Die dunkle Seite der Seele. Dorle Weichler

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Die dunkle Seite der Seele - Dorle Weichler

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Auch wenn diese Erinnerungen furchtbar waren, sie waren real! Und darüber war sich Lena endlich im Klaren und ein Felsen der Erleichterung fiel ihr vom Herzen!

      Sie konnte sogar wieder dankbar lächeln als die nette Schwester mit einem Krug Wasser und einem Glas in der Hand eintrat, das sie Lena auf den kleinen Tisch stellte und diesen in Lenas Nähe rollte.

      Dann legte sie ihr erst sehr behutsamen die Infusion und dann den neuen Katheder an, dann kam wieder der komische Fingerhut auf den Zeigefinger.

      „So Frau Kirchner, jetzt ist alles wieder in Ordnung und Sie können bis zum Frühstück noch ein paar Stunden schlafen. Oder brauchen Sie noch etwas?“

      „Nein danke,“ erwiderte Lena. „Sie sind so lieb zu mir! Mir ist das alles doch sehr unangenehm. Es tut mir sehr leid dass ich Ihnen so viele Umstände gemacht habe.“

      „Aber Frau Kirchner! Das ist doch unser Job! Und entschuldigen Sie bitte das Verhalten meiner Kollegin. Eigentlich ist sie ganz nett aber im Moment hat sie Eheprobleme, da wird sie manchmal ziemlich unleidlich.“

      Und mit einem netten Lächeln ging sie hinaus und Lena ließ sich, irgendwie fast entspannt, wieder auf ihr Kopfkissen fallen. Jetzt würde alles gut werden! Sie konnte sich endlich wieder an vieles erinnern. Sie schloss die Augen und war schon einen Moment später eingeschlafen.

      Kapitel 11

      Christian wurde von Minute zu Minute unruhiger! Er konnte seine Tante nicht erreichen, weder telefonisch übers Festnetz noch per Handy, und in der Firma konnte sie sich an einem Sonntag auch nicht gemeldet haben. Und natürlich war auch Michael, sein Cousin und Sohn seiner Tante, mal wieder nicht erreichbar. So weit es Christian wusste, war der irgendwo im Mittelmeerraum mit seinem Team unterwegs, mehr hatte seine Tante auch nicht erwähnt. Die beiden jungen Männer hatten auch nicht so den Kontakt zueinander, dafür waren sie viel zu verschieden.

      Während Christian grundsolide und sehr verlässlich war hatte Mike schon als kleiner Junge so seine Probleme gehabt. Sicher hatte ihn schon die Scheidung seiner Eltern negativ beeinflusst, zumindest aber die sogenannte Erziehung seines Stiefvaters Werner hatte den Rest besorgt! Seine Tante hatte anfangs nicht sehen wollen oder können, wie unbarmherzig ihr zweiter Mann war, mittlerweile aber waren es auch schon wieder zehn Jahre her, seit sie diesen gewalttätigen Idioten endlich verlassen hatte!

      War schon eine merkwürdige Beziehung gewesen! Irgendwie hatte die ganze Verwandtschaft so ihre Probleme mit ihm gehabt, allen voran seine Oma. Aber er war Lenas Mann und nur ihr zuliebe hatte man ihn immer mit in Kauf genommen.

      Tja, und Mike, der hatte schon als Kind nichts so sehr wie die Musik geliebt, in die er sich immer flüchten konnte, wenn Werner ausrastete. Oft war er auch einfach abgehauen! Er hatte mit ein paar Freunden schon früh eine Band gegründet und hatte nach den Proben dann oft im Probenraum oder bei einem seiner Freunde übernachtet, natürlich immer ohne dieses vorher zuhause zu sagen. Dass er damit in erster Linie seiner Mutter große Sorgen bereitet hatte... na ja.... dafür war er wohl einfach noch viel zu jung gewesen.

      In den Tagen, an denen er manchmal nicht aufzufinden war, brach er seiner Mutter fast das Herz, aber sie wusste leider auch nur zu gut, dass es die Brutalität ihres Mannes war, mit der er sie, genau genommen, beide unglücklich machte. Aber damals glaubte sie ihrem Mann, wenn er immer und immer wieder sagte, dass sie mit ihren Krankheiten ohne ihn ein Nichts wäre und mit einem Kind ohne ihn erst recht nicht existieren könnte!

      Erst Jahre später, als er sie nicht nur um ihr Vertrauen betrogen hatte, sondern auch um alles gebracht hatte, was sie sich in den Jahren nach ihrer ersten Scheidung als Sicherheit für ihr Alter aufgebaut hatte, nahm sie allen Mut zusammen und hatte sich einfach Arbeit gesucht. Und dann hatte sie gekämpft! Mit Anfang fünfzig und keinerlei Computerkenntnissen! Außerdem hatte sie zwanzig Jahre lang nicht mehr gearbeitet, und doch schaffte sie es durch ihre positive Ausstrahlung und ihren Kampfgeist, letztendlich zu gewinnen! Erfolg auf der ganzen Linie! Und genau diese ihre Einstellung bewunderte Christian besonders an ihr! Auch wenn sie viele eigene Probleme zu bewältigen hatte blieb sie freundlich und wirkte ausgeglichen.

