Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana

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Der letzte Weg des Dr. Dembski - Benedict Dana

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werden Sie, werter Dr. Dembski, eines Tages noch die Vorurteile des Akademikers ablegen und erkennen, dass auch ein gewiefter Geschäftsmann geistige Prinzipien vertreten kann“, warf Abrahams grinsend ein. „Hat Ihnen eigentlich irgendjemand schon etwas über meine große Liebe zur traditionellen chinesischen Kultur erzählt?“

      „Mr. He erwähnte es, Sir.“

      „Nun, im Alter verändern sich die Wünsche und die Träume, das werden Sie bald selbst noch feststellen. Ich träume davon, eine große Pagode oder sogar einen Tempel nach altchinesischem Vorbild aufzubauen und im hohen Alter in eine blühende Berglandschaft mit Dörfern voller zufriedener Menschen zu sehen. Die Harmonie, die in der traditionellen chinesischen Kultur so wichtig ist, hat mir in meinem Leben oft gefehlt, weshalb ich meinen Traum noch nicht aufgegeben habe. Es wäre die Krönung nach der Zeit großer Geschäfte noch ein anderes, geistiges Leben zu beginnen, in dem vollkommen andere Werte zählen.“

      „Sie werden bald um ein paar Milliarden reicher sein – was könnte da der Realisierung Ihrer Träume noch entgegenstehen?“

      „Was nützt schon Geld, wenn sich die Harmonie nicht erkaufen lässt. Es ist eine hohe Kunst im Inneren echten Frieden herzustellen, der auch die gesamte äußere Realität durchdringt. Mir steht als erstes der große Schritt bevor, meine Geschäfte langsam loszulassen, was hoffentlich zu einer großen geistigen Befreiung führt.“

      „Sie wollen also ein letztes, großes Geschäft machen und sich dann sozusagen in eine andere Welt zurückziehen?“

      „Ja, so in etwa könnte man es sagen. Ich verrate Ihnen dies, Dr. Dembski, weil zwischen uns eine gewisse Gemeinsamkeit besteht. Sie sind nämlich jemand, der wie ich an einem bedeutenden Scheideweg steht.“

      Bevor David hierauf irgendetwas entgegnen konnte, hörten sie wie He, der nicht weit entfernt von ihnen vor der Haupteingangstür des „Blauen Salons“ Wache stand, einen Anruf bekam. Nach einem kurzen Telefonat informierte er sie:

      „Mr. Silverman sagt, man hätte Mr. Snyder ein neues Angebot vorgelegt. Die Verhandlungen können bald weitergehen!“

      „So schnell? Gut, ich werde gleich herunterkommen“, erwiderte Abrahams widerwillig und wandte sich dann noch ein letztes Mal David zu.

      „Sie sehen, das Karussell muss sich immer weiterdrehen und kann nicht einmal eine halbe Stunde stille stehen. Ich hätte mich gern eingehender mit Ihnen über die Sache unterhalten, aber wenigstens kann ich mir ja bald einen Laborbericht über Ihre Dateien ansehen. Mr. O’Brian wird noch etwas hier bleiben und Ihnen ins Gewissen reden. Ich glaube, wir werden uns noch einmal wieder sehen, dies wird sicher kein endgültiger Abschied sein. Passen Sie gut auf sich auf, Dr. Dembski, und hören Sie auf das, was Ihnen Mr. O’Brian raten wird, damit ich Sie unversehrt wieder sehe. Sie sind ein mutiger Mann, den ich nicht vergessen werde!“

      Nach diesem freundlichen Abschiedswort erhob er sich sofort und folgte Akuma He mit raschen Schritten zur Seitentür, um auf dem gleichen Weg hinauszugehen, wie er hineingekommen war. David schaute ihm nachdenklich hinterher und meinte dann zu O’Brian:

      „Ich hatte gehofft, er hätte etwas mehr Zeit für mich. Er scheint mir von einer großen inneren Unruhe erfüllt zu sein…“

      „Wenn Sie sich in Mr. Abrahams Lage hineinversetzen könnten, würden Sie verstehen, wie sehr Ihre Angelegenheit für ihn nur eine von vielen ist und nicht seine gesamte Aufmerksamkeit beanspruchen kann. Der Mann lebt auf einem höheren Level. Heute fädelt er einen Milliardendeal ein und morgen wird er uns vielleicht schon vor der Entstehung eines Überwachungsstaates retten…“

      Da O’Brian deutlich die Ironie anzuhören war, mit der er auf die scheinbar angeborene Überflieger-Attitüde im Charakter seines Freundes anspielte, entgegnete David grinsend:

