Club Infantil. Jo Thun

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Club Infantil - Jo Thun

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behagte. „Ich könnte Ben ja auch mal nehmen während des Tages.“

      „Oder das.“

      „Also auf jeden Fall braucht ihr kein Kindermädchen einstellen. Das habt ihr doch nicht vor, oder?“

      „Nein, haben wir nicht. Obwohl das nicht das Schlimmste ist, was einem Kind passieren kann!“

      „Ich weiß schon. Am besten hat ein Kind ein ganzes Dorf um sich.“ Das war eine von Albas Lieblingsideen. Sie hatte mir schon oft erklärt, dass ein Kind viel besser dran ist, wenn es viele Bezugspersonen hat als nur eine einzige. Im Prinzip eine einleuchtende Idee, zumal diese Theorie ja auch meine eigene Beziehung zu Ben aufwertete.

      Am Ende kam alles so, wie Alba es geplant hatte. Rana und Alba packten ihre Koffer, ich packte meinen Koffer, und zu dritt packten wir Bens fünf Koffer. Alba händigte mir die Reiseunterlagen aus, eine Mappe mit Babyinstruktionen und den Schlüssel fürs Familienauto. Das durfte ich nämlich fahren, weil auch Alba und Rana, die ich unterwegs zum Flughafen bringen sollte, noch reinpassten. Als wir in Tegel ankamen, schlief Ben und Rana wollte erst gar nicht los, weil sie unbedingt Ben noch einmal sagen musste, wie sehr sie ihn liebte. Ich versprach ihr hoch und heilig, Ben die Nachricht zu übermitteln, sobald er aufwachen würde, und schließlich begnügte sie sich mit 24 Küssen, die sie Ben auf die geschlossenen Augen drückte. Alba hatte inzwischen ihren Koffer und die Reisetasche auf einen Gepäckwagen gehievt und schlug ungeduldig ihre Pässe in die linke Hand.

      Als sich zum Schluss Alba auch noch von Ben verabschiedet hatte, hätten sie losgehen können, aber Rana musste doch noch einmal Tschüss sagen (Ben, nicht mir). Endlich fiel Alba ein, dass ich auch noch da war.

      „Danke, dass du uns gefahren hast. Genieß deinen Urlaub mit Ben, und grüß mir Sule.“

      „Sule? Wer ist denn Sule?“

      Aber jetzt waren sie wirklich weg und drehten sich auch nicht mehr um. Wer war Sule? Versuchte Alba etwa, mich mit jemandem namens Sule zu verkuppeln? Wie unangenehm! Ich wollte doch nur ein paar nette Tage mit meinem Sohn verbringen – Bindung festigen, sozusagen. Da war keine Zeit für romantische Techtelmechtel. Außerdem trauerte ich immer noch Isabelle hinterher.

      Während ich den Wagen langsam zurück Richtung Autobahn lenkte, fiel mir das letzte Gespräch mit Isabelle wieder ein. Vor ein paar Monaten hatte sie ganz überraschend angerufen, um zu fragen, wie es mir so geht. Es war kurz vor Bens Geburt und ich weiß nicht, warum ich der Frau, die einmal ein Kind von mir hatte bekommen wollen, unbedingt erzählen musste, dass ich im Begriff stand, Vater zu werden. In der langen Pause, die auf meine Neuigkeit folgte, hatte ich genügend Zeit, meinen Fehler einzusehen.

      „Ich dachte, Kinder interessieren dich nicht. Wer ist denn die Glückliche, mit der du jetzt doch Kinder willst?“

      „Nein, so ist es ja gar nicht. Ich habe keine Beziehung, ich habe das Kind in einer Arztpraxis gezeugt.“

      „Ach so! Na, wenigstens nicht in der Besenkammer. Also dann, viel Spaß mit deinem Kind!“ Und dann hatte Isabelle aufgehängt. Mein erster Impuls war, sie zurückzurufen und alles aufzuklären. Aber mir fiel nicht ein, was genau ich ihr hätte sagen sollen. Irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass sie sich nicht für Alba und Rana freuen würde, denen ich zu einem Kind verholfen hatte. Wie erklärte man überhaupt potentiellen Partnerinnen am besten, dass man ein Kind zusammen mit einem lesbischen Paar hat? Obwohl ich jetzt fast zwei Stunden Zeit hatte, um mir eine Antwort auf diese Frage zu überlegen, fiel mir keine ein.

