Jamil - Zerrissene Seele. Farina de Waard

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Jamil - Zerrissene Seele - Farina de Waard

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auf die Felsen in der aufgewühlten See spürte er schon nicht mehr.

      Das Urteil

Bild4

      Ashanee war noch immer völlig benommen, als die Fremden angelockt durch ihren Schrei auf dem Hügel auftauchten. Von einem Moment auf den anderen fand sie sich umringt von Männern, die in einer unbekannten Sprache durcheinanderriefen, sie ergriffen und auf die Füße zerrten.

      Erst da packte sie die Angst und sie vergaß die Opfergaben für den heiligen Baum, die sie auf der Wiese hatte fallen lassen.

      Nachdem eine grobe Hand sie abgetastet und das Messer von ihrem Gürtel gezogen hatte, ließ man sie los und machte ihr etwas Platz.

      Sie zitterte noch immer am ganzen Leib, doch die vielen fragenden Blicke, die sie durchbohrten, zwangen sie dazu, sich zusammenzureißen.

      Nach einem Moment hatte sie sich genug beruhigt, um die Gesichter der Umstehenden betrachten zu können. Ein paar Frauen hielten sich im Hintergrund, doch auch sie sahen genauso wild und ungezähmt aus wie die Männer. Ihre Haare waren teilweise lockig oder hell, ihre Gesichter wettergegerbt und … Asha konnte nicht genau sagen, warum sie dieses Gefühl hatte … aber es lag eine tiefe Erschöpfung und Trauer hinter den fremden Worten, mit denen sie jetzt überschüttet wurde.

      Eines klang immer wieder heraus und sie vermutete, dass es der Name des jungen Mannes sein musste. Jameel.

      Sie wollten wissen, was ihm zugestoßen war! Aber wie sollte sie das erklären? Sie verstand es doch selbst noch nicht. Bei der Erinnerung begann sie wieder zu zittern. Noch nie hatte sie einen Menschen sterben sehen … den Schmerz und die Hilflosigkeit in seinem Blick würde sie nie mehr vergessen.

      Langsam und vorsichtig drückte sie sich etwas von den drängenden Händen weg, während die Angst sie weiter durchwogte, und man machte ihr tatsächlich Platz.

      Unauffällig warf sie einen kurzen Blick in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren – vom heiligen Baum aus – doch natürlich war dort niemand mehr zu sehen. Der Schütze war verschwunden.

      »Jameel?«, fragte sie zaghaft und versuchte die Aussprache mit dem langen i nachzuahmen. Sofort nickten alle Männer und gestikulierten.

      Mit einem Zögern deutete sie an den Rand der Klippe, dann in die Tiefe, aufs Meer.

      Bestürzung und Fassungslosigkeit tauchten auf den Gesichtern um sie auf, dann wurde sie grob gepackt und den Hügel hinuntergeschleift, auf das Lager zu, das ihre Späher erst gestern zum ersten Mal bemerkt hatten.

      »Nein!«, schrie sie verzweifelt. »Nein, ich war das nicht! Bitte!«

      Aber man verstand ihr Flehen nicht. Die Leute umringten sie wie eine Mauer, aus der es kein Entkommen gab. Sie erreichten die Senke hinter dem Hügel und die Stoffzelte, die zwischen einem Durcheinander von Kisten und anderen Dingen aufgeschlagen waren.

      Einige eilten rufend vor, dann kamen ihnen eine alte Frau und ein erhaben wirkendes Paar entgegen. Die Erscheinung der Alten erinnerte Ashanee sofort an ihre Schamanen.

      Sie musterte Ashanee lange, während die anderen still verharrten und darauf zu warten schienen, was sie zu sagen hatte. Die Frau legte ihr die Hand an die Stirn, was sie erschaudern ließ, und schüttelte dann den Kopf. Sie murmelte etwas und die Griffe um ihre Arme wurden lockerer, ließen schließlich los. Einen Augenblick später traten die Fremden beiseite, die ihr den Weg in Richtung des Hügels versperrten.

