Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana
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Dr. Leila Evans, eine Mathematikerin, die in ihrer Abteilung für ihre gute Intuition und ihr logisches Denkvermögen bekannt geworden war, gab daraufhin zu bedenken:
„Er muss das Material von irgendwem in Langley bekommen haben. Während der letzten fünf Jahre schaffte es niemand mehr von außen in GOLIATH und BRAVEHEART einzudringen, weswegen alle aktuellen Planspiele auf einem internen Leck basieren. Mich würde es übrigens nicht wundern, wenn es bereits Berechnungen von GOLIATH darüber gibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Psychologe und Ethiker, der in den Ruhestand tritt, zu einem Geheimnisverräter wird. Vielleicht sollten Sie einmal die Akte Dembski für uns aufschlagen, falls Sie die erforderliche Berechtigung dafür haben, Mr. Clark.
Ich möchte vor allem die Frage stellen, welche Motive wir selber in der Angelegenheit zu verfolgen haben: Müssen wir die Übergabe der Dateien noch verhindern oder geht es prinzipiell darum, einen ehemaligen Kollegen vor den Verhörmethoden der Kategorie A zu bewahren?“
„Doyle hat die Bilder von Dembski mit einer besonderen Dringlichkeitsnote versehen, weil er meint, wir könnten die Übergabe noch verhindern. Dies könnte jedoch auf Maßnahmen hinauslaufen, durch die sich der Fall kaum noch diskret behandeln lässt und möglicherweise sogar die Aufmerksamkeit der Medien erregt. Ich möchte deshalb darauf verzichten und die Übergabe geschehen lassen. Mein Hauptmotiv ist Dembski Kategorie A zu ersparen.“
Dieses Geständnis brachte Dalberg nochmals die deutliche Zustimmung aller Anwesenden ein. Er galt allgemein als ein harter Hund, weshalb sich manche über seine plötzliche Humanität wunderten.
Bruce Huntington, außer Dalberg der Einzige unter ihnen, der praktische Erfahrungen im Auslands-Außendienst gesammelt hatte, drängte als Profi grundsätzlich auf die geschickte Lösung aller Fälle und schlug daher vor:
„Wir könnten Independent Internet durch einen Deal dazu zu überreden, die Dateien unter Verschluss zu behalten. Neben einigen nützlichen Informationen würden wir dafür Straffreiheit für Dembski anbieten. Damit wäre fast alles wieder beim Alten, so als wäre niemals etwas geschehen.“
„Kein schlechter Gedanke, Huntington. Aber wer weiß, ob überhaupt irgendwem bei I.I. etwas an unserem alten Freund Dembski liegt. Nein, der erste Teil unserer Operation wird zunächst nur darin bestehen, Dembski ohne großes Aufsehen offiziell zu verhaften und zu verhören, wobei ihm natürlich kein Haar gekrümmt werden soll. Danach wird man weitersehen. Grundsätzlich habe ich vor allem nur Hennan, einigen Leuten im Kongress und den Direktoren der Intelligence Community Rechenschaft abzulegen.
Ich möchte betonen, dass Sie alle kein Risiko eingehen, da Sie nur meinen Befehlen folgen und nichts Unerlaubtes tun. Sollte die Sonderbehandlung Dembskis eines Tages zum Thema für meine Vorgesetzten werden, werde ich alles auf meine Kappe nehmen.“
Wie schon zu Beginn warf Dalberg den Versammelten abermals eindringliche Blicke zu, so als wollte er sie kraft höherer Suggestion auf bedingungslose Loyalität einschwören. Seine enge Mitarbeiterin Angela McKenzie, die als seine rechte Hand galt, brachte zum Abschluss einen Vorschlag zur Sprache, dem alle zustimmten, da er Dembski die Möglichkeit einer freien Entscheidung einräumte:
„So weit ich weiß, hat der Mann während seiner Karriere selber einige Menschen vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt, weshalb es nur gerecht ist, wenn er von uns eine humane Behandlung erfährt. Sobald Dembski aus New York zurückgekehrt ist, sollte ihn jemand von uns aufsuchen, um ihm die Lage offen zu erklären.