      Kapitel 6

      Die Fahrt dauerte dann doch länger als zwei Stunden, weil Ben auf halber Strecke aufwachte. Und da ich ja kein Flugzeug kriegen musste oder sonst wie Zeitdruck hatte, konnte ich bequem auf dem nächsten Rastplatz anhalten. Es war alles schon Routine: Wickeltasche über die Schulter, Thermo-Tasche mit der warmen Flasche in die Wickeltasche gestopft, und das schreiende Kind auf den freien Arm genommen. Bei MacD war noch ein Tischchen frei und ich breitete die Utensilien aus: Flasche mit warmer Milch, Latz, Spucktuch, Tempos. Beim Anblick der Flasche beruhigte sich Ben bereits und machte vor Vorfreude wohlig schmatzende Geräusche. Er war ein Meister im Flaschentrinken und brauchte keine zehn Minuten für eine volle Flasche. Diese kurze Zeitspanne nutzten allerdings mehrere Frauen, sich Ben genau anzusehen und Kommentare zu geben, die von „Ach wie süß“ über „Der ist ja noch ganz klein!“ bis hin zu „Schade, dass es solche Väter wie Sie nicht öfter gibt!“ reichten. Während ich noch so dasaß und Ben zuguckte, wie er die letzten Tropfen aus der Flasche saugte, kam mir die Erleuchtung: Ich könnte Ben benutzen, um mit Frauen ins Gespräch zu kommen! Anscheinend flogen die auf Männer mit Kindern.

      Vorsichtig begann ich mich umzuschauen. Richtig, da drüber saß eine Frau und grinste mich an. Allerdings sah der Typ, der neben ihr saß, nicht so amüsiert aus. Drei Tische weiter saßen zwei junge Frauen und schauten zu mir rüber. Ich lächelte. Sie lächelten zurück. Ben rülpste. Mist, das Spucktuch war verrutscht und jetzt hatte ich einen Milchflecken auf meiner Jacke. Egal, ich kramte ein Feuchttuch hervor und rieb den Fleck in den Stoff rein. Die zwei Frauen waren mit dem Essen fertig und kamen an meinem Tisch vorbei. Die erste lächelte, ging aber glatt an mir vorbei. Die zweite jedoch – victory! – blieb stehen.

      „Wo ist denn die Mama?“

      „Hä?“

      „Na, ihre Frau! Lässt die Sie so alleine mit dem Baby verreisen?“

      Verdammt, daran hatte ich nicht gedacht. Natürlich würden alle Frauen denken, ich sei in festen Händen. Vorwurfsvoll guckte ich meinen Sohn an: Er würde mir wohl doch nicht helfen können, irgendwo zu landen.

      „Ich bin alleinerziehend.“

      „Echt, jetzt?“ Einen Moment lang schien die Frau nach Worten zu suchen, die aber nicht kommen wollten. Schließlich murmelte sie nur „Ja dann viel Glück“ und lief ihrer Freundin hinterher.

      Die anderen Gäste an den Tischen hatten unsere kurze Unterhaltung verfolgt und guckten allesamt angestrengt nicht länger in meine Richtung. Was war jetzt? Ben war doch so süß! Na ja, egal. Ich hatte Hunger und bemerkte erst jetzt, dass es keine gute Idee gewesen war, Ben auf dem Arm in die Raststätte zu bringen. Ich wollte ja auch was essen, und wo sollte ich Ben hinstecken, wenn ich keinen Kinderwagen dabei hatte? Also bestellte ich mir nur einen Hamburger, wickelte ihn einhändig aus und stopfte ihn dann in drei Bissen in den Mund.

      Die eigentliche Herausforderung kam aber erst noch. Ich musste nämlich mal. Und normalerweise brauche ich dafür zwei Hände. Die Hoffnung, dass im Wickelraum auch eine Toilette war, zerschlug sich sehr schnell. Unschlüssig stand ich nun in der Männertoilette mit dem Baby auf dem Arm und der Wickeltasche über der Schulter. Sollte ich einen der Männer fragen, ob er mal kurz mein Baby halten könnte? Aber die guckten mich alle so komisch an. Konnte ich ihn mal eben im Waschbecken ablegen? Oder sollte ich zurück zum Auto und Ben dort ganz kurz in den Autositz setzen? Nee, lieber nicht, sonst klaute noch jemand das Auto gerade in den zwei Minuten, wo ich nicht da war. Also wartete ich, bis ich alleine war und begann mit der freien Hand an meinem Reißverschluss rumzumachen. Doch in dem Moment kam rein großer Blonder mit muskulösem Oberkörper rein und blieb wie angewurzelt stehen, als er mich so sah. Na ja, so dringend musste ich nun auch wieder nicht. Ich zog den Reißverschluss wieder hoch und ging. Vielleicht könnte ich ja unterwegs irgendwo anhalten und in die Büsche pinkeln.

      Um 15 Uhr kam ich schließlich im Familienclub-Hotel an. Hinweisschilder wiesen darauf hin, dass das Familien-Ferienland autofreie Zone war und man sein Auto bitte auf dem außerhalb liegenden Parkplatz parken solle. Gepäckwagen stünden

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