Die dunkle Seite der Seele. Dorle Weichler

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Die dunkle Seite der Seele - Dorle Weichler

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doch wenigstens etwas beruhigen könnte!

       Also, ganz tief ein und aus atmen, ruhiger werden und nach Lösungen suchen! Oder wenigstens den Hauch einer Lösung! Sie sah sich nach allen Seiten um und versuchte, sich ein klares Bild ihrer Umgebung zu machen.

       Vor sich sah sie kurze, schwarze, metallische Pfeiler mit jeweils einer runden Kuppe oben drauf. Diese Pfeiler waren irgendwie sehr gezielt im Boden verankert, kleine Flächen mit Wegen dazwischen? Mühsam kam sie auf die Füße und sah sich das Muster aus der Nähe an. Genau genommen sah es irgendwie wie ein Friedhof auf, kahle dunkle Gräber, dazwischen schmale Pfade. Aber ein Friedhof? Ganz ohne Pflanzen und Grabsteine? Ihr kroch wieder ein kalter Schauer über den Rücken, das alles hier war einfach unheimlich! Ob sie sich hier überhaupt verstecken und ausruhen konnte? Aber welche Wahl blieb ihr denn schon?

       Jetzt erst bemerkte sie, dass sie eine Tasche in der Hand hatte! So eine große Papiertüte mit Henkel, sie öffnete sie, sah hinein und ....... oh Gott! Nein! Gellend schrie sie auf und warf entsetzt die Tasche weit von sich! In der Tüte befand sich der Kopf ihrer Mutter! Das konnte doch gar nicht wahr sein! War ihre Mutter nicht längst tot? Hatten sie etwa vergessen, sie damals zu begraben? Die Fragen sprangen sie von allen Seiten wie kleine schwarze Teufel an ….. aber sie hatte doch keine Antworten! Ihr Kopf war leer und ihre Erinnerungen wie ausgelöscht!

       Mit zitternden Beinen ging sie auf die Tasche zu! Sie musste sich geirrt haben! Das konnte unmöglich der Kopf ihrer Mutter da drin sein! Nein! Nein! Und nochmals Nein!

       Doch bei der Tasche angelangt sah sie, dass die Augen ihrer Mutter weit geöffnet waren und sie stumm und vorwurfsvoll ansahen!

      „Was willst du von mir“, schrie sie. „Rede wenigstens mit mir!“ Aber sie bekam keine Antwort, nur diese schrecklichen, starren, vorwurfsvollen Blicke, die sie unentwegt anschauten!

       Sie versuchte, ihr Grauen und ihre Angst zu verdrängen, setzte sich auf den Boden und öffnete mit zitternden Händen langsam die Tüte ganz. Sie enthielt nur die Büste der Mutter! Und der untere Teil der Büste war über und über mit Erdklumpen bedeckt, so als hätte man diesen Teil von ihr aus dem Grab gerissen!

      „Gott im Himmel, bitte hilf mir! Ich weiß nicht mehr weiter! Lebe ich noch oder bin ich in der Hölle? Habe ich diese Strafe vielleicht verdient? Warum kann ich mich denn nur nicht daran erinnern? Was soll ich denn jetzt mit ihr machen? Soll ich sie hier vielleicht begraben? Ober ist gar eines dieser Gräber das meiner Mutter? Habe ich ihr das angetan?“

      „Hilf dir selbst dann hilft dir Gott“, schien der Blick der Mutter zu sagen, „also reiß dich jetzt endlich mal zusammen. Du musst hier weg! So schnell du nur laufen kannst!“

       Aber fliehen konnte sie doch nur allein! Diese grauenvolle Tasche konnte sie einfach nicht mitnehmen, sie musste sie vorläufig hier lassen und möglichst gut verstecken! Oder begraben! Genau! Gleich hier würde sie sie erst einmal begraben! Aber wo am besten? Keines dieser Gräber hatte ja einen Stein oder ein Kreuz mit einem Namen drauf. Und wer weiß wer oder was dort unter der Erde auf sie lauerte! Wieder blickte sie sich um, irgendwo musste doch ein Platz zu finden sein!

       Genau, dort, etwas weiter hinten in der rechten Ecke, das schien so etwas wie ein Verschlag zu sein, eine große Truhe stand auch dort, vielleicht konnte sie die Mutter dort ja erst einmal verstecken, und wenn sie in Sicherheit war, musste ihr Bruder kommen und ihr helfen, ihre Mutter endlich richtig zu begraben, damit sie ihren Frieden finden konnte.

