Paulo in Lissabon, New York und Südafrika (3). HaMuJu

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Paulo in Lissabon, New York und Südafrika (3) - HaMuJu

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Wir kauften bei „Minimal“ fürs Frühstück und fürs Mittagessen ein. Dann kleine Pause. Ich hatte im Zug mein neues Buch angefangen:

      Ian McEwan, „Der Zementgarten“, ganz gut das. Dann zogen wir los Richtung Oranienburger Str. zum „Centrum Judaicum“. Dreimal mussten wir umsteigen, bis wir da waren.

      Die Synagoge war leider seit 13.30 h geschlossen, sie war aber mit ihrem neuen Dach auch von außen ganz imposant. Über die „Museumsinsel“ kamen wir zur wichtigsten Berliner Straße: Unter den Linden. Das Wetter war schön, es war toll, da herzulaufen. Neben dem wiedereröffneten „Hotel Adlon“ lag am Pariser Platz die Baustelle der amerikanischen Botschaft. Hier gab es die Gedenkstätte für die ermordeten europäischen Juden, ein Feld von 2711 Betonstelen, jede 1.50 m hoch, 1 m breit und 2.50 m lang, entworfen von dem Architekten Peter Eisenman. Schulklassen besuchten das Stelenfeld, die Schüler kletterten hinauf und sprangen zum Entsetzen der Umstehenden von Stele zu Stele. Ein eigens eingesetzter Bewachungsdienst ließ sie gewähren, es war wichtig, diese unbewusste Handlung zu tolerieren. Anschließend ging es in das „Sony-Center“. Dort setzten wir uns und tranken erst einmal einen Cappuccino. In den vergangenen drei Jahren wurde am Potsdamer Platz unglaublich gebaut. Man erkannte nichts wieder. Zur Zeit der „Teilung Berlins“ war der Potsdamer Platz eine einzige Brache, dann war er mit einem Male ein hypermoderner Baukomplex mit allen facilities, die dazu gehörten. Es gab eine große gläserne Kuppel, unter der man saß. Der Bau des „Sony-Centers“ ging auf den Chicagoer Architekten Helmut Jahn zurück. Die Kuppelkonstruktion stellte eine spektakuläre Ingenieursleistung dar, ein aufgefächertes Zeltdach aus Stoffbahnen war mit Zugankern an einem Stahlring befestigt, der auf den umliegenden Gebäuden auflag. Beeindruckend! Nach kurzer Pause fuhren wir zum Wittenbergplatz, Nik wollte ins „KadeWe“. Das „KaDeWe (Kaufhaus des Westens)“ war der Luxustempel schlechthin. Als wir das Kaufhaus betraten, kamen Nik und ich zufällig in die Taschenabteilung, es waren Taschen von Louis Vuitton ausgestellt. Da gab es eine, die genauso aussah, wie die Taschen, mit denen meine Mutter früher auf ihrem Fahrrad zum Borbecker Wochenmarkt gefahren war, nur dass diese dort 1000 Euro kostete. Nach einer kleinen Rolltreppen-/Liftaktion befanden wir uns in der Etage mit Herrenkleidung. Ich hatte überhaupt keine Lust, nach Sachen für Nik zu schauen und fuhr in den Wintergarten in der 7. Etage. Nach einer halben Stunde kamen die beiden nach, Nik hatte sich eine Levi`s 501 für 85 Euro zurücklegen lassen. Für das Geld hätte ich mir drei Hosen gekauft, aber eine 501 war eine gute Hose, ich hatte schon mal eine. Wir tranken kurz etwas, dann holten wir die Hose und fuhren zum Prenzlauer Berg. Wir suchten vergeblich das von Hilde durchgegebene Thai-Restaurant und gingen stattdessen in eine tolle italienische Kneipe, „La Storia“. Die niedrigen Preise hauten einen um, wenn man da mal an zum Beispiel Paris dachte. Nik aß das größte Rumpsteak, das ich je gesehen hatte. Wir gingen die Kollwitzstraße wieder zurück zum Senefelder Platz, dann fuhren wir mit der U-Bahn zum Siemensdamm, unsere längste Strecke mit einer Linie.

      Wir machten kurz den Fernseher an, um 22.15 h schlief ich.

      Dreiundzwanzigster Oktober

      Ich ging mit Nik ganz in der Nähe Brötchen und Zeitung holen. Tina hatte inzwischen Kaffee gekocht. Nach dem Frühstück brachen wir auf, wir wollten zum Ostbahnhof, einen „Mauerrest“ in der Mühlenstraße ansehen. Vom Bahnhof Zoo aus fuhren wir nach Ostberlin, man sah die DDR noch an der Architektur, man sah aber auch, dass dorthin viele Euros geflossen waren. Der Ostbahnhof war, wie auch der Lehrter Bahnhof (Berliner Hauptbahnhof) toll hergerichtet. Das Stück Mauer war zwar sehr interessant, die richtige „Mauerstimmung“ kam aber nicht rüber, wir fuhren wieder zurück. Im Bahnhof Zoo gingen wir auf die „Zooterrassen“, wo wir vor drei Jahren schon einmal gesessen hatten. Dann stiegen wir in die Buslinie 100 und fuhren die Touro-Strecke ab. Die Linie 100 war der Touristenbus, sie bot aber alles wichtige, was man in Berlin sehen musste, von oben aus dem Bus sah man wirklich viel Interessantes. Wir fuhren durch das Regierungsviertel. Leider regnete es inzwischen, am Vortag war das Wetter noch so toll. Wir stiegen an der Volkskammer aus und wollten eigentlich auf den Flohmarkt auf der „Museumsinsel“, aber bei so einem Wetter!

