Braune Augen. Anna-Irene Spindler

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Braune Augen - Anna-Irene Spindler

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gehoben. Das Letzte, was sie von ihm sah waren seine Augen. Dann war er verschwunden. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihren Blick von der Stelle losreißen konnte.

      „Es kann nicht sein! Ich habe das nur geträumt!”, flüsterte Teresa.

      Sie sah aus dem Fenster. Die Spielbahnen des Golfplatzes lagen genauso friedlich da wie immer. Auch die Bäume am Horizont hatten sich nicht verändert. Sie drehte sich um. Aber es war kein Zweifel möglich. Der Mann mit dem sie gesprochen hatte und der Mann auf dem Bild waren ein und dieselbe Person. Was hatte er gesagt? Krampfhaft versuchte sie sich an seine Worte zu erinnern.

      ‚Geboren 1742, gestorben 1769.‘ Siebenundzwanzig Jahre. So ungefähr hätte sie auch das Alter des Mannes auf dem Bild geschätzt.

      ‚Antonio Graf von Gerona Fürst von Maybach-Berghof‘. An die anderen Vornamen konnte sie sich nicht mehr erinnern. Sie schüttelte den Kopf. Es war unmöglich! Sie warf einen letzten Blick auf das Gemälde und verließ dann die Bildergalerie. Die Treppen rannte sie so schnell hinunter, dass sie einige Male fast gestürzt wäre. Sie warf das große Hauptportal mit einem lauten Knall hinter sich zu und versperrt die Tür. Den Hof überquerte sie, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Erst als sie ihre eigene Türe hinter sich geschlossen hatte, konnte sie wieder aufatmen. Auf dem Wohnzimmertisch stand die Cognac Flasche. Sie schnappte sich ein Glas und ließ sich auf das Sofa plumpsen. Nach zwei Gläsern fühlte sie sich deutlich besser. Und nach einem weiteren großen Schluck war sie wieder in der Lage richtig zu denken. Eines war auf jeden Fall klar: Sie hatte nicht geträumt! Sie war weder alt, noch senil, noch hatte sie jemals hysterische Anwandlungen gehabt. Nach zwei weiteren Gläsern Cognac, kam sie dem Rätsel endlich auf die Spur.

      „Ist doch klar altes Mädchen, du wohnst hier nicht allein. Du teilst das schnuckelige Anwesen mit einem Hausgeist!” Zufrieden kicherte sie vor sich hin.

      Dass sie darauf nicht schon früher gekommen war! Unverzüglich leerte sie noch ein weiteres Glas um diese weise Erkenntnis auch gebührend zu begießen. Als sie die Flasche bis auf einen kleinen Schluck geleert hatte, war es selbstverständlichste Sache der Welt, einen Hausgeist zu kennen. Was sie noch nicht ganz verstand, war die Tatsache, dass er am helllichten Tag herumlief, anstatt um Mitternacht mit grauslichem Gestöhn durch die Gänge zu schleichen und mit Ketten zu rasseln. Aber obwohl sie auch noch die allerletzten Tropfen Cognac aus der Flasche heraus kitzelte, kam sie der Lösung dieses Problems kein bisschen näher. Teresa runzelte die Stirn und versuchte angestrengt sich zu konzentrieren. Vergebens. Es gab keine plausible Erklärung.

      „Danach muss ich ihn unbedingt fragen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe“, lallte sie schließlich halblaut vor sich hin. Da sie mit einem Mal schrecklich müde war, stand sie auf um ins Bett zu gehen. Mit viel Konzentration schaffte sie es den Weg in das Schlafzimmer zu bewältigen ohne hinzufallen. Nachdem sie sich das Knie am Schrank und den Kopf am Türrahmen gestoßen hatte, fiel sie auf ihr Bett und schlief den Schlaf der Gerechten.

      Die Begegnung

      Das stürmische Gebimmel der Türglocke riss Teresa aus dem Schlaf. Mit einem Ruck richtete sie sich auf. Aber das hätte sie wohl besser gelassen. Ihr war ja so schlecht! Sie schaffte es gerade noch bis zum Badezimmer. So blieb ihr die ziemlich unerfreuliche Putzerei des Fußbodens erspart. Die Glocke läutete gnadenlos weiter. Teresa hatte das Gefühl ihr Kopf würde bei diesem infernalischen Lärm jeden Augenblick zerspringen.

