Oblomow. Iwan Gontscharow

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Oblomow - Iwan Gontscharow

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Sie wollen, Ilja Iljitsch; aber die Leute möchten ihr Geld haben . . .«

      »Nun, nun, hör' nur auf! Ich habe gesagt: morgen; also wirst du es morgen bekommen. Geh auf dein Zimmer; ich werde arbeiten; ich habe wichtigere Sorgen.«

      Ilja Iljitsch setzte sich auf einen Lehnstuhl, zog die Beine unter den Leib und wollte sich gerade seinen Gedanken überlassen, als die Klingel ertönte.

      Es erschien ein Mann von kleiner Statur, mit einem mäßigen Bäuchlein, weißem Gesichte, roten Backen und einer Glatze, die im Nacken von dichten schwarzen Haaren wie von Fransen umgeben war. Diese Glatze war rund, rein und glänzte so, als wäre sie aus Elfenbein gedrechselt. Charakteristisch für das Gesicht des Besuchers war ein besorgter, prüfender Ausdruck allem gegenüber, was er ansah, ein zurückhaltender Blick, ein maßvolles Lächeln und ein diskreter, berufsmäßiger Anstand.

      Er trug einen bequemen Frack, der sich fast schon bei einer bloßen Berührung weit und gemächlich wie ein Tor öffnete. Seine Wäsche war von einer so blendenden Weiße, als ob sie mit der Glatze harmonieren sollte. Am Zeigefinger der rechten Hand steckte ein dicker goldener Ring mit einem dunklen Stein.

      »Doktor! Welcher glückliche Zufall führt Sie her?« rief Oblomow, streckte dem Gaste die eine Hand hin und zog mit der andern einen Stuhl heran.

      »Es wurde mir langweilig, daß Sie immer gesund sind und mich nicht rufen lassen, und da bin ich von selbst hergekommen«, antwortete der Arzt scherzend. »Nein«, fügte er dann ernst hinzu, »ich war hier oben bei Ihrem Nachbar, und da wollte ich doch auch einmal zu Ihnen hereinschauen.«

      »Sehr dankbar. Wie geht es denn dem Nachbar?«

      »Wie soll es ihm gehen? Die Geschichte wird sich noch drei, vier Wochen, vielleicht auch bis zum Herbst hinziehen; aber dann . . . wird die Wassersucht in die Brust steigen: das bekannte Ende. Nun, und wie geht es Ihnen?«

      Oblomow schüttelte traurig den Kopf

      »Schlecht, Doktor. Ich habe selbst schon daran gedacht, Sie um Rat zu fragen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Magen verdaut fast gar nicht; unter der Herzgrube fühle ich einen Druck; ich leide an quälendem Sodbrennen, das Atmen fällt mir schwer . . .« sagte Oblomow mit kläglicher Miene.

      »Geben Sie Ihre Hand her!« sagte der Arzt, faßte den Puls und schloß eine Minute lang die Augen. »Husten Sie?« fragte er.

      »Ja, des Nachts; besonders wenn ich zu Abend gegessen habe.«

      »Hm! Haben Sie häufig Herzklopfen? Kopfschmerzen?«

      Der Arzt stellte noch mehr Fragen ähnlicher Art; dann neigte er seine Glatze und dachte tief nach. Nach zwei Minuten hob er plötzlich den Kopf in die Höhe und sagte in entschiedenem Tone:

      »Wenn Sie noch zwei, drei Jahre in diesem Klima leben, immer stilliegen und fette, schwere Sachen essen – so werden Sie am Schlagfluß sterben.«

      Oblomow fuhr zusammen.

      »Was soll ich denn tun? Belehren Sie mich, um Gotteswillen!« bat er.

      »Dasselbe, was andere Leute tun: ins Ausland reisen.«

      »Ins Ausland!« wiederholte Oblomow erstaunt.

