Braune Augen. Anna-Irene Spindler

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Braune Augen - Anna-Irene Spindler

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fertig. Sie sperrte das Büro ab und verließ das Clubhaus. Unterwegs traf sie Alex. Er war mit seinem Auto schon auf dem Heimweg. Er hielt neben ihr an und öffnete das Fenster.

      „Hast du die Information über die Wintergrüns ausgehängt?“

      „Aber klar, für dich tue ich doch alles.“

      Er lachte. „Du bist ein Schatz! Also bis zum Montag. Und trink nicht wieder so viel!“

      Sie klopfte mit der flachen Hand auf das Autodach und Alex fuhr davon. Teresa atmete tief ein. Die frische Luft tat ihr gut. Spontan beschloss sie, später noch ein bisschen auf den Platz zu gehen. Als sie durch die Einfahrt den Hof betrat, musterte sie unwillkürlich das Haus. Vielleicht war ja wieder ein Fenster offen. Alle waren fest verschlossen. Trotzdem ging sie nicht zu ihrer Wohnung, sondern steuerte schnurstracks auf das Haupthaus zu. Jetzt erst fiel ihr auf, dass ihre Finger die ganze Zeit mit dem großen Schlüssel spielten, der sich immer noch in ihrer rechten Hosentasche befand. Sie sperrte die Tür auf. Das Erdgeschoss interessierte sie nicht. Sie lief sofort die Treppe hinauf. Der Reihe nach ging sie durch alle Räume und landete schließlich, wie schon am Tag zuvor, in der Ahnengalerie. Sie blieb vor seinem Bild stehen. Diesmal betrachtete sie es sehr viel genauer. Auch nach heutigen Maßstäben konnte man den Mann als äußerst gut aussehend bezeichnen. Ihr Blick ging zwischen dem Gesicht des Mannes und den Zügen der Frau auf dem Bild neben ihm hin und her. Die Ähnlichkeit war frappierend. Die braunen Augen, die dunklen Haare, die leicht hervorstehenden Backenknochen und das ein wenig kantige Kinn. Auch schien er von ihr die schlanke, hochgewachsene Gestalt geerbt zu haben, denn alle anderen hochedlen Mitglieder derer von Maybach-Berghof neigten ziemlich zur Fülle. Verstohlen blickte sie von einem Ende der Galerie zum anderen. Sie wartete einige Minuten, aber nichts passierte. Tief durchatmend warf sie einen letzten Blick auf das Porträt und verließ die Galerie.

      Teresa war froh, dass sie auf den Golfplatz gegangen war. Bereits nach einer Viertelstunde waren ihre Kopfschmerzen verflogen. Auf der siebten Spielbahn holte sie Wolfgang und Konrad ein. Das waren zwei von der ganz unverwüstlichen Sorte. Seit sie hier arbeitete war noch kein Tag vergangen, an dem die Beiden nicht auf dem Platz unterwegs gewesen waren. Ganz egal ob es regnete, stürmte, schneite oder ob die Sonne vom Himmel brannte. Sie waren immer da! Nach der neunten Bahn verabschiedeten sich die Beiden und sie ging allein weiter. Als sie das zehnte Grün verließ und zum elften Abschlag ging, sah sie von Weitem auf der Bank neben dem Herrenabschlag jemanden warten.

      ‚Prima‘, dachte sie ‚dann habe ich ein bisschen Gesellschaft.‘

      Beim Näherkommen konnte sie jedoch nirgends eine Tasche mit Schlägern sehen. Offensichtlich war es ein Spaziergänger. Zügig marschierte sie an der Bank vorbei zum Damenabschlag. Sie wendete kurz den Kopf um „Hallo“ zu sagen.

      „Antonio!“, entfuhr es ihr, als sie ihn erkannte.

      Sein Name kam ihr wie selbstverständlich über die Lippen. So als hätte sie ihn schon tausendmal ausgesprochen.

      „Schön, dass ihr Euch noch an meinen Namen erinnert. Das ist mehr als ich zu hoffen wagte. Besonders nach dem Schrecken, den ich Euch eingejagt habe.“

      Er stand auf und verbeugte sich wieder auf diese unnachahmlich elegante Weise, wie er es schon bei ihrem ersten Zusammentreffen getan hatte. Sie war so überrascht, dass sie keinen Ton hervorbrachte. Er jedoch redete munter darauf los: „Ein interessantes Spiel dieses Golf. Ich habe schon oft vom Schloß aus zugesehen. Schön, dass man es jetzt auch hier bei uns spielt. Zu meinen Lebzeiten war es nur in Schottland und in den Niederlanden verbreitet. Wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich Euch gerne ein Stück des Weges begleiten und Euch zusehen.“

      Das Einzige, was Teresa zustande brachte, war ein zustimmendes Nicken. Sie stellte sich mit einem reichlich flauen Gefühl hin um den Ball abzuschlagen. Das Ergebnis war jämmerlich. Der Ball rollte kaum vierzig Meter weit.

