Club Infantil. Jo Thun

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Club Infantil - Jo Thun

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Mal ließ ich Ben in seinem Kindersitz liegen und nahm das ganze Teil heraus. Dazu schulterte ich noch seine Wickeltasche um und machte mich auf den Weg zur Rezeption. Da war eine ganz schön lange Schlange. Alles Leute mit Kindern. Panik überkam mich. Was machte ich hier? Ich hatte doch bis jetzt immer einen großen Bogen um Familien aller Art gemacht. Da verbrachte ich schon lieber Zeit mit Leuten, die mir von ihren Hunden erzählten, als mit Eltern, die über nichts anderes als Windelgröße, erste Babylaute und putzige Kinderstreiche sprechen konnten. Doch jetzt war es zu spät, ich war mitten unter ihnen.

      Der Mann vor mir hielt ein Mädchen an der Hand, das irgendwo zwischen zwei und sechs Jahren alt war (was ich daraus schloss, dass das Kind schon gut laufen konnte, aber noch zu klein war, um einen großen Schulranzen auf dem Rücken zu schleppen) und ein kleineres Kind auf dem Arm. Er drehte sich zu mir um und lächelte mich an.

      „Hallo, zum ersten Mal hier?“

      „Ich schon. Bei Ben hier weiß ich’s nicht genau, aber ich glaube schon.“

      „Auch ein Pflegekind?“

      „Nein, wieso das denn? Das ist meiner!“

      Der Mann nickte nur und drehte sich wieder nach vorn. Was meinte er denn mit „auch“ ein Pflegekind? Ich guckte mir seine zwei genauer an. Sehr ähnlich sahen sie ihm nicht, aber das musste ja nichts heißen. Ben sah mir schließlich auch nicht sehr ähnlich, er kam ganz nach seiner Mutter: dunkle Augen und dunkle Haare.

      Kurze Zeit später war ich an der Reihe und reichte meine Buchungsunterlagen einer jungen Frau, die Sabine Wetzel hieß und Auszubildende war, wie mir das kleine Schildchen an ihrer Brust verriet.

      „Willkommen, Herr Mattheus. Ihre Wohnung ist schon bereit. Sie sind zum ersten Mal hier? Hier ist ein Plan unserer Anlage. Es gibt die Bärenhöhle, dort sind die Häuser braun, das Spatzennest mit grünen Häusern, das Haifischbecken mit blauen Häusern, und den Fuchsbau, dort sind die Häuser rot. Diese vier Trakte liegen um unseren Adlerhorst herum, wo Sie das Restaurant, ein Schwimmbad und den Wellnessbereich finden.“

      „Und welche Farbe hat der Adlerhorst?“

      Sabine Wetzel hielt für eine Millisekunde inne, aber dann fiel ihr doch noch die Unterrichtseinheit „Wie gehe ich mit doofen Kunden um, die blöde Fragen stellen?“ wieder ein, denn sie fuhr unbeirrt in ihrer Einweisung fort. „Dort sind auch die Sportanlagen und Kinderclubs, aber ich sehe, dass Ihr Kleiner noch etwas zu jung dafür ist. Wenn Sie einen Babysitter brauchen, lassen Sie uns das wissen, das ist gar kein Problem. Also hier ist Ihr Schlüssel, Nr. 45 im Fuchsbau. Das ist hier,“ – sie warf mir einen schwer zu durchschauenden Blick zu, zeichnete mit dem Stift in meinem Plan herum und betonte dabei: „im ROTEN Bereich. Abendessen beginnt um 17:30. Dann viel Spaß bei uns!“

      Abendessen um 17:30? Meine Großeltern hatten gerne schon um 17:30 zu Abend gegessen, aber die waren damals über 70 gewesen und standen morgens schon um 5 auf. Ich war doch gerade mal halb so alt. Obwohl, Hunger hatte ich eigentlich jetzt schon, hatte ja auch so gut wie nichts zu Mittag gegessen.

      Ich bedankte mich, nahm den Schlüssel an mich mitsamt Lageplan und trat wieder ins Freie. Unschlüssig blickte ich um mich. Es gab zwei Wege, einer der direkt in die Ferienanlage hineinführte, der andere außen herum. Aber laut meinem Plan hätten die Häuser hier blau sein müssen, sie waren aber grün.

