Braune Augen. Anna-Irene Spindler

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Braune Augen - Anna-Irene Spindler

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ersten Male, als das Feuer erst nach dem dritten oder vierten Anlauf brennen wollte. Aber mittlerweile war sie ein richtiger Profi. Innerhalb kürzester Zeit flackerte ein lustiges Feuer im Ofen. Neben Alex‘ Maschinenhalle auf der anderen Seite des Hofes hatte sie einen Verschlag gefunden, der bis oben hin voll war mit fein säuberlich gehackten Holzscheiten. Da außer ihr keiner hier wohnte, war sie stillschweigend davon ausgegangen, dass das Holz für ihren Ofen gedacht war und hatte sich fleißig bedient. Draußen war es inzwischen stockfinster geworden. Sie schob ihren Sessel vor den Ofen und kuschelte sich mit ein paar Kissen und einer Tasse Tee gemütlich zurecht. Durch die Glasscheibe des Kaminofens beobachtete sie fasziniert die Flammen, die in unterschiedlichen Farben und Bewegungen das angekohlte Holz umzüngelten. Plötzlich fiel ihr Alex ein. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Es würde lange dauern, bis es ihr hier zu einsam und langweilig werden würde, da war sie sich ziemlich sicher.

      ‚04:23‘. Die leuchtenden Ziffern ihres Funkweckers vermittelten ihr das beruhigende Gefühl, dass sie sich mit dem Aufstehen noch lange Zeit lassen konnte. Sie schloß die Augen wieder und kuschelte sich fest in ihre warme Zudecke. Im Halbschlaf überlegte sie noch, warum sie eigentlich mitten in der Nacht wach geworden war. Normalerweise schlief sie wie ein Murmeltier. War irgend etwas anders als sonst? Sie sah das Gesicht auf dem Bild an der Wand neben ihrem Bett. Das grüne Licht der Digitalziffern ihres Weckers verliehen den braunen Augen ein ganz eigentümliches Leuchten. Sie funkelten und strahlten und wirkten echt und lebendig. Es kam ihr vor, als schauten sie mit einem leichten Lächeln auf sie herunter.

      Das Schloß

      Der Geruch von frisch gemahlenen Kaffeebohnen zog durch ihre Küche. Teresa öffnete die Haustür. Tatsächlich, Alex hatte sie nicht vergessen! Zweimal pro Woche brachte er ihr frische Brezeln mit, wenn er morgens zur Arbeit kam. Er hängte die Stofftasche immer an die Türklinke. Sie revanchierte sich mit Kaffee, den sie ihm in seiner Frühstückspause in den Aufenthaltsraum brachte. Ein, wie sie fand, äußerst praktisches Arrangement. Sie schaltete das Radio ein.

      „Und jetzt das Tageshoroskop für alle Frühaufsteher und auch Morgenmuffel unter unseren Hörern.”

      Sie schmunzelte, denn sie bedauerte all die armen Tröpfe, die ihr Leben nach einem solchen Unsinn ausrichteten.

      „Die Krebs-Geborenen sollten ihren Träumen nicht so viel Bedeutung beimessen.”

      Träume! Plötzlich musste sie wieder an den Traum von heute nacht denken. Seltsam, sie hatte wunderbar geschlafen und fühlte sich ausgezeichnet an diesem Morgen. Aber der Traum! Etwas irritierte sie. Sie konnte sich nur nicht mehr genau erinnern, was es war.

      „Ach was soll’s! Es wird nicht mein letzter Traum gewesen sein“, murmelte sie vor sich hin.

      Entschlossen stand sie vom Tisch auf, um sich fertig anzuziehen. Je früher sie ins Büro kam, desto eher war sie mit ihrer Arbeit fertig und konnte auf den Platz zum Spielen.

      In dieser Zeit des Jahres bestand die Post des Golfclubs fast ausschließlich aus Angeboten für Golfreisen in sonnige Gefilde. Die aufwändigste Arbeit war es, zu sortieren, was gleich zum Altpapier wandern konnte und was man für die Mitglieder zum Mitnehmen auslegen musste. Sie war mit ihrer Arbeit im Prinzip fertig, als Alex um kurz vor halb eins seinen Kopf in ihr kleines Büro streckte.

      „Wie sieht es aus? Brauchst du noch lange? Ich für meinen Teil, bin nämlich für heute fertig.” Fragend schaute Alex sie an.

      Sie ließ einen kurzen Blick über ihren Schreibtisch schweifen und nickte.

      „Ich mache auch Schluss. Die Meldungen an den Verband sind erst am dreißigsten November fällig. Das kann ich auch morgen erledigen.” Sie überlegte kurz. „Ich muss mich nur noch schnell umziehen. Treffen wir uns um zwei Uhr. Okay?”

