Paulo in Lissabon, New York und Südafrika (3). HaMuJu

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Paulo in Lissabon, New York und Südafrika (3) - HaMuJu

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entgegenstehen?

      Liegen sie im Menschen selbst als Verhaltensdisposition angelegt oder werden sie von außen an ihn herangetragen? Zum ersten: der Mensch ist mit sich selbst zufrieden, das heißt, er unternimmt nur ungern Anstrengungen, sein Selbstbild zu erweitern oder gar zu zerstören. Jemanden der Aufklärung zuzuführen heißt, ihn zu veranlassen, zu lernen. Es gibt ein kindliches Lernbedürfnis, das im Erwachsenen offensichtlich wieder zugeschüttet wird. Man muss Erwachsene motivieren, zu lernen. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Lernmotivation ist der Schlüssel zur Aufklärung. In wessen Interesse liegt es, Menschen in die Lage zu versetzen, zu erkennen, wie sie an ihre Mündigkeit herangeführt werden? Da setzen die äußeren Bedingungen an: die Werbeindustrie etwa versteht es, Menschen zu lenken, das weiß man schon seit über 50 Jahren (siehe dazu: Vance Packard, „Die geheimen Verführer“, 1957 oder Herbert Marcuse, „Der eindimensionale Mensch“, 1964). Das funktioniert, ohne dass sich die Betroffenen dessen bewusst sind, was entscheidend ist. Niemand lässt sich gern lenken oder gängeln, alle wollen immer zumindest das Gefühl haben, ihr eigenes Geschick weitestgehend selbst zu bestimmen und richtig zu handeln. Ein Maß für die Richtigkeit des Handelns ist die Konformität mit dem Handeln anderer. Jemand, der sich diesem Konformitätsdruck entzieht, gilt als Sonderling, sein Verhalten gilt als deviant. Er wird schnell Opfer von sozialen Vorurteilen, er wird Geächteter. Es ist dann eine Frage der Ich-Stärke und des Intellekts, dem Konformitätsdruck zu widerstehen. Ich-Stärke ist insofern das Gegenteil von Vermassung. Sie bedingt die Fähigkeit, begründet zu fragen. Eine conditio sine qua non ist das Lernen und zwar das zielgerichtete, einem erkenntnisleitenden Interesse folgende Lernen. Es ist ein großes Privileg, sich über solche Grundfragen des menschlichen Lebens Gedanken machen zu dürfen und dabei frei zu sein von äußeren Zwängen. Die Dialektik des materiellen Wohlstands liegt in der subjektiven Zufriedenheit des Menschen einerseits und in der objektiven Gefahr der Entmündigung andererseits. Eine weitere Qualität liegt dem materiellen Wohlstand zugrunde, ein Infragestellen des Wohlstandes wird als Gefahr angesehen und deshalb bekämpft. Wo fängt materieller Wohlstand an? Sicher muss die Befriedigung der Existenzbedürfnisse gewährleistet sein. Ein akzeptables Maß der Überbefriedigung der Existenzbedürfnisse muss hingenommen werden, dann aber fängt materieller Wohlstand an. Auch derjenige, der sich über diese Dinge Gedanken macht, lebt in materiellem Wohlstand, weil er die Energien, die er dazu benötigt, sonst der Bedürfnisbefriedigung zuführen müsste. Die Stabilität der Gesellschaft wäre gefährdet, wenn es zu viele Menschen gäbe, die sich über diese Dinge Gedanken machten. Deshalb liegt die Aufrechterhaltung des status quo, der die meisten Menschen in der Bedürfnisbefriedigung sieht, im Interesse der Herrschenden. Die Weckung immer neuer Bedürfnisse liegt da begründet. Dieser Mechanismus funktioniert ausgezeichnet: es kaufen Leute Espressomaschinen für 800 Euro, die dann für 150 Euro repariert werden müssen, soviel Espresso kann man sein ganzes Leben lang gar nicht trinken. Man misst sich dann über den Druck, den die Maschinen aufbauen, mit anderen. Möglicherweise trinkt man selbst gar keinen Espresso!Flachbildschirme werden gekauft, obwohl es kaum digitale Sendungen gibt, die diese besonders gut übertragen. Die Bildschirmdiagonale ist das Statuskriterium. Stellt man diese Konsumenten zur Rede, wird man aggressiv angegangen oder als Ewiggestriger hingestellt. Es gibt immer weniger Menschen, die sagen: „Ich brauche das nicht!“ Wenn alle mit dem Erreichten zufrieden wären, kaum noch konsumiert würde, und es somit kein wirtschaftliches Wachstum mehr gäbe, hätten wir einen Systemkonflikt.

      Tina und ich überlegten an einer weiteren Reise. In der Zeitung gab es eine Anzeige des „Penny-Marktes“. Man verkaufte dort Tickets nach Lissabon für 100 Euro pro Person. Gleich fuhr ich hin und kaufte zwei Tickets für uns, bevor das Angebot verkauft war.

