Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk
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hinauswollt.«
»Der Hohe Rat hat beschlossen, einige Regimenter der Garde aufzulösen.
Das wird das Heer des Reiches schwächen.«
»Bei den finsteren Abgründen. Was für eine Narretei. Und Euer König?«
»Er hat nur in Kriegszeiten die absolute Befehlsgewalt. Doch jetzt, im
Frieden, hat der Hohe Rat das Sagen.«
»Mögen die Abgründe den Rat verschlingen«, sagte Bulldemut mitfühlend.
»Alnoa wird weniger Truppen haben«, nahm ta Enderos den Faden wieder
auf. »Daher will ich die verbleibenden beweglicher machen. Mit Pferden
kann man sie schnell von einem Ort zum anderen verlegen.«
»Man muss lernen, auf einem Pferd zu reiten. Wenn Ihr Eure Fußsoldaten
auf die Tiere setzt, wird die Hälfte von ihnen heruntergefallen sein, bevor sie
das Schlachtfeld erreichen.«
»Notfalls lasse ich sie auf den Pferden festbinden«, knurrte ta Enderos
grimmig. »Doch das ist nicht das Problem.«
Bulldemut erhob sich von seinem Stuhl und trat an die Landkarte. »Der
Schwarze Lord hat nicht viele Möglichkeiten, die freien Reiche anzugreifen.
Der Pass von Rushaan im Norden ist ihm versperrt, und durch das Eis des
Kaltlandes kann er seine Orks nicht schicken. Sie würden erfrieren. Bleiben
ihm noch der Weg über den Pass von Merdoret und die Weißen Sümpfe nach
Merdonan oder die beiden Pässe an der Südgrenze Alnoas. Merdonan wird er
nicht nehmen, die Sümpfe sind ein zu großes Hindernis, und noch einmal
lassen wir uns nicht von ihm überraschen. Wenn er erneut angreift, wird er
das im Süden tun. Bei Euch, ta Enderos, im Reich Alnoa.«
»Vermutlich«, stimmte ihm der Gardekommandeur zu. »Und wenn wir
abwarten, bis er bereit ist, wird er in überwältigender Stärke auftreten. Alnoa
ist gewappnet, aber seine Macht wächst nicht weiter, im Gegensatz zu der des
Schwarzen Lords.«
Erneut strich sich Bulldemut übers Kinn. »Also, sprecht frei heraus, was
habt Ihr vor?«
»Nicht zuzusehen, wie der Feind immer stärker wird, während unsere
Kräfte schwinden. Den Krieg endlich zu ihm zu tragen. Es missfällt mir,
immer nur auf seine Schläge warten zu müssen. Es ist an der Zeit, dass wir
selbst endlich zuschlagen.«
»Dem stimme ich zu«, sagte Bulldemut nachdenklich. »Doch es wird nicht
gehen, ta Enderos. Wir kennen sein Land nicht und auch nicht seine wahre
Stärke. Ihm ohne dieses Wissen entgegenzutreten, hieße unsere Männer
sinnlos zu opfern.«
»Ja, wir können sein Reich nicht nehmen, das ist mir klar.« Ta Enderos trat
neben Bulldemut. »Aber wir können ihn dort treffen, wo es ihn schmerzt.« Er
tippte auf die Karte. »Dort, in Cantarim.«
»Cantarim?« Bulldemut schüttelte den Kopf. »Vergesst es. Cantarim ist
eine starke Festung. Auch wenn wir nicht viel über das Reich der Finsternis
wissen, diese alte Feste ist uns wohlbekannt.«
»Sie ist nicht nur eine starke Festung. Sie ist eine der Waffenschmieden
und Bruthöhlen der Legionen. Sie zu zerstören würde dem Herrn der
Finsternis einen bösen Schlag versetzen.«
»Wunschdenken«, schnaubte Bulldemut. »Wirklich, ein reizvoller
Gedanke, doch er ist nicht durchführbar.«
»Vielleicht doch. Bedenkt, was Ihr soeben selbst gesagt habt. Er kann
seine Orks nicht durch das Kaltland schicken, da sie sonst erfrieren würden.
Und denkt an den Winter, Bulldemut.« Ta Enderos lächelte verschwörerisch.
»In diesem Jahr soll er besonders kalt werden.«
Bulldemut stieß ein leises Grunzen aus. »Große Kälte lässt das Blut der
Bestien erstarren. Das macht sie langsam, sogar unbeweglich … Fürwahr, ein
reizvoller Gedanke.« Er straffte sich. »Dennoch, es ist aussichtslos. Der Eid
verpflichtet die Pferdelords, ihre Heimat zu verteidigen. Sie müssen ihm nicht
Folge leisten, wenn wir fremde Grenzen überschreiten. Ein solches Wagnis,
noch dazu im Winter, wird keiner eingehen wollen.«
»Einen vorbeugenden Schlag gegen das Reich der Finsternis zu tun ist
auch eine Form der Verteidigung«, beharrte ta Enderos. »Weit besser als
abzuwarten, bis die Bestien wieder zu uns kommen.«
»Mag sein. Aber ein Krieg im Winter? Nicht nur die Orks würden frieren.
Auch müssten wir uns mehrere Zehntage durch Feindesland schlagen, bevor
wir Cantarim erreichen. Und wenn wir seine Mauern sehen, haben wir sie
noch lange nicht genommen.«
»In der Eiseskälte des Winters werden die Orks nicht besonders eifrig
umherstreifen. Sie werden die Wärme suchen. Wenn unsere Streitmacht den
Weg sorgsam erkundet und sich verborgen hält, dann können wir die Bestien
überraschen.«