      „Ist ja gut, ich komme ja schon!“

      Irgendwie schaffte sie es bis zur Tür zu gelangen.

      „Wunderschönen guten Morgen. Ich wollte nachschauen, was mit dir los ist.“

      Alex streckte ihr die Tasche mit den Brezeln entgegen. Ein Blick auf die Tüte genügte. Sie presste die Hand vor ihren Mund und rannte so schnell sie konnte in Richtung Bad. Als sie nach einigen Minuten wieder herauskam, stand Alex im Wohnzimmer. Er musterte sie interessiert.

      „Ich würde sagen, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder eine üble Magenverstimmung oder eine feuchtfröhliche Nacht. Wobei ich bei näherer Betrachtung eher letzteres vermute.“

      Sein vielsagender Blick verweilte auf der leeren Cognacflasche, die neben dem Sofa auf dem Boden lag.

      „Ha, ha! Sehr witzig!“, brummte Teresa.

      Alex sah sie mitleidig an und meinte: „Komm mit zu mir in mein Büro, ich habe gerade Kaffee gemacht. Ich lade dich ein. Dann kann ich auch gleich meine Brezeln selber essen. Du siehst nicht aus als hättest du sehr viel Appetit heute morgen.“

      „Wenn du auch Kamillentee hast, komme ich gerne mit. Ich muss mich nur schnell anziehen.“

      „Du bist doch schon angezogen. Oder sollte ich vielleicht besser sagen noch?“ Er grinste.

      „Geh schon voraus, ich komme gleich nach”, brummte sie kläglich.

      Kaltes Wasser und der heiße Kamillentee, den Alex für sie aufgebrüht hatte, brachten sie wieder halbwegs in Schwung. Nach und nach kamen ihr die Ereignisse des vergangenen Tages wieder in den Sinn.

      „Du Alex! Ist dir schon einmal irgend etwas Außergewöhnliches in den Gebäuden hier aufgefallen?“ Neugierig schaute sie in an.

      „Ich verstehe nicht was du meinst. Worauf willst du hinaus?”

      „Hast du vielleicht schon mal jemanden im Haus herumlaufen sehen oder beim Herumschnüffeln beobachtet?”

      Alex schüttelte den Kopf. „Also seit ich hier bin ist mir im Hauptgebäude und auch in den Nebenhäusern Keiner begegnet.” Mit einem Schmunzeln fügte er hinzu: „Außer natürlich eine gewisse junge Dame mit fürchterlichem Brummschädel. Wie kommst du darauf, dass hier außer uns sonst noch wer sein könnte? Hast du jemanden gesehen?”

      Hastig antwortete sie: „Nein, natürlich nicht. Ich wundere mich nur, dass in ein Haus, das schon so lange leer steht noch niemand eingebrochen ist.”

      „Tja, vielleicht haben auch moderne Einbrecher noch Angst vor Gespenstern.”

      Überrascht sah Teresa ihn. „Wie kommst du auf Gespenster?”

      Alex nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse.

      „In Rietingen und auch noch weiter entfernten Ortschaften kursieren die wildesten Gerüchte und Geschichten über das Schloß. Als ich hier anfing und den Leuten davon erzählte, dass ich hier arbeite, hielten mich die meisten für verrückt. Sie erzählten mir, dass es im Schloß schon seit Jahrhunderten spuken soll und mich die Geister über kurz oder lang vertreiben würden. Aber bisher ist mir noch kein in Bettlaken gehüllter Spukegeist begegnet.”

      Einen kurzen Augenblick lang war sie versucht von ihrem Erlebnis zu erzählen, verwarf diesen Gedanken aber gleich wieder. Alex würde sie höchstens auslachen und ihr erzählen, sie hätte viel zu tief in die Cognac Flasche geschaut und dann an Stelle von weißen Mäusen ein Schlossgespenst gesehen.

      „Schreibst du mir ein paar Aushänge für die Mitglieder?”, fragte Alex sie nach einer kurzen Pause. Für ihn war das Thema offensichtlich erledigt. Sie nickte und verabschiedete sich von ihm.

      Es war Freitag war und auch die Sonne spitzte ab und zu zwischen den grauen Wolken hindurch. Deshalb waren deutlich mehr Spieler unterwegs als an den letzten Tagen. Die meisten kamen zu ihr an den Tresen, um ein bißchen zu plaudern. Einerseits freute sie sich, dass die Mitglieder sie

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