Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk

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Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen - Michael Schenk Die Pferdelords

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auf halber Strecke zwischen den Städten Eodan und Merdonan

      öffnete sich eine große Schneise, die ein Stück weit in den Wald hineinführte.

      An ihrem Ende verlief ein schmaler Pfad, der gut getarnt und bewacht war. In

      den Kronen der vorderen Bäume waren Plattformen errichtet worden, von

      Zweigen und Grün verdeckt, und von diesen Wachtposten aus hielten

      aufmerksame Augen Ausschau.

      Niemand im Reich des Pferdevolkes ahnte, dass sich hier der Verräter und

      Renegat Garwin verborgen hielt und darauf wartete, seine Pläne in die Tat

      umzusetzen. Jene, die von dem Versteck erfuhren, standen vor der Wahl, sich

      anzuschließen oder den Tod hinzunehmen.

      Der versteckte Pfad führte einige Tausendlängen in den Wald hinein. Tief

      genug, damit man das Schlagen der Äxte nicht hörte, mit denen dort Bäume

      gefällt wurden, um Garwins Lager zu vergrößern. Denn seine Anhängerschaft

      wuchs. Er sammelte jene um sich, die unzufrieden waren oder begierig auf

      goldene Schüsselchen. Aber es gab auch Menschen aus dem Pferdevolk, die

      ihm aus freien Stücken, aus Überzeugung folgten, denn Garwin wollte das

      Pferdevolk unter seiner Führung vereinen und mit alten Traditionen brechen,

      um dem Reich der Finsternis zu widerstehen und es besiegen zu können. Der

      jahrtausendelange Krieg war nie entschieden worden, und manche, die der

      ewigen Kämpfe müde waren, hofften darauf, dass Garwin sie zum

      endgültigen Sieg führen würde.

      Das befestigte Lager Garwins lag auf einer riesigen Lichtung, die groß

      genug war, um die zahlreichen Gebäude der Bewohner aufzunehmen, und

      zugleich als Weide für eine ansehnliche Herde Hornvieh und die zahlreichen

      Pferde diente. Zwei Quellen sorgten für ausreichend Wasser, und die Pflanzen

      und Tiere des Waldes ernährten die Menschen, die hier lebten.

      Garwin hatte darauf geachtet, das Lager weit genug vom Rand der

      Lichtung entfernt zu errichten, damit niemand aus der Deckung der Bäume

      Pfeile hineinschießen konnte. Er rechnete zwar nicht damit, dass man das

      Lager entdeckte, doch er hatte die Vorsicht seines Vaters Garodem

      übernommen und wollte vorbereitet sein. Das Lager war von hohen Palisaden

      umgeben. In regelmäßigen Abständen erhoben sich Türme, und überall

      standen gefüllte Wasserfässer bereit, falls es irgendwo zu einem Brand kam.

      Denn nichts fürchteten die Menschen hier mehr als ein außer Kontrolle

      geratenes Feuer. Die Häuser waren aus Balken gefertigt, niedrig und lang

      gestreckt. Ihre Dächer waren mit Grassoden und Steinplatten belegt, die man

      mühsam hatte herbeischaffen müssen. Wie beim Pferdevolk üblich, standen

      die Häuser in konzentrischen Kreisen und bildeten drei Ringe um das

      Zentrum der Siedlung. Auch zwischen den Häusern waren Palisaden und Tore

      errichtet worden. Selbst wenn ein Feind den äußeren Wall nahm, so sah er

      sich dann drei weiteren Befestigungen gegenüber.

      Garwins Heim war in Form und Größe einzigartig. Es war das einzige

      Gebäude mit mehreren Geschossen. Diese wiesen unterschiedliche Größen

      auf, sodass der Bau aussah, als hätte man nacheinander immer kleinere

      Holzscheiben übereinandergestapelt. Die vierte Ebene hatte immerhin noch

      einen Durchmesser von zehn Längen und wies rundum Fenster auf. Jedes von

      ihnen war mit Klarstein und Fensterläden versehen, welche nach dem

      Schließen nur schmale Schießscharten frei ließen. Die unterste Ebene

      hingegen wies nur eine einzige Türöffnung auf. Der gesamte Bau bestand aus

      Holz, war aber von außen mit einer dicken Lehmschicht verkleidet worden,

      sodass es schwerfallen würde, ihn mit Brandpfeilen zu entzünden. In diesem

      Haus wohnten der Herr der Abtrünnigen und seine Vertrauten mit ihren

      Familien. Den Schwertmännern des Pferdevolkes war es verboten, sich an ein

      Weib zu binden. Wer es dennoch tun wollte, hatte zwar den Segen seines

      Pferdefürsten, musste aber die Schwertmänner verlassen. Garwin hatte mit

      dieser Tradition gebrochen und förderte es noch, wenn seine Männer sich

      banden. Dies geschah nicht ganz uneigennützig, da er zu Recht annahm, die

      im Lager lebenden Frauen und Kinder würden ihre Männer noch fester an ihn

      und seine Pläne binden.

      Als Sohn des toten Pferdefürsten Garodem und der Hohen Dame Larwyn

      wäre es eigentlich an ihm gewesen, der neue Pferdefürst der Hochmark zu

      werden. Doch die anderen Pferdefürsten und seine Mutter hatten sein Zögern

      nicht verstanden, als er sich weigerte, der alnoischen Hafenstadt Gendaneris

      oder den Elfen zu Hilfe zu eilen. Sie hatten sich dem alten Bund verpflichtet

      gefühlt, wohingegen Garwin sich ausschließlich dem Pferdevolk verbunden

      sah. Ein Volk, in dem es von Verrätern wimmelte, denn selbst die eigene

      Mutter hatte sich gegen Garwin verschworen, umgeben von alten Männern,

      die den überkommenen Traditionen verhaftet waren. Und umgeben von

      jenem verfluchten Nedeam, den sein Vater ihm, Garwin, vorgezogen hatte.

      Garwin

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