Die dunkle Seite der Seele. Dorle Weichler

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Die dunkle Seite der Seele - Dorle Weichler

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Du musst da hoch! Und du wirst es schaffen“, flüsterte sie sich selbst Mut zu! Der Aufgang bestand aus groben, unbehandelten Steinen, und ihre eh schon schmerzenden nackten Füße wollten ihr den Dienst versagen! Sie brannten als würde sie über glühende Kohlen laufen. Und dann, mit allerletzter Kraft, erreichte sie endlich wirklich das Dach, oder wie auch immer man diese kahle Fläche nennen sollte!

       Zumindest war es von einer kleinen, ungefähr einen halben Meter hohen, aber sehr dicken Mauer umsäumt, hinter der sie sich wenigstens würde verstecken könnte.

       Kaum war sie oben angelangt ließ sie sich einfach auf die kalten, harten Steine fallen! Ihr war schon wieder so schrecklich übel, aber sie versuchte dennoch verzweifelt, sich endlich zu beruhigen und wieder zu Atem zu kommen.

      „Tief ein und ausatmen, Lena! Alles wird gut! Du musst nur wieder richtig zu Atem kommen“, versuchte sie sich wieder selbst zu beruhigen!

       Doch zuerst musste sie es jetzt einmal schaffen, etwas mehr Ordnung in ihre Gedanken zu bringen! Denn eines war ihr immer noch nicht klar geworden; wovor hatte sie überhaupt diese schreckliche Angst? Oder vor wem? Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wer oder was sie so grausam jagte als wäre sie ein wildes Tier, das erlegt werden sollte!

       Plötzlich konnte sie sie wieder hören! Ihr Herz begann erneut wie verrückt zu rasen, und die Angst übermannte sie schlimmer noch als je zuvor! Ihre Jäger konnten nicht mehr weit entfernt sein. Vorsichtig erhob sie sich vom Boden und lugte über den Rand der kleinen Mauer. Doch viel mehr als die noch immer größer werdende, gewaltige Staubwolke konnte sie jedoch immer noch nicht ausmachen, aber sie hörte schon diese schreckliche Stimme, die immer lauter wurde!

      „Schneller, ihr verdammten Viecher! Schneller!“ Und dazu war deutlich das scharfe Knallen einer Peitsche zu hören! Wieder und immer wieder! Die Tiere schienen regelrecht zu schreien vor Schmerzen!

       Sie kamen näher! Immer näher! Doch jetzt, mit angehaltenem Atem, erkannte sie, was da immer schneller auf sie zu kam! Es waren Elefanten, riesige Elefanten mit gewaltigen Stoßzähnen! Drei mal zwei Tiere jeweils hintereinander und nebeneinander gekettet mit riesigem, schwerem Geschirr aus purem Gold! Und sie zogen einen goldenen Streitwagen, der so groß war, dass er hinter den Elefanten noch zu sehen war! Und die Peitsche schwang eine Frau, die von einer außergewöhnlichen, blendenden Schönheit war! Goldblonde Locken flogen um ihr wunderschönes Gesicht, das jetzt aber zu einer grausamen Fratze verzehrt war! Ihre blauen Augen, blauer noch als das edle Gewand das sie trug, blitzten, zornig und hasserfüllt! „Wo bist du, verdammtes Weib? Glaub ja nicht, dass du dich vor mir verstecken kannst! Ich finde dich! Egal, wo du auch glaubst, dich verkriechen zu können! Ich will dich, und ich werde nicht eher ruhen als bis ich deinen blutigen Kopf in meinen Händen halte!“

       Und plötzlich war Lena sich sicher, dass diese grausame Gestalt nur der Teufel selbst in der Verkleidung einer schönen Frau sein konnte! Ob sie wollte oder nicht, sie fing wieder hemmungslos an zu weinen! Sie war allein, allein mit ihrer Angst vor dem, was noch passieren könnte! Und der Angst, nichts mehr zu wissen! Nicht einmal ihr eigener Name fiel ihr ein. Sie war allein und verloren inmitten eines grauenvollen Geschehens! Und kein Mensch weit und breit der ihr vielleicht hätte helfen können!

       *****

      Doch mit einem Mal war alles vorbei! Sie keuchte immer noch und ihr Herz raste! Tränen liefen ihr auch noch immer übers Gesicht und die Angst schnürte ihr fast die Kehle zu. Aber es war plötzlich sehr ruhig! Regelrecht unheimlich ruhig! Fast wie in einer Grabkammer! Hatten sie sie gefasst und umgebracht? Was war denn jetzt wieder passiert?

      Sie versuchte mühsam, sich zu beruhigen! War sie vielleicht tot? Das Grauen packte sie von neuem und und ließ sie am ganzen Körper furchtbar zittern! Aber konnte man tot sein wenn man seinen eigenen Herzschlag noch hören und fühlen konnte? Das konnte doch wohl ganz bestimmt nicht möglich sein.