       Ihr Bruder? Ja, ganz tief drin in ihr was etwas Bekanntes, Vertrautes! Ja, sie hatte einen Bruder, aber wo war er? Warum ließ er sie allein und warum half ihr nicht? Wusste er überhaupt wo sie jetzt war und was ihr hier Schreckliches passierte?

       Mit Mühe gelang es ihr endlich, den schweren Deckel der Truhe zu öffnen...... ein bestialischer Gestank schlug ihr entgegen und mit irrem Entsetzen ließ sie ihn schreiend wieder fallen! Es war ein großer Sarg, gefüllt mit toten und halb verwesten stinkenden Tierkadavern! Sie hielt die Tüte fest an sich gepresst und rannte, wie von Furien gehetzt, in die andere Richtung! Hinter ihr begannen die Toten auf dem Friedhof einen grauenvollen, dumpfen Gesang, nur unterbrochen von entsetzlichen schrillen Schreien!

       Die Mauer! Sie hatte sie zu spät gesehen! Und sie war zu niedrig! Mit einem unmenschlichen Schrei stürzte sie über die Mauer in die Tiefe!

      Kapitel 5

      Kaum war Christian vom Bäcker zurück und hatte den Tisch gedeckt als seine kleine Tochter Valerie in die Küche kam. Sie rieb sich noch ganz verschlafen die Augen und gähnte herzhaft. Dann erst entdeckte sie ihren Vater.

      „Papa! Warum bist du denn schon auf? Ich wollte doch heute den Tisch decken und dich überraschen! Ach Mensch! Warum hast du mich denn nicht geweckt?“

      „Da habe ich gar nicht drüber nachgedacht! Und ich hätte natürlich wirklich daran denken können, mein Mädchen! Aber ich konnte nicht mehr schlafen und habe uns auch schon frische Brötchen geholt. Aber ich habe ganz vergessen den Kaffee zu kochen, willst du das nicht übernehmen?“

      Das musste ihr kein zweites mal gesagt werden! Mit der Routine einer geübten Hausfrau ging sie mit vor Eifer rot glühenden Wangen an die Arbeit.

      Jetzt erst fiel dem Mädchen ein, dass da ja noch etwas ganz Besonderes war!

      „Ich wollte doch die Erste sein die dir gratuliert, Papa!“ Und mit ganz enttäuschten Augen sah sie ihn an.

      „Bist du doch auch, mein Schatz! Alle anderen schlafen noch.“ Dabei hob er sie hoch, sie schlang ihre Arme um Papas Hals und gab ihm einen richtig dicken Schmatzer.

      „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Papa. Und ich habe dir auch ein ganz tolles Geschenk gebastelt! So etwas hast du noch nie, nie, niemals bekommen!“

      Sie riss sich los und rannte die Treppe hoch. Sekunden später kam sie schon wieder um die Ecke gesaust und hielt ihm strahlend ein in buntes Papier und mit einer großen roten Schleife versehenes Päckchen entgegen.

      „Oh, das sieht aber gut aus! Da bin ich ja aber mal gewaltig gespannt, was du mir Schönes gebastelt hast!“ Vorsichtig, und natürlich auch ein bisschen umständlich, um die Spannung zu erhöhen, öffnete er die Schleife und löste den Tesafilm vom Papier, dann wickelte er sein Geschenk aus.

      „Meine Güte, Vally! Das sieht aber schön aus! Das ist ja unsere ganze Familie! Das du so etwas schon basteln kannst beeindruckt mich ja gewaltig!“

      „Hmhm, das hab ich auch ganz allein gemacht! Das bist du, das ist Mama, das ist Max und das bin ich! Ich hab gedacht das ist doch mal viel schöner als immer nur ein Foto, oder Papa? Gefällt dir das auch ganz bestimmt?“

      Schmunzelnd betrachtete er die aus bunter Pappe gebastelten Figuren, die sie ausgeschnitten und auf einen großen blauen Bogen geklebt hatte. Anhand der gelben und beigen Wollfäden, die sie auf die Köpfe der Figuren geklebte hatte, war seine Familie natürlich auch ganz genau zu erkennen!

      Er lächelte seine Tochter, die in ein paar Wochen neun wurde, liebevoll an!

      „Das bekommt einen Ehrenplatz über meinem Schreibtisch unten im Büro. Aber erst morgen machen wir das an die Wand, heute müssen das erst einmal alle anderen bewundern können, okay?“ Damit war sie natürlich einverstanden.

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