      Als sie Ashanee so unerwartet laufen ließen, schlug ihr das Herz noch immer bis zum Hals. Sie hetzte los, klaubte oben auf der Klippe den zertretenen Korb auf und rannte zu ihrem Dorf, obwohl ihr ab dem halben Weg die Lunge in der Brust stach.

      Schwer atmend kam sie auf dem Platz zwischen den Hütten an und wurde sofort von Haluschk und den Jägern in Empfang genommen.

      »Was ist geschehen? Warum warst du so lange fort?«

      Ihr Anführer erblickte den zertretenen Korb, den Asha noch immer an sich gedrückt hielt, und bemerkte dann auch ihren gehetzten, verstörten Blick. »Was hat das zu bedeuten?«

      »Es … ich wollte die Opfergaben zum Hara–Baum bringen, aber …«

      Haluschk wurde sofort zornig. »Haben diese Fremden den Baum entehrt?«

      »Nein! Ich … da war …« Sie stockte kurz und musste neu ansetzen. »Einer ihrer Leute ist gestorben. Er wurde von jemandem mit Pfeilen erschossen und stürzte von der Klippe.«

      Unruhe machte sich breit, doch der Anführer beugte sich näher zu ihr, um in Ruhe mit ihr sprechen zu können.

      »Was ist passiert? Erzähl es mir ganz genau.«

      »Ich wollte zum Hara–Baum, wie die Schamanen es gesagt haben, und den Geist bitten, dass er die Fremden friedlich sein lässt. Auf dem Hügel stand dann auf einmal dieser junge Mann. Ich glaube, er wollte zu uns, so nachdenklich, wie er wirkte. Er hat mich gesehen, dann schossen plötzlich Pfeile aus dem Wald und durchbohrten ihn. Haluschk … könnte es einer von unseren Jägern gewesen sein?«

      Empörung machte sich auf seinem Gesicht breit, aber er blieb ernst und räumte schließlich ein, dass man sie alle würde fragen müssen, wenn sie zurückkehrten.

      »Sie sind … ich glaube, sie werden uns für den Tod ihres Mannes verantwortlich machen. Und sie sind gefährlich. Sie sehen alle wild und wütend aus.«

      Die Schamanen traten vor und wirkten dabei so ernst und erhaben wie eh und je, offensichtlich hatten sie ihnen zugehört.

      »Ashanee, wir danken dir für deinen Mut und deinen Bericht. Wir halten es für das Beste, wenn sich ab jetzt alle den Fremden gegenüber mit äußerster Vorsicht verhalten«, erwiderte der älteste der vier Schamanen, bevor er sich an die Versammelten wandte. »Kommt ihnen nicht zu nahe, bis wir herausgefunden haben, was dort an der Klippe geschehen ist. Ashanee, denkst du, dass du deine Pflichten als Jägerin heute Nacht trotzdem erfüllen kannst?«

      Asha nickte langsam, während sie in Gedanken noch immer bei dem schmerzverzerrten Gesicht des jungen Mannes verweilte.

      »Wir werden die Geister befragen und sie um Gnade für diese arme, fremde Seele bitten. Du hast ihn als letzte gesehen, deshalb ist es richtig, wenn du Opfergaben an den heiligen Baum bringst, nachdem wir sie gesegnet haben.«

      Bei den Worten der jüngeren Schamanin verzerrte Asha das Gesicht. »Ich weiß nicht, ob die Fremden darüber glücklich sein werden, wenn ich direkt wieder dort auftauche. Sie sind so nah an unserem Hara–Baum … und sie haben mir mein Messer abgenommen.«

      Die Schamanin zögerte einen Moment und wirkte ungehalten, dann nickte sie jedoch. »Gut, dann bring die Gaben heute Nacht dort hin, bevor du jagen gehst. Damit sie dich nicht sehen. Und Haluschks Krieger werden dir sicherlich ein neues Messer geben, damit du nicht schutzlos bist.«

Bild5

      Navennes Schluchzen riss Aldo aus seinem unruhigen Schlaf. In ihrem Zelt war es noch dämmrig und klamm, er konnte kaum mehr als zwei, drei Stunden geschlafen haben und fühlte sich kein bisschen erholt.

      Wie

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