Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes. Michael Schenk
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Armen ist und Pfeile in meinem Köcher sind, werde ich ihre Spitzen in die
Leiber der Mörder senken.«
Helrund nickte und lächelte versöhnlich. »Wohl gesprochen, guter Herr
Otan.« Er klopfte Palwin auf die Schulter. »Und er hat recht, mein Freund,
wir werden uns bald wünschen, mehr Jäger auf der Mauer zu haben, die ihre
Pfeile auf den Feind schießen können.«
»Dennoch sollten wir ihm gebührend entgegentreten. Auf dem Rücken der
Pferde und mit vorgereckter Lanze.« Palwin grinste. »So wie wir uns das
erste Mal begegnet sind, Helrund, mein Freund.«
Helrund erwiderte das Lächeln. »Ich kann mich noch gut daran erinnern,
guter Herr Palwin. Der Kampf um die Herde des Grausteinweilers, bei dem
Ihr mir Eure Lanze in die Schulter rammtet. Ein guter Stoß, noch immer
schmerzt die Narbe, wenn das Wetter umschlägt.«
»Heute wird mein Schild Euch decken, guter Herr Helrund.« Palwin
schüttelte die Stoßlanze in seiner Hand. »Und mein Stahl wird den Feind von
der Mauer stoßen.«
»Wir haben dem Feind nicht viel Stahl entgegenzusetzen«, seufzte
Helrund. »Die Hälfte der Wache des Königs und die Menschen der Weiler
sind auf dem Weg zur Grenze, um eine neue Heimat zu finden. Unsere
Reihen sind dünn besetzt.« Er zuckte die Schultern. »Immerhin stehen wir
nun geeint Seite an Seite, alter Freund.« Helrund blickte über die Mauer auf
die sich sammelnden Barbaren des Sandvolkes. »So haben wir den Barbaren
auch etwas Gutes zu verdanken.«
Noch vor wenigen Jahreswenden waren die Clans des Pferdevolkes
verstreut gewesen und kämpften untereinander um Herden und Weidegründe.
Als dann die Barbaren des Sandvolkes aus dem Norden herandrängten, waren
einzelne Weiler des Pferdevolkes eine leichte Beute und wurden einfach
überrannt. Doch in der Zeit der höchsten Not, als alles verloren schien, war
wie aus dem Nichts ein Mann aufgetaucht und hatte die Wende
herbeigebracht.
Wer ihn von Ferne sah, war wenig beeindruckt, denn der Mann wirkte
schmächtig und unscheinbar, aber aus der Nähe erkannte man das Feuer, das
in seinen Augen brannte. Mit Überredungskunst und Waffengewalt einte er
die Clans und wurde schließlich der erste König des Pferdevolkes. Fast schien
es, als könne das Volk mit vereinter Kraft den Barbaren widerstehen, aber es
gab zu viele von ihnen, und viele tapfere Pferdelords fielen unter den
Stachelpfeilen des Feindes, noch bevor sie ihm Angesicht zu Angesicht
gegenüberstanden.
Noch bot das Pferdevolk dem Gegner die Stirn, aber es war abzusehen,
dass der Widerstand bald brechen würde. Erneut war es der König, der einen
Ausweg fand, doch um das Überleben seines Volkes zu ermöglichen, mussten
die Stadt Tarsilan und ihre Einwohner geopfert werden.
»Sie müssten die Grenze in einem Zehntag erreichen«, murmelte Helrund
und blickte nach Osten. »Dann sind sie der Gefahr entronnen.«
»Sie werden auf neue Gefahren treffen«, stellte Palwin trocken fest.
»Die Streitmacht ist stark. Zweitausend Lanzen der Wache des Königs und
die Männer der Weiler, die ebenfalls zu kämpfen verstehen. Sie werden die
Frauen und Kinder beschützen und für unser Volk eine neue Heimat finden.«
Helrund lächelte. »Und sie sind schnell, denn sie haben all unsere Pferde bei
sich.«
»Die Herden und Wagen werden sie aufhalten.«
Helrund nickte. »So wie unsere Lanzen und Schilde die Barbaren an
Tarsilans Stadtmauer aufhalten werden.«
Es war dem Pferdevolk nicht leichtgefallen, dem Befehl des Königs zu
folgen und die alte Heimat mit ihren fruchtbaren Weiden und ausgedehnten
Wäldern zu verlassen. Aber Sand und Barbaren rückten gleichermaßen vor,
und das Ende der gedeihlichen Zeit war abzusehen. Nun würden die
Angehörigen des Pferdevolkes im Osten eine neue Heimat suchen, während
die Verteidiger Tarsilans den Feind aufhielten, um den Flüchtenden Zeit zu
verschaffen.
Unten, im Zentrum der Stadt, erklang ein Horn, dessen Signal von anderen
Hörnern aufgenommen wurde. Es rief die Verteidiger zu den Waffen, doch
wer eine solche trug, befand sich längst auf der Mauer.
»Sie kommen«, knurrte Palwin. »Der Ring um die Stadt ist geschlossen,
und nun greifen sie an. Wir werden nicht lange standhalten können.«
Helrund löste seine Hand von der Schulter des Freundes und fasste Lanze
und Schild fester. »Angst vor dem Ritt zu den Goldenen Wolken, alter
Freund?«
Was eine Beleidigung für einen wahren Pferdelord hätte sein können, löste
bei Palwin nur ein leises Lachen aus. »Es wird ein wahrhaft ruhmreicher Ritt
werden,