Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen - Michael Schenk страница 29
den Gelbstein vielleicht mit sich führen. Oder es gab einen Steinschlag, der
den Fundort verschüttete. Nein, Anschudar konnte das Risiko nicht eingehen.
Er musste den Gelbstein für den Horst bergen.
Der Schwingenreiter knotete ein dünnes Seil um einen der umstehenden
Felsen und ließ sich daran in die Mulde hinab. Die Hitze war erträglich und
der Boden fest genug. Er begann die festen Brocken mit seinem Messer zu
lösen und warf sie dann nach oben. Während Showaa Wache hielt und
begehrlich auf den Gelbstein schielte, den ihr Reiter ans Tageslicht
beförderte, löste dieser ein Stück nach dem anderen. Er merkte kaum, wie die
Zeit verging. Schließlich war er erschöpft und beschloss, eine Pause
einzulegen. Gerade rechtzeitig, denn es begann schon dunkel zu werden. Die
Nacht würde kalt sein, aber ein Feuer wäre zu verräterisch gewesen, und
Anschudar wusste nicht, was in den tieferen Lagen des Gebirges
herumstreifen mochte. Raubkrallen und Pelzbeißer, sicherlich Felsböcke und
möglicherweise auch Orks. Anschudar fürchtete sich nicht vor einer
Begegnung mit ihnen, aber im Zuge dessen hätte er die Mulde mit dem
verbleibenden Rest an Gelbstein vielleicht aufgeben müssen. So fütterte er
Showaa mit einigen Fleischstreifen aus dem Reiseproviant, aß selbst etwas
davon und schmiegte sich dann zur Nacht an seine Schwinge.
Mit dem ersten Tageslicht erwachte er durch eine Bewegung Showaas und
befürchtete im ersten Moment, sie hätte eine Gefahr entdeckt. Doch alles war
ruhig. So stieg er wieder hinab in die Mulde, nahm diesmal zwei der Taschen
mit und füllte das körnige Gelbsteinpulver hinein. Die Taschen waren zu
schwer, um sie nach oben zu werfen, und so knotete er sie an die Leine,
kletterte hinauf und zog die Taschen dann nach oben.
Showaas Tentakel tasteten begierig nach dem verlockenden Geruch, doch
Anschudar schüttelte den Kopf. »Wir müssen weitersuchen, Showaa. Der
Horst braucht noch viel mehr Gelbstein. Den müssen wir finden. Wir fliegen
noch bis zum Pass von Merdoret, dann kehren wir um und bringen unsere
Beute heim.«
Er wusste, dass dies Showaa nicht gefiel. Über viele vergangene
Generationen hinweg waren die Instinkte der Lederschwingen darauf
ausgerichtet worden, den Gelbstein für ihren Flammenatem zu verwenden,
und nun hatte sie den begehrten Stein vor ihrer Nase und durfte ihn nicht
benutzen. Anschudar hätte ihr gern begreiflich gemacht, warum es nicht
anders ging, doch dafür war ihre Verbindung noch nicht intensiv genug. In
jedem Fall musste er den geborgenen Gelbstein vor dem Weiterflug so
verpacken, dass Showaa durch seinen Geruch nicht abgelenkt wurde.
Das Einpacken war eine mühsame Arbeit, denn Showaa versuchte immer
wieder, mit ihren Tentakeln einen der Brocken zu erreichen, die ihr Reiter,
ebenso wie das Gelbsteinpulver, sorgfältig in Leder hüllte. Nachdem alles gut
verschnürt war, zog er eine metallene Flasche aus der Provianttasche und
öffnete sie. Ein intensiver Duft nach Blüten stieg auf, und Anschudar tröpfelte
etwas von der Essenz auf jeden Packen und verrieb sie sorgfältig. Er konnte
nur hoffen, dass diese Maßnahme genügte, um Showaas Witterung zu
täuschen. Mordeschdar hatte ihm das versichert und diese List nach eigenem
Bekunden selbst erfolgreich angewandt.
Anschudar vergewisserte sich, dass die Packtaschen gut befestigt waren,
und klopfte dann sanft gegen Showaas Hals. Sie senkte ihren Kopf, und er
stieg in den Sattel. Dann schwang sich die Lederschwinge mit mächtigen
Schlägen in die Luft. Die Suche ging weiter und würde sie beide nun bis zum
Pass von Merdoret führen.
Kapitel 6
Man nannte sie die Versteinerten Wälder. Der Name beruhte auf alten
Legenden und auf der Tatsache, dass im Verlauf vieler Jahrtausende immer
wieder Leute spurlos verschwunden waren, die es gewagt hatten, das
Waldgebiet zu betreten. Es hatte das Gerücht gegeben, jeder, der seinen Fuß
hineinsetze, erstarre augenblicklich zu Stein. Die Wälder zogen sich an der
nördlichen Grenze der Nordmark des Pferdevolkes entlang. Ein rund
zweihundert Tausendlängen langer Streifen üppigen Baumbestands, hier und
da unterbrochen von Lichtungen und erfüllt von einer großen Vielfalt
tierischen und pflanzlichen Lebens. Hier war das Heim des elfischen Hauses
Deshay gewesen, das der Pferdelord Nedeam aus dem verhängnisvollen Bann
der Grauen Magier befreit hatte. Nun hatten die Elfen ihre Länder endgültig
verlassen, doch der Wald war deswegen nicht verwaist.
Jemand hatte ihn erneut in Besitz genommen, wenigstens einen kleinen
Teil davon, und dieser Jemand hatte es mit Bedacht getan, denn er wollte sich
verbergen. Die alten Legenden hielten noch immer die Neugierigen davon ab,
den