Oblomow. Iwan Gontscharow

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Oblomow - Iwan Gontscharow

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Herr«, begann Oblomow, »Euer Wohlgeboren, unser Vater und Ernährer, Ilja Iljitsch . . .«

      Hier ließ Oblomow mehrere Begrüßungsphrasen und Wünsche für sein Wohlergehen weg und fuhr aus der Mitte fort: »Ich melde Deiner herrschaftlichen Gnaden, daß auf Deinem Familiengute, Du unser Ernährer, alles in guter Ordnung ist. Seit fünf Wochen hat es nicht geregnet; wir müssen wohl den Herrgott erzürnt haben, daß er uns keinen Regen schickt. Auf eine solche Dürre können sich die ältesten Leute nicht besinnen: die Sommersaat ist wie ein Feuer verbrannt. Die Wintersaat haben an manchen Stellen die Würmer und an anderen die Frühfröste verdorben; wir haben versucht, sie zu Sommersaat umzupflügen, aber man kann nicht wissen, ob etwas Ordentliches wachsen wird. Vielleicht wird der barmherzige Gott mit Deiner herrschaftlichen Gnaden Erbarmen haben; um uns sorgen wir nicht: mögen wir immerhin verrecken. Zu Johannis sind noch drei Bauern davongegangen: Laptew, Balotschow, und für sich allein ist Waska, der Sohn des Schmiedes, davongegangen. Ich habe die Weiber weggejagt, damit sie ihre Männer zurückholen möchten; aber die Weiber sind nicht wiedergekommen, sondern leben, wie es verlautet, in Tschelki. Mein Gevatter aus Werchlowo fuhr nach Tschelki; der Verwalter hatte ihn dorthin geschickt; es hieß, es sei dort ein überseeischer Pflug angekommen, und der Verwalter hatte meinen Gevatter nach Tschelki geschickt, um sich den Pflug anzusehen. Da trug ich meinem Gevatter auf, sich nach den entlaufenen Bauern umzusehen. Dann wandte ich mich in aller Demut an den Bezirkshauptmann; der sagte zu mir: ›Reiche ein Gesuch ein; dann wird jedes Mittel zur Anwendung gebracht werden, um die Bauern nach dem Orte ihrer Ansässigkeit zurückzuschaffen‹, und weiter sagte er nichts. Ich fiel ihm zu Füßen und flehte ihn unter Tränen an; aber er schrie aus voller Kehle: ›Mach, daß du fortkommst! Ich habe dir gesagt, daß alles getan werden wird; reiche nur ein Gesuch ein!‹ Aber ein Gesuch habe ich nicht eingereicht. Es ist niemand hier, den man zur Arbeit annehmen könnte: alle sind sie nach der Wolga gegangen, zur Arbeit auf den Schiffen, – so dumm ist heutzutage hier das Volk geworden, Du unser Ernährer, Väterchen Ilja IIjitsch! Leinewand wird in diesem Jahre von uns keine auf dem Jahrmarkt sein; ich habe den Trockenraum und die Bleichkammer zugeschlossen und Sytschug angestellt, um bei Tage und bei Nacht aufzupassen; er ist ein nüchterner Mensch, und damit er nichts von dem herrschaftlichen Eigentum entwendet, passe ich auf ihn Tag und Nacht auf. Die andern sind arge Trinker und bitten darum, auf Zins gesetzt zu werden. Von den Rückständen ist wenig eingegangen; in diesem Jahre werden wir Dir, Du unser Väterchen und Wohltäter, wohl ungefähr zweitausend Rubel weniger schicken als im vorigen Jahr, vorausgesetzt, daß uns die Dürre nicht ganz und gar zugrunde richtet; sonst werden wir es Dir schicken, wovon wir Deine Gnaden benachrichtigen.«

      Dann folgten Versicherungen der Ergebenheit und die Unterschrift: »Dein Dorfschulze und allerniedrigster Sklave Prokofi Wytjaguschkin hat dies eigenhändig unterschrieben.« Wegen Unkunde der Schrift war ein Kreuz hingezeichnet. »Geschrieben hat dies nach dem Diktate des Dorfschulzen sein Schwager Djomka, der Krumme.«

      Oblomow blickte auf den Schluß des Briefes.

      »Es steht kein Monat und kein Jahr da«, sagte er; »wahrscheinlich hat der Brief bei dem Dorfschulzen seit dem vorigen Jahre herumgelegen; darum redet er auch von Johannis und von der Dürre! Nun endlich ist es ihm eingefallen, ihn abzusenden!«

      Er versank in Nachdenken.

      »Nun?« fuhr er fort, »was meinen Sie dazu: er stellt mir ungefähr zweitausend Rubel weniger in Aussicht! Wieviel bleibt mir dann noch? Wieviel habe ich doch im vorigen Jahre bekommen?« fragte er, indem er Alexejew anblickte. »Habe ich es Ihnen damals nicht gesagt?«

      Alexejew wandte die Augen zur Zimmerdecke und dachte nach.

