Die Spinne. Jean-Pierre Kermanchec

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Die Spinne - Jean-Pierre Kermanchec

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bei ihr hinterlegen würde. „Man kann ja nie wissen, ob nicht einmal bei mir eingebrochen wird“, waren seine Worte gewesen. Claudine überlegte kurz, dann war sie sicher, dass sein Tod etwas mit seiner Arbeit zu tun haben musste. Sie öffnete den Umschlag und begann zu lesen. Sie wurde in ihrer Vermutung bestärkt, sein Tod musste etwas mit dieser Recherche zu tun haben.

      Als sie auf ihre Uhr sah, erschrak sie. Es war bereits zehn Minuten vor 19 Uhr. Sie schnappte sich nur schnell ihre Tasche und eilte zum Aufzug. Ihren Wagen hatte sie vor der Haustür stehen gelassen. Sie beeilte sich, wieder auf den Kirchberg zu kommen. Am Samstagabend waren die Straßen in Richtung Kirchberg relativ leer, und nach wenigen Minuten hatte sie ihren Wagen in der Tiefgarage von RTL abgestellt. Sie beeilte sich, denn die Visagistin musste noch Hand anlegen, bevor sie auf Sendung gehen konnte.

      Kapitel 6

      Roby Weis hatte sich den kleinen Fernseher, im Büro in der Bitburger Straße, eingeschaltet und wartete auf die Ausstrahlung der Nachrichten auf RTL. Die Sendung, die in der luxemburgischen Nationalsprache, dem Letzeburgisch ausgestrahlt wurde, begann. Es kamen die üblichen Nachrichten. Ein Hauptthema war, schon seit Tagen, der beinahe Bankrott von Griechenland und die Sitzungen des Ministerrates, die auf Kirchberg stattfanden. Dann wurde über den Skandal in England berichtet, und dass die Zeitung News oft the World eingestellt wird.

      Roby Weis wartete auf die Ausstrahlung des Bildes, von dem Toten aus dem Pfaffenthal, und auf die Aufforderung, Hinweise an die police judiciaire zu geben. Doch die Sendung war inzwischen vorbei, und das Magazin hatte bereits begonnen. Weis war mehr als sauer, er war beinahe wütend auf Claudine Kieffer. Sie hatte es ihm doch versprochen. Noch nie hatte man eine Anfrage der Polizei unbeachtet gelassen.

      „Das wird Konsequenzen haben“, sagte Roby Weis zu sich selber und wollte schon den Raum verlassen, als das Telefon klingelte.

      „Weis“, meldete er sich.

      „Claudine Kieffer hier, ist Herr Medernach zu sprechen?“

      „Frau Kieffer, ich bin sauer, warum haben Sie das Bild nicht gezeigt, wir sind darauf angewiesen, so schnell wie möglich, die Identität des Mannes herauszubekommen, und Sie behindern unsere Arbeit. Das wird Konsequenzen haben, da bin ich mir sicher, was haben Sie sich nur….“

      „Darf ich auch etwas sagen, Herr Weis?“, unterbrach Claudine Kieffer ihren Gesprächspartner. „Ich kenne den Mann und möchte mit Herrn Medernach persönlich sprechen.“

      Weis blieb einen Moment lang sprachlos. Als er sich wieder gefangen hatte, sagte er, jetzt deutlich freundlicher als zuvor, „Henri Medernach dürfte zu Hause erreichbar sein, ich gebe Ihnen seine Privatnummer.“

      Dann gab er Claudine Kieffer Henri`s Nummer und hängte ein. Er ärgerte sich über sich selbst. Natürlich würde die Kieffer sich sofort bei Medernach beklagen. Hätte er nicht zuerst einmal höflich fragen können, warum sie das Bild des Toten nicht gesendet hatten? Dann wäre ihm, die jetzt sicherlich anstehende peinliche Belehrung von Medernach erspart geblieben.

      Egal, so wie es aussah, kannten sie jetzt den Namen des Toten. Vielleicht konnten sie von Claudine Kieffer auch noch weitere Informationen erhalten, die etwas über das Motiv für den Mord erahnen ließen. Eine erste Spur wäre gut.

      Medernach hatte sich, nachdem er in seinem Haus angekommen war, eine Flasche Pinot Noir, von der Kellerei Mesemburg, einer kleinen Privatkellerei, in Wormeldange an der luxemburgischen Mosel, aus seinem gut gefüllten Weinkeller geholt. Medernach kannte den Winzer schon seit Jahren und wusste, dass er seine Weine, unter ökologischen Gesichtspunkten anbaute und verarbeitete. Außerdem schmeckten sie ihm ausgezeichnet. Das Wetter war gut und erlaubte es ihm, sich auf seine Terrasse zu setzen und noch ein paar Sonnenstrahlen zu genießen.

