Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen - Michael Schenk страница 32
Vorratsebene lagen die Unterkünfte der fünf Scharführer. Drei von ihnen
waren gebunden, und einer davon hatte vor Kurzem Nachwuchs bekommen.
Garwin verabscheute Kindergeschrei, da es ihm die Ruhe der Nacht raubte,
doch weil er seine Männer schätzte, verharrte er kurz bei der stolzen Mutter
und nahm Anteil an ihrem Glück.
»Der kleine Kerl hat eine verdammt kräftige Stimme«, brummte Peragram
missmutig, als sie endlich das Obergeschoss erreichten. »Weiber und Kinder
lenken die Männer nur von ihrer Aufgabe ab.«
»Unsinn«, widersprach Hendahl energisch. »Kinder sind die Zukunft einer
Mark.«
»Wohl gesprochen«, stimmte Garwin lächelnd zu. »Mag er ruhig kräftig
schreien, Peragram, das stärkt seine Lunge. Sorgen wir dafür, dass er später
auch einen kräftigen Arm hat und eine gute Klinge führt.«
Peragram verzichtete auf einen Kommentar. Er wartete, bis sich Garwin
hinter seinen grob gezimmerten Schreibtisch gesetzt hatte. Dahinter an der
Wand stand eine Fahne in ihrem Halter, die sehr deutlich zum Ausdruck
brachte, was Garwin im Schilde führte. Statt aus dem grünen Tuch des
Pferdevolkes war sie aus rotem Stoff gefertigt und zeigte das springende
weiße Pferd und das Sonnensymbol. Die Fahne war der des ersten Königs des
Pferdevolkes nachempfunden, und Garwin hatte die Absicht, sie eines Tages
in der Königshalle der Hauptstadt Enderonas aufzustellen. Dann, wenn die
anderen Pferdefürsten die Knie vor ihm beugen oder tot sein würden.
Erst als Garwin den anderen zunickte, setzten sie sich ebenfalls. »Nun
denn, was gibt es zu berichten? Wurden neue Männer angeworben?«
»In diesem Mond ganze sieben.« Peragram lächelte zufrieden. »Die
meisten sind nur unzufriedene Bauern, aber es sind auch zwei gute
Pferdelords darunter.«
»Schwertmänner?«, fragte Garwin interessiert.
»Bedauerlicherweise nein«, räumte der Scharführer ein. »Die sind einfach
zu sehr den Traditionen verbunden und stehen treu zu ihren Pferdefürsten. Es
mag den einen oder anderen geben, der sich uns anschließen würde, aber das
Risiko, sich ihnen zu offenbaren, ist recht hoch.«
»Noch müssen wir im Verborgenen bleiben«, stimmte der Herr der
geheimen Mark zu. »Aber das wird sich ändern. Schön, sieben neue Männer,
das ist nicht schlecht. Es ist besser, unsere Streitmacht wächst langsam und
besteht aus verlässlichen Männern, als dass wir uns einen Flugstecher ins Fell
setzen. Denkt daran, jeder Neue muss sorgfältig befragt werden. Wenn die
Pferdefürsten in Erfahrung bringen, was wir planen, dann werden sie nicht
zögern, mit aller Macht gegen uns vorzugehen.«
»Keine Sorge, Hoher Lord. Wenn ich Zweifel an der Verlässlichkeit einer
Person habe, wird sie sofort beseitigt.«
»Gut.« Garwin sah Hendahl an. »Und Ihr, Hendahl? Was habt Ihr zu
berichten?«
»Unsere Augen und Ohren sind in fast jeder Stadt der Mark und auch in
den Grenzprovinzen des Reiches Alnoa. Was wir nicht selbst in Erfahrung
bringen, hören wir von anderen. Manche Zunge wird durch die goldenen
Schüsselchen gelöst.«
»In der Tat.« Garwin lächelte erneut, und diesmal wirkte es, als bleckte ein
Raubtier sein Gebiss. »Sagt, mein Freund, was machen unsere eigenen
Schüsselchen?«
»Sie nachzumachen ist eigentlich kein Problem.« Hendahl leckte sich
nervös über die Lippen. »Nachdem wir die Hämmer mit dem Siegel des
Königs von Alnoa angefertigt hatten, brauchten wir sie ja nur in entsprechend
große Goldscheiben zu schlagen. Unsere Schüsselchen lassen sich nicht von
denen des Königs unterscheiden, allerdings ist das Gold sehr knapp. Wie Ihr
wisst, haben wir hier keine Goldvorkommen, und wir können nicht in den
anderen Marken schürfen, das würde auffallen. Wir brauchen aber ziemlich
viele Schüsselchen, um unsere Augen und Ohren zu belohnen.«
»Dann beschafft das notwendige Gold. Der Plunder muss sich ja auftreiben
lassen.«
Peragram räusperte sich. »Fürs Erste haben wir genug. Ich habe einen
Wagen mit Plattengold abgefangen.«
»Ihr habt was?« Garwin beugte sich vor. »Ihr habt einen Handelswagen
überfallen?«
»Wir brauchten Gold«, brummte Peragram. »Keine Sorge, Hoher Lord, es
gab keine Spuren. Wir haben die Leichen des Händlers und seiner beiden
Gehilfen mitgenommen und am Waldrand verscharrt. Den Wagen können wir
selbst gut gebrauchen.«
»Verdammt, Peragram, was fällt Euch ein? Auch wenn man die Toten
nicht findet, wird man den Händler doch vermissen. Die Streifscharen der
Pferdelords