Club Infantil. Jo Thun

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Club Infantil - Jo Thun страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Club Infantil - Jo Thun

Скачать книгу

bewegen? Wenn ich jeweils einen Wagen mit einer Hand lenkte, stießen die Räder immer gegeneinander. So ging das nicht. Ich versuchte es damit, einen zu schieben und den anderen zu ziehen. Das funktionierte auch nicht. Schließlich schubste ich den Gepäckwagen immer ein paar Schritte nach vorne, lief mit dem Kinderwagen hinterher und schubste dann den Gepäckwagen erneut von mir weg. So kam ich schließlich verschwitzt und erschöpft bei Nr. 45 an. Langsam verstand ich, warum Alba sagte, ein Kind brauche ein ganzes Dorf. Für einen alleine war ein Kind eine ganz schöne Herausforderung.

      Eine halbe Stunde später lag Ben satt und frisch gewickelt auf meiner Brust, während ich durch die Kanäle flippte. Aber schon nach wenigen Minuten machte ich den Fernseher wieder aus. Ben war viel lustiger anzusehen. Er konnte seinen Kopf schon ganz gut heben und sah mich mit schelmischem Blick an. Und lächelte dabei. Als wolle er mir auch ein Lächeln entlocken. Wie hübsch er war! Sein Kopf hatte die perfekte Form. Über seinen Kopf zu streicheln war wie eine kleine, flaumige Bowlingkugel zu polieren. Seine Augenbrauen waren fein geschwungen, die dunklen Augen groß, die Nase klein, und der Mund voll und rot. Am besten gefielen mir seine langen Augenwimpern.

      Weil er am liebsten auf dem Rücken lag, hatte ich seine Babydecke auf dem Boden im Wohnzimmer ausgebreitet. In Rückenlage schien er sich nie zu langweilen. Ich guckte ihm eine Weile zu, wie er mit den Beinen ausschlug, den Kopf drehte, oder sich seine Hände anguckte. Alba hatte recht. Auf meine besorgte Frage, was ich denn den ganzen Tag lang mit ihm machen sollte, hatte sie gesagt, er müsse gar nicht bespaßt werden. Er hätte so viel zu entdecken, zu üben und zu schauen, da komme keine Langeweile auf. Zu viel Stimulation würde ihn nur verwirren.

      Was wohl in seinem kleinen Kopf vorging?

       „Verrückt: wenn ich meine Bauchmuskeln anspanne, dann gehen da unten am Horizont zwei Füße auf. Das sollte dieser Papa-Typ auch öfter mal machen, vielleicht bekäme er dann seinen Wabbelbauch wieder in den Griff.“

       „Immer wenn ich wünsche, dass sich die Finger bewegen, tun sie es auch. Echt cool! Ich habe es schon 578 probiert, und es klappt jedes Mal. Papa, guckst du? Ich mache es jetzt zum 579. Mal.“

       Und dann gibt es noch ein tolles Spiel. Ich blase Spuckblasen und danach lutsche ich an meiner Unterlippe, das flutscht so schön. “

      Als Ben seine Rückenlage dann doch langweilig wurde, war es auch schon Zeit zum Abendessen. Ich zog mir meinen Lieblingspulli über, nahm Ben auf den Arm und lernte Lektion Nr. 7: Während der ersten Lebensmonate eines Kindes (genauer: der ersten drei Jahre) einfach keine schönen Sachen anziehen. Babies haben einen siebten Sinn für frisch gewaschene und teure Stoffe und spucken bei Berührung mit solchen sofort, während sie alte Schmuddelpullis oft tagelang nicht beachten. Dann eben wieder der alte Schmuddelpulli. Und richtig, noch nicht einmal ein Tropfen Sabber ließ Ben auf ihn fallen. Ich packte ihn in den Kinderwagen und machte mich auf den Weg. Den Plan ließ ich zu Hause, so schwer würde das Zentrum ja nicht zu finden sein. Es gab tatsächlich genug Hinweisschilder auch für die doofsten Eltern: Adler, die an jeder Straßenecke mit dem Flügel in die richtige Richtung wiesen. Diese ganze Anlage erinnerte mich irgendwie an die Mini-Version eines amerikanischen Vororts, wo vor jedem Haus ein Basketballkorb steht und in jeder Haustür eine kleine Klappe für den Hund hin und her schwingt. Und auch die Leute, die Richtung Adlerhorst strömten, kamen mir vor wie aus einem Film. Jung, schön, fröhlich, und alle mit 1,5 Kindern.