      Wir fuhren mit der Linie 100 wieder zurück, das ging alles mit dem Gruppenticket, das wir am Morgen nach langem Studium aus dem Automaten am Siemensdamm gezogen hatten, 14 Euro für alle für einen Tag. Vom Bahnhof Zoo fuhren wir zum Wittenbergplatz, wo wir noch einmal ins „KaDeWe“ gingen. Nik stöberte in der Compi-Abteilung herum. Ich trennte mich von den beiden und wollte eigentlich in den 7. Stock, etwas trinken, da war aber kein Platz. Also wieder runter. Die beiden waren aber nicht zu finden. In so einer Situation war ein Handy Gold wert: ich fuhr hoch zur Kundendienstabteilung und rief Tina an, die Nummer hatte sie mir zum Glück vorher aufgeschrieben. Kurze Zeit später kamen beide hoch. Ich hatte kein Handy, weil ich das Telefonieren eigentlich hasste. Im übrigen war ein Handy inzwischen zum Unterhalter mutiert, mit dem man beileibe nicht nur telefonierte. Auf einer Motorradtour zückte Reinhard einmal sein Handy und schaltete einen Fernseher ein, auf einem Autobahnrastplatz beobachtete ich einmal sechs Jugendliche, wie sie die Köpfe über einem Handy zusammensteckten, meine Güte! Das Handy war ein Statussymbol geworden! Wir gingen am Wittenbergplatz in ein Cafe. Ich rief Lutz Weiß an, den wir besuchen wollten. Wir verabredeten uns und fuhren mit der S-Bahn nach Köpenick runter. Drei Haltestellen vor Köpenick rief ich noch einmal an, damit Lutz uns abholte.

      Vor zwanzig Jahren war ich das letzte Mal mit Andrea und Uwe in Köpenick. Dann Bahnhof Friedrichshagen, ausgestiegen, und siehe da, der Herr Lutz. Eigentlich kaum verändert, die Haare kurz, gut drauf, lustig, angenehmer Typ. Nach kurzer Begrüßung fuhr er uns nach Friedrichshagen zu sich nach Hause. Es hatte ihn in eine große Villa am Spreeufer mit Bootssteg verschlagen. Er lebte da mit Anne (41 J.), seiner Frau und seinem Sohn Daniel (6 J.) zur Miete, es fehlten einem die Worte. Anne stammte aus Hagen, hatte in Marburg Psychologie studiert und war seit zehn Jahren mit Lutz verheiratet. Lutz hatte ein bewegtes Leben hinter sich, er hatte in Hamburg, München und Berlin-Kreuzberg gelebt, hatte sich Blutkrebs gefangen, mit knallharten Chemotherapien usw. Der Hund Jacko war das Abbild unseres früheren Pollux aus der Wohngemeinschaft, genauso verrückt. Wir tranken Kaffee und Tee und erzählten. Nik und Daniel spielten draußen mit dem Hund. Dann zeigte Lutz Fotos auf dem PC, viele Fotos sagten mir etwas, Axel, Mimo, Frieder. Ulli, Gabi, Annette, Bärbel, Uwe usw., alte „Enten“. Anschließend gingen wir in eine Pizzeria und hauten ordentlich rein. Es wurde erzählt und erzählt, toll war das. Lutz und ich liefen nach Hause, die Frauen nahmen das Auto. Leider hatte ich ganz vergessen, Fotos zu machen, was weiß ich, warum. Schließlich fuhr uns Lutz zum S-Bahnhof Friedrichshagen.

      Wir fuhren über Ostkreuz und Bahnhof Zoo zum Siemensdamm.

      Im Appartement machten wir noch klasse Fahrradfotos von Nik und mir, dann war Schluss für diesen Tag.

      Vierundzwanzigster Oktober

      Ich ging an diesem Morgen wieder Brötchen und Zeitung holen. Irgendjemand sagte mir, ich sollte aufpassen, weil die Verkäuferin betuppte. Tatsächlich machte die auch ihr Späßchen und alle lachten. Das Wetter war klasse, es war unheimlich warm. Nach dem Frühstück ging es los, wir lösten unser Gruppenticket am Automaten, inzwischen kannten wir uns aus. Das erweiterte Ticket bis Potsdam kostete 15 Euro, nicht sehr viel. Über Charlottenburg - wir mussten zum S-Bahnhof laufen - nach Wannsee, umsteigen bis Bahnhof Potsdam. Potsdam hatte einen schönen neu errichteten Bahnhof, das Wetter war immer noch klasse. Unten an der Tramhaltestelle stiegen wir in die Linie 96 und fuhren bis Charlottenhof. In der Bahn erzählte uns eine ältere Dame etwas zu verschiedenen Baudenkmälern. Dann stiegen wir wieder aus und liefen und liefen. Unterwegs sahen wir die Nocolaikirche. Offenbar wollten viele zum Schloss Sanssoussi, jedenfalls war ganz schön was los. Wir kamen am chinesischen Teehaus vorbei, der alte Fritz hatte ganz gut gelebt. Schließlich standen wir unten am wunderschönen Schlossgarten, wir mussten sechs Treppenblöcke hochsteigen, jeder hatte 22 Stufen. Oben hatten wir in der Redoute eigentlich ein Cafe erwartet, aber nichts. Wir liefen dann den Voltaireweg entlang (Voltaire war mit Friedrich d. Großen befreundet) und gingen in der Weinbergstraße in die Blumberg-Remise, Cappuccino und alkoholfreies Bier trinken. Wir sahen eine wunderschöne Straße mit

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