      Das Luxemburger Wort vom Tag hatte er auch noch nicht gelesen. Er nahm es zur Hand und las die Überschriften auf der Titelseite. Am Montag wird sicherlich ein erster Bericht, über den Toten aus dem Pfaffenthal, im Lokalteil stehen, da war er sich ganz sicher. Da Morde in Luxemburg nicht allzu häufig passierten, wird die Aufmerksamkeit, seitens der Presse, in diesem Fall sicherlich groß sein. Medernach verbrachte den Rest des Tages mit seiner Lektüre und dem Pinot Noir. Gegen 19Uhr30 ging er in sein Wohnzimmer, machte es sich in seinem Lazyboy bequem, schaltete den Fernseher ein und wartete auf das Journal.

      Claudine Kieffer erschien, wie beinahe an jedem Abend, auf dem Bildschirm. Mit einem „gudden Owend“, begrüßte sie die Zuschauer und begann mit den Aktualitäten. Mit keinem Wort erwähnte sie den Vorfall im Pfaffenthal, oder zeigte das Bild des Ermordeten, obwohl seine Abteilung sie darum gebeten hatte. Henri Medernach war erstaunt, er kannte Claudine Kieffer schon seit Langem, und sie war absolut zuverlässig. Es musste einen Grund geben, warum sie nichts von dem Fall erwähnt hat. Medernach verfolgte die Sendung noch bis zum Schluss, ging dann in die Küche und bereitete sich eine Kleinigkeit zu essen zu.

      Henri kochte ganz gerne. Seine Arbeit beanspruchte ihn zwar sehr, aber wenn sich die Gelegenheit bot, dann machte es ihm Vergnügen, ein gutes Essen zuzubereiten. Er neigte allerdings dazu, bei der Zubereitung seiner Speisen unkonventionelle Wege zu gehen. Seine Ente à l’orange war dafür ein gutes Beispiel. Anstelle von frisch gepresstem Orangensaft, nahm er, einfachheitshalber, den Saft von Tropicana aus dem Tetrapack für die Soße.

      Er war gerade dabei seine Marinade für den Salat anzurühren, als das Telefon klingelte. Er ging ins Wohnzimmer und nahm den Hörer ab.

      „Medernach“, meldete er sich.

      „Kieffer, Claudine Kieffer hier, Herr Medernach, ich muss mit Ihnen sprechen, aber am besten privat. Können wir uns treffen, bei mir oder bei Ihnen?“

      „Da ich schon etwas Alkohol getrunken habe, würde ich sehr ungern noch autofahren“, meinte Medernach. „Kommen Sie doch zu mir. Wissen Sie wo ich wohne?“

      „Noch nicht, aber Sie werden es mir sicherlich gleich sagen,“, versuchte Claudine zu scherzen, obwohl sie nicht dazu aufgelegt war. „Ich wohne in Oetrange.“ Medernach gab ihr seine genaue Anschrift und wollte noch erklären, wie sie fahren sollte. Aber Claudine Kieffer unterbrach ihn. „Ich finde den Weg, bis gleich!“

      Medernach war über diesen Anruf erstaunt. Er schloss aus der Stimmung und der Stimmlage von Frau Kieffer, dass es etwas mit dem Toten zu tun haben musste. Vielleicht kannte sie ihn sogar. Wenn das der Fall war, bekäme die Sache eine unerwartete Wendung. War der Mann vielleicht auch Journalist gewesen? Er würde es sicherlich gleich erfahren.

      Kurz darauf klingelte es an der Haustür, und Medernach öffnete Claudine Kieffer die Tür.

      Natürlich kannte er ihr Äußeres vom Bildschirm, die Frau gehörte für ihn schon immer in die Kategorie der attraktiven Sprecherinnen bei RTL.

      Aber jetzt, als sie unmittelbar vor ihm stand, stellte er fest, dass sie in der Realität noch schöner war als auf dem Bildschirm. Er bat sie herein und geleitete sie in sein Wohnzimmer. Gleich neben der Wohnzimmertür befand sich auf der rechten Seite eine Sitzecke, direkt vor dem offenen Kamin. Er deutete mit einer Handbewegung auf das Sofa. Madame Kieffer nickte dankend und nahm auf dem cognacfarbenen Ledersofa Platz.

      „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“

      „Ein Schluck Wasser, das wäre ganz freundlich,“, sagte Claudine und schlug ihre langen, wohlgeformten Beine übereinander.

      Henri nahm ein Glas aus der Vitrine, holte eine Flasche Badoît und goss ein.

      „Dankeschön“,

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