      „Suchst du den Fuchsbau?“

      Es war der Mann mit den Pflegekindern. Also, ich würde mich jetzt nicht auf das infantile Niveau von Vorschulkindern begeben! „Ich suche Haus Nr. 45 im roten Bereich. Aber ich glaube, ich weiß schon, wo ich hin muss.“

      „Fuchsbau, sag ich doch. Da wohnen wir auch. Das ist auch der netteste Teil der Anlage, dort gibt es einen kleinen See mit Enten und Schwänen. Hier außen lang, das ist der schnellste Weg.“

      Der kleine Junge auf dem Arm, der mich schon die ganze Zeit fixiert hatte, sagte plötzlich laut und vernehmlich: „Dickefacke!“

      Erschrocken blieb ich stehen. „Was?“

      Der Junge strahlte, zeigte auf mich und intonierte nochmals ganz laut: „Baby Dickefacke!“

      Das Mädchen begann zu lachen und der Mann hatte sichtlich Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. „Das heißt Kinderwagen. Er meint, das Baby ist im Kinderwagen. Das Wort für Autositz kann er noch nicht.“

      Jetzt merkte ich auch, dass der Kleine nicht auf mich, sondern auf Ben zeigte und dass das Wort doch eher wie Gickewacke klang.

      „Willst du den Kindersitz nicht hier auf meinen Gepäckwagen stellen, der muss ja auf Dauer ziemlich schwer sein.“

      „Nein, danke, es geht schon.“ Der Mann zuckte nur die Schultern und schob seinen Wagen an. Ich lief ihm hinterher, auch wenn er in eine andere Richtung ging, als ich vermutet hätte. „Haben Sie gerade noch den letzten Gepäckwagen ergattert, was?“ fragte ich, bemüht, dabei nicht vorwurfsvoll zu klingen.

      „Nein, wieso, da waren doch noch ganz viele, direkt neben der Rezeption, hast du die nicht gesehen?“

      „Hm. Weiß nicht. Wie weit ist es denn noch?“

      „Nicht mehr weit. Willst du den Sitz nicht doch hier oben raufpacken?“

      Als ob ich mein eigenes Kind nicht tragen konnte. „Nee, der wiegt ja nicht viel.“

      „Aber ich wiege ganz viel!“ sagte das kleine Mädchen stolz, das auf dem Gepäckwagen stand und sich schieben ließ.

      „Ja, aber ich wiege noch mehr,“ antwortete ich, weil ich mich ja nicht von einem kleinen Mädchen übertrumpfen lassen musste.

      „Aber mein Papa wiegt noch mehr. Und er ist auch viel stärker als du!“

      Unglücklicherweise stellte sich heraus, dass der starke Papa mit seinen reizenden Kindern in der 48, mir schräg gegenüber wohnte. Der fragte mich zum Abschied: „Kommst du später auch zu Sule?“

      Verblüfft guckte ich ihn an. Mit wie vielen Männern hatte sich Sule denn hier verabredet? „Weiß nicht, ich bin ein bisschen müde. Wohl eher nicht.“

      „Na ja, bis demnächst dann!“ Und damit verabschiedeten wir uns.

      Meine Wohnung war sehr schön. Ein großes Wohnzimmer mit eingebauter Küche, großer Essecke und Terrasse auf den See hinaus, dann ein geräumiges Schlafzimmer und getrenntes Kinderzimmer mit Kinderbettchen und kleiner Rutsche, und natürlich ein Bad mit Wickeltisch, Babywanne und Heizstrahlern. Alba unterteilte Menschen gerne in zwei Sorten, zum Beispiel in solche, die, wenn sie über das Geld von Anderen verfügten, mehr ausgaben, als sie für sich springen lassen würden, und solche, die sparsamer mit fremdem Geld umgingen als mit eigenem. Alba selbst gehörte anscheinend zu der ersten Sorte.

      Am liebsten wäre ich gleich aufs Bett gefallen, aber ich musste ja noch den Rest der Sachen holen. Kurz überlegte ich, ob ich Ben alleine hierlassen konnte, aber das ging wohl nicht. Ich hatte Rana versprochen, ihn keine Sekunde aus den Augen zu lassen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als nochmal zurück zum Parkplatz zu gehen, mitsamt dem schweren Autositz. Mittlerweile hatte Ben schon wieder Hunger und ließ seinen „Wo ist die verdammte Flasche“-Schrei hören. Als ich unterwegs einen leeren Gepäckwagen sah, schnappte ich ihn mir und stellte Bens Sitz darauf. Das war schon besser. Das Rumpeln gefiel ihm und er wurde wieder still.

      Beim Auto angekommen stellte

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