Club Infantil. Jo Thun

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Club Infantil - Jo Thun

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Er heißt Ben? Ich dachte, wir wollten den Namen zusammen aussuchen?“

      Albas Lächeln gefror. „Wirklich? Rana, hatten wir das ausgemacht? Aber findest du denn den Namen nicht toll? Er sieht doch aus, wie ein Ben, findest du nicht? Und es ist ein Name, der in fast allen Sprachen existiert, und für alle einfach auszusprechen ist.“

      „Ja, das mag ja alles sein. Aber ich wollte doch mitentscheiden.“

      Alba rollte die Augen. „Jetzt nimm ihn erst mal und halt ihn eine Weile, guck ihn dir genau an, und wenn dir dann ein besserer Name einfällt, dann sag es uns.“

      Zögernd streckte ich meine Hand aus. Mein Sohn! Sein Kopf füllte meine Hand nur zur Hälfte aus, und der Rest des Körpers war leicht wie eine Feder. So hielt ich ihn eine Weile, wie ein Kaffeetablett, auf dem jeden Moment die Tassen überzuschwappen drohen. Der Kleine schlief und machte dabei blubbernde Geräusche.

      „Und, ist er nicht unglaublich schön?“

      „Hm.“

      „Und, wie findest du nun seinen Namen?“

      „Was haltet ihr denn von Markus?“

      „Dein Ernst? Kommt nicht in Frage!“

      „Jonas?“

      „Ach nee.“

      „Leo, Leon, Lukas?“

      Schweigen.

      „Malte, Sören, Sven, Ben?“

      „Ben, ja, das ist super. Den nehmen wir!“

      Hatte ich wirklich Ben gesagt? Wie doof. Aber je länger ich den Kleinen betrachtete, umso mehr sah er aus wie ein Ben.

      Kapitel 3

      In den ersten Wochen nach Bens Geburt sah ich ihn nicht so oft. Dafür las ich ungefähr 23 Bücher über Kindererziehung und wusste am Ende weniger als vorher. Von „man kann im Grunde nichts falsch machen, solange man seine Kinder liebt“ bis hin zu „die ersten Erfahrungen prägen ein Kind ein Leben lang (will sagen: können das Kind für immer versauen)“ war im Grunde genommen alles abgedeckt. Mit jedem Buch, das ich abends zuklappte, stieg meine Unsicherheit und Verwirrung.

      Deswegen war ich nicht böse, dass mein Angebot, auch mal auszuhelfen, nicht angenommen wurde. Die beiden Mütter meinten, sie kriegten das alles alleine hin, ich solle lieber Alba in der Firma vertreten. Wenn Alba doch mal in die Firma musste, weil es da einfach zu viele Dinge gab, von denen ich nichts verstand, dann blieb ihre Mutter, Tante Agnes, bei Rana. Außerdem schickte ich meine Putzfrau zwei Mal pro Woche hin, um die Wäsche zu machen und die Wohnung in Schuss zu halten. Soweit hatte Rana also eigentlich eine absolute Luxus-Zeit, um die sie der Rest der jungen Mütter im Land beneiden würde.

      Trotzdem schien sie nicht gut drauf, wenn ich mal vorbeischaute. Sie aß ohne Appetit, war immer müde, und schwankte zwischen Interesselosigkeit an ihrer Umwelt und übertriebener Sorge um Ben hin und her. Eines Abends nahm Alba mich zur Seite und erzählte mir, dass sie befürchte, dass Rana an einer postnatalen Depression leide.

      „Einer post-was Depression?“

      „Na ja, so eine Kindbettdepression. Das haben ganz viele Frauen. Nach der Geburt spielen die Hormone verrückt, man ist hypersensibel und es kann auch passieren, dass die Frauen eine richtige Depression kriegen.“

      „Echt? Und was kann man dagegen tun?“

      „Ich weiß nicht. Abwarten, versuchen, den Stress zu mindern. Ich dachte, vielleicht könnten wir sie ablenken.“

      Ich nickte bedächtig, ahnte aber schon, dass Alba einen besonderen Plan hatte, und dass ich den Plan nicht mögen würde.

