Braune Augen. Anna-Irene Spindler

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Braune Augen - Anna-Irene Spindler страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Braune Augen - Anna-Irene Spindler

Скачать книгу

eine ausgezeichnete Figur gehabt hatte. Sie trug einen schwarzen Hut mit langen weißen Straußenfedern und um ihren Mund spielte sogar ein kleines Lächeln.

      ‚Elena Fürstin von Maybach-Berghof, geb. Gräfin von Gerona‘ stand auf der kleinen Tafel.

      „Aha, du bist nicht von hier. Deshalb schaust du so viel hübscher aus als deine angeheiratete Verwandtschaft.”

      Unvermittelt fing Teresa schallend zu lachen an.

      „Jetzt unterhalte ich mich schon mit Bildern. Gut dass es niemand hören kann, sonst würde man mich in die Klapsmühle stecken.”

      Auf dem nächsten Bilderrahmen war wieder kein Namensschild. Im Augenwinkel konnte sie dunkelbraune Stiefel erkennen.

      „Ich weiß, du bist sicher Maximilian, der schneidige Ehemann von Elena!”

      Erwartungsvoll schweifte ihr Blick nach oben. Hellbraune Reithosen, ein weißes Hemd, dunkle Haare, braune Augen.

      Braune Augen! Es war das Gesicht aus ihrem Traum! Kein Zweifel war möglich! Der gleiche spöttische Blick! Das Glitzern in den Augen! Ungläubig starrte sie auf das Bild des Mannes. Er war ihr völlig unbekannt und doch hatte sie ihn im Traum gesehen.

      „Wer um alles in der Welt bist du?“ Teresas Stimme klang ein wenig heiser. Sie hatte einen richtigen Frosch im Hals.

      „Auf jeden Fall ist mein Name nicht Maximilian. Was für eine absurde Idee!”

      Mit einem spitzen Schrei fuhr Teresa herum. Der Mann stand vor ihr! Keine drei Meter von ihr entfernt! Genau wie auf dem Bild! Dieselbe Kleidung! Dasselbe spöttische Lächeln auf den Lippen! Dasselbe Funkeln in den braunen Augen!

      ‚In einem Kinofilm müsstest du jetzt das Tablett fallen lassen und schreiend davon laufen oder zumindest stilvoll in Ohnmacht sinken.‘

      Wie in Zeitlupe tröpfelten die Gedanken durch ihren Kopf. Aber Teresa tat weder das Eine noch das Andere. Sie trug ja auch kein Tablett mit sich herum. Alles was sie tat war, ihn mit offenem Mund anstarren.

      „Es tut mir furchtbar leid, wenn ich Euch erschreckt haben sollte. Aber ich konnte Euch doch nicht in dem Glauben belassen, mein Name sei Maximilian.”

      Es war kein Irrtum möglich. Er redete mit ihr. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte es aber erst nach einigen Anläufen fertig, Worte zu formen.

      „Was für ein kranker Scherz soll das denn sein? Wer sind Sie? Was tun Sie hier?”

      „Oh entschuldigt mein überaus ungebührliches Verhalten. Aber es kommen heutzutage so selten Menschen hierher. Ich bin etwas aus der Übung, was die Etikette betrifft. Da keine Euch bekannte Person anwesend ist, die mich vorstellen könnte, werde ich das ausnahmsweise selbst übernehmen. Auch wenn ich zugeben muss, dass dies in höchstem Maße unpassend ist. Mein Name ist Antonio José Emilio Sebastiano Friedrich August Henrik Graf von Gerona Fürst von Maybach-Berghof.”

      Eine überaus schwungvolle, elegante Verbeugung folgte dieser, mit einer tiefen, weichen Stimme vorgetragenen Vorstellung. Sie schloß die Augen ganz fest. ‚Ich bilde mir das alles nur ein. Wenn ich die Augen aufmache ist er sicher wieder weg.‘

      „Fühlt Ihr Euch nicht wohl? Wollt Ihr Eure Zofe rufen?”