      „Müsste der Ball nicht durch die Luft fliegen? Auch schien er mir nicht genügend Entfernung zurück gelegt zu haben.“ Fragend sah er sie an.

      Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit, dass jemand, der vor mehr als zweihundert Jahren gelebt hatte, einmal über ihren Golfschwung lästern würde. Sie fing schallend zu lachen an. Als sie sich beruhigt hatte, sah sie ihn eindringlich an und meinte:

      „Halten Sie mich bitte nicht für neugierig. Aber bevor wir weiter machen möchte ich doch Einiges geklärt haben. Es ist richtig, dass Sie vor über zweihundert Jahren gelebt haben und auch gestorben sind?“

      „Das ist richtig“, nickte der Mann zustimmend.

      „Nun gut. Dann muss ich annehmen, dass Sie, so unglaublich es auch klingt, ein Geist sind?“ Fast ängstlich wartete sie auf seine Antwort.

      „Es trifft es zwar nicht ganz exakt. Aber ja, ich denke zum allgemeinen Verständnis kann man es so nennen.“

      Sie stieß die Luft aus, die sie vor Anspannung angehalten hatte.

      „Das ist unmöglich!“

      Mit einem bittenden Ausdruck in den Augen sah er sie an.

      „Aber Ihr seht mich doch und könnt auch mit mir sprechen. Warum wollt Ihr es nicht akzeptieren? Nur weil die landläufige Meinung gilt, dass es so etwas nicht geben kann? Jahrhunderte hindurch waren die Menschen überzeugt, die Erde wäre eine Scheibe. Magellan hat das Gegenteil bewiesen. 1768, ein Jahr vor meinem Tod, segelt James Cook los, mit dem Auftrag den unbekannten Südkontinent zu finden. Alle Welt war damals von dessen Existenz überzeugt. Cook hat die Wissenschaftler eines Besseren belehrt. Jeder sagt es gibt keine Geister. Muss es deshalb tatsächlich so sein? Wie wäre es? Wollt Ihr nicht ein wenig Magellan und Cook spielen und Neues, Unbekanntes entdecken?“

      Eifer und Begeisterung schwangen in seiner Stimme mit, als er so auf sie einredete. Nachdenklich blickte sie zu Boden.

      „Sie müssen mir ein wenig Zeit geben. Ich muss mich erst mit diesem Gedanken vertraut machen.“

      Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sagte:

      „Einverstanden! Das kann ich nachvollziehen. Auch ich brauchte eine ganze Weile, um mich damit abzufinden, dass mein Leben nicht mit siebenundzwanzig Jahren zu Ende war, sondern unter etwas veränderten Bedingungen fortdauerte.“

      Schweigend gingen sie neben einander her. Teresa war tief in Gedanken versunken. Sie hatte gänzlich vergessen, dass sie eigentlich Golf spielen wollte. Ihren Ball hatte sie einfach auf der Spielbahn liegen lassen. Er musterte sie von der Seite.

      „Wäre es ungehörig, Euch nach Eurem Namen zu fragen?“

      Sie schmunzelte. „Ich denke es würde den guten Sitten nicht widersprechen. Mein Name ist Teresa. Teresa Lambert.“

      „Teresa. Ein schöner Name. Meine Großmutter mütterlicherseits hieß auch so. Als kleiner Junge hatte ich schreckliche Angst vor ihr. Sie hatte einen schwarzen Schnurrbart und bestand darauf, dass ich mich jeden Morgen mit kaltem Wasser aus dem Brunnen wusch. Aber wie ich sehe tragt Ihr keinen Bart.“

      „Ich werde auch nicht kontrollieren, ob Sie sich morgens waschen.“

      Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie fröstelte. Es fiel ihr erst jetzt auf, dass es schon beinahe ganz finster geworden war.

      „Mir wird kalt. Sehen wir zu, dass wir zum Haus zurückkommen.“ Und mit einem Seitenblick auf Antonio fügte sie hinzu: „Dieses Problem scheinen Sie nicht zu haben.“

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