      »Ich muß Stolz danach fragen, wenn er kommt«, fuhr Oblomow fort; »ich glaube sieben- oder achttausend Rubel . . . es ist schlimm, wenn man sich so etwas nicht notiert! Also jetzt will er mich auf sechstausend setzen! Da kann ich ja Hungers sterben! Wovon soll ich da leben?«

      »Warum regen Sie sich so auf, Ilja Iljitsch?« sagte Alexejew. »Man muß sich nie der Verzweiflung überlassen; es wird schon alles wieder gut werden.«

      »Hören Sie wohl, was er schreibt? Statt mir Geld zu schicken, mich irgendwie zu trösten, bereitet er mir wie zum Hohn nur Unannehmlichkeiten! Und so macht er es jedes Jahr! Ich weiß jetzt gar nicht, wo mir der Kopf steht! Zweitausend Rubel weniger!«

      »Ja, das ist ein großer Verlust«, sagte Alexejew; »zweitausend Rubel sind kein Spaß! Alexei Longinowitsch hat, wie es heißt, ebenfalls in diesem Jahre nur zwölftausend bekommen statt siebzehntausend.«

      »Also doch zwölftausend und nicht sechstausend«, unterbrach ihn Oblomow. »Dieser Dorfschulze hat mich ganz aus der Fassung gebracht! Und selbst wenn es sich wirklich so mit der Mißernte und Dürre verhält, warum bereitet er mir diesen Schmerz im voraus?«

      »Ja . . . das sollte er wirklich nicht tun«, begann Alexejew. »Aber was kann man von einem Bauern für Zartgefühl erwarten? Dieses Volk hat ja kein Verständnis.«

      »Na, was würden Sie denn nun an meiner Stelle tun?« sagte Oblomow und blickte Alexejew fragend an, in der schwachen Hoffnung, daß dieser vielleicht etwas ersinnen werde, was zu seiner Beruhigung dienen könne.

      »Das muß man sich überlegen, Ilja Iljitsch; so plötzlich kann man da keine Entscheidung treffen«, antwortete Alexejew.

      »Soll ich vielleicht an den Gouverneur schreiben?« meinte Ilja Iljitsch zweifelnd.

      »Wer ist denn bei Ihnen Gouverneur?« fragte Alexejew.

      Ilja Iljitsch gab ihm keine Antwort und dachte nach. Alexejew verstummte und überlegte ebenfalls etwas.

      Oblomow knitterte den Brief in den Händen zusammen, stützte den Kopf in die Hände, setzte die Ellbogen auf die Knie und saß so eine Zeitlang da, gequält von den auf ihn einstürmenden unruhigen Gedanken.

      »Wenn wenigstens Stolz recht bald käme!« sagte er. »Er schreibt, er werde bald herkommen, und dabei treibt er sich weiß der Teufel wo umher! Der würde alles in Ordnung bringen.«

      Er wurde wieder trübsinnig. Lange Zeit schwiegen beide. Oblomow war der erste, der sich endlich aufraffte.

      »Das ist's, was man tun muß«, sagte er in entschiedenem Tone und wäre beinahe vom Bette aufgestanden, »und zwar so schnell wie möglich, ohne jede Zögerung . . . Erstens . . .«

      In diesem Augenblicke ertönte ein höchst energisches Läuten im Vorzimmer, so daß Oblomow und Alexejew zusammenfuhren und Sachar schleunigst von der Ofenbank heruntersprang.

      III

      »Ist er zu Hause?« fragte jemand im Vorzimmer laut in grobem Tone.

      »Wohin soll er zu dieser Tageszeit gegangen sein«, gab Sachar in noch gröberem Tone zur Antwort.

      Der Eintretende war ein Mann von ungefähr vierzig Jahren, zu einem derben Menschenschlage gehörig, hochgewachsen, breit in den Schultern und im ganzen Rumpf, mit grobgeschnitzten Gesichtszügen, einem großen Kopfe, einem kräftigen, kurzen Halse, großen, vorstehenden Augen und dicken Lippen. Ein flüchtiger Blick auf diesen Menschen rief die Vorstellung von etwas Grobem, Unsauberem hervor. Es war augenscheinlich, daß er nicht auf Eleganz seines Anzuges bedacht war. Nicht immer glückte es einem, ihn sauber rasiert zu sehen. Aber das war ihm anscheinend auch völlig gleichgültig; er genierte sich nicht wegen seiner Kleidung und trug sie mit einer Art von zynischer Würde.

      Das war Michei Andrejewitsch Tarantjew, Oblomows Landsmann.

      Tarantjew

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