      Sie versuchte, den Atem anzuhalten und lauschte. Bis auf diese seltsamen Geräusche war alles ruhig. Vorsichtig öffnete sie die Augen, aber außer einem regelmäßigen leisen Piepen, das von hinten zu kommen schien, war nichts anderes mehr zu sehen oder zu hören.

      Sie war allein und lag in einem fast dunklen Raum, woher kam nur dieses merkwürdige Licht hinter ihr? Sie versuchte angestrengt, sich umzudrehen, aber es gelang ihr kaum! War sie gefesselt? Hatte die Wanderhure sie doch erwischt? Die Wanderhure? Wie um alles in der Welt kam sie jetzt ausgerechnet auf die? Hatte sie nur geschlafen und vielleicht nur etwas aus dem Roman, den sie vor einiger Zeit gelesen hatte, geträumt? Plötzlich fühlte sie wieder, wie diese grausame Angst langsam mehr und mehr in ihr aufstieg! Was passierte denn nur mit ihr? Wo war sie? Und vor allem, wer war sie? Wie kann man denn vergessen wer man ist? Lena! Ja, ihr Name war Lena, und weiter? Verdammt! Sie musste doch ein Leben geführt haben, oder etwa nicht?

      Warum konnte sie sich denn nicht richtig bewegen? War sie gefesselt? Endlich schaffte sie es, wenigstens den Kopf ein wenig nach hinten zu drehen. Sie lag definitiv in einem Bett, und hinter dem Bett befanden sich Monitore mit gelben, grünen und roten Linien und Zacken und großen roten und grünen Zahlen. Die Zahlen wurden plötzlich größer und fingen an zu pulsieren, das Piepen wurde immer lauter und schneller.

      Eine Tür ging auf und ein Mann in weißer Kleidung trat ein. „Was, zum Teufel,treiben Sie denn da? Sie müssen ruhig liegen, Frau Kirchner! Sonst werde ich andere Seiten aufziehen müssen, haben Sie verstanden?“

      „Was ist denn los mit mir? Was ist passiert? Und wo bin ich?“ flehte sie den Mann an. Der aber tat als hätte er nichts gehört, packte sie grob an, riss sie fast hoch, und machte irgend etwas an dem Gerät hinter ihr.

      Die Geräusche wurden wieder leiser und das Piepen klang gedämpfter. Der Mann fasste sie wieder ausgesprochen unsanft an den Schultern und warf ihren Oberkörper regelrecht wieder auf das Kopfkissen zurück! Mit kaltem Entsetzen spürte sie seine Hände auf ihrem Körper! Wollte er sie etwa vergewaltigen? Was machte er denn nur? Im nächsten Moment hatte er ihre rechte Hand ergriffen und stülpte ihr eine Art Fingerhut auf den Zeigefinger!

      „Bitte, sagen Sie mir doch endlich wo ich bin! Bitte! Und mir ist so übel und ich habe ganz böse Kopfschmerzen! Und Durst!“ Aber mit Panik musste sie feststellen, dass nicht ein einziges Wort davon wirklich über ihre Lippen gekommen war! Konnte sie auch nicht mehr sprechen?

      Und dieser Mann reagierte in keinster Weise auf ihr flehentlichen Augen! Und bevor sie noch ganz begreifen konnte, was hier passierte und dieser Mann mit ihr machen wollte, hatte er schon eine Spritze aus seiner Tasche genommen und aufgezogen. Ohne auch nur einen Hauch von Mitleid stieß er diese brutal in den Arm. Das Zimmer drehte sich noch kurz vor Lenas Augen, dann versank sie wieder in einen tiefen, bösen Schlaf.

      Kapitel 3

      Das morgendliche Zwitschern der Vögel setzte zaghaft ein. Christian öffnete noch etwas verschlafen die Augen, es war nicht mehr ganz dunkel aber auch noch lange nicht wirklich hell. Er drehte sich wohlig auf den Rücken und streckte erst einmal genüsslich alle Viere von sich, dann warf er einen Blick auf die Uhr. Erst 4.53 Uhr, da konnte er sich eigentlich noch ein kleines Nickerchen erlauben. Er lauschte aufmerksam nach rechts, doch er konnte nur das ruhige, gleichmäßige Atmen seiner Frau hören. Und ehe er sich's versah war er auch schon, mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen, wieder eingeschlafen.

      Beim nächsten Blick auf die Uhr fuhr ihm dann doch der Schrecken in die Knochen, es ging jetzt schon auf sieben zu. Himmel! Er hatte verschlafen, oder?

      „Was ist denn heute überhaupt für ein Tag?“,

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