß den Schlüssel zu ihrer Wohnung, genauso wie sie, den Schlüssel für seine Wohnung hatte.

      Er war kein leidenschaftlicher Koch, aber durchaus in der Lage ein Essen zuzubereiten, das auch gehobenen Ansprüchen gerecht werden konnte. Und wenn er in Verlegenheit geriet, bereitete er seine schwäbischen Maultaschen zu. Er brachte sie, bereits gefüllt, aus Süddeutschland mit, von seinem Lieblingsmetzger, wenn er seine Mutter besuchte.

      Seine Mutter wohnte in Hechingen, knappe zwanzig Kilometer von Tübingen entfernt, am Fuße der Burg Hohenzollern. Walter hatte dort das staatliche Gymnasium besucht. Das war in den Sechzigern, und damals hatte die Stadt das Gymnasium noch nicht von der hohenzollerischen preußischen Verwaltung übernommen, der die Schule angehörte. Walter war somit durch eine preußische Schulbildung gegangen.

      Walter Wollmann war tot!

      Claudine merkte erst jetzt, wie ihr Tränen über die Wangen rollten. Sie ließ ihren Kopf auf die Tischplatte sinken und weinte. Sie konnte, ja sie wollte es einfach nicht glauben. Nicht Walter, nicht der Mann, der wieder Bewegung in ihr Leben gebracht hatte, mit seinem Witz und seinen spontanen, und manchmal auch verrückten, Ideen und Einfällen. Claudine brauchte fast eine Stunde, um sich einigermaßen zu fassen. Wer konnte Walter umgebracht haben und warum? Sie griff nach ihrem Handy und wählte die Nummer der police judiciaire.

      „Claudine Kieffer, können Sie mich bitte mit Kommissar Medernach verbinden, es ist dringend.“

      „Einen Augenblick bitte!“, sagte die Dame am anderen Ende der Leitung, Claudine vernahm eine der Melodien, die eingespielt werden, wenn man weitergeleitet wird, oder sich in einer Schleifenschaltung befindet, die Melodie passte gar nicht zu ihrer momentanen Stimmung. Wenig später vernahm Claudine erneut die Stimme der Dame. „Hören Sie, Herr Medernach ist augenblicklich nicht im Haus. Sollen wir ihm etwas ausrichten, oder möchten Sie zurückgerufen werden?“ Claudine verneinte beides und entschied, Medernach später nochmals anzurufen.

      Ihr war gerade eingefallen, dass Walter Wollmann ihr, vor einigen Tagen, einen

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