Club Infantil. Jo Thun

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Club Infantil - Jo Thun

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kannst. Inwieweit du dich würdest einbringen wollen, oder auch nicht. Und wenn du dir das genau überlegt hast, dann können wir alles gemeinsam besprechen.“

      „Hm. Und mit Ranas Buder habt ihr schon gesprochen? Und der macht das?“

      „Der ist auch noch am Überlegen. Und jetzt lass uns Tatort gucken.“

      Wie um alles in der Welt konnten die beiden jetzt Tatort gucken wollen? Doch da war es schon: das Tatort-Auge im Fadenkreuz. Zunächst verstand ich vom Gewusel auf dem Bildschirm gar nichts. Erst, als die Kommissarin die Treppe runterfiel, erinnerte ich mich dunkel, dass ich die Folge schon mal gesehen hatte. „Es war der Ehemann, er hat den Einbruch bei sich zu Hause selbst in Auftrag gegeben und dann seine Frau und den Einbrecher umgebracht.“

      Ganz langsam drehten sich Rana und Alba zu mir um. Und dann wechselten sie wieder so einen Blick, einen „WARUM haben wir den eingeladen?“-Blick.

      „Ja, also ich bin dann mal weg. Ich habe ja auch noch einiges zu Überlegen.“ Und speziell zu Alba gewandt sagte ich noch: „Bis morgen.“

      Alba und ich leiten zusammen eine Plastikfabrik in Lichterfelde. Seitdem sie die Geschäftsführung übernommen hat, muss ich leider selbst auch arbeiten. Das war ihre Bedingung, sonst hätte sie mein Angebot, die Firma gemeinsam zu führen, nicht angenommen. Aber sie hat mir eine ziemlich einfache Aufgabe zugeteilt: Ich bin jetzt für die Kundenbetreuung zuständig. Montagmorgens hole ich mir die Unterlagen für die Woche aus dem Büro. Alba hat meist einen oder zwei Kunden rausgesucht, die schon länger nichts bei uns bestellt haben. Ich setze mich hin, überlege mir einen Reiseplan, buche Züge, Hotels und gute Restaurants, und Dienstag mache ich mich dann auf den Weg zu den Geschäftskunden. Laut meiner Cousine, der diplomierten Betriebswirtin, ist diese Art der Akquise von bestechender (ihr Wort!) Einfachheit und daher in der Wirtschaft, und nicht nur da, weit verbreitet.

      Ich hätte es früher nie für möglich gehalten, aber ich hatte tatsächlich einen Job, der mir Spaß machte und auf den ich mich sonntagabends freute. An diesem Sonntag jedoch nicht. Was für eine verrückte Idee! Rana wollte ein Kind von mir! Aber nicht MIT mir. Auf der Heimfahrt, zu Hause, und später im Bett, konnte ich an nichts anderes denken. Wollte ich zusehen, wie Rana und Alba mein Kind großziehen? Nein, das ging überhaupt nicht!

      So gegen 2 Uhr morgens fiel mir dann plötzlich ein, dass ich vor ein paar Jahren mal ernsthaft gegoogelt hatte, ob ich nicht mein Sperma einer Samenbank verkaufen könnte. In den USA machten das ja Tausende, und verdienten nicht schlecht dabei. Ich hatte es dann doch nicht getan, aber eher aus Faulheit, als aus irgendwelchen ethischen Bedenken. Im Gegenteil, der Gedanke, dass irgendwo kleine Mini-Versionen von mir rumlaufen würden, hatte mir gefallen. Wenn ich also damals keine Probleme damit hatte, dass Kinder von mir von anderen Leuten erzogen werden würden, warum stieß ich mich dann jetzt daran?

      Weil das Kind unweigerlich unter meinen Augen aufwachsen würde! Rana war meine beste Freundin, Alba meine einzige Verwandte, abgesehen von Tante Agnes, ihrer Mutter. Ich würde das Kind mindestens jeden Sonntag beim Tatort zu Gesicht bekommen. Und Rana und Alba würden das Kind DSDS gucken lassen und ihm verbieten, Pommes mit den Fingern zu essen, und ich hätte nichts zu sagen!

      Gegen 3 Uhr dachte ich daran, dass ich ohne Rana und Alba niemals so schnell wieder auf die Beine gekommen wäre, nachdem Isabelle mit mir Schluss gemacht hatte. Jeden Tag waren sie zu Besuch gekommen oder hatten mich abgeholt auf irgendeine ihrer verrückten Unternehmungen. Aus dieser Zeit stammte auch unsere allsonntägliche Tatortverabredung. Es war, wie Alba sagte: Wenn man in einer Krise steckte, gab es zwei Arten von Menschen: Die, die einem zur Seite standen, und die, die von der Bildfläche verschwanden. Alba und Rana waren von der ersten Sorte.

