Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana

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Der letzte Weg des Dr. Dembski - Benedict Dana

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bei mir über Ihr eigenes Versagen?“, entgegnete Tosh ein wenig zu schroff, um nicht sofort ihren scharfen Protest hervorzurufen.

      „Vergessen Sie nicht, dass ich offiziell nur freie Mitarbeiterin bin. Manchmal habe ich das Gefühl, in Ihrer Sicherheitsabteilung gibt es nur überbezahlte und unfähige Leute, die sich nicht einmal über ihre Zuständigkeiten einig sind!“

      „Ich denke, Luke Sawyer und Walter Silverman müssten in der Sache verantwortlich sein. Ich werden den Beiden gleich morgen früh mal ein bisschen auf die Finger klopfen.“

      „Womit wir gleich bei dem wichtigsten Thema wären! Es lautet nämlich Walter Silverman“, enthüllte sie mit ernstem Blick, da sie eine schwerwiegende Anschuldigung vorzubringen hatte.

      „Silverman? Inwiefern? Sie wissen ja, ich mag den Kerl nicht.“

      „Ich schwärze normalerweise niemals einen Kollegen an, aber in diesem Fall springen bei mir alle Alarmglocken an, weil uns die Angelegenheit vielleicht eines Tages alle in den Abgrund reißen kann! Mir sind inzwischen genügend Gerüchte über Silvermans Unter-der-Hand-Geschäfte zu Ohren gekommen, um aus ihnen mit ausreichender Sicherheit auf entsprechende Aktivitäten zu schließen.“

      Tosh zog erstaunt die Augenbrauen hoch, spitzte die Lippen und fuhr sich nervös durch seine dünnen, grauschwarzen Haare. Dann bot er ihr neben sich den Platz auf einem der modernen Ledersofas an, die in dem breiten, mit Marmorfliesen ausgelegten Gang für Besucher bereit standen.

      „Welche konkreten Belege haben Sie dafür? Ich selbst hatte bei ihm schon oft ein ungutes Gefühl, aber mehr war es bisher nicht.“

      „Jeder hat seine Quellen, von denen man die wichtigsten meistens verschweigen muss. Über einen entscheidenden Vorfall während unseres letzten Aufenthaltes im Harriman Countryclub kann ich jedoch offen berichten:

      Ein gewisser Enrico Gonzalez, der bei LOGO im Controlling sitzt, kam aufgrund einer etwas seltsamen Wette mit der Bitte um ein Date zu mir, die ich ihm im Gegenzug für einen wichtigen Tipp erfüllt habe. Eigentlich ging es bei allem nur um einen Scherz, doch dann erfahre ich, Gonzalez’ Chef Oliver Hill hätte mehr als nur einmal fünfstellige Summen dafür bezahlt, um von Silverman wichtige Informationen über Abrahams Geschäftspläne zu erhalten. Dies war wohl auch letzten Montag der Fall. Ich nehme natürlich an, das wird nur die Spitze des Eisbergs sein. Allein dies wäre schon schlimm genug, aber wenn ich nun noch an Dembskis gehackte NSA-Dateien denke, wird mir schwindelig. Wie könnten wir uns jemals sicher sein, dass Silverman nicht auch Dembski – und damit womöglich auch uns – eines Tages verraten und verkaufen wird?“

      Lydia unterbrach sich, da eine Gruppe von Angestellten an ihnen vorbeikam, die auf dem Weg zu dem Festsaal war, in dem in wenigen Minuten der feierliche Akt zur Vertragsunterzeichnung beginnen sollte.

      „Ich muss Ihnen gestehen, dass Silverman für uns schon mehrmals Leute bestochen hat“, gab Tosh kurz darauf offen zu. „Genau das ist auch letzten Montag geschehen, als er diesem Clifford Dearing, dem Sicherheitsoffizier von LOGO, eine Information abgekauft hat. Wahrscheinlich haben wir uns die Geschäftstüchtigkeit dieses Menschen selbst herangezüchtet und müssen nun sehen, wie wir den bösen Geist wieder zurück in die Flasche bannen.“

      „Es klingt fast, als hätten Sie Verständnis für ihn. Ich hoffe, Sie werden ein solch verräterisches und geschäftsschädigendes Verhalten in keiner Weise tolerieren!“

      „Natürlich ist der Mann früher oder später zu entfernen, aber vorher müssen wir uns gut überlegen, wie wir dabei vorgehen wollen. Wenn wir ihn offen konfrontieren und in die Enge treiben, bringen wir ihn vielleicht dazu, einen noch viel schlimmeren Verrat zu betreiben.

