Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk

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Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt - Michael Schenk Die Pferdelords

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noch nichts gegen die Fröste des Winters. Elgeros schätzte den Winter in

      den Wäldern von Neshaar, wo die meisten Häuser der Waldelfen standen.

      Selbst zur kalten Jahreszeit wurde man dort vom Wind verschont. Der Fluss

      Sam sowie die Bachläufe und kleinen Seen froren niemals zu; nur der Schnee

      bedeckte Baumwipfel und Boden und glich einem weichen weißen Teppich,

      der den Füßen schmeichelte. Was für ein Gegensatz zu dieser schrecklichen

      Öde. Einen Winter lang hatte Elgeros einmal hier in Niyashaar gewacht, und

      er war dankbar gewesen, als er wieder zurück nach Süden gehen konnte.

      Er hörte das leise Knirschen seiner Schritte. Sand und kleine Steine

      schienen gefroren zu sein, obwohl der Boden trocken war. Elgeros nickte den

      Torwachen zu und ging dann zu der steinernen Treppe hinüber, die auf den

      nördlichen Wehrgang führte. Er wusste, dass er dort seinen Stellvertreter und

      Freund Neolaras antreffen würde, der sicherlich ebenso wenig Ruhe fand wie

      er selbst.

      Die Wachen, die in regelmäßigen Abständen postiert waren, wandten nur

      kurz den Kopf, als sie seine Schritte hörten. Er legte jedem von ihnen flüchtig

      die Hand auf die Schulter; ein stummes Zeichen der Verbundenheit. Elgeros

      wusste, wie wichtig dies für die Männer war, denn auch wenn der nächste

      Posten nur wenige Längen entfernt stand, so war doch die Wache in der

      Nacht immer ein einsames Geschäft. Wenigstens hatte sie das ewige Leben

      Geduld gelehrt, und die Männer waren so erfahren, dass sie sich nicht durch

      das Spiel der Schatten am Boden irritieren ließen. In unregelmäßigen

      Abständen würden sie ihre Augen für wenige Momente schließen, sodass sie

      nicht so rasch ermüdeten.

      Ein Stück voraus erkannte Elgeros seinen Freund. In seiner typischen Art

      stand er, leicht vorgeneigt, auf den langen Bogen gestützt. Wer ihn nicht

      kannte, mochte glauben, er sei eingedöst, aber Neolaras’ Sinne waren

      hellwach. Ohne sich Elgeros zuzuwenden, erkannte er seinen Bogenführer.

      »Du hast Schmerzen im Bein. Ich höre, wie du links ein wenig stärker

      aufsetzt. Schmerzt die alte Wunde?«

      Elgeros seufzte leise. »Sie schmerzt wieder. Die Kälte setzt ihr zu.«

      »Das Eisland ist nicht fern«, murmelte Neolaras. »Ich frage mich, wie das

      Volk von Julinaash dort überleben kann.«

      »Sie haben ein grünes Tal und heiße Quellen«, erwiderte Elgeros. »Eine

      solche wärmende Quelle könnte ich jetzt auch gebrauchen.«

      Die beiden Elfen standen nahe der Stelle, an der nördliche und östliche

      Mauer zusammentrafen. Von hier hatte man einen guten Blick in beide

      Richtungen. Der Einschnitt des Passes von Rushaan lag im Licht des Mondes

      und hob sich deutlich von den aufsteigenden Felswänden des Gebirges ab.

      Der Norden hingegen wirkte trostlos. Die Öde machte ihrem Namen Ehre: ein

      endlos erscheinendes Feld aus Sand, Geröll und Felsen, deren Konturen die

      sternklare Nacht scharf hervortreten ließ. Nichts regte sich, nur ab und zu ließ

      der Wind kleine Wirbel von Sand und Staub aufsteigen, die sich kreisend

      erhoben und dann zerfaserten.

      »Ein trostloses Land«, flüsterte Elgeros.

      »Es ist die Öde.«

      »Einst war das Land schön, mit fruchtbaren Ebenen und riesigen Wäldern.

      Der Glanz seiner Städte erhellte die Nacht.«

      »Das ist lange vergangen«, seufzte Neolaras. »Die Sonnenfeuer haben alles

      verschlungen.«

      »Und was die Feuer nicht vernichteten, das zerstörten die Beben.«

      Elgeros nickte und sah nachdenklich nach Süden. »Es ist an der Zeit, dass

      wir das Land verlassen. Die Zeichen werden immer deutlicher.« Er spürte die

      Hand des Freundes an seinem Arm und wandte sich ihm zu. »Was ist?«

      »Dort.« Neolaras deutete in die Öde hinaus. »Die Wirbel verdichten sich.

      Der Wind scheint zuzunehmen.«

      Der Wind war beißend und kalt, aber er war nicht stärker geworden.

      Elgeros schüttelte unbewusst den Kopf. »Davon kann ich nichts spüren.«

      »Aber die Sandwirbel werden dichter.«

      Sie starrten nun beide zu den aufsteigenden Wirbeln hinüber. Erneut

      schüttelte Elgeros den Kopf. »Das ist kein Sand.«

      Neolaras sah hinauf in den Himmel. »Noch drei Zehnteltage, bis der Tag

      anbricht. Es kann noch kein Morgennebel sein.«

      »Aber Dunst ist es.«

      Neolaras beugte sich weiter vor und stützte sich dabei auf seinem Bogen

      ab, der sich unter der Last ein wenig bog. »Du hast recht, es ist Nebel. Aber er

      zeigt sich nur dort.«

      »Und er breitet sich aus und kommt näher«, murmelte der Bogenführer.

      Es war eine ungewöhnliche Erscheinung. Noch nie hatten sie gesehen, wie

      Nebel so übergangslos aus dem Nichts entstand und

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