      „Und was denken Sie, wird er übermorgen tun?“

      „Er wird wahrscheinlich irgendwo in einer chinesischen Gebirgsprovinz ein paar Hektar Land kaufen und dort eine Pagode samt einem kleinen Dorf rundherum aufbauen – genauso wie er es eben gesagt hat und nicht anders!“

      „Dann wünsche ich ihm, dass sein Traum in Erfüllung geht. Er sagte, Sie wollten mir etwas raten. Was meinte er?“

      „Zunächst möchte ich Ihnen ein paar Hilfsmittel übergeben, die Sie vielleicht eines Tages brauchen werden. Wer weiß, ob sich dazu noch einmal die Gelegenheit ergibt.“

      O’Brian zog den schwarzen Aktenkoffer, der vor seinen Füßen stand, auf seine Knie, öffnete ihn und nahm ein dickes Kuvert heraus. Danach legte er David nach und nach verschiedene Dinge vor, die er mit einer kurzen Erklärung versah.

      „Hier wäre eine Liste mit verschiedenen Emailadressen, die Sie abwechselnd verwenden können, wenn Sie mit mir kommunizieren wollen. Es wäre gut, sie auswendig zu lernen. Weiterhin ein Schlüssel zu einer leeren Wohnung, die sich in einer unserer New Yorker Objekte befindet. Die Adresse steht auf diesem Zettel hier, den Sie bitte bald vernichten werden. Scheuen Sie sich nicht diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen, falls Ihnen plötzlich in Washington das Wasser bis zum Halse steht.

      Dann noch eine Kreditkarte, die auf einen deutschen Namen läuft und der entsprechende Ausweis, der dazu gehört. Wahrscheinlich werden Sie beides nur wenige Mal verwenden können, bevor diese Identität auffällig wird. Ich hätte noch einige Adressen in London, Paris und Berlin, wo Sie im Notfall Hilfe von Leuten bekommen, die mit dem Konzern in Beziehung stehen. Sie sollten aber diesbezüglich sehr vorsichtig sein, da Sie niemandem hundertprozentig vertrauen können. Und nicht zuletzt ein wenig von dem bunt bedruckten Papier, das die Herzen fast aller Menschen höher schlagen lässt: Zwei hübsche Bündel Euro- und Dollar-Geldnoten.“

      Als O’Brian ihm daraufhin die Sachen über den Tisch zuschob, war David nicht in der Lage positiv darauf zu reagieren. Wie er dies alles plötzlich vor sich sah, erinnerte es ihn schmerzlich daran, vielleicht schon bald das Leben eines Flüchtlings führen zu müssen. Er steckte alles in das Kuvert und ließ es in seiner Sakkotasche verschwinden. O’Brian verschonte ihn nicht damit, die unangehme Botschaft, die mit diesen Hilfsmitteln verbunden war, in einige deutliche, warnende Worte zu kleiden:

      „Ich muss meinen Rat eigentlich kaum noch offen aussprechen, auch wenn Mr. Abrahams es vielleicht anders sieht:

      Verlassen Sie die USA, solange noch Gelegenheit dazu besteht und halten Sie nicht sentimental an Ihrer Heimat fest, weil diese Schwäche Sie früher oder später in ein trauriges Leben zwischen einer kargen Zelle und einem öden Verhörraum führt…“

      -

      Zur selben Zeit, als Tosh O’Brian diesen Rat aussprach, war bereits eine Ereigniskette in Gang getreten, die für David die Wahrscheinlichkeit, genau einen solchen Verhörraum von innen zu sehen, immer schneller ansteigen ließ.

      Während er zusammen mit Lydia Abramovitch bei einem Drink in der Bar des Harriman Countryclubs saß und auf die Rückfahrt nach New York wartete, wurde in kaum 280 Meilen Entfernung durch Peter Dalberg, der dem Führungsstab der CIA angehörte, eine Sondereinsatzgruppe einberufen, die in einem Besprechungsraum in der zweiten Etage des Hauptquartiers in Langley zusammenkam.

      Die Eile, mit der Dalberg vorging, hatte weniger mit Dienstbeflissenheit als mit Menschenfreundlichkeit zu tun, denn er wollte in dieser Angelegenheit die Entscheidungen nicht Anderen überlassen, die weniger Verständnis für David Dembskis mögliches Vergehen aufgebracht hätten. Er besaß genügend Einfluss, um die Methoden der weiteren Untersuchungen zu bestimmen und hatte in seiner

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