      Ganz vorsichtig öffnete Teresa die Augen nur einen winzig kleinen Spalt. Nein, er war nicht fort. Im Gegenteil, er war einige Schritte nähergekommen und seine Augen hatten sogar einen leicht besorgten Ausdruck angenommen. Wenn sie sich später an diesen Augenblick zurück erinnerte, wunderte sie sich immer vor allem über eines: Seltsamerweise hatte sie sich niemals auch nur einen Moment lang gefürchtet. Sie konnte nicht sagen warum, aber sie empfand keine Angst. Vielleicht lag es daran, dass es heller Tag war. Vielleicht lag es aber auch an seinen Augen. Ja, das musste es sein! Diese braunen Augen, die auch im Tageslicht den leicht grünen Schimmer hatten. Ihr wurde bewusst, dass sie ihn immer noch anstarrte. Er hatte doch mit ihr gesprochen. Richtig! Er hatte ihr seinen Namen genannt.

      ‚Fürst von Maybach-Berghof!‘

      Jetzt wurde ihr Einiges klar. Ihm gehörte das Alles hier. Er war der Besitzer. Komisch war nur, dass sie ihn nicht hatte hereinkommen hören. Auch seine Kleidung war etwas extravagant. Sie versuchte ihrer Stimme einen möglichst normalen Klang zu verleihen als sie ihn ansprach:

      „Sie haben eine außergewöhnliche Ähnlichkeit mit Ihrem Vorfahren.”

      Erwartungsvoll sah sie ihn an.

      Er runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht so recht was Ihr meint.”

      „Sie müssen doch zugeben, dass Ihnen der Mann auf diesem Bild ziemlich ähnlich sieht.”

      „Tut mir leid, ich kann Euch nicht ganz folgen.” Er runzelte die Stirn.

      „Okay. Ganz langsam. Dieses Schloß gehört Ihnen. Richtig?”

      „In einem gewissen Sinn, ja”, kam prompt die Anwort aus seinem Mund.

      „Gut! Und Sie haben Ähnlichkeit mit dem Mann auf dem Bild, der ja offensichtlich einer Ihrer Vorfahren ist.” Zustimmung heischend blickte sie ihn an.

      Stirnrunzelnd betrachtete er das Bild, dann wendete er sich wieder Teresa zu.

      „Ich wusste es! Man hätte diesem dilettantischen italienischen Pinsler das geforderte Honorar nicht auszahlen sollen! Auch ich bin der Meinung, dieses Porträt ist nicht allzu gut gelungen. Die Ähnlichkeit ist einfach nicht groß genug.”

      Jetzt war es an ihr, ihn verständnislos anzustarren.

      „Was meinen Sie damit? Wer ist der Mann auf dem Bild?”

      Er musterte sie höchst irritiert. Sie kam ihm vor, wie ein kleines Kind, das von Nichts, aber auch gar nichts eine Ahnung hat. Mit einer ausladenden Geste zeigte er auf das Bild.

      „Dies, meine verehrte Unbekannte, soll ein Abbild meiner Person darstellen. Gemalt im Jahr des Herrn 1769. Fertiggestellt drei Wochen vor meinem Tod. Ich bin, wie ich Euch bereits gesagt habe Antonio José Emilio Sebastiano Friedrich August Henrik Graf von Gerona, Fürst von Maybach-Berghof, geboren am 14. Juni 1742 auf dem Schloß meiner Mutter in Spanien, gestorben am 5. August 1769 ungefähr an der Stelle, wo sich jetzt das vierzehnte Grün Eures Golfplatzes befindet.”

      Das war zuviel für Teresa. In ihrem Kopf drehte sich Alles und ihre Knie wurden weich. Sie schaffte es gerade noch bis zu einer Fensternische. Hätte sie sich nicht am Fensterknauf festgeklammert, wäre sie tatsächlich umgekippt.

      „Ihr solltet Euch ausruhen. Ihr seht ein wenig blass aus.”

      Er stand jetzt dicht neben ihr, aber seine Stimme drang kaum bis zu ihr durch.

      Die Gedanken rasten durch ihren Kopf, so als wollten sie Fangen spielen.

      „Er ist tot! Seit mehr als zweihundert Jahren! Aber wieso kann ich ihn dann sehen und mit ihm sprechen?”

      Ohne dass es ihr selbst bewusst war, hatte sie laut gesprochen.

      Der Mann neben ihr zuckte leicht zusammen. Das Leuchten verschwand aus seinen Augen. Sie konnte noch kurz seinen niedergeschlagenem Blick erhaschen, ehe er traurig den Kopf hängen ließ. Obwohl er nur eine Armeslänge

Скачать книгу