Er soll selber entscheiden, ob er die Sache freiwillig hinter sich bringt und einige Zeit im Gefängnis absitzt, oder aber ob er die Flucht vorzieht mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt. Die Entscheidung wird ihm leichter fallen, wenn er sich auf Mr. Dalbergs Einfluss während seiner Haftzeit verlassen kann.“
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Davids Gespräch mit Abrahams im Harriman Countryclub sowie die geheime Zusammenkunft um Dalberg in Langley lagen noch nicht lang zurück, als sich in Elizabeth, New Jersey, der Top-Informatiker Oswald Krueger die Haare raufte und daran dachte, seine Arbeit aus seelischen Gründen niederzulegen. Er galt ähnlich wie Davids Freund Frederic Cohen in Langley als ein Genie unter seinen Kollegen, war dafür aber mit einer etwas labilen Psyche ausgestattet, auf der sein derzeitiger Auftrag stark lastete.
Krueger saß allein in einem geräumigen Computerlabor, das zum „Independent Internet IT Researches Center“ gehörte und als Teil der Internetsparte von der baldigen Übernahme durch LOGO betroffen war. Er befand sich in einem schwerwiegenden inneren Konflikt, da er sich nicht sicher war, ob er den heiklen Auftrag, die Daten auf den vier Festplatten einer genauen Analyse zu unterziehen und von dem Sicherungssystem EDNA zu befreien, überhaupt zu Ende bringen sollte. Schließlich plante der neue Besitzer, das Labor bereits in wenigen Wochen zu übernehmen und würde für seine derzeitige Tätigkeit kaum Verständnis aufbringen.
Er zupfte nervös an seinem schwarzen Bart herum, schob irgendwann seine dünne Nickelbrille auf den Kopf und zündete sich mit zittrigen Händen eine seiner filterlosen, starken Zigaretten an, die er im 30-Minuten-Takt süchtig zu inhalieren pflegte. Das gesamte Datenvolumen der Festplatten, die David einige Tage nach seiner Rückkehr aus dem Harriman Countryclub im „Maison Rouge“ an Lydia Abramovitch übergeben hatte, hatte Krueger bereits ohne die EDNA-Formatierung auf einen großen Rechner übertragen, der in einer Woche durch einige Sicherheitsleute abgeholt werden sollte. Er war in seiner Arbeit schnell vorangekommen und konnte das Zeitlimit in technischer Hinsicht gut einhalten, allerdings streikten dafür jetzt seine schwachen Nerven, da der brisante Inhalt der Dateien zu viel für ihn war. Er nahm den Hörer eines weißen Tastentelefons ab, wählte eine Nummer und sprach bald mit Lydia Abramovitch, die aus Sicherheitsgründen zu seiner einzigen Ansprechpartnerin in der Angelegenheit bestimmt worden war. Die mittlerweile täglichen Gespräche, die er mit ihr führte, waren ihm keineswegs unangenehm, da er die attraktive Detektivin und Sicherheitsangestellte insgeheim verehrte.
„Wissen Sie überhaupt, was Sie mir da zugemutet haben, Lydia?“, raunzte Krueger in weinerlichem Beschwerdeton ins Telefon hinein. „Ich fühle durch diese Arbeit ernsthaft mein Seelenheil bedroht, da ich nachts schon nicht mehr schlafen kann. Ich könnte etwas Unterstützung gebrauchen, damit es mir nicht den Boden unter den Füßen wegreißt!“
Lydia hatte mit einem derartigen Aussetzer früher oder später gerechnet, weil sie den neurotischen Krueger gut kannte. Da sie bei I.I. als das Mädchen für Alles galt und breit gestreute Arbeitsfelder absteckte, musste sie nun auch noch in die Rolle einer Psychologin schlüpfen, um einem überforderten Kollegen zum Wohl der Firma beizuspringen.
„Was ist denn los mit Ihnen, Krueger? Kommen Sie nicht voran? Denken Sie immer daran: Nächste Woche Montag um 3 Uhr läuft die Frist ab und der Rechner wird abgeholt. Übrigens wird in wenigen Stunden durch eine letzte Unterschrift selbst der Stuhl, auf dem Sie sitzen, bereits an LOGO verkauft sein. Werden Sie bis Montag fertig sein?“
„Wenn ich nicht vorher einen Nervenzusammenbruch kriege, ja. Ich frage mich, warum man ausgerechnet mich für diese Arbeit ausgesucht hat.“
„Bleiben Sie aufrecht, Krueger, und denken Sie an Ihre Prämie! Sie leisten gerade eine Arbeit, die Ihnen eine geradezu historische Bedeutung verleiht, auch wenn Sie diese leider niemals offiziell anerkannt bekommen. Aber immerhin dürfte es schätzungsweise 10 bis 20000 Amerikaner geben, die Kenntnis von der Existenz dieser Dateien haben. Sie stehen also wenigstens nicht völlig alleine da. Außerdem müsste es Ihnen auch ein Trost sein, dass ich