      Das Beste wäre, ihn zunächst von allen entscheidenden Informationen abzuschneiden, ohne dass es für ihn zu auffällig wird. Sobald wir irgendetwas über Dembskis Dateien öffentlich bekannt gemacht haben, wird er dann aus irgendeinem vorgeschobenen Grund entlassen und mit einer Geldsumme für sein zukünftiges Schweigen abgefunden.“

      „Wie? Sie wollen ihm auch noch Geld hinterher werfen? Nun, wie auch immer, ich selber habe zumindest meine Pflicht getan und Sie informiert. Über das weitere Vorgehen entscheiden natürlich Sie.

      Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie die Bewachung des Labors veranlassen werden?“

      „Natürlich. Ich werde es Sawyer und Silverman befehlen. Es handelt sich ja nur noch um ein paar Tage bis nächsten Montag, dann ist der ganze Spuk vorbei. Ich hätte da noch eine etwas heikle Frage zu Ihrem Freund Enrico Gonzalez: Wäre es von Ihnen zu viel verlangt, die Beziehung zu ihm etwas zu vertiefen? Falls er zu einem zuverlässigen Informanten für uns wird, könnte das für Sie zu großzügigen Sonderprämien führen. Mr. Abrahams sucht noch irgendetwas, wodurch er LOGO in der Öffentlichkeit kompromittieren kann.“

      Obwohl Tosh die delikate Bitte betont vorsichtig und diplomatisch vorbrachte, musste sie zu einer leicht verschämten Antwort bei der schönen Lydia führen.

      „Vielleicht haben Sie schon davon gehört, dass ich Männern körperlich nicht zugeneigt bin. Es wird ja kaum genügen dem hübschen Bengel bloß etwas vorzuspielen, falls Sie mich verstehen…

      Nun, ich werde darüber nachdenken, wie weit ich zum Wohl der Firma gehen will.“

      -

      Wenig später war Lydia in der 99. Etage damit beschäftigt, zusammen mit Luke Sawyer, dem Leiter der Sicherheitsabteilung, den Eingangsbereich des großen Sitzungssaals zu überwachen.

      In derselben Zeit unterzeichnete Leo Abrahams in seinem Büro den Verkaufvertrag der Internetsparte, wobei auf seiner Seite Wesley Snyder, die Juristen Dr. Gillian und Mr. Parker, die Vorstandsmitglieder Mr. Fisher und Prof. Dr. Fuller sowie Tosh O’Brian anwesend waren, während Logo durch Eric Young, Amy Livingston, Oliver Hill, einem gewissen Carl Dubridge und zwei Vertreter von der Kanzlei White & Blumberg repräsentiert wurde.

      Lydia, die nicht hinnehmen konnte, dass ein Mann wie Silverman die Arbeit einer ganze Abteilung durch Verrat massiv durchkreuzte, fühlte sich von Tosh O’Brian nicht genügend verstanden und hatte deshalb Luke Sawyer in das Problem eingeweiht. Luke, der als ein harter, aber loyaler Typ galt, betrieb keine Geschäfte in Silvermans Art und war über die Enthüllung aufrichtig bestürzt. Sie verdarb ihm die Aussicht auf einen abwechslungsreichen Abend, an dem er sich wie ein geladener Gast unbeschwert unter die Menge mischen und sich über das üppige kalte Buffet hermachen konnte.

      Gerade als Lydia ein unrühmliches Psychogramm über Silverman zeichnete und meinte, „für mich ist er nichts als ein frustrierter, dicker Mann ohne Frau und Familie in einer permanenten Psychokrise, der ein halbes Leben unter der Fuchtel autoritärer Vorgesetzter gestanden hat und die Lösung aller Probleme in einer möglichst großen Summe Geld erkennt“, öffnete sich eine Seitentür, durch die der innere Zirkel um Abrahams und Young den Festraum betrat. Kurz bevor Luke zum anderen Ende des Saals hinüberging, um sich, wie es seiner Aufgabe entsprach, in der Nähe von Abrahams Sitzplatz zu positionieren, antwortete er mit bösem Zynismus:

      „Ist das denn irgendetwas Besonderes, Lydia? Was haben Menschen im Laufe der Geschichte nicht schon alles für Geld getan. Vielleicht werde ich mir den Verräter einfach selber vorknöpfen und ihm eine Falle stellen!“

      Lydia nahm die Drohung ihres Kollegen zufrieden auf und beobachtete, wie der große und schlanke Eric Young mit überheblichem Blick als erster in die Mitte des Saals stolzierte und sich vor den etwa 150 Anwesenden so präsentierte, als würde er der große Gewinner und absolute Mittelpunkt des Abends sein. Jedermann wusste, dass er eher wegen seines passenden Auftretens

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