Vermächtnis der Sünder Trilogie. Angelika Merkel

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Vermächtnis der Sünder Trilogie - Angelika Merkel

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Augenblicklich kroch der Schrecken in das blutige Gesicht des Mannes.

       »Dann bleibt uns beide mehr Zeit für die Peitschengeschichte», beendete Kelthran blinzelnd zu Celena gewandt.

       Ungerührt von Kelthrans Worten setzte sich Celena auf den Schoß des Gefesselten. Fest presste sie sich auf ihn. Ihr weiblich anreizender Geruch strömte ihm in die Nase.

       Etwas bewegte sich unterhalb ihres Gesäßes. Sie konnte spüren, wie sich die Aufmerksamkeit des Gefangenen zu erheben begann.

       »Ich stimme zu … Bruderschaft!«, erwähnte sie wie nebenbei.

       Heftig schüttelte der Gefangene seinen Kopf.

       »Eine kleine Seitengasse«, zischte er seine beginnende Erregung hervor. »Hier in Thelerm … in der Nähe des Hafens bei den Docks. Die Tür des Gebäudes ist blau markiert.« Nur stoßweise brachte er die Worte heraus. »Das ist alles, was ich weiß. Ich bin nur ein Bote«, jammerte er.

       Enttäuscht seufzte Kelthran auf.

       »Ein blutiger Anfänger, vermutlich zu spät bei der Bruderschaft aufgenommen worden.«

       Seine anfängliche Enttäuschung über das vermeintlich kurze Schauspiel schlug in Faszination um, als er Celena weiter beobachtete.

       Die rechte Hand der jungen Hüterin verschwand gerade zwischen den Beinen des Gefangenen und machte eindeutige Bewegungen. Ihr Mund näherte sich unaufhörlich dem seinen. Kurz davor hielt sie inne.

       »Du bist sicher, dass du alles gesagt hast?«, hauchte sie ihm ins Gesicht.

       Er stöhnte gequält auf.

       »Ich … ich sollte nach Dokumenten suchen und sie dort hinbringen. Das ist alles. Wirklich!«

       Ihre forschen Augen blickten seine an. Er sagte die Wahrheit. Sie schloss für einen Moment die Lider, dann drückte die rechte Hand fest zu.

       Das mitfühlende Zischen von Kelthran und der Schmerzensschrei des Gefangenen mischten sich zu einem Laut.

       Die Linke Hand Celenas wurde gleich darauf zur Faust und sauste zielgenau in die Schläfe des Mannes, der sofort verstummte.

       »Sehr beeindruckend. Euer Freund hätte eine Ratte wie ihn vermutlich umgebracht«, kommentierte der Elf.

       »Ich lerne noch.« Celena zuckte mit den Schultern.

       »Kommt Kelthran! Im Hafen treibt sich Unrat herum.«

       Ehe sie den Raum verließen, hielt der Elf die Kriegerin zurück.

       »Bevor ich es vergesse. Ich mag nicht mehr Mitglied der Bruderschaft sein, aber Meister Tacio übermittelte mir dennoch eine Nachricht, die ich euch geben soll.«

       Er hielt ihr ein zusammengefaltetes Pergament vor die Nase.

       Beim Lesen der Zeilen verdüsterte sich Celenas Gesicht schlagartig.

       * * *

      Schweißgebadete Händler und Bürger schoben ihre Karren mit Ware durch die Gassen. Hier und da erwischte einer der Räder eine hinüberhuschende, fette Ratte, die quiekend ihren letzten Atemzug aushauchte. An vielerlei Stellen türmte sich Abfall, der langsam vor sich hinrottete. Ein wahrlich nahrhaftes Paradies für diese flinken, kleinen Tierchen, welche sich hier massenweise tummelten.

       Das Gegröle der Seeleute, die Musik aus den Spelunken und die an jeder Ecke stehenden Huren gehörten ebenso dazu, wie das Salz im Meerwasser. Dieser Teil der Stadt war nicht unbedingt ein Ort, an dem sich Adelige oder Reich betuchte aufhielten. Wenn möglich nur dann, wenn sie ein Schiff für ihre Reise in die benachbarten Reiche wie Arvelis oder Osgosai benötigten.

