Die blinde Passagierin. Adrian Klahn

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Die blinde Passagierin - Adrian Klahn

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      Credo hatte viel gelitten und beinahe wäre sie ein düsterer Mensch geworden, doch ab jetzt wusste sie, dass alles so kam wie es musste.

      „Ich habe weder Zeit für Ihr Schauspiel noch für Gefühlsausbrüche, Fräulein Credolan“, raunte Charlie Montag als er das Zimmer betrat. „Credolan, Fenia, das ist doch Ihr Name? Ungewöhnlich für eine Deutsche. Woher stammen Ihre Eltern?“

      Fantasielos starrte sie auf ihre verschmierte Hose und fühlte das warme Blut, welches immer noch aus der Nase ran.

      Nicht auf eine Antwort hoffend redete der Kommissar weiter:

      „Sie haben zwei Möglichkeiten, Fenia. Entweder Sie erzählen mir, was Sie mit Herrn Alasker gemacht haben, wo sich die Leiche befindet und wer ihre Komplizen sind oder sie sitzen die nächsten Jahre ein, ohne den Hauch einer Chance auf Freigang. So wie ich das sehe, steh´n Sie mit dem Rücken zur Wand, …ein alleinstehendes Fräulein, das Bluejeans trägt, ohne Familie, mit eigenen Erwerbsquellen. Sie werden bei Gericht keine Glaubwürdigkeit beziehen. Dr. Alasker ist ein anerkannter Mediziner mit besten Kontakten, glauben Sie ja nicht, dass so ein Fall geradewegs zu den Akten kommt. Also sparen Sie sich die Ausflüchte und kommen mir bei den Ermittlungen entgegen.“

      Der Kommissar nahm ihr die Handschellen ab, zog ein Stofftaschentuch aus seiner Weste und ließ es in ihren Schoß fallen.

      Credo bemühte sich nicht ihre Nase abzutupfen, sondern ließ die Arme unter dem Tisch, blickte auf und sagte mit zitternden Händen: „…wo er ist kann ich Ihnen sagen. Und auch was ich mit ihm gemacht habe. Allerdings ist die Wahrheit an eine Bedingung geknüpft.“

      Auf die Faust des Kommissars, die gerade auf dem Tisch gelandet war, reagierte sie mit einem Zucken. Tief Luft holend zückte er dann eine Schachtel Zuban aus der anderen Westentasche. Einen Moment lang sah er hinüber zum Spiegel als würde er darin noch etwas anderes sehen, als nur sich selbst. Dann entnahm er dem Softpack eine Filterzigarette und zündete sie an.

      „Glauben Sie nicht, dass Sie in der Position sind Forderungen zu stellen. Der Richter ist nicht zimperlich mit Leuten, die nach den Luxusgütern rechtschaffener Menschen schielen.“

      „Das denken Sie? Dass es um materielle Dinge geht?“ erwiderte Credo wütend.

      „Wenn Sie so denken, sind Sie dümmer als ich dachte! Der einzige Mensch, der in dieser Geschichte ein rechtschaffener Mensch ist, bin ich, Herr Kommissar. Und jetzt lassen Sie mich laufen oder Sie werden nie erfahren, was mit ihrem Dr. Saubermann passiert ist.“

      „Wollen Sie Ihr Spielchen wirklich fortsetzen, Fräulein?“

      „Für Sie FRAU Credolan.“

      „Sieh an, sind wir jetzt verheiratet?“ gab Kommissar Montag zynisch von sich.

      „Ich brauche keinen Mann um als Frau anerkannt zu werden.“

      Charlie Montag nahm seinen Bleistift zur Hand als er ihr gegenüber Platz genommen hatte und machte Notizen auf seinen Unterlagen. Credo beugte sich aufmerksam vor, um mitlesen zu können.

       Alter des Tatverdächtigen: 27

       Burschikoser Typ.

       Mögliches Motiv: Ausgeprägter Hass auf das männliche Geschlecht.

