Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes. Michael Schenk
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behalten.«
»Das werden sie.« Hinter ihnen, an einem anderen Mauerabschnitt, ertönte
bereits Kampflärm, und nun setzten sich auch die Barbaren am Waldrand
ihnen gegenüber in Bewegung. Helrund spuckte aus und befeuchtete seine
trockenen Lippen. »Wir müssen so viele wie möglich von ihnen töten. Jeder
Stoß gibt unserem Volk ein wenig mehr Zeit, die neue Heimat zu finden.«
Otan stieß einen warnenden Ruf aus, und die beiden Pferdelords hoben
instinktiv ihre grünen Rundschilde. Mit leisem Pochen schlugen Stachelpfeile
in das Holz. Währenddessen spannte Otan die Sehne seines Jagdbogens und
begann seine Pfeile zu lösen. Doch es war ein einseitiges Duell zwischen den
wenigen Jägern auf Tarsilans Mauer und den Barbaren, die sie berannten.
Jeder Pfeil wurde von Hunderten scharfer Stacheln beantwortet, und Helrund
und Palwin mühten sich redlich, den fluchenden Jäger zu decken, der damit
beschäftigt war, seine Pfeile in schneller Folge auf den Feind zu schießen.
Einige wenige Barbaren stürzten, aber die anderen drangen unaufhaltsam vor.
Schließlich stieß Otan einen leisen Schrei aus und kippte hintenüber.
Helrund sah noch einen Stachelpfeil aus dem Auge des Jägers ragen, bevor
dieser haltlos von der Mauer stürzte. Er sah seinen Kampfgefährten Palwin
grimmig an und lauschte dem Schaben und Kratzen unter ihnen an der Mauer.
»Bald werden sie über die Brüstung kommen. Sie legen bereits die Leitern an.
Dann werden wir dem Tod ins Auge sehen, alter Freund.«
Palwin lächelte. »Und sie unserem Stahl, alter Freund. Mögen die
Legenden noch lange unseren Ritt zu den Goldenen Wolken besingen.«
Die beiden Pferdelords standen geduckt auf der Mauer, und als die ersten
Barbaren zwischen den Zinnen erschienen, zuckten ihre Lanzen vor und
stießen die Angreifer in den Tod. Die flinken Augen und geübten Reflexe der
beiden Kämpfer führten ihre Handlungen. Sich gegenseitig mit den Schilden
deckend, töteten sie jeden, der sich vor ihnen zeigte, und so gelangte keiner
der heraufkletternden Barbaren auf die Mauer.
Aber rechts und links der beiden Kämpfer gab es viele ungedeckte Zinnen,
an denen bald schon die ersten Krieger des Sandvolkes auf den Wehrgang
sprangen und schreiend mit erhobenen Schädelkeulen auf die beiden
Pferdelords zurannten. Rücken an Rücken stellten sich Helrund und Palwin
nun ihrem letzten Kampf.
Unten in der Stadt bliesen erneut die Hörner, welche die Verteidiger von
der Mauer zurück in die Stadt riefen. In deren Zentrum, dort, wo sich der neue
Königspalast erhob, würde sich der Erste König des Pferdevolkes mit der
verbliebenen Hälfte seiner königlichen Wache dem letzten Kampf stellen.
Unter seinem Banner würden sie dort sterben, doch ihr Tod würde das
Überleben des restlichen Volkes sichern. Gemeinsam mit dem König würden
auch die letzten Verteidiger fallen, ebenso wie jene ihrer Frauen und Kinder,
die sich entschlossen hatten, an ihrer Seite zu sterben.
Helrund und Palwin erlebten diesen letzten Kampf nicht mehr. Die
erdrückende Übermacht der Barbaren überwältigte sie schließlich. Doch als
sich das Blut der toten Pferdelords auf der Mauer Tarsilans vermischte, war es
wie ein Symbol für die erst vor Kurzem erfolgte Vereinigung des
Pferdevolkes.
Nur an wenigen Stellen der Mauer wurde noch gekämpft, und nur wenigen
Verteidigern gelang es, sich zum Zentrum und zum Königsplast
zurückzuziehen. Sie wichen langsam und kämpfend zurück und ließen den
Feind dicht folgen. Auf dem großen Platz, auf dem sich der Palast erhob,
stellten sie sich unter dem Banner des Königs dem Gegner, dessen Vorhut mit
Triumphgeheul auf sie einstürmte.
Nochmals zeigte sich die Zähigkeit des Pferdevolkes, als aus den Häusern
im Rücken des Feindes eine kleine Schar Kämpfer hervorbrach, begleitet von
den Frauen, die sich nicht nur darauf verstanden, Wunden zu heilen, sondern
diese auch dem Feind geschickt zuzufügen wussten. Männer und Frauen
starben massenhaft, nur die letzten Überlebenden zogen sich in den Palast
zurück.
Irgendwann erstarb der Kampflärm, und Stille senkte sich über die Stadt
Tarsilan. Die Krieger des Sandvolkes hatten gesiegt, aber einen hohen Preis
dafür bezahlt. Sie hatten keine Zeit, ihre Toten zu beklagen, ehrten sie jedoch
gemäß ihrer Tradition, bevor sie sich eilig nach Osten wandten, wohin die
Menschen des Pferdevolkes geflohen waren. Man durfte sie nicht entkommen
lassen, denn womöglich würde sich das Volk bald erholen und eines Tages
Vergeltung suchen. Also würde man den Pferdemenschen folgen und auch die
letzten Schädel nehmen.
Die Krieger des Sandvolkes nahmen den schnellen Schritt auf, der typisch
für ihre Clans war. Sie waren entschlossen, die Menschen des Pferdevolkes
noch