Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk
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verlor. Seine Finger krallten sich in den felsigen Grund.
Anschudar war in einer misslichen Lage. Seine Kräfte reichten nicht aus,
sich weiter hinaufzuziehen, und bald würden sie nachlassen. Dann würde er
rücklings in den heißen Brodem des flüssigen Gelbsteins stürzen und bei
lebendigem Leib gekocht werden. Diese Aussicht spornte den
Schwingenreiter zu einer letzten Kraftanstrengung an, aber es gelang ihm
dennoch nicht, sich zu retten. Den Tod vor Augen, suchte er fieberhaft nach
einer Lösung. Er versuchte sich auf Showaa zu konzentrieren, fühlte und rief
ihren Namen mit Mund und Gedanken. Aber immer wieder drängte sich ihm
das Bild auf, wie er hilflos in die kochende Flüssigkeit hinabstürzte.
Dann, als er schon glaubte, den Halt endgültig zu verlieren, schob sich
unvermutet Showaa in sein Gesichtsfeld. Die Schlitzpupillen ihres Auges
fixierten ihn, und die junge Schwinge legte den Kopf ein wenig schief, als
müsste sie angestrengt überlegen, warum ihr Reiter da so zappelte und schrie.
»Hierher, Showaa«, ächzte Anschudar. »Komm hierher.«
Eher unschlüssig pendelten die Pupillen zwischen ihm und dem für
Showaa so verlockenden Gelbsteintümpel hin und her. Schließlich kam die
Schwinge zögernd näher und senkte den Schädel. Die beiden Tentakel unter
ihrem Maul streckten sich dem jungen Mann entgegen und zogen sich dann
wieder zurück.
Anschudar blieb keine Wahl. Als einer der Tentakel erneut in seine Nähe
kam, setzte er alles auf einen Wurf und packte beherzt zu. Showaa zischte
wütend. Obwohl die Tentakel muskulös waren und großer Hitze
widerstanden, waren sie doch zugleich empfindlich. Instinktiv versuchte die
junge Schwinge dem unangenehmen Druck des Griffes zu entkommen,
während ihr Reiter sich krampfhaft weiter am Tentakel festhielt. Anschudar
spürte den Schmerz, als er von der Bewegung nach oben gezogen wurde und
sein Bauch über die Felskante schrammte. Zugleich empfand er unendliche
Erleichterung, denn Showaa hatte ihn gerettet.
Er blieb auf dem Bauch liegen und schnappte keuchend nach Luft, doch
seine Augen verrieten die Dankbarkeit, die er Showaa gegenüber empfand.
Diese aber hatte sich ein Stück zurückgezogen und sah ihn nun sichtlich
beleidigt an.
»Du bist eine gute Schwinge, Showaa«, sagte Anschudar beschwichtigend
und erhob sich, um zu ihr hinüberzugehen. »Du hast mich gerettet, das werde
ich dir nicht vergessen.«
Sie zog die Tentakel ein und wich ein Stück zurück, aber dann fasste sie
wieder Zutrauen zum weichen Klang der Stimme. Schließlich begann sie leise
zu zischen und reckte ihren Hals voller Wohlbehagen, als Anschudar sie sacht
streichelte. Durch die Berührung gelang nun auch wieder die geistige
Verbindung, die so wichtig für eine Schwinge und ihren Reiter war.
Es war an der Zeit, sich anzusehen, was sie beide da entdeckt hatten. Ohne
Zweifel Gelbstein, doch wie viel und in welcher Form? Wo zuvor eine dünne
Schwade gelbbraunen Gelbsteindampfes aufgestiegen war, klaffte nun ein
Loch von mehreren Längen Durchmesser. Der unterhöhlte Boden war in die
Kaverne gestürzt, in der es vernehmlich zischte und brodelte. Sehr viel
vorsichtiger als zuvor trat Anschudar an den Rand heran und spähte in die
tiefe Mulde. Der Gestank hatte sich beinahe verflüchtigt, ein gutes Zeichen.
Nur flüssiger Gelbstein roch so penetrant, in fester Form war der Geruch bei
Weitem nicht so ausgeprägt.
Es war, wie Anschudar vermutet hatte, und seine Erleichterung war groß.
Vor langer Zeit musste sich hier der unterirdische Tümpel gebildet haben. Der
durch die kochende Flüssigkeit entstehende Druck hatte die Kaverne stetig
vergrößert, bis er sich durch die Öffnung im Fels ein Ventil geschaffen hatte.
Beim ersten Durchbruch musste es eine beeindruckende Fontäne gewesen
sein, deren Zischen und Brausen sicherlich weit zu hören gewesen war. Im
Lauf der Jahre war die meiste Flüssigkeit verkocht oder hatte sich zu festem
Gelbstein gewandelt. Anschudar sah nur eine kleine Pfütze verbliebener
Flüssigkeit. Mit dem Einbruch der Gesteinsdecke waren nun Hitze und
Überdruck gewichen.
»Gelbstein«, murmelte er andächtig. »Nicht besonders viel, aber es wird
helfen.« Der Schwingenreiter schätzte die Menge ab. Es gab einige große
Brocken, das meiste jedoch war eine körnige Substanz und ähnelte grobem
Sand. Aber diese Substanz konnte man zu festen Klumpen pressen. Die
Schwingen und Menschen des Horstes verstanden sich darauf und würden
nichts von dem kostbaren Gelbstein verschwenden.
Es war gerade genug, um die leeren Transporttaschen damit zu füllen.
Sollte er den kostbaren Fund erst zum Horst bringen oder seine Suche
fortsetzen? Ihn für später zurückzulassen, kam