      Im Internet buchten wir das „Hotel Mundial“ für eine Woche, und schon stand uns eine schöne Städtereise bevor. Ich war bereits in Lissabon, das war aber schon sehr lange her. Damals war ich mit meiner „16-PS-Ente“ unterwegs, natürlich waren Freunde dabei, die auch Ente fuhren. Wir hatten in Nazare am Strand geschlafen. Währenddessen stahl man mir meine Fotoausrüstung und meine Papiere aus dem Auto. Um einen Ersatzpass zu bekommen, musste ich nach Lissabon zur deutschen Botschaft. Ich hatte damals von der Stadt nichts mitbekommen, ebensowenig wie auf der Zwischenlandung auf dem Weg nach Südamerika. Mit den „Enten“ fuhren wir in vier oder fünf Tagen bis nach Portugal. Wir mussten durch ganz Frankreich und durch ganz Spanien, mit 16 PS war man nicht sehr schnell, wie man sich vorstellen kann. Auch war das Autobahnnetz noch nicht so ausgebaut wie heute. Die Strecke ging von Genf nach Annecy, Lyon, Clermont-Ferrand, Brive, Bordeaux, Bayonne, Burgos, Valladolid, Salamanca, Coimbra, Figueira da Foz. Dann waren wir an der portugiesischen Atlantikküste. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, vor den Atlantikbrechern zu stehen, wir waren sofort im Wasser, kein Vergleich zur plätschernden Nordsee! Ich weiß noch, wie wir an der portugiesischen Grenze nach der Carta Verde gefragt wurden. Ich hatte keine grüne Versicherungskarte und zeigte stattdessen einen alten Lottoschein, der war okay.

      Der offene Atlantik ergoss sich über die Strände mit gefährlicher Brandung und mitreißender Strömung. Wir sahen Fischer, die mit eingeschirrten Ochsen riesige Fischnetze aus dem Meer zogen und doch nur kleine Fänge machten. Waren Haie dabei, wurden die auf das Elendste verstümmelt und zum Verrecken liegengelassen. Haie waren des Fischers Feinde. Wir fuhren damals um die ganze Iberische Halbinsel, das waren ordentlich Kilometer. Sehr schön war auch die Algarve, es war dort aber so heiß, dass man es kaum aushalten konnte. In Granada waren wir bei Sturm schwimmen, die Brecher warfen einen an den Strand. Dann ging es über die gebührenpflichtige Autobahn zurück nach Frankreich. Aber das war alles lange her. Wir wollten, da wir zu relativem materiellen Wohlstand gelangt waren, Lissabon als Touristen erleben.

      Lissabon

      Neunzehnter August

      Um 8.15 h stand ich auf und duschte. Dann Frühstück - zwei Äpfel, eine Banane. Es gab Stress mit Inga, sie schmiss eine Tasse Tee um, alles musste aufgewischt werden, Geschreie. Ich las die Zeitung wie immer ausgiebig. Ich musste mir anhören, dass Mama alles, und ich nichts gepackt hätte. Draußen schien die Sonne, es war warm. Ich hob die Äpfel vom Rasen auf. Um 11.00 h kam Stefan pünktlich. Wir verabschiedeten uns von den Kindern, Nik saß am PC, Inga duschte. Wir fuhren los,

      Auf der Gegenspur in Krefeld hatten wir drei Kilometer Stau, gut, dass der nicht auf unserer Seite war. Nach 20 Minuten waren wir am Flughafen. Vor dem LTU-Schalter war eine gigantische Schlange, es ging aber gut voran. Dann gingen wir Cappuccino trinken, ich kaufte mir die neue „Motorradfahrer“. Um 12.15 h gingen wir zum Gate C 31 und kurze Zeit später an Bord unseres A 320. Ziemlich pünktlich starteten wir um 12.55 h. Nachdem wir Krefeld überflogen hatten, konnten wir Neukirchen-Vluyn sehen. Dann waren wir über den Wolken. Es gab bald etwas zu essen, Nudelsalat mit Hähnchensteaks. Nach eineinhalb Stunden überflogen wir Nantes und die Loiremündung, sehr schön zu sehen, herrliches Wetter. Überhaupt lockerte die Bewölkung immer mehr auf. Um 14.00 h landeten wir pünktlich in Lissabon. Die Maschine machte einen großen Bogen über die Tejomündng, man sah die Brücke des 25. April, den Christo Rei. Dann ging es mitten über die Stadt zum Flugplatz. Am Gepäckband dauerte es, unser Koffergriff war abgebrochen. Zu Hause reparieren, bloß kein Reklamationsstress! Anschließend stiegen wir in den Bus Nr. 91 Richtung Zentrum. Das ging problemlos, 3 Euro pro Person. Wir verließen den Bus am Rossio, 26 Grad, sehr angenehm. Ein paar Schritte laufen, dann waren wir am „Hotel Mundial“. Tina checkte uns ein, Zimmer 421, sehr schöner Blick auf den Largo Martim Moniz, rechts sah man das Castelo de Sao Jorge.

      Unten hielt die Straßenbahnlinie Nr. 28 - die Legendäre - da würden wir noch oft mit fahren. Ich schrieb auf Hotelpapier einen Brief nach Hause. Dann zogen wir los. Erst zum Rossio, dann mit dem Elevador Santa Justa in die Oberstadt, dann wieder runter. Der Elevador war eine bequeme Möglichkeit, von der Unter- in die Oberstadt zu gelangen. Er war eine Art Fahrstuhl und überwand einen Höhenunterschied von etwa 45 Metern. Gebaut worden war er 1902 von einem Schüler Gustave Eiffels. Über einen Verbindungssteg gelangte man zum Largo do Carmo in die Oberstadt. Ganz oben gab es ein Cafe mit einer fantastischen Aussicht über die Stadt: Baixa, Chiado, Castelo de Sao Jorge.

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