       Ein Segel tauchte in der Ferne am Horizont auf. Celena kam es bekannt vor. Es gehörte zu dem Schiff, dessen Kapitänskajüte sie kennenlernen durfte. Die Fingerfertigkeiten des Schiffsbesitzers, eine Frau namens Isande, waren phänomenal. Es war ihre erste Begegnung dieser Art. Nicht dass sie es bevorzugte - vielmehr war es eine interessante Spielerei. Celena grinste in sich hinein.

       »Ist euch warm geworden?«, erkundigte sich Kelthran, der ihr Grinsen wahrnahm. »Ich hege den Verdacht, ihr denkt an etwas Bestimmtes.«

       Sein wahrlich aufgeklärtes Lächeln deutete daraufhin, das er wusste, wer dort angefahren kam.

       »Ihr kennt die Kommandantin dieses Schiffes.«

       Celena zeigte mit dem Kinn auf den nun erkennbaren stolzen Zweimaster.

       »Sie und ihr Schiff. Bis in den letzten Winkel«, raunte der Elf.

       »Schiffe fand ich stets faszinierend«, mischte sich Wilna ein, die hinter ihnen stand. Offensichtlich hatte sie dem Gespräch der beiden inhaltlich nicht folgen können. Celena und Kelthran wechselten bedeutungsvolle Blicke und grinsten leicht.

       Thorgrims Augen rollten nervös hin und her. Der Anblick des großen Wassers war ihm nicht geheuer. Er schwankte leicht. Es war jedoch nicht feststellbar, ob es nur dem übermäßigen Bierkonsum zuzuschreiben war. »Wir sollten weiter gehen«, knurrte er. »Bevor mir das gute Essen hochkommt.«

       Die Kampfgefährten traten daraufhin in die nächstbeste Seitengasse, die sich in ihrer Nähe befand. Inbrünstig hofften sie, dass es diesmal die richtige Gasse war. Unzählige hatten sie schon abgesucht und misstrauische Blicke von zwielichten Gestalten eingefangen.

       »Es wurde auch Zeit«, zischte Kelthran und deutete auf die dritte Tür der rechten Seite. Das beschriebene Zeichen war nur schwach zu erkennen, aber es war eindeutig da.

       »Dann mal los. Schauen wir nach, wer der Auftraggeber des Meuchelmörders ist«, sprach Celena und öffnete flugs die Tür, die erstaunlicherweise ohne Widerspruch aufschwang.

       Ihre blauen Augen zu Schlitzen zusammengekniffen, hielt sie gewarnt inne. »Das bedeutet nichts Gutes.«

       Kelthran fühlte sich angesprochen und huschte an ihr vorbei.

       »Dafür bin ich zuständig. Eure schönen Waden in einer Falle oder Sonstiges, das wäre schrecklich. Lieber halte ich meine Hand hinein.«

       Irritiert über Kelthrans Worte, wandte sich Celena an die restlichen Begleiter. Wilna schüttelte den ergrauten Kopf und Thorgrim gab ein undefiniertes Brummen von sich.

       Gemeinsam traten sie in das Innere des Gebäudes.

       Das Mobiliar in dem Hauptraum war schlicht und einfach. Tische, Stühle, einige Regale und ein Wandschrank. Die Gruppe blickte sich um.

       Es gab weder weitere Türen in andere Räume noch eine Treppe, die hinauf geschweige hinabführte.

       »Seltsam«, murmelte Celena und blieb vor dem Wandschrank stehen. Sie blickte zu Boden und machte eine überraschende Entdeckung.

       Auch Kelthran blieb es nicht verborgen. Schleifspuren auf den Dielen, von einem schweren Gegenstand herrührend.

       »Des Rätsels Lösung. Der Wandschrank!« bläffte Kelthran und tippte das Möbelstück an.

       Mit vereinter Kraftanstrengung schoben sie das Ungetüm zur Seite.

       Die vermisste Tür wurde sichtbar. Und wieder war eine Markierung angebracht. Sie waren auf der richtigen Fährte. Allerdings

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