      „Machen Sie sich nicht lächerlich, Herr Kommissar. Oder soll ich Sie Charlie nennen? Charlie, ist das eigentlich ein gängiger deutscher Name?“

      Charlie Montag lief um den Tisch des Verhörzimmers herum und krallte sich mit seiner rechten Hand in ihr kurz geschnittenes Haar, sodass er ihre Schweißperlen ganz deutlich auf der Nase sehen konnte. Dann flüsterte er:

      „Meinen Sie etwa eine Pferde-Lederjacke und Ihr rotziger Ton genügen, um in der Männerwelt bestehen zu können?! Glauben Sie das?“

      Lange blickte ihr Kommissar Montag in die Augen. Beinahe etwas zu lang oder wenigstens von solcher Dauer, dass Credo irritiert war. Dennoch wich sie nicht zurück.

      „Was ich glaube, wollen Sie gar nicht wissen, was ich weiß ist was Sie interessiert. Und das werde ich Ihnen sagen. Am kommenden Sonntag, zwölf Uhr. Dreifaltigkeitsfriedhof. Ich weiß, dass der Senat Dr. Alasker etwas schuldig ist nachdem was er für diese Stadt getan hat. Aber glauben Sie mir, Sie wissen nicht mit was für einem Menschen Sie es zu tun gehabt haben. Ich führ´ Sie zu den Forschungsunterlagen, auf die Sie in Wirklichkeit ein Auge geworfen haben. Und auch zu den prekären Dokumenten mit all den wichtigen Namen. Am Sonntag dann werden Sie auch ihn kriegen, oder was von ihm übrig ist, sollte er Ihnen dann überhaupt noch nützlich sein.“

      „Verstehe, Sie machen also ein Geheimnis draus. Vielleicht wollen wir mit einem leichteren Thema einsteigen und Sie sagen mir was Sie mit dem alten Schlitzauge zu tun haben, das wir halbtot geprügelt gestern auf der Müllkippe gefunden haben und der nichts außer ihrem ungewöhnlichen Namen von sich gab, bevor er abtransportiert wurde?“

      Credo spürte einen dumpfen Schlag in ihrer Magengrube, wobei sie niemand berührt hatte und sie musste sich anstrengen sich nicht auf dem Verhörtisch zu übergeben.

      „Wenn ich rauskriege, dass Sie was damit zu tun haben…“ zischte sie, „...mach ich Sie fertig! Ich wusste, dass man Euch nicht trauen kann. Sobald ich wieder aus dieser Wache raus bin…“ unterbrach sie sich selbst als sie das Lächeln des Kommissars bemerkte.

      „Aber gnädiges Fräulein, wie kommen Sie denn darauf, dass Sie sich auf einem Polizeirevier befinden? Sie sind in der geschlossenen Abteilung der Nervenheilanstalt Lichtenberg, die Sie, in den nächsten zwanzig Jahren, mit Sicherheit nicht verlassen werden.“

      Nur ihr Glaube verlieh Credo nun die Kraft durchzuhalten, weil sie etwas wusste, an dass die Meisten nicht einmal zu glauben wagten. Antworten, die eine Wahrheit enthielten, die sie vielleicht mit ins Grab nehmen würde.

      Seinerzeit

       1952

      Albert und Credo setzten sich an einen Rundtisch im Lokal am Schauspielhaus, welches sich in einer dunklen Gasse am Hinterausgang des Theaters befand. Am Eingang der Bar war ein großes Schild an die Tür genagelt.

      „Eintritt in Lederwesten, Bluejeans und unordentlicher Kleidung NICHT GESTATTET!“

      Zu den Freunden des gepflegten, blondgelockten Albert zählten renommierte Schauspieler, aber auch etablierte Künstler der Berliner Szene. Ihnen war es wohl geschuldet, dass Albert Alasker sich in diese dunkle Bar verirrte. Auch Politiker gaben sich gern mit ihm ab, mieden das Ambiente doch, da man oft eine zu lockere Zunge pflegte und hier auch Bühnenarbeiter verkehrten. Noch unangenehmer als die jedoch war die Presse, die immer auf der Suche nach einer vernichtenden Story war.

      Credos Verlobter nickte rüber, zu dem bekannten Psychiater John Pfeffer, der mit einem Martini-Glas neben einer Wachsfigur von Buddy Holly stand, die wiederum ein Elvis-Mikrofon in der Hand hielt.

      Zu Pfeffer schien Albert eine lockere und unklare Beziehung zu haben, die nach außen als Freundschaft deklariert wurde, allerdings oft so wirkte als stünde etwas zwischen ihnen.

      Albert Alasker begrüßte seine Bekannten zurückhaltend,

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