      „Gut! Also, bis gleich!” Alex Kopf verschwand wieder.

      Teresa schaltete ihren Computer aus und den Anrufbeantworter ein und sperrte das kleine Büro ab. Es befand sich auf der linken Seite des Eingangsbereiches des Clubhauses. Dem Büro vorgebaut, direkt links neben der Eingangstür, befand sich der Raum, in dem sie während der Sommersaison hauptsächlich tätig sein würde. Er war gebaut wie die Rezeption eines Hotels, so dass sie für Clubmitglieder und Gäste als Ansprechpartnerin gut erreichbar war. Das Clubhaus hatte ihr bereits bei ihrem ersten Besuch gut gefallen. Jetzt allerdings lag es ziemlich öde und verlassen da. Es gab zwar einige unermüdliche Golfspieler, denen kein Wetter zu wüst war, aber auch die gingen nach der Runde gleich nach Hause. Auf dem Nachhauseweg warf sie einen prüfenden Blick auf die zweite Spielbahn. Es war nicht allzu nass. Normale Schuhe würden also ausreichen. Zu Hause holte sie trotzdem eine alte Hose aus dem Schrank, weil sie aus Erfahrung wusste, dass sie nach zwei Stunden aussehen würde, als wäre sie durch den Schlamm gewatet. Sie setzte sich auf die Bettkante um Socken anzuziehen. Dabei fiel ihr Blick auf die Wand neben ihrem Bett.

      Da hing kein Bild! Das war es also, was nicht gestimmt hatte!

      Sie versuchte sich an den vollständigen Traum zu erinnern. Aber es fiel ihr nichts mehr ein. Das Einzige was klar und deutlich vor ihr stand, war das Gesicht mit diesen eigentümlich glitzernden braunen Augen. Merkwürdig! Sie überlegte, wo sie es schon einmal gesehen haben könnte. Im Fernsehen? Im Kino? In einer Golfzeitschrift? Auf einem Plakat?

      „Wieso sehe ich im Traum ein Gesicht, das mir vollkommen unbekannt ist?”

      Ihr Spiegelbild wusste auch keine Antwort. Aber sie war spät dran und musste sich beeilen, um rechtzeitig zum ersten Abschlag zu kommen.

      Es war ein herrlicher Nachmittag. Meteorologen pflegten so etwas ‚ruhiges, stilles Herbstwetter‘ zu nennen. Die Sonne ließ sich zwar nicht blicken, aber es war nicht kalt. Eigentlich ideales Golfwetter. Um halb fünf, kurz bevor es dunkel wurde, kamen sie wieder beim Gutshof an.

      „Es war toll Alex. Vielleicht klappt es ja in diesem Jahr noch einmal, dann wiederholen wir das Ganze.”

      „Aber gerne! Übrigens, morgen werde ich nicht kommen. Ich fahre zur Vorstellung einer neuen Maschine. Also bis übermorgen! Tschüs!”

      Sie schaute noch seinem Auto hinterher und ging dann über den Hof zu ihrer Wohnung. Das Knirschen der kleinen Kieselsteine unter ihren Schuhen mit den Spikes wurde durch die hohen Gebäude, die den Hof umgaben, so verstärkt, dass sie unwillkürlich vorsichtiger auftrat, um nicht solchen Lärm zu machen. Sie schaute zum Haupthaus hinüber und blieb überrascht stehen. Im zweiten Stock war einer der hohen Fensterflügel offen. Mittags war ihr das überhaupt nicht aufgefallen.

      ‚Seltsam, heute geht doch gar kein Wind‘, dachte sie, als sie ihre Haustür aufsperrte. Sie zog andere Schuhe an und ging wieder zurück über den Hof zum Greenkeeper-Büro. Es war zwar nicht ihr Problem, aber Alex würde ja morgen nicht kommen und in der momentanen Jahreszeit konnte man das Fenster auch nicht einfach offenstehen lassen. Nicht einmal in einem alten Gemäuer. Außerdem würde der Fensterflügel vermutlich gegen die Mauer schlagen sobald Wind aufkam und sie müsste sich das Geklapper anhören. Im Büro fand sie tatsächlich einen überdimensionalen Schlüsselbund, von dem sie annahm, dass er zum Gutshaus gehörte. Die Schlüssel sahen allesamt ziemlich antik aus.

      Als sie vor der großen, mit verwitterten Schnitzereien verzierten Eingangstür stand, zögerte sie kurz. Aber dann probierte sie die Schlüssel der Reihe nach aus, um den richtigen heraus zu finden. Es bedurfte zwar einiger Anstrengung, ehe sie den passenden Schlüssel im Schloß umdrehen konnte, aber die Tür ließ sich leicht und gänzlich ohne jedes spektakuläre Quietschen öffnen.

      ‚Hoffentlich gibt es in dem alten Kasten

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