      »Ja; was ist dabei?«

      »Aber ich bitte Sie, Doktor, ins Ausland! Wie wäre das möglich?«

      »Warum soll es nicht möglich sein?«

      Oblomow ließ schweigend seine Augen über seine eigene Gestalt, dann über sein Zimmer hingleiten und wiederholte mechanisch:

      »Ins Ausland!«

      »Was hindert Sie denn daran?«

      »Welche Frage! Alles . . .«

      »Wieso denn alles? Haben Sie kein Geld?«

      »Ja, ja, ich habe wirklich kein Geld«, versetzte Oblomow lebhaft; er freute sich über dieses allernatürlichste Hindernis, hinter das er sich vollständig verschanzen konnte. »Sehen Sie nur einmal, was mir mein Dorfschulze schreibt . . . Wo ist der Brief nur? Wo habe ich ihn gelassen? Sachar!«

      »Gut, gut«, sagte der Arzt. »Das ist nicht meine Sache; meine Pflicht ist, Ihnen zu sagen, daß Sie Ihre Lebensweise ändern müssen, Ihren Wohnort, die Luft, Ihre Beschäftigung – alles, alles.«

      »Gut, ich werde es mir überlegen«, sagte Oblomow. »Wohin soll ich denn fahren, und was soll ich tun?« fragte er.

      »Fahren Sie nach Kissingen oder nach Ems«, erwiderte der Arzt. »Verbringen Sie da den Juni und den Juli; trinken Sie Brunnen. Begeben Sie sich dann nach der Schweiz oder nach Tirol: machen Sie eine Traubenkur durch; verbringen Sie dort den September und Oktober . . .«

      »Weiß der Teufel, wo ich überall hin soll; nach Tirol!« flüsterte Ilja Iljitsch kaum hörbar.

      »Dann irgendwohin in eine trockene Gegend, zum Beispiel nach Ägypten . . .«

      »Auch das noch!« dachte Oblomow.

      »Verscheuchen Sie die Sorgen und Bekümmernisse . . .«

      »Sie haben gut reden«, bemerkte Oblomow. »Sie bekommen keine solchen Briefe von einem Dorfschulzen . . .«

      »Desgleichen müssen Sie das Denken vermeiden«, fuhr der Arzt fort.

      »Das Denken?«

      »Ja, geistige Anstrengung.«

      »Und mein Plan für die Einrichtung des Gutes? Ich bitte Sie, bin ich denn ein gefühlloser Klotz?«

      »Na, tun Sie, was Sie wollen! Meine Pflicht ist es nur, Sie zu warnen. Auch vor Leidenschaften müssen Sie sich hüten: sie schaden der Kur. Sie müssen sich zu zerstreuen suchen: durch Spazierritte, durch Tanzen, durch mäßige Bewegung in reiner Luft, durch angenehme Gespräche, namentlich mit Damen, damit das Herz leicht schlägt und nur infolge von angenehmen Empfindungen.«

      Oblomow hörte ihm mit gesenktem Kopfe zu.

      »Und ferner?« fragte er.

      »Hüten Sie sich zu lesen oder zu schreiben: davor wolle Sie Gott bewahren! Mieten Sie sich eine Villa, deren Fenster nach Süden liegen: recht viel Blumen, Musik und Frauen müssen Sie um sich haben . . .«

      »Und wie ist's mit der Nahrung?«

      »Vermeiden Sie Fleischnahrung, überhaupt jede tierische Nahrung, auch mehlreiche und stark gewürzte Kost. Sie können leichte Bouillon und Gemüse genießen; nur nehmen Sie sich in acht: jetzt kommen fast überall Cholerafälle vor; also muß man recht vorsichtig sein . . . Gehen können Sie täglich acht Stunden. Schaffen Sie sich ein Gewehr an . . .«

      »Herr Gott! . . .« stöhnte Oblomow.

      »Und endlich im Winter«, schloß der Arzt, »fahren Sie nach Paris; zerstreuen Sie sich dort im Wirbel des Lebens, seien Sie nicht melancholisch: fahren Sie vom Theater auf einen Ball; besuchen Sie Maskeraden, machen Sie Landpartien und Visiten; Sie müssen Freunde und Lärm und Gelächter um sich haben . . .«

      »Ist

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