      Um 4 erinnerte ich mich an ein Gespräch mit Isabelle, in dem es um Kinder ging. Sie wollte irgendwann welche und auf ihre Frage, ob ich auch welche wollte, war mir nur die Antwort eingefallen: „Kinder? Wieso denn Kinder?“

      Als es 5 war, dachte ich über meine eigene Kindheit nach. Die war schon okay gewesen, nichts Dramatisches. Meine Eltern hatten mich nicht gehauen und bestimmt hatten sie mich irgendwo geliebt. Aber so richtig warm ums Herz wurde mir nicht, wenn ich zurückdachte. Meine Eltern hatten immer gearbeitet, und obwohl wir viel Geld hatten, waren wir fast nie gemeinsam verreist. Mein Vater konnte die Firma nicht alleine lassen. Und meine Mutter konnte meinen Vater nicht alleine lassen. Da hätte es ein Kind bei Rana und Alba bestimmt besser. Ihre Karrieren hinderten sie nicht daran, immer Zeit füreinander zu finden, für Freunde, für mich. Sie waren warm und herzlich und voller Energie.

      Um 6 fragte ich mich, ob ich jemals eine eigene Familie gründen würde. Die Chance mit Isabelle hatte ich verpasst. Aber wenn es das wäre, was ich wollte, dann hätte ich die Chance nicht verstreichen lassen. Wahrscheinlich wusste ich tief im Inneren, dass ich nicht der Vatertyp war. Ich war ja selbst noch nicht so richtig erwachsen. Und sollten Eltern ihren Kindern da nicht irgendwie voraus sein?

      Etwa um sieben fiel mir ein, dass ich vor dem Schlafengehen eine Halbliter-Packung Schokoladeneis aus dem Gefrierfach genommen, dann aber auf dem Küchentisch vergessen hatte.

      Kurz vor 8 muss ich eingeschlafen sein, denn Punkt 8 klingelte der Wecker und riss mich aus dem Tiefschlaf. Aber da wusste ich schon: Ich würde Rana helfen, ein Kind zu zeugen.

      Kapitel 2

      Und so standen zwei Wochen später Rana und Alba mit Übernachtungstaschen vor meiner Tür. Rana hatte ihren Eisprung gehabt und unser Plan war folgender: nach einem gemütlichen Fernsehabend ohne Alkohol würde ich den beiden kurz vorm Zubettgehen ein Glas mit meinen eifrigen Schwimmerchen bringen und mich dann diskret ins eigene Schlafzimmer zurückziehen (mit Kopfhörern, sicherheitshalber).

      Dass der Abend nicht planmäßig verlaufen würde, zeichnete sich schon ab, als wir uns nicht auf eine DVD einigen konnten. Rana hatte eine mitgebracht, aber ein Blick aufs Cover genügte mir, um angeekelt auszurufen: „Nee, wirklich nicht.“

      Rana zuckte gleichgültig mit den Schultern und fragte: „Wir können ja auch eine von deinen gucken.“

      „Hallo? Ich kann doch mit euch keinen Porno gucken. Also ehrlich!“

      Beleidigt steckte Rana ihre DVD wieder weg und Alba sagte misstrauisch: „Wir gucken aber heute nicht schon wieder How I met your mother!“

      „Hatte ich auch nicht vor,“ antwortete ich und schob die Zeitschrift auf dem Couchtisch über die zuvor bereit gelegte DVD mit der 5. Staffel von HIMYM. „Wie wäre es denn mit den Tributen von Panem?“

      „Wenn dich Jennifer Lawrence anturnt, von mir aus.“

      Das tat sie, aber wollte ich wirklich, dass das bekannt wurde? „Dann habe ich noch Shakespeare in Love, kennt ihr den?“ Gwyneth Paltrow in Männerkleidung war auch nicht schlecht. Und ich liebte die Musik zum Film.

      Soweit alles Bestens. Die beiden kannten den Film noch nicht, fanden ihn aber am Ende auch ganz gut. Ich glaube, Gwyneth Paltrow in Männerkleidung gefiel ihnen genauso wie mir. Am Ende kicherten sie immerzu und kaum war der Film aus, sprangen sie auf, gaben mir zu verstehen, dass ich mich mal ein bisschen beeilen sollte, und verschwanden in ihrem Zimmer. Schlagartig war meine euphorische Stimmung, die der Film sonst immer bei mir auslöste, verschwunden.

      Erst mal holte ich mir einen Aktiv-Joghurt-Drink aus dem Kühlschrank und trank ihn in einem Zug runter. Dann nahm ich das vorher ausgewaschene Feigensenfglas und blieb unschlüssig zwischen Bad und Schlafzimmer stehen. Das Badezimmer schien mir dann doch zu steril und ich entschied mich für mein Bett.

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