Die dunkle Seite der Seele. Dorle Weichler

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Die dunkle Seite der Seele - Dorle Weichler

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schon sehr bald kapieren, dass sie ohne ihn ganz einfach nicht mehr ewig existent sein konnte! Aber was er da mit ihr plante würde niemals irgend jemand auch nur ahnen können! Dieser Plan war einfach perfekt, perfekt und genial!

      Er saß noch eine ganze Weile auf der Bank in der Sonne, trocknete sich alle Augenblicke die triefende Glatze und begeisterte sich immer mehr für sein großartiges Vorhaben! Ein hämisches Grinsen zierte dabei sein feistes Gesicht!

      Keine zwei Wochen später bekam er den Anruf des Hausmeisters, auf den er schon so lange gewartet hatte!

      „Guten Morgen, Herr Hansen, hier ist Brandtmann, der Hausmeister. Ist es Ihnen eventuell möglich, nachher einmal hierher zu kommen? Wenn sie Ihnen zusagt hätte ich vielleicht schon eine schöne kleine Wohnung für Sie. Sind nur zwei Räume, Küche und Bad, aber alles sehr großzügig geschnitten, schön hell und komplett renoviert, ich glaube, die ist genau das was Sie suchen.“

      „Hör auf zu sülzen, Blödmann“, dachte der freundliche „Herr Hansen“, gab sich aber sofort wieder ganz jovial!

      „Na, das nenne ich mal eine gute Nachricht, mein lieber Brandtmann, um welche Zeit wäre es Ihnen denn Recht?“

      „Wenn es Ihnen gegen drei passen würde?“

      „Aber selbstverständlich, guter Mann! Ich werde pünktlich sein.“

      Der merkwürdige Mann kicherte hämisch vor dich hin, wie gut, dass der Hausmeister keine Ahnung davon hatte, das er hier im billigsten Garny-Hotel der Stadt hauste! Er hatte erklärt, dass er sehr viel unterwegs sei und daher zur Zeit nur über sein Handy erreichbar wäre, sonst käme der Idiot möglicherweise noch auf die Idee, ihn in seinem „Zuhause“ zu besuchen!

      Am Nachmittag wurde ihm dann eine Wohnung präsentiert, die seinen Vorstellungen mehr als entgegenkam, sie lag fast genau gegenüber der Wohnung seiner Frau, nur eine Etage höher! Hervorragend! Mit etwas Glück würde er sehr bald das Leben seiner Ex studieren können! Die Wohnungen hatten nicht einmal Jalousien, alles würde er sehen können! Er hätte nie zu träumen gewagt dass sein Plan so gut umzusetzen sein würde! In zwei Wochen wäre sein Einzug möglich, meinte der Hausmeister noch. Sehr schön, die Zeit sollte mehr als reichen um alles vorzubereiten! Denn der neue Mieter dachte nicht im Traum daran, diese Wohnung wirklich zu beziehen! Das hätte er sich von seiner kleinen Rente gar nicht leisten können, aber das ging den Idioten ja zum Glück nichts an!

      Kapitel 2

       Sie rannte! Rannte um ihr Leben! Sie schnappte gierig nach Luft und begann schon zu keuchen, sie hatte einfach keine Kraft mehr. Kalter Schweiß lief über ihr Gesicht, sie bekam keine Luft mehr, ihre Lungen brannten wie Feuer! Und ihr Herzschlag dröhnte so schrecklich laut in ihren Ohren. Dazu kam immer heftiger werdendes Seitenstechen! Sie konnte einfach nicht mehr, so groß die Gefahr auch sein mochte, sie konnte das ganz einfach nicht mehr durchhalten! Ihre Kräfte verließen sie endgültig, sie zitterte am ganzen Körper und sie hatte Angst! Furchtbare Angst!

       Sie ließ sich da, wo sie gerade stand, einfach fallen und sah sich um. Der schmale Weg, auf dem sie sich befand und auf dem sie bis jetzt um ihr Leben gerannt war, kam ihr sehr merkwürdig vor! Überall hatten sich die dicken Wurzeln der Bäume verbreitet und alle paar Meter säumten riesige Findlinge den Weg! Sie wollte mehr sehen, stand wieder auf und sah sich den Weg genauer an. Diese Unebenheiten hatten sie immer wieder straucheln und stolpern lassen, ihr langer und sehr weiter blauer Rock hatte sie auch behindert, und er war so schrecklich schwer, war ihr auch beim laufen immer wieder schwer vor die Beine geschlagen. Was war das überhaupt für ein komischer Rock? Sie konnte sich nicht daran erinnern, ihn angezogen oder auch überhaupt je besessen zu haben!

