Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk

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Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen - Michael Schenk Die Pferdelords

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Unwetter gab, konnte sich die Mulde füllen, und das Wasser würde

      den Gelbstein vielleicht mit sich führen. Oder es gab einen Steinschlag, der

      den Fundort verschüttete. Nein, Anschudar konnte das Risiko nicht eingehen.

      Er musste den Gelbstein für den Horst bergen.

      Der Schwingenreiter knotete ein dünnes Seil um einen der umstehenden

      Felsen und ließ sich daran in die Mulde hinab. Die Hitze war erträglich und

      der Boden fest genug. Er begann die festen Brocken mit seinem Messer zu

      lösen und warf sie dann nach oben. Während Showaa Wache hielt und

      begehrlich auf den Gelbstein schielte, den ihr Reiter ans Tageslicht

      beförderte, löste dieser ein Stück nach dem anderen. Er merkte kaum, wie die

      Zeit verging. Schließlich war er erschöpft und beschloss, eine Pause

      einzulegen. Gerade rechtzeitig, denn es begann schon dunkel zu werden. Die

      Nacht würde kalt sein, aber ein Feuer wäre zu verräterisch gewesen, und

      Anschudar wusste nicht, was in den tieferen Lagen des Gebirges

      herumstreifen mochte. Raubkrallen und Pelzbeißer, sicherlich Felsböcke und

      möglicherweise auch Orks. Anschudar fürchtete sich nicht vor einer

      Begegnung mit ihnen, aber im Zuge dessen hätte er die Mulde mit dem

      verbleibenden Rest an Gelbstein vielleicht aufgeben müssen. So fütterte er

      Showaa mit einigen Fleischstreifen aus dem Reiseproviant, aß selbst etwas

      davon und schmiegte sich dann zur Nacht an seine Schwinge.

      Mit dem ersten Tageslicht erwachte er durch eine Bewegung Showaas und

      befürchtete im ersten Moment, sie hätte eine Gefahr entdeckt. Doch alles war

      ruhig. So stieg er wieder hinab in die Mulde, nahm diesmal zwei der Taschen

      mit und füllte das körnige Gelbsteinpulver hinein. Die Taschen waren zu

      schwer, um sie nach oben zu werfen, und so knotete er sie an die Leine,

      kletterte hinauf und zog die Taschen dann nach oben.

      Showaas Tentakel tasteten begierig nach dem verlockenden Geruch, doch

      Anschudar schüttelte den Kopf. »Wir müssen weitersuchen, Showaa. Der

      Horst braucht noch viel mehr Gelbstein. Den müssen wir finden. Wir fliegen

      noch bis zum Pass von Merdoret, dann kehren wir um und bringen unsere

      Beute heim.«

      Er wusste, dass dies Showaa nicht gefiel. Über viele vergangene

      Generationen hinweg waren die Instinkte der Lederschwingen darauf

      ausgerichtet worden, den Gelbstein für ihren Flammenatem zu verwenden,

      und nun hatte sie den begehrten Stein vor ihrer Nase und durfte ihn nicht

      benutzen. Anschudar hätte ihr gern begreiflich gemacht, warum es nicht

      anders ging, doch dafür war ihre Verbindung noch nicht intensiv genug. In

      jedem Fall musste er den geborgenen Gelbstein vor dem Weiterflug so

      verpacken, dass Showaa durch seinen Geruch nicht abgelenkt wurde.

      Das Einpacken war eine mühsame Arbeit, denn Showaa versuchte immer

      wieder, mit ihren Tentakeln einen der Brocken zu erreichen, die ihr Reiter,

      ebenso wie das Gelbsteinpulver, sorgfältig in Leder hüllte. Nachdem alles gut

      verschnürt war, zog er eine metallene Flasche aus der Provianttasche und

      öffnete sie. Ein intensiver Duft nach Blüten stieg auf, und Anschudar tröpfelte

      etwas von der Essenz auf jeden Packen und verrieb sie sorgfältig. Er konnte

      nur hoffen, dass diese Maßnahme genügte, um Showaas Witterung zu

      täuschen. Mordeschdar hatte ihm das versichert und diese List nach eigenem

      Bekunden selbst erfolgreich angewandt.

      Anschudar vergewisserte sich, dass die Packtaschen gut befestigt waren,

      und klopfte dann sanft gegen Showaas Hals. Sie senkte ihren Kopf, und er

      stieg in den Sattel. Dann schwang sich die Lederschwinge mit mächtigen

      Schlägen in die Luft. Die Suche ging weiter und würde sie beide nun bis zum

      Pass von Merdoret führen.

      Kapitel 6

      Man nannte sie die Versteinerten Wälder. Der Name beruhte auf alten

      Legenden und auf der Tatsache, dass im Verlauf vieler Jahrtausende immer

      wieder Leute spurlos verschwunden waren, die es gewagt hatten, das

      Waldgebiet zu betreten. Es hatte das Gerücht gegeben, jeder, der seinen Fuß

      hineinsetze, erstarre augenblicklich zu Stein. Die Wälder zogen sich an der

      nördlichen Grenze der Nordmark des Pferdevolkes entlang. Ein rund

      zweihundert Tausendlängen langer Streifen üppigen Baumbestands, hier und

      da unterbrochen von Lichtungen und erfüllt von einer großen Vielfalt

      tierischen und pflanzlichen Lebens. Hier war das Heim des elfischen Hauses

      Deshay gewesen, das der Pferdelord Nedeam aus dem verhängnisvollen Bann

      der Grauen Magier befreit hatte. Nun hatten die Elfen ihre Länder endgültig

      verlassen, doch der Wald war deswegen nicht verwaist.

      Jemand hatte ihn erneut in Besitz genommen, wenigstens einen kleinen

      Teil davon, und dieser Jemand hatte es mit Bedacht getan, denn er wollte sich

      verbergen. Die alten Legenden hielten noch immer die Neugierigen davon ab,

      den

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