      Es war sehr schade, dass Mike so wenig Anteil am Leben seiner Mutter hatte, aber irgendwie konnte er ihn doch auch verstehen! Mike's langjährige Lebensgefährtin hatte ihn mit der gemeinsamen Tochter verlassen und einen anderen geheiratet, das hatte seinen Cousin gewaltig aus der Bahn geworfen. Und obwohl dieser durchaus wusste dass die Schuld überwiegend bei ihm lag brachte ihn ihre endgültige Entscheidung fast um den Verstand!

      Mike hatte einfach seine Sachen zusammen gepackt und war für eine lange Zeit untergetaucht! Lange wusste niemand, was aus ihm geworden war! Erst Jahre später nahm er Kontakt zu seiner Mutter auf. Was auch nicht gerade einfach gewesen war, schließlich war diese mittlerweile, berufsbedingt nach Hessen, in die Nähe von Frankfurt gezogen. Als Alternative hätte ihr wahrscheinlich Arbeitslosigkeit gedroht, aber sie war damals einfach nicht bereit gewesen, dieses Risiko einzugehen!

      Was sollte sie auch in der Heimat halten? Ihrem Exmann über den Weg zu laufen oder, schlimmer noch, das er mal wieder vollkommen gewissenlos versuchen könnte, sie wieder und wieder anpumpen zu wollen? Ausgerechnet er, der sie viele Jahre belogen und betrogen hatte? Und wie immer seiner Exfrau erzählen zu wollen, dass er selbst natürlich ja an allem absolut unschuldig war!! Klar doch! Schuld hatten natürlich immer nur die anderen! Er stellte sich einfach blind wenn er in den Spiegel sah! Schließlich war er doch ein Ehrenmann und alle anderen betrachtete er, und bezeichnete sie auch noch so, als sogenanntes Gesocks! Allein dieses unwürdige Verhalten konnte Lena dann letztendlich nicht mehr akzeptieren! Und sie wollte das alles einfach nur noch hinter sich lassen.

      Es tat ihr so weh, dass ihr einziges Kind von jetzt auf sofort verschwunden war! Sie konnte ja nicht einmal sicher sein, ob er noch lebte oder sich vielleicht etwas angetan haben könnte! Immer, wenn sie den Sohn erwähnt hatte, konnte Christian sehen, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen! Und er hatte ja selbst Kinder, er durfte erst gar nicht daran denken, dass eines seiner Beiden auch einmal einfach verschwinden könnte.

      Wie gern hätte sie sich um ihre kleine Enkeltochter gekümmert, aber das wusste deren Mutter recht gut zu verhindern. Und sie hatte ihr klar gezeigt, dass der Familienanschluss beendet war. Leider tat sie das erst, nachdem Lena nach Hessen gezogen war, vorher hatte sie im Brustton der Überzeugung versprochen, dass, egal was passieren würde, sie doch immer Laras Oma bleiben würde. Und auch dieser Schock der Erkenntnis hatte seine Tante zutiefst verletzt. Es kam ihr anscheinend sehr entgegen, dass Lena ein paar hundert Kilometer weiter weg von Ostwestfalen leben würde.

      Christian war immer wieder fassungslos, wenn er darüber nachdachte, wie sehr Lena nicht nur Guilia, sondern auch deren neuen Mann Mateo als neues Familienmitglied akzeptiert hatte, und beide waren mit Lara immer willkommen geheißen worden. Lena dachte immer nur an Laras Wohlergehen, und die Kleine schien sich in Gegenwart ihres Stiefvaters wohl zu fühlen.

      Dann waren die beiden ganz plötzlich, von heute auf morgen, verheiratet. Während ihres Sommerurlaubs, der wie immer in ihrem Haus auf Sardinien, der Heimat von Guilas Vater, hatten sie zumindest schon einmal standesamtlich geheiratet.

      Und über das Verschwinden ihres Sohnes wagte sie gar nicht mehr nachzudenken! Sie wusste ja einfach nichts mit Sicherheit! Sie hatte auch nicht die geringste Ahnung, in welche Richtung es ihn getrieben hatte! Wo und wie hätte sie ihn suchen können? Und das letzte Mal gesehen hatte sie ihn damals schon fast zwei Jahre nicht mehr. Und mit ihrer Arbeit, die wie für sie gemacht war, konnte sie sich einigermaßen ablenken. Die ganze Firma, bei der sie eigentlich erst wenige Monate vorher angefangen hatte, war damals umgezogen und sie hatten sie sehr gern einfach mitgenommen.

      Aber wie das Leben manchmal so kommt!

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