       Vor ihren Augen fing plötzlich alles an sich zu drehen, ein Schwindel erfasste sie und ihr wurde so schrecklich übel! Von jetzt auf sofort gaben ihre Beine nach, sie strauchelte und fiel zu Boden. Aber dennoch zwang sie sich mit allerletzter Kraft an den Rand des Weges, der mit Grashalmen und Blüten überall zwischen den Steinen übersät waren, zu kriechen. Es ging nicht anders, sie musste sich jetzt einfach einen ganz kleinen Moment auf diesem weichen Grün ausruhen und einen Augenblick verschnaufen. Sie legte den Kopf auf einen der kleineren Steine und schloss vollkommen erschöpft die Augen.

       Wo war sie hier überhaupt? Was war passiert? Sie konnte sich an nichts erinnern! An überhaupt nichts! Und das machte ihr noch mehr Angst als sie ohnehin schon hatte!

       Mühsam öffnete sie die Augen und sah sich wieder um. Warum war sie denn ausgerechnet hier gelandet und warum war ihr alles so absolut fremd? Nicht das geringste kam ihr auch nur bekannt vor, und weit und breit war nicht eine einzige Menschenseele zu sehen. Auch keine Häuser oder wenigstens ein paar Tiere auf einer Weide oder vielleicht Ställe oder Scheunen.... nichts! Kein Anzeichen von Leben weit und breit!

       Das alles konnte doch eigentlich nur ein böser Traum sein, bestimmt würde sie gleich aufwachen und friedlich in ihrem Bett liegen. Aber nein, alles schien doch real zu sein, oder? Verzweifeltes, hemmungsloses Schluchzen überkam sie, sie war so schrecklich müde und vollkommen allein!

       Dann schrak sie zusammen! Ganz plötzlich war ein stürmischer Wind aufgekommen, gleichzeitig setzte heftiger Regen ein und ein ohrenbetäubender Donner krachte, es blitzte unmittelbar danach und sie hätte am liebsten laut geschrien! Gott im Himmel! Ein so starkes Unwetter hatte sie noch nie erlebt.

       Mit ihren allerletzten Reserven raffte sie sich auf und schaffte es jetzt bis zum nächsten Findling, der am Wegesrand unter einem riesigen Baum lag und ließ sich einfach darauf nieder. Soweit sie es durch den heftigen Regen überhaupt noch sehen konnte war sie fast am Ende dieses Weges angelangt, und jetzt sah sie sich noch einmal ganz genau um, aber es gab nicht das Geringste, an dem sie sich hätte orientieren können. Alles kam ihr so sinnlos vor, aber es half alles nichts, sie musste weiter, bevor die Verfolger sie einholen konnten. Sie stand auf, strich sich ihren patschnassen Rock glatt und sah in die Richtung, aus der sie gekommen war.

       Nichts war zu hören oder zu sehen bis auf den Regenschleier und sie sah so etwas wie eine Staubwolke, die sich aber in noch sehr weiter Ferne befinden musste, oder war das eine Halluzination? Könnte man im strömenden Regen Staubwolken sehen? Allerdings schien diese Wolke näher zu kommen. Wieder überkam sie ein heftiges Zittern, sie musste weiter, ganz schnell weiter, bevor die Meute sie sehen und überwältigen konnte.

       Sie quälte sich wieder auf die Füße und wollte einfach ziellos drauf los laufen, als sich plötzlich alles änderte! Schlagartig hatte das Unwetter aufgehört und wie aus dem Nichts tauchte etwas ganz merkwürdiges auf! Was sie sah war nur ein kleines Stück des Weges weiter vorn, vielleicht hundert Meter oder weniger, etwas, das sie sich gar nicht erklären konnte! Was sie dort, auf der rechten Seite des Weges, erblickte war wie ein gewaltiges Gebäude! Sie konnte sich nicht erinnern, so etwas schon einmal gesehen zu haben. Gemauert aus riesigen Felsbrocken, ungefähr so wie eine Burg oder ein Schloss, nur insgesamt kleiner und irgendwie gedrungener, aber mit so etwas ähnlichem wie einer breiten Einfahrt oder Auffahrt, dort, gleich an der rechten Seite!

       Es sah fast so aus als ob es zu einer Art Parkdeck führen könnte! Doch was ihr auch immer durch den Kopf ging, wichtig war nur, dass sie versuchte, auch diese letzten Meter noch zu schaffen! Dieses Gemäuer, was es auch immer es war, musste ihr doch Schutz und Sicherheit bieten können! Auch wenn es einen ausgesprochen düsteren und abweisenden Eindruck machte.

       Sie richtete sich auf und atmete erst einmal ganz tief durch! Auch wenn sie keine Kraft mehr hatte... sie musste jetzt sofort weiter und sich dort ein sicheres

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