      „Sie vermisst ihren Job.“

      Rana war Moderatorin beim RBB. Früher war sie Journalistin für eine Wochenzeitschrift gewesen, hatte diesen Job aber vor ein paar Monaten ausgetauscht gegen die Stelle beim Fernsehen. Sie war auch sehr gut in ihrem Job, das musste man ihr lassen. Sie sah klasse aus, hatte eine sympathische Art und brachte Menschen dazu, ihr Innerstes nach außen zu kehren.

      „Ja, aber sie hat doch Mutterschutz. Und wer würde sich denn dann um das Kind kümmern? Ben braucht sie doch.“

      „Sie soll ja auch gar nicht arbeiten. Aber in einem Monat findet ein Probelauf für die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien statt, und sie ist eine von zehn deutschen Journalisten, die eingeladen wurden. Das würde ihr so einen Spaß machen, ich bin mir sicher, sie würde wieder aufleben.“

      „Hm. Mag ja sein. Dann muss Ben halt ein paar Tage ohne sie auskommen. Das wirst du schon schaffen! Ich helfe dir gerne mit Ben während der Zeit.“

      „Ja, genau darum wollte ich dich bitten. Ich würde nämlich gerne mitfliegen.“

      „Hä?“

      „Ich bin mir einfach nicht sicher, ob sie das durchhält. Es könnte auch nach hinten losgehen. Dass ihr das doch zu viel Stress ist, und dann möchte ich einfach da sein, um sie aufzufangen. Verstehst du?“

      Langsam dämmerte es mir. „Du willst, dass ich während der Zeit Ben nehme?“

      Alba nickte.

      „Aber ich habe ihm noch nicht mal eine Windel gewechselt. Und gefüttert auch noch nie. Wie soll er denn überhaupt ohne Ranas Milch auskommen? Und wie lange soll das sein?“

      „Pass auf. Ich dachte mir das so: Du nimmst ihn heute Abend zu dir nach Hause. Rana pumpt immer etwas Milch ab, damit ich Ben auch füttern kann. Wir geben dir genügend Flaschen mit. Ich lade Rana ein zu einem romantischen Abend zu zweit, mit essen gehen, Kino und so weiter. Dann bringst du ihn morgen früh wieder her und erzählst, wie toll alles gelaufen ist. Und dann werde ich im Lauf der nächsten Tage Rana darauf bringen, dass du ihn ja eigentlich auch mal länger nehmen könntest. Und ihr die Reise nach Rio vorschlagen. Es wären nur 5 Tage. Und du könntest in der Zeit mit Ben Urlaub machen. In so einem Ferienclub für Familien. Da hättest du jede Menge Unterstützung. Cluburlaub magst du doch gerne, oder?“

      „Und Rana weiß nichts von diesem Plan?“

      „Nein, soll sie auch nicht. Sie will ja Ben keine Minute aus den Augen lassen. Wenn ich sie jetzt fragen würde, wäre ihre Antwort auf jeden Fall negativ.“

      „Hm.“ Ich überlegte. Bis vor wenigen Wochen hatte ich noch nie in meinem Leben ein Baby auf dem Arm gehabt. Ich wusste überhaupt nicht, ob Ben eine Nacht mit mir überstehen würde. Oder ob ich eine Nacht mit ihm überstehen würde. Und überhaupt fand ich die Idee, dass Rana und Alba so weit weg fliegen wollten, überhaupt nicht gut.

      „Mattes, nimm ihn doch einfach mal eine Nacht. Und morgen früh sehen wir weiter. Wenn es gar nicht geht, rufst du an, und wir holen ihn ab. Was sagst du?“

      Ich hasste es, so überrumpelt zu werden. Natürlich wollte ich mich auch mal um Ben kümmern. Nur hatte ich mir das anders vorgestellt: wie ich ihm die Elefanten im Zoo zeige, wie ich ihm helfe, Fahrrad fahren zu lernen, wie ich ihn mal von der Schule abhole. Nichts davon würde sich diese Nacht umsetzen lassen.

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