      Ich passte überhaupt nicht hierher! Ben brauchte das alles nicht, keinen Adlerhorst, keinen Kinderklub und keine Wasserwelt. Und ich brauchte das auch nicht. Als wir im Restaurant ankamen, stand mein Entschluss fest: Ich würde morgen wieder nach Hause fahren und mir dann mit Ben ein paar schöne Tage zu Hause machen! Ich stellte den Kinderwagen ab und nahm Ben mitsamt der Tragetasche heraus.

      Während ich auf einen Zweiertisch am Fenster zusteuerte, hechtete mir einer der Kellner hinterher. „Darf ich fragen, welche Zimmernummer Sie haben?“

      „45.“

      „Ach ja, aus dem Fuchsbau. Wollen Sie zu Sule?“

      „Äh, ich wollte nur zu Abend essen.“

      „Ja, genau. Folgen Sie mir bitte.“

      Wer verflucht war denn diese Sule? Und woher wusste der Kellner, dass meine Cousine mich mit ihr verkuppeln wollte?

      In dem Raum, in den der Kellner mich führte, saßen viele Männer mit Kindern, aber komischerweise nur eine einzige Frau. War das Sule? Einige der Typen nickten mir freundlich zu und ich beschloss nach einigem Zögern, mich an einen Tisch nahe der Durchgangstür zu setzen, die zurück in den großen Speiseraum mit dem großen Büffet führte.

      Ich legte meinen Zimmerschlüssel auf den Tisch zum Zeichen, dass er besetzt war und nahm die Tasche mit Ben, um mir was zum Essen zu holen. Ein Mann mit rotem Pulli und grüner Hose am Nebentisch rief mich zurück: „Lass das Kind doch hier, ich pass drauf auf.“

      Durfte ich ihm trauen? Auf den ersten Blick machte er einen ganz netten Eindruck, und ich wollte schließlich nicht wie ein überbehütender Gluckenvater erscheinen. Ihm gegenüber saßen Zwillinge und stritten sich um die Ketchup-Flasche. „Super, danke! Bin gleich wieder da.“

      Ich nahm mir einen großen Teller und von allem ein bisschen, sicherheitshalber auch schon mal einen Schokoladenbrownie – nicht, dass nachher keiner mehr da war – und eilte zurück zum Tisch. Der nette Mann hatte inzwischen die Ketchup-Flasche an sich genommen und damit die Wut der Zwillinge auf sich gelenkt. Hätte er überhaupt gemerkt, wenn jemand Ben hätte klauen wollen?

      „Bin wieder da. Danke nochmal.“

      „Ist doch kein Ding. Wie heißt er denn?“

      „Ben.“

      „Und, zum ersten Mal hier, stimmt’s?“

      „Na ja, so alt ist er ja noch nicht. Und ohne Kind kommen normale Erwachsene ja wohl kaum hierher, oder?“

      „Stimmt. Ohne Kinder wäre ich jetzt auch lieber in einem Hotel mit Lounge-Bar und Clubsesseln. Freddy, gib jetzt sofort Ricky das Salz! Deine Pommes sind sowieso schon völlig versalzen.“

      Ich setzte mich an meinen Tisch und begann hastig zu essen, damit ich so viel wie möglich schaffen würde, ehe Ben auf den Arm wollte. Der Vater der Zwillinge hatte sich wieder fortgedreht, aber jetzt wollte ich doch etwas wissen. „Sag mal, sind alle hier im Raum für Sule da?“

      „Ja klar! Wir kommen jedes Jahr über Ostern hierher. Das ist unser sechstes Mal!“

      „Und was macht Sule so?“

      „Na alles, schwimmen, basteln, reden, Spaziergänge, Fußball spielen, was du willst.“

      War Sule etwa nur eine Kinderbetreuerin? Ich warf einen Blick nach hinten zu der Frau, die mir aufgefallen war. Braune, zum Pferdeschwanz zusammengebundene Haare, wenig Make-up, lässige Kleidung – ja, könnte hinkommen. Irgendwie war ich enttäuscht. „Und abends, wenn die Kinder schlafen?“

      „Ja, dann geht’s erst richtig los! Willst du mitmachen? Ich hol dich ab. Zimmer 45, hab’s auf deinem Zimmerschlüssel gesehen. Ich heiße übrigens Tobias.“

      Dann geht’s erst richtig los? Sule machte mir langsam Angst. „Ich hab aber keinen Babysitter.“

      „Ein Babyphone reicht auch! Wenn du keins dabei hast, kannst du dir sicher eins an der Rezeption ausborgen. Also bis später, ich habe meinen Jungs noch eine Runde Wii versprochen